John Dear Mowing Club – John Dear Mowing Club

Text: | Ressort: Musik | 26. September 2008

Das Songwriting und die Stimme Melle de Boers dirigieren seinen John Dear Mowing Club durch dessen zweites Album mit einer jede Redundanz brillant entschärfenden Ironie – die muss man sich wohl aneignen, als rasenmähender Hillbilly aus den Dutch Mountains, als Wiedergänger, der seine wunderbaren Songs durch die Fußstapfen Dylan, Tweedy & Young tragen muss, und das eben nicht anstellen kann, ohne dass da viele bereits abgebrochenen Äste unter seine Sohlen verräterisch knirschen. In diese Doppelbödigkeit sind Missverständnisse natürlich einprogrammiert, wie beim Opener „Marylin Postcard“, dessen Refrain ich zunächst dahingehend falsch verstanden hatte, die Dame, um die es in den Lyriks geht, würde ihre Muttermale (moles) wie Schmuckstücke an sich tragen, und nicht ihre Wunden (wounds). Nicht, dass diese Worte auch nur annähernd homophon klängen – vielmehr lässt sich der Sänger einen southern drawl stehen, der für sich schon wie knödelige Parodie wirkt. Man entkommt der Klischeefalle natürlich nicht zwangsläufig, nur wenn man selbstsicher durch das Dickicht des Genres latscht und dabei Hinz und Kunz wissen lässt, man wisse schon, dass hier Fallstricke aufgespannt sind. Melle de Boer betont seine Abgeklärtheit slash ironische Distanz zu den Dingen, die er verehrt, sicher etwas zu nachdrücklich, beispielhaft hier der Song „Cowboy Girl“. Aber er karikiert damit lediglich die Inszenierung des Allwissens, die man ihm zudem unterstellen müsste, nicht jedoch seine Anteilnahme am Genre und die Aufrichtigkeit seiner eigenen Beiträge – die auch ungeacht des unmöglichen Unterfangens, sie ohne Kontext und Geschichte zu hören, als großartige, beispielhaft unterhaltende Songs bestehen.
(Hazelwood Vinyl Plastics)

Offizielle Webseite
John Dear Mowing Club bei MySpace

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