Chase The Dragon – Replacing Space

Text: | Ressort: Musik | 19. August 2008

Geschirrspülen eignet sich für mich hervorragend, um ein Album zum ersten Mal zu hören. Ich habe dann genau so viel zu tun, dass ich mich nicht womöglich unterfordert fühle, wenn ich mich auf unbekannte, eventuell langweilige Musik einlasse und zu sehr abschweife, nach Übersprungshandlungen suche und so versehentlich vergesse, den Melodien zu folgen.
Und während ich gedankenlos aufgeweichte Nudeln abschüttele, die sich um meine Finger kringeln, Angebranntes von Pfannenböden löse und mit der Bürste kreisförmige Bewegungen auf tiefen Tellern vollführe, bin ich in der Zeitlosigkeit gelandet: Chase the Dragon. Wider die Erwartungen, welche das hübsche, verspielte Artwork des Covers schuf, keinem aktuellen Trend unterworfen, kein Elektro-Indiegeblubber, das der heransozialisierte Durchschnittshörer von Musik jenseits der Charts ganz schnell gut, oder doch wenigstens annehmbar finden kann und nicht einmal merkt, dass er sich dabei längst zu Tode langweilen müsste.
Ich war nicht vorbereitet: Zwei Jungs aus Magdeburg, Klavier, ein klein wenig Synthesizer, Akustikgitarre und Gesang. Mit gefühlvoller Tiefe. Raum nehmen die Stücke ein, lassen mich ganz leise werden und klein vor glücklicher Ehrfurcht. Längst lufttrocknet das Geschirr: Bloß nicht mehr abgelenkt sein! Wie Wellen schwappen Musik und Gesang um mich herum, wechseln stetig Geschwindigkeit und Ausdruck, es gibt keine vorhersehbaren Melodien. Ganz schwindelig ist mir und da ist dieses Kribbeln in der Bauchgegend. Das setzt nur sehr selten ein – wenn ich ganz glücklich bin oder verliebt oder ich irgendetwas Schönes nicht so ganz begreifen, nur erfühlen kann.
Deckt mich zu, wenn es ganz dunkel wird und seid bei mir, wenn sich alles erhellt und wir gemeinsam rumlungern im elegischen Pophimmel. Replacing Space!

offizielle Webseite (wo auch die EP bestellt werden kann!)
Chase The Dragon auf MySpace

-->

Die Kommentarfunktion ist abgeschaltet.