Talibam! – Boogie In The Breeze Blocks

Text: | Ressort: Musik | 16. September 2009

Machen wir uns doch einmal nichts vor. Wie oft schon legten wir uns die Alben von Captain Beefheart oder dem Sun Ra Arkestra auf den Teller und schafften es dann eben doch nicht bis zur allerletzten Rille. Ich glaube auch heute noch, dass man sich nicht dafür schämen muss, wenn man sich schon wieder dabei ertappt, beim kurzen Festhalten einer hie und da angedeuteten Harmonie, über das zu früh wieder in die Improv-Wilderness hinausgefurcht gewordene Empfinden enttäuscht, den chronischen Nichtversteher-Orden am Hals zu fühlen. Aber wie dieser eben eingetippte Satz ist eben das, wovon ich hier rede der wirklich gute Jazz, meine Lieben. Keiner hat behauptet, dass das alles leicht wäre. Inspirierte und inspirierende Musik will desöfteren auch erarbeitet oder gar erobert sein. Einmal eingedrungen liften dich nämlich Don Caballero, Fantomas oder Borbetomagus durchaus auch tiefschürfend up. Ihr merkt schon, ich schreibe hier absichtlich voll Jazz. An eben diesem Grenzfluss sehen sich auch Matthew Mottel und Kevin Shea inkl. einer Schar erlesener Gäste aka Talibam! (New York Post-Vehikel zu Zeiten der „9/11-Vergeltung“) verortet. Und natürlich hagelt es an solchen Uferpromenaden vor Verweisen zwischen Rock-Historie, Kraut und Contemporary Jazz-Meriten. Immer wirkt hierbei intelligent gewichtete Gimmick-Huberei als wohliger Kitt für all diese Partikel. Man muss Talibam! höchstwahrscheinlich innerhalb ihrer Live-Präsentation des Zusammengewirkten erlebt haben, um den finalen Magnetismus in Mark und Bein gehämmert zu bekommen. Wir reden hier aber mitnichten von etwaigen GWAR-Mechanismen, denn die mittlerweile 15. Talibam!-Platte pulsiert auch in der Heimanlage überaus vorteilhaft. Und wer immer noch meint, dass die Battles das Außerirdischste darstellen, was Avantgardepophausen derzeit in die Waagschale zu werfen hat, der höre sofort Talibam! Da hat der Arsch aber Kirmes! Und dass es ESP Records wieder gibt, ist sowieso eine Extra-Feier wert.

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