Stars – Gravitationskonstanten

Text: | Ressort: Musik, Thema | 22. September 2005

Sterne fallen nicht. Es sind nur Steine die vom Himmel stürzen, und sie wedeln mit einem feurigen Schweif, der durch den Äther blinkt. Nur das Moment des Falls gibt ihnen die Kraft für ihr kurzes, falsches Leuchten. Dann schlagen sie auf. Sterne sind ewiger als der Augenblick kruder Romantik, in dem das Flackern fallender Steine sich so problemlos übersetzen lässt: Sieh dort.  Etwas wünschen darfst du dir. Und in der Annahme, dass dieser Herzenswunsch ein vorsichtiger Griff an die Titten ist, gar ein schneller Kuss auf die für diesen winzigen Augenblick ungeschützte Wange, initiiert man den Anfang eines langen leidvollen Endens, stößt man sie an, die sich in perpetuum immer tiefer in die Seele schneidende Zyklen der Qual. Der Moment wandelt sich in eine Ewigkeit, und man mag es dennoch kaum glauben, dass die Kräfte, die einem die Schultern bis unter den Acker drücken und die Sterne seit Äonen am Firmament schweben lassen, im Grunde nur eine, die eine gleiche sind.

I feel something is pulling me down

Forcing me between myself and the ground

Of all the nightmares that ever came true

I think that gravity is you*

Die Welt aber ist ganz sicher nicht paradox gebaut, nur so, dass wir sie nicht verstehen. Lediglich dass das selbst Menschen so geht, die sich in ihrem Werk als something very close to genius ausweisen, und sie all ihre Kunst nun aufbringen, um Lieder über herzzerreißendes Scheitern zu schreiben, macht das alles erträglich. Es sind Bands wie diese bezaubernd melancholisch debütierenden Stars, die uns so barmherzig ungeniert ihre eigenen klaffenden Wunden an die Lippen setzen. Es ist das Verstehen in Songs wie „The First Five Times“ und „One More Night“, das vitalisierend durch die Venen brennt, bevor die dunkle Prophezeiung sich erfüllt, für die wir viel zu feige sind, einzig feige, denn verzweifelt sind wir immer, seit dem ersten Geschmack von im Eifer wundgebissenen Lippen: When you’ve got nothing left to burn, you’ll have to set yourself on fire.


Im Sommer 2005 kündigten City Slang nach einem Jahr quasi Funkstille ihre Rückkehr an.  In Persona Non Grata # 66 erschien ein umfangreiches Labelsspecial und eine CD-Beilage des Labels ließ Geschichte und Zukunft von City Slang wunderbar nachvollziehen.  Der Opener dieser „No Hits“-Compilation kam von den Montrealer Stars.  Und ein sicherer Steigbügel für den fulminanten Wiedereinstand  des Labels als deren grandioses Debüt  „Set Yourself on Fire“  war kaum vorstellbar – ein aus aufrichtigen Herzen gebluteter Brennstoff für den gewaltigen Aufstieg unter die himmelhohen Klassiker in den Labelannalen.

Ein paar letzte Exemplare der Persona Non Grata #66 können im Shop noch bestellt werden.

* Zitat Type O Negative, nicht Stars

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