David Sylvian – Manafon

Text: | Ressort: Musik | 24. Dezember 2009

Ob es irgend jemanden gibt, der weiß, was mit David Sylvian los ist? Warum er Songs wie jene auf „Manafon“ (zwischen 2004 und 2007 entstanden) nicht nur schreibt, sondern auch veröffentlicht? Songs, die oft über der 5-Minuten-Grenze liegen. Wo bei Gesäusel wie diesem hier eigentlich jede halbe Minute zuviel ist. Zumindest stellen sich Fragen wie diese bei jenen Hörern, die Sylvian noch aus seinen alten Tagen als androgynen Helden im Wave-Ensemble Japan kennen. Und also stellt sich auch hier mal wieder die alte, nie zu beantwortende Frage, wie der Musikfreund es denn gerne hätte: Für alle Zeiten und jede Schmerzgrenze ignorierend selbstreferenziell? Wegen Wiedererkennungseffekten und der darüber generierten Einnahmen, die ein sorgenfreies Leben garantieren! Oder doch die Gegenrichtung. Von Album zu Album verkopfter, reduzierter, unverständlicher, immer weiter weg vom Ausgangspunkt, quasi auch als Flucht vor jenem (vor sich selbst?). Bei Sylvian hat man das Gefühl, dass er letztere Variante gewählt hat. Neue Freunde wird er mit dem Album „Manafon“, dass in dieser Form auch keine Echos erzeugt, nur ganz, ganz wenige finden. Dafür vergrault er nun erst einmal eine nicht unerhebliche Zahl alter Getreuer, die sich diese quälend langen, pseudoesoterischen Psychotherapiesitzungen in Klängen und Tönen und kruden, selbstvergessenen Erzählungen nicht mehr geben wollen. Aber vielleicht ist genau das der Plan. Die totale Reduzierung auf allen Gebieten. Alles Runterfahren. Alle vergrätzen. Und es scheint, als ob David seine Schäflein im Trockenen hat. Vielleicht hat er den geräuschlosen Klettverschluss erfunden und das Patent für sehr viel Geld verkauft. Nun sitzt er da, im davon gekauften Wald, spielt den Kauz und mauzt vor sich hin. Sitzt abends am Kaminfeuer seiner Blockhütte, starrt in die Flammen, trinkt schweren Rotwein und klimpert auf seiner Gitarre herum. Alle weiteren Lebewesen, so scheint es, hat er aus seinem Leben verbannt. Beim Blick in die CD-Verpackung kann man dann zwar lesen, dass es mit der Misanthropie doch nicht ganz so schlimm sein kann. Und doch stellt sich die Frage, in welche Sphären der Mann abgedriftet ist. Und ob er jemals wieder zurückfinden wird. Zwischenzeitlich empfehle ich das erneute Abhören alter Japan-Alben. Die dürften auch jungen, in den Nullerjahren musikalisch sozialisierten Menschen gut gefallen!
(Samadhisou/Galileo Music Communication)

Don Bass

www.davidsylvian.net

1984:

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