Shine a Light von Martin Scorsese

Text: | Ressort: Film | 5. Mai 2009

Seit Jahren befindet sich die Popmusik in einer Art Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Übriggebliebenes aus einem halben Jahrhundert Musikgeschichte wird, herausgelöst aus ihrem historischen Kontext, zu neuen Stilen gemischt. Befreit von den intellektuellen Altlasten neutralisiert sich so die einstige Bedeutung und es bleibt die reine Form.

Auch die Rolling Stones reproduzieren sich seit „Sticky Fingers“ (1971) in vielen ihrer Songs. Allerdings mit der Intension sich als Marke inklusive eignem Logo (Zunge) zu etablieren. Aus der Rebellion wurde ein gefälliges Revueprogramm. Und so ist es auch wenig verwunderlich, dass Martin Scorseses die Rolling Stones in „Shine a Light“ zeigt, bei dem was sie am besten können – einer Show.

Der Film, dass muss man ihm lassen, ist ein wirklich gut gemachter und mit enormen technischen Aufwand umgesetzter Konzertmitschnitt. Insgesamt kommen 14 Kameras zum Einsatz, alle besetzt mit hervorragenden, zum Teil Oscar-prämierten Kameramännern. Auch die Montage der Bilder ist virtuos. Das eröffnet Perspektiven, die einem normalen Konzertbesucher verwehrt bleiben.

Eine tiefere Informationsebene, abgesehen von ein paar kurzen historischen Statements, findet jedoch nicht statt. Nach dem Dokumentarfilm „Gimme Shelter“, über die traurigen Ereignisse von Altamont 1969 und Jean-Luc Godards subversiven Experimentalfilm „Eins plus Eins“ über die Entstehung der legendären Hymne „Sympathy for the Devil“ ergänzt Scorsese mit „Shine a Light“ lediglich die Liste der Stones-Filme ohne sie nachhaltig zu prägen.

Allenfalls die Anfangssequenzen, über den schwierigen Entstehungsprozess des Films, in denen sich Martin Scorsese als selbstgefälligen Stones-Fan inszeniert, kann als Ironie verstanden werden.
Das die Aufnahmen in einem altehrwürdigen Theater, dem New Yorker Beacon Theater, gemacht wurden, gibt der Darbietung eine angemessene Kulisse, überrascht aber nicht. Auch die unvermeidlichen Gastauftritte von Künstlern wie Christina Aguilera und Jack White als Offerte an eine jüngere Generation waren zu erwarten.

„Shine a Light“ ist ein Film für hartgesottene Rolling Stones Fans, die ihr Idol nicht hinterfragen wollen, eben gute Konsumenten sind. Und so bleibt nur den genialen Freddie Mercury mit ein wenig Zynismus zu zitieren: „The Show Must Go On“!

Regie: Martin Scorsese
USA, 2007

„Shine a Light“ ist bei Kinowelt auf DVD erschienen.

-->

Die Kommentarfunktion ist abgeschaltet.