Dirty Pretty Things – Romance At Short Notice

Text: | Ressort: Musik | 14. November 2008

Ach, was musste man nicht alles an Klagen übers neue Album des ex- oder immer-noch-Blutsbruders von Peter Doherty (von dem ich, vor allem was das Blut angeht, kein Bruder sein möchte!), dem ehemaligen Libertine Carl Barat, lesen. Die Mehrzahl derer, die solches schrieben, haben das erste Album der DPT entweder nie richtig gehört oder kennen es nur vom Hörensagen. Alternativ dazu wurden sie verdonnert hierüber etwas zu verfassen (früher durften Praktikanten ausschließlich nur Kaffee kochen!) und waren einfach nur hoffnungslos überfordert mit dem, was ihnen angetragen wurde. Nämlich eine Kritik über „Romance At Short Notice“ zu schreiben.Also: Ich habe die Libertines nie gemocht. Ich hatte einst das seltsame Vergnügen, sie die handgestoppte Zeitdauer ihres ersten Albums lang live ertragen zu müssen. Und das hat mir gelangt. Der überbewerteste Scheiß seit dem Gequieke von Guns’n’Roses! Wenn sie mich fragen. Dann hat Pete bei Carl eingebrochen, ihm Sachen geklaut und anschließend verhökert. Wahrscheinlich war Carl sogar körperlich anwesend, lag aber seit drei Tagen im Suffkoma in der Badewanne. Danach ging dieser medial befeuerte Jahrhunderthype auseinander, und ich denke, das Dreiviertel der Leute, die die Libertines mittlerweile für eine Legende halten dies nur tun, weil es ihnen immer und immer wieder eingeredet wurde. Diese meinungsfreien Leute schreiben also jetzt im Print- oder Onlinebereich Plattenkritiken. Na, Gute Nacht! Zum Album: Das ist, wie nach dem Erstling nicht anders zu erwarten, langweilig, vorhersehbar und in seiner Herangehensweise extrem konservativ und rückwärtsgewandt. Fault Lines könnte so gespielt auch von den nicht weniger langweiligen Kooks stammen, Tired Of England zitiert am Anfang die Trompete aus Bang Bang You’re Dead vom Vorgängeralbum. Manche der Songs sind zwar ganz forsch, andere aber nur blutleerer Pop, und ab und an gibt’s auch ein melancholisches Stück. Alles so erregend wie eine hochdosierte Schlaftablette.Aber: Wer sagt denn, dass man von den Dirty Pretty Things ähnliche Innovationen wie Primal Scream zu seligen Echo Dek- oder XTRMNTR-Zeiten erwartet? War ein Album wie eben jenes hier nicht zu erwarten? Etwas Solides in Zeiten des steten Wechsels? Britrockende Verlässlichkeit? Gerumpel und Geschrammel als Fixpunkte in einer chaotischen Popwelt? Ist doch prima! Herzlichen Glückwunsch! Unter diesem Gesichtspunkt gesehen ist das Album ein Meisterwerk. Eines der Belanglosigkeit in ebensolcher Zeit. Und das nicht nur für Noel-Gallagher-Gedächtnisfrisur-Träger! (Mercury Records)

Offizielle Webseite
Dirty Pretty Things bei MySpace

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