Earthbend – Harmonia

Text: | Ressort: Musik | 22. August 2008

Earthbend kann man nicht einfach mehr umgehen! Himmelhoch gelayerter Sound ohne tatsächlich schwer, gar erdrückend zu wirken. „Harmonia“, gleichzeitig Titelstück und der Opener des aktuellen, des zweiten Albums von Earthbend, kleistert Schönheit so plakativ und ungeniert, dass die ursprüngliche Verortung nun wahrlich nicht mehr genügen will.
Genres, die vormals noch gültig, Referenzen, die sicher zuweisbar schienen – die von Blues und Soul heftig durchspukte Rock’n’Roll-Garage – zaubert dieses Album in seinem unverschämten Glanze beinahe obsolet. Lediglich der Vocoder beißt noch Zacken, Zäcklein, in diese wie Easy-Listening-Flokati aufgeplusterte Nummer – und erinnert damit doch gerade an französische Fahrstuhlmusik.

Ob man sich nun „Cherry Blossom Girl“ oder „Dragon Lady“ widmet, ist nur noch Detail, in einem Spiel, das sich nicht mehr um Genres aufzieht, nicht länger Grenzen anerkennt und sich auferlegt, sondern gar davon getrieben scheint, die Vergleiche mit dem schon wunderbaren Debüt Young Man Afraid in einer absolut hemmungslosen Koketterie mit einer Größe, die man vormals vielleicht zu unverschämt gedeutet hätte, aus dem Weg zu gehen. Jesus Christ Pose mit Prahlpelz. Earthbend, man darf das nicht auf die Besetzung reduzieren, die fest geblieben ist, oder darauf, dass auch „Harmonia“ genau wie das Debüt von Kurt Ebelhäuser produziert wurde, ist auf diesem just veröffentlichten Album mit Vehemenz nicht mehr die Band, die sie noch vor anderthalb Jahren war – diese Großspurigkeit, mit der sie es nun anlegen, auf eine Harmonisierung der Konflikte und Befindlichkeiten, der Grenzen und der Maße, von denen junge, ängstliche Männer geritten werden und über die sie sich gleichwohl definieren, macht Earthbend kaum noch greifbar. „Harmonia“ wohlmeinend eines der wichtigsten Rockalben dieses Jahres zu nennen, wäre in diesem Kontext reichlich paradox. Für Earthbend muss man sich schon was Neues einfallen lassen.

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6 Kommentare »

  1. neil-young-„trans“ & v.u.“sister ray“-gedächtnis-award für harmonia, eine sonderbare vocoderundorgelinduzierte assoziaton.
    – höchst interessantes stück, allerdings!

  2. komische Entwicklung in Richtung Bombastrock haben die genommen. damit liegen sie voll im Retrotrend. kann ich aber nichts abgewinnen. 70s Rock must die.

  3. 70s rock is alive!..

  4. 70s rock hin oder her.die songs sind wirklich große klasse auf harmonia!

  5. […] public links >> referenzen Earthbend – Harmonia First saved by makingafilm | 3 days ago Referenzen: Bücher, Lieder, Videos, etc. die während […]

  6. klingt groß, was der kollege jensor da am freitag im radio auffährt. hörprobe gibts hier: http://www.persona-non-grata.de/2008/08/27/png-on-air/