Echt harte Sachen – Teil 1

Text: | Ressort: Musik | 17. Dezember 2009

Das hartwurst- und metallverarbeitende Musikgewerbe steht bei mir hoch im Kurs – erst recht, wenn man schon mal sacht beginnt, das Jahr 2009 Revue passieren zu lassen und dabei auf die ein oder andere geradezu unverzichtbare Veröffentlichung stößt. Und darauf hinzuweisen ist zweifellos ernste, ernsthafte und ernst zu nehmende Musik-Fan-Pflicht.

Nun denn, rein in jenes Vergnügen, das mir WOLVES IN THE THRONE ROOM mit der nunmehr dritten Platte „Black Cascade“ (Southern Lord) beschert haben und nach wie vor beschert. Eine Veröffentlichung, die nicht nur in jeden anständigen Black oder auch einfach nur Metal-Haushalt gehört. DIESE Raserei sollte man eigentlich grundsätzlich nicht verpassen. Mein Tipp: Laut genießen. Sehr laut. Am besten unter Kopfhörern (wobei ich nicht an den üblichen Kram, sondern an so etwas wie ausgesprochen soundstabile und verzerrungsresistente DJ-Kopfhörer denke – so rummst es richtig im Oberstübchen). Da erschließt sich einiges! Ich will nicht mal reden von dem Link zu klassischen norwegischen Black Metal. Oder von den Verweisen hin zu Shoegazing oder Ambient, auch nicht von dem Öko-Zurück-zur-Natur-Background der Band – dies wurde schon an anderer Stelle reichlich getan und dies vollkommen zu Recht. Ich meine die einzigartige Atmosphäre zwischen rasender Wut, abgrundtiefer Verzweiflung und ergreifender Schönheit, die sich da auf gewinnbringendste Art und Weise aufbaut. Die mich mitnimmt, mitreißt, einnimmt, aufwühlt, einfach nicht mehr zur Ruhe kommen lässt – so lange, bis „Black Cascade“ am Ende ist und der Finger beinahe automatisch Richtung Repeat-Taste wandert. Ja, das will ich gerne noch einmal hören und noch einmal. Und noch einmal. DIESER Punkt ist in der Wirkung für eine Black Metal-Platte wahrlich ungewöhnlich, zumindest wenn man wie meine Person nun nicht gerade ein beinharter Genrehörer ist, sondern lieber munter zwischen einer Vielzahl an Styles wechselt. Noch etwas: Gegenläufig zur mächtig rauen, intensiven, brutalen Spielart mit vollkommener Abwesenheit irgendwelcher Sperenzchen, die auf der Platte dargebracht wird (durchaus ein anderer Ansatz als beim Vorgänger „Two Hunters“) funktioniert die wirklich exzellente, klare, differenzierte, druckvolle Produktion, die nun auch nicht gerade genretypisch ist. Doch sie ist von entscheidender Bedeutung – nur so kommt eben diese oben erwähnte packende Atmosphäre voll zur Entfaltung. Wie schon gesagt: Dies einfach mal unter soundstabilen Kopfhörern testen. Macht richtig Spaß. Echt. Vor allem, weil Wolves In The Throne Room sofort zur Sache kommen. Richtig, die Daddel-Dichte geht gegen Null. Gut so. Kurzes Wasserrauschen und dann rein ins Getümmel – mal abgesehen von einigen wohldosierten Entspannungsphasen drücken Wolves In The Throne Room permament auf die Tube und lassen freundlicherweise all jene Elemente außen vor, die von Black Metallern gemeinhin als Ausdruck von Innovation missdeutet werden, dabei aber in aller Regel kaum etwas anderes sind als eher peinliche Ausflüge in Dark Ambient-Gefilde (bei denen mein Finger – wen wundert’s – immer in Windeseile in Richtung Skip-Taste wandert). Schön, mal zu hören, wie da jemand regelrecht unprätentiös und ohne erwähntes „Innovationspressing“ aufzeigt, in welche Gefilde sich Metal im Allgemeinen und Black Metal im Besonderen transformieren lassen. Und wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dem sei noch einmal gesagt: Die stauchen Zeit. Keines der vier Stücke unterschreitet die Zehn-Minuten-Grenze; in keinem erscheint mir auch nur eine einzige Sekunde überflüssig oder aufgesetzt; stets fingere ich wie schon erwähnt der Skip-Taste herum, weil ich dieses oder jenes Stück unbedingt noch einmal hören möchte. Hiermit erkläre ich „Black Cascade“ unbedingt als eine meiner Top-10-Platten des ausklingenden Jahres. Basta.

Von den Rasenden zu den Rasanten: COALESCE haben sich zurückgemeldet. Und mit „Ox“ (Relapse) das ureigene Bandprinzip der höchstmöglichen Durchdeklinierung von Musik (von harter, verdammt harter Musik natürlich) noch einmal ordentlich erweitert – was durchaus erstaunlich ist angesichts einer Offenbarung wie „0:12 Revolution In Just Listening“ , die nach wie vor einen ehrenvollen Platz in meiner Plattensammlung einnimmt. „Ox“ – dies finde ich mal wirklich interessant – schließt genau genommen wohl eher lose an diesen Vorgänger an (was mit Sicherheit auch etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass zwischen den beiden Veröffentlichungen schlanke zehn Jahre liegen. Und ach ja – Dinge wie den Led Zeppelin-Tribute „There Is Nothing New Under The Sun“ oder den Re-Release von „Give Them Rope“ lassen wir natürlich mal außen vor). Da ging es aus meiner Sicht um das grundlegende Thema „Die ganz hohe Kunstfertigkeit des Verschleppens“; demgegenüber fühlt sich „Ox“ doch um einiges vielschichtiger an. Dies beginnt bei dem vor drängender Energie geradezu berstenden Opener „The Plot Againt My Love“, setzt sich fort bei sachten Bluegrass- und Slide-Guitar-Avancen und lässt auch aufhellende Schattierungen wie jener schon regelrecht schmeichelnde Part mitten in „Dead Is Dead“ zu. Garniert wird dies alles mit einem musikalischen Verständnis, das sich zum sattsam bekannten Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-und-so-weiter-und-so-fort-Prinzip verhält wie – hmm, sagen wir mal – Integralrechnung zum kleinen Einmaleins. Hat zwar beides grundlegend was miteinander zu tun, aber die Unterschiede werden auf den ersten Blick (beim Rechnen) bzw. auf den ersten Hör (bei der Musik – äh, gibt es eigentlich ein Ohren-Synonym für „auf den ersten Blick“? Hinweise nehme ich gerne entgegen) absolut deutlich. Nun ist es ja aber auch immer so ein Ding mit der Komplexität: Wer einfach nur Breaks aus Selbstzweck und –sucht aneinander reiht, ist aus meiner Sicht nichts weiter als ein übler Mugger, der mich einen Scheißdreck mit seiner Virtousität interessiert. Entsprechende Beispiele gibt’s ja auch in der Hartwurst-Fraktion leider zur Genüge. Coalesce sind dazu der vortreffliche Gegenentwurf – die bringen die ganze Geschichte zwischen aller Gegenläufigkeit und –sätzlichkeit sogar noch richtig zum Grooven. Derart zum Grooven, dass ich mir irgendwann einmal überhaupt keine Gedanken mehr über, ähem, Songs machte, sondern „Ox“ ganz einfach als 37 Minuten Ganzheitlichkeit aufsaugte. Als 37 Minuten, die zum einen mit einem für dieses musikalische Segment erstaunlichen Maß an Zugänglichkeit aufwartet, andererseits aber auch ganz schön viel Spielraum zum Entdecken, Ausloten, Herausfinden lässt. Und zwar so viel Spielraum, dass ich mir heute noch vor dem x-ten Durchlauf immer noch die Hände in Vorfreude darob reibe, was da wohl diesmal zum Vorschein kommen wird.

Von den Rasanten zu den Ruhenden. Den in sich Ruhenden. Den Langsamen. Den Langsamen mit ganz vielen A-s sowohl vorne als auch hinten. Olly Pearson, Dominic Finbow und Chris Chantler aka MOSS sind Slo-Mo-Doomer der abgebrühtesten Sorte, wie die, ähem, EP „Tombs Of The Blind Drugged“ (Rise Above) zeigt. Ähem, weil diese, ähem, EP sich dann doch auf schlanke 40 Minuten Spielzeit ausweitet. 40 Minuten, auf die man sich wirklich einlassen muss: Moss sind nämlich genau die, die einem weitgehend unbedarften Zuhörer so richtig auf die Nerven fallen können. Die eben im Gegensatz zu Sunn O))) niemals ins Feuilleton kommen werden, weil sie schlicht inkompatibel zu selbigen sind. Die sind nicht avantgardistisch-kokett, sondern schmerzhaft konsequent – was in diesem konkreten Falle denn eben auch bedeutet, die Gegebenheiten von Doom in Sachen Verschleppung, Verlangsamung, Verdüsterung, Vertiefung, Vereinfachung, Verbösung, Vermonsterisierung usw. usf. bis zum allerallerallerletzten Fitzelchen auszureizen. Moss sind unschlagbar primitiv und dies sehr bewußt; Fiesheit gewissermaßen als durchgängiges musikalisches Konzept. Eine vortreffliche Darstellung dessen, was diese ungebremste Fiesheit und Konsequenz so alles anrichten kann, hat Rebecca Enzinger in ihrer exzellenten und uneingeschränkt empfehlenswerten Tinitus-Rezension festgehalten (guckst du hier http://www.tinnitus-mag.de/show_review.php?id=3301) – besser kann man die Wirkung von Moss einfach mal nicht festhalten; da ist es mir auch vollkommen schnuppe, ob dies zähneklappernd erlebt oder munter lachend ersonnen wurde. Eines muss ich aber noch festhalten: In Sachen Radikalität haben Moss im Vergleich der bis dato angesprochenen Veröffentlichungen ganz klar und eindeutig die Nase aber so etwas von vorne, das geht gar nicht. In der Atmosphäre und der wilden Rasanz gepaart mit einem sicheren Händchen für die Wirkung von melodiösen Nuancen offenbart „Black Cascade“ beinahe schon so etwas wie Pop-Appeal, das auch bei vollkommen stylefernen Leuten nachhaltig zünden kann (alles schon ausprobiert und zwar an einem Publikum, das nun wirklich absolut vollkommen und total nicht nur Black Metal-, sondern generell Metal-fern ist). Coalesce hingegen können mit ihrer musikalischen Attitude punkten, die durchaus einem studierten Musikwissenschaftler ein gewisses seliges Lächeln ins Gesicht zaubern kann und kommen damit Komplexitäts-Fanatikern aller Bauart eigentlich recht gut in die Tasche. „Tombs Of The Blind Drugged“ hingegen hat – ich erwähnte es schon – hochgradiges Nervpotential: Diese ewig ausgewalzten Riffs, dieses breitgemanschte Discharge-Cover „Maimed And Slaughtered“, dieses echt üble Gekreische. Boah, SO ETWAS hört man sich nicht mal so eben beim Aufwaschen an. Glaubt ihr nicht? Dann macht mal den mutigen Lautstärketest (ich dachte da an solche Bereiche wie „All Men Play On Ten“ oder so) im Mietshaus – die Leute werden euch hassen wie Pest, Wasserrohrbruch, Durchfall und Verwandtenbesuch zusammen genommen. Geil ist es trotzdem.

Wir bleiben auf der gleichen Baustelle, spielen aber in einer vollkommen anderen Sportart. Dies nur mal als Statement für all jene, die Doom für langweilig und austauschbar halten. Doom sind EAGLE TWIN mit ziemlicher Sicherheit auch. Dennoch hat „The Unkindness Of Crows“ (Southern Lord) kaum etwas mit der konsequent bis zu Ende gedachten Verschleppungs- und Verfiesungsstrategie von Moss zu tun. Eher schon mit dem ebenso konsequenten Ausloten von musikalischen Möglichkeiten. Mit Komplexität. Eine Komplexität, die sich obendrein nicht nur selbst feiert, sondern eine, wenn auch gewichtige Nuance ist neben Energie und Intensität, gerne wuchtig ausgelebter Riff-Kraftprotzigkeit und dem Abtauchen in tiefste Bassfrequenzen, schierem Noise und reinem Blues. Eagle Twin ist die neue Band von Gentry Densley, den man von Iceburn und Ascend kennt. Möglicherweise. Ich sage dies, weil es all jenen, die erwähnte Bands tatsächlich kennen, ein wenig mehr auf die Sprünge hilft, was da so kommt in runden 65 Minuten „The Unkindness Of Crows“. Auf keinen Fall das handelsübliche Programm. Ich sag’s mal so: Am meisten kann ich an diesen Brocken die allgemeine Unberechenbarkeit leiden. Ich liebe dieses fiese Knacken der Nackenmuskulatur, die gerade mal wieder mit einem rasanten Break festgefahren wurde. Ich liebe diese permanenten Wechsel zwischen dem genre-typischen, harten Riff-Rocken (und wie die Gentry Densley riff-rocken kann! FETT, FETT und nochmals FETT!) und einer musikalischen Vielschichtigkeit, die sich aus dem unbedingten Willen zur Improvisation, mithin auch zum Noise und zum beinahe schon Hippie-esken In-Sich-Versinken schöpft. Ich liebe es, wie Eagle Twin auf ganz schön raffinierte Art und Weise einem klassischen Retro-Style vor allem im Sound ergeben huldigen und dennoch vollkommen unmuffig in eine wahrhaft unerhörte Dimension erheben – womit sie nach der üblichen Definition des „Weit-Vorne-Seins“ ja von einer geradezu brennenden Aktualität sind. Wobei dieser Fakt den Beteiligten mit Sicherheit aber vollkommen schnuppe ist: Wie schon angedeutet ruhen Eagle Twin derart in sich selbst, dass ich wohl mit Fug und Recht davon ausgehen kann, dass man sich mit „The Unkindness Of Crows“ in allererster Linie selbst genügen wollte. Was ich an dieser Stelle unbedingt positiv meine – in dem Sinne, dass sich die Beiden den erwähnten feuchten Kehrricht um Erwartungshaltungen auch der Zielpublikums scherte. Oder warum sonst kommen die immer wieder mit diesen Breaks, bei denen die Nackenmuskeln mit einem vernehmlichen Winseln festfahren, weil sie dem Riff-, Tempo- und Stimmungswechsel im Banger-Modus nicht gewachsen sind? Noch ein kleines „Übrigens“ am Rande: Live waren Eagle Twin auch eine MACHT; verdammt, so lange zwei Typen in der Lage sind, einen derartig famosen, straighten, vielschichtigen und wohl abgestimmten Krach zu fabrizieren, kann es doch gar nicht so schlecht stehen.

Weil wir zumindest schon mal teilweise beim Thema „Hippies“ sind, können wir ja auch gleich mit ISIS weitermachen. Ich musste mich zumindest nach dem ersten Genuss von „Wavering Radiant“ (Conspiracy Records) zunächst erst einmal bei fachkundigen Mitstreitern rückversichern: Hab’ ich da jetzt etwas mit den Ohren oder hat sich bei der Band in Sachen Sound, Ausstrahlung und Attitude wirklich was verändert? Oder mal rundheraus gefragt: Das ist doch jetzt hippie-esk, oder? Immerhin, ich wurde getröstet – ja, hier hat sich offenbar doch etwas verändert in Sachen Sound, Ausstrahlung, Attitude, Songwriting. Auf einmal ist da dieser riesige Raum. Meine Fresse, dachte ich mir, das kann doch wohl nicht wahr sein. Beim zweiten Versuch änderte sich aber so gar nichts an dieser meiner Wahrnehmung. Und ich machte mich mal locker und ließ entspannt meine Gedanken schweifen ob des Themas, wie sich allerlei Hippieskes durch bzw. über die abgefahrensten und seltsamsten Hintertürchen und Schleichwege in die Jetztzeit vortastet. Wie gesagt, ich bin beruhigt. Vor allem, da sich dies alles weit weniger schlecht oder abgegriffen anfühlt bzw. anhört als sich dies bis dato möglicherweise liest. Denn eines muss schon mal von vornherein festgehalten werden: Wir reden immer noch über Isis. Aber eben über Isis, die sich auf einmal anders anfühlen. Die aus dem inzwischen ziemlich wohlbekannten Spiel der Dynamiken zwischen laut und leise, zwischen intensiv und entspannend, bei dem es durchaus um die klare Abtrennung dieser angesprochenen Elemente ging, etwas geradezu Flüssiges, mithin Fließendes geformt haben. Zum Glück, höre ich mich murmeln – denn das einstige Trademark der Band (an dem sie lange Zeit ausgesprochen erfolgreich und markerschütternd gearbeitet haben – dies muss auch mal festgehalten werden) war mittlerweile zu einem Allerweltssound verkommen: Ausgelatscht der Pfad, auf dem sich die Epigonen der Apokalypse bewegen, die zu allem Überfluss strikt darauf achten, aus dem Windschatten der Neurosis’ und Isis’ auch keinen Millimeter heraus zu rücken. Übrigens ist es auch schön zu hören, dass dies offenbar nicht nur mir auf die Nerven ging. „Wavering Radiant“ hat sich eben nicht bequem in der Härter-Lauter-Klischeehafter-Sparte der Endzeitbeschwörung eingerichtet – diese Platte reizt Möglichkeiten aus, gibt jede Menge Offenheit und Raum, wartet aber auch mit den liebgewonnen energischen Bündelungen von Sound und Energie auf. Naja, ihr kennt das Spiel mit den Growls und den vollfetten Riffs, das sich inzwischen wirklich bestens etabliert hat und zwar aus Gründen der simplen Wirksamkeit, der wir uns schließlich keinesfalls verschließen können, aber eben auch nicht wirklich wollen. Darauf muss man jetzt nicht mehr groß rumreiten. Auf dem angesprochenen Paradigmenwechsel schon: Ich habe unbedingt meinen Spaß mit „Wavering Radiant“, progressiv hin oder her (ist ja so eine Beschreibung, die einem alle Nase lang um die Ohren geknallt wird, wenn es um das Thema „Post-Metal“ als derart etablierte Musik-Schublade geht – eine Beschreibung, die ich wirklich nicht gerne höre).

Last but not least noch mal etwas für all jene, die den Hals gar nicht voll genug bekommen können von matt schimmernden heavy-metallischen Klischeebolzen mit größtmöglichen Härtegrad. Sichere Kandidaten dafür sind THE GATES OF SLUMBER, die uns 2009 mit einem Album erfreuen, das mit dem programmatischen Titel „Hymns Of Blood And Thunder“ (Rise Above) unmissverständlich und in aller Klarheit deutlich macht, in welche Richtung hier die Reise gehen soll. Und sollte irgendwer da draußen mit einer Englisch-Deutsch-Übersetzungsschwäche – die allerdings zumindest bei Signalbegriffen wie „Hymns“, „Blood“ und „Thunder“ in Metal-Kreisen eher unausgeprägt ist – immer noch nicht ganz verstanden haben, worum es geht, genügt ein Blick auf das Cover: Da vereinen sich Mord, Totschlag und eherner Kopfschmuck mit Conan-hafter Männeroptik, präzise in Szene gesetzten Möpsen (nein, keine Hunde) und geschmackvoll fummliger Barbaren-Fell-Bekleidung zu einem stimmungsvollen Bild. Der Unterschied zu Posern wie Manowar wird aber auch schon deutlich: Während deren Comic-Optik immer eine deutliche Spur zu bunt und zu kitschig daher kommt, setzen The Gates Of Slumber hier auf düstere Endzeit-Atmo – wie es anständige Doomheads eben mal tun. Und die entsprechende fette Prise Doom-Rock (mit der namensimplizierten Weltuntergangsstimmung) bekommt „Hymns Of Blood And Thunder“ ganz vorzüglich. Dieses Namedropping Manowar bringe ich ja hier schließlich nicht zum Spaß – nimmt man die Sache mal ganz genau, lauert deren Old School-Heavy-True-Metal-Verständnis auch nur ein, zwei Studiotüren weiter. Und dem metallischen Kitsch sind The Gates Of Slumber auch nicht ganz so abgeneigt, wie sich etwa auch aus den manchmal durchaus grenzwertigen Gitarrensoli ergibt. Spaß machen die „Hymns Of Blood And Thunder“ trotzdem: Zum einen filtert die angenehm raue und krachige Produktion nicht gleich alle Unebenheiten weg und lässt überdies ebenso angenehm viel Platz für tiefe, FETTE Frequenzen – andererseits vertiefen sich Karl Simon, Jason McCash und „Iron“ Bob Fouts mit einer derartigen grenzenlosen Hingabe in ihren Kosmos voller Mord, Totschlag, Schwerter, stinkender Kleidung und Helden anhimmelnder Weiblichkeit, das man es eigentlich unmöglich ernst nehmen kann. Und, hohoho, wenn dann erst mal die Synthies aus den 70er Jahren angeworfen und das Krummhorn ausgepackt werden … Kurz gesagt: Im Gegensatz zu den anderen Anwärtern Wolves In The Throne Room und Coalesce, Moss, Eagle Twin und Isis MUSS man „Hymns Of Blood And Thunder“ jetzt nicht unbedingt zu Hause haben, finde ich – aber wer ab und an mal auf ganz klassische Old School-Heavy-Doom-Rock-Art einen auf den Deckel braucht, wird hier vorzüglichst bedient.

Echt harte Sachen Teil 2 folgt demnächst unter anderem mit Shrinebuilder, A Storm Of Light sowie einem Rundumschlag in Sachen des bemerkenswerten italienischen Labels Denovali Records von Heirs über Celeste bis zu Fall Of Efrara.

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2 Kommentare »

  1. denovali ist vllt in mancherlei hinsicht ein bemerkenswertes label, aber italienisch sind die beiden jungs so gar nicht. the ruhrgebiet and the sauerland are not in italy! und fall of efrafa en concert ist so ungefähr das langweiligste gewesen was ich dieses jahr erlebt hab. totale überbewertung (weshalb die in england auch kein schwein interessieren…).
    aber ansonsten schöner artikel!

  2. Ähm, danke, sorry, da habe ich mich wohl selber gefoppt.