Motörhead – Motörizer
Text: Sven | Ressort: Musik | 14. November 2008Wie andere täglich auf Arbeit gehen, um ihr Geld zu verdienen, veröffentlichen Motörhead Jahr für Jahr Platten und gehen anschließend auf Tour. Weil es eben ihr Job ist und weil sie offensichtlich nicht wissen, was sie zuhause tun sollen. Dann stehen sie wieder Abend für Abend auf der Bühne und spielen das immer gleiche Zeug (ergänzt um neue Stücke, die der Konzertbesucher nicht hören will), machen die immergleichen Ansagen und Gags und lächeln erfreut, wenn die Meute da unten, welche bei näherer Betrachtung aussieht wie das Jahrestreffen der Geisterbahnmitarbeiter der Region, bei gern gehörten Oldies wie Ace Of Spades, Bomber oder Iron Fist ausflippt. Lemmy Stimme wird von Jahr zu Jahr heiserer, die kahle Stelle am Hinterkopf größer und größer, Bart und Haare dafür immer schwärzer. Was für ein Elend!
Und doch: Es gibt keine Band auf diesem geisteskranken, von Lügen und gekünstelter Authentizität vergifteten Planeten, die ein vergleichbare Durchschlagskraft besitzt und dabei soviel Aufrichtigkeit ausstrahlt wie Motörhead es tun. Keine Punkband ist mehr Punk als Motörhead. Keine Metalband ist mehr Metal als Motörhead. Und vor allem ist niemand, wirklich niemand, so wie Lemmy! Lest euch seine Interviews durch, ihr werdet nie etwas Unterhaltsameres finden! Der Mann hat mit seinen 62 Lebensjahren nicht nur Lebenserfahrung, sondern besitzt neben Witz, Selbstironie und der Fähigkeit zu Reflektieren auch das, was vielen nicht nur seiner Gattung abgeht: Intelligenz!
Was nun die neue Platte betrifft: Es gilt auch hier wieder der Satz: Kennst du eine, kennst du alle! Das Beste daran ist der Albumtitel. Lemmy sollte besser weiter Bücher schreiben. Seine Biographie White Line Fever ist nämlich das Großartigste, was er seit Jahren gemacht hat, das Album Inferno mal ausgenommen! (Steamhammer/SPV)