Alamaailman Vasarat – Huuro Kolkko
Text: Herr Lose | Ressort: Musik | 16. September 2009
Man stellt sich eine Armada Comicfiguren vor, mit dicken Hosenbeinen, die in psychedelisch waberndem Drumherum durch die Pampa stampfen. Die Bläsersektion pumpt den Marschtakt dazu, eine Orgel umzwirbelt die Gehörgänge. Ob der Animationsfilm, den die Finnen kürzlich vertonten so aussieht, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall der, der in meinem Kopf flimmert, während die Mischung aus Punk und Pump auf mich einhämmert. Ohne Rücksicht auf Trends und Stilgrenzen pflegen Alamaailman Vasarat (Hammer der Unterwelt) – den Namen muss man sich mal auf den Synapsen zergehen lassen – feinsten finnischen Humppa, hier und da lässt die eingesetzte Klarinette an Klezmer denken, anderswo dringt der Rock durch. Ihr Kind ist aber wesentlich schwergewichtiger, nicht zuletzt durch das Fundament (mindestens) einer dröhnenden Tubax, einem Kontrabass-Saxophon deutscher Herkunft. Die sorgt für reichlich Rummel in der Magengrube. Das Dargereichte ist auch deshalb nicht immer ohne Anstrengung zu goutieren, aber diese auf jeden Fall immer wert. Insgesamt bedienen sich acht bärtige Köpfe des skurrilen Instrumentariums, für das sich teilweise nicht mal ein Name finden lässt. Ihr fünftes Album basiert – laut den bärtigen Brüdern – auf dem Reisetagebuch des finnischen Entdeckers Huuro Kolkko, aber wie das so ist bei instrumentaler Musik – da kann man uns viel erzählen in langen finnischen Nächten. Ich schau mir derweil in meinem Kopf die Reisegeschichten als Comics an. (Laskeuma/Nordic Notes)