Die PnG-Kinotipps

Text: | Ressort: Film | 18. Mai 2012

The Substance – Albert Hoffmann’s LSD

CH 2011 / R: Martin Wirtz

Wer hat’s erfunden? Die Schweizer! Bislang gab es tatsächlich noch keine umfassende Dokumentation über die Substanz, die die Welt veränderte, aus dem Geburtsland ihres Entdeckers. Zeit, das zu ändern.

Regisseur Martin Witz macht von Anfang an kein Geheimnis daraus, wie seine Einstellung zum Lysergsäurediethylamin, kurz LSD, ist. Mit Hingabe zeichnet er den Weg der Droge nach, aus dem Labor Albert Hofmanns, der das Halluzinogen an jenem schicksalshaften Novembertag 1943 entdeckte, mitten hinein in die Hippiebewegung der Sechziger (und in Teilen für sie verantwortlich).

Dabei beleuchtet er hauptsächlich den „Werdegang“ der Droge in den Staaten, was zunächst etwas ermüdend erscheint, sind der Einfluss auf die amerikanische Popkultur und Figuren wie Timothy Leary doch hinlänglich bekannt. Allerdings ist dieser Teil der Geschichte auch der am besten dokumentierte und es gelingt Witz tatsächlich neues, ungesehenes Material ans Tageslicht zu fördern.

Angereichert mit eine paar kuriosen, Jahrzehnte alten Forschungsvideos einer Prager Universität, Interviewausschnitten mit Albert Hofmann, den Witz kurz vor seinem Tod vor vier Jahren traf, und aktuellen Anwendungen in der Medizin, ergibt sich ein höchst unterhaltsamer Streifzug durch die Geschichte abseits der Geschichtsbücher, der erstaunt, fasziniert und oft sehr komisch ist.

Sound it out

GB 2011 / R: Jeanie Finlay

Jeanie Finlay begibt sich im britischen Nordosten auf die Spur der Platten-Nerds und Vinyl-Liebhaber.

Sie sind die Exoten in der Musikindustrie, verrückte und leidenschaftliche Jäger und Sammler. Die Fans von Vinyl sind unverbesserlich. Während die Jugend in öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht codierte MP3s auf Handys mit miesen Lautsprechern hört, pflegen sie ihr Plattenzimmer als Schrein ihrer Leidenschaft. Obwohl die Schallplatte längst durch ein neues Trägermedium abgelöst wurde, bleiben die Verkäufe konstant.

Gerade in Großbritannien sind viele Überzeugungstäter zu finden. Trotzdem hat sich die Zahl der Plattenläden in den vergangenen Jahren auch dort drastisch reduziert. Im gesamten County Teeside im Nord-Osten von England, rund um die Stadt Middlesborough, gibt es nur noch einen einzigen dieser Sorte. Der Sound it out Record Store ist Hafen für Vinylheads aus allen Ecken der Region und darüber hinaus. Denn sein Betreiber Tom kennt die Wünsche seiner Klientel und manch einer lässt monatlich weit über 100 Pfund in seinem Laden.

Die Dokumentarfilmerin Jeanie Finlay wuchs drei Meilen entfernt vom Shop in Stockton auf. Nach einigen Filmen, die sie immer mit ihrer Leidenschaft für Musik verband, etwa die Düsterrock-Doku „Goth Cruise“ oder „Orion“, über den Elvis-Imitator Jimmy Ellis, hat sie sich nun dem letzten Vinylrefugium angenommen. Sie zeigt die Menschen vor und hinter der Theke und behandelt sie mit Respekt für ihre Leidenschaft. Dabei setzt sie den Shop in den sozialen Kontext der industriell geprägten Region, die stark von Arbeitslosigkeit betroffen ist.

Finlay gelingt ein einfühlsames Porträt ihrer Heimat und eine Liebeserklärung an das „schwarze Gold“ – eine Art „High Fidelity“ fast gänzlich ohne Frauengeschichten.

21 Jump Street

USA 2011 / R: Phil Lord, Chris Miller / D: Jonah Hill, Channing Tatum, Ice Cube

Remakes müssen wirklich nicht sein, wenn sie aber so herrlich selbstironisch sind, wie dieses, dann drücken wir gern ein Auge zu vor Lachen.

In der Highschool bildeten der nerdige Schmidt (Jonah Hill) und der Checker Jenko (Channing Tatum) eher die gegensätzlichen Klischees der Heranwachsenden. Als sie sich allerdings auf der Polizeischule wiedersehen, wird aus ihnen ein unzertrennliches Team. Doch die Vorfreude auf ihren ersten Einsatz weicht der Ernüchterung. Als sie selbst den Job als Parkwächter vermasseln, landen sie bei der Jugendeinheit und unversehens wieder an der Schule – 22 Jahre nachdem Johnny Depp und Richard Grieco für die „21 Jump Street“ ermittelten. Phil Lord und Chris Miller („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“) legen eine wunderbar selbstironische Fortsetzung der TV-Serie hin, die inhaltlich zwar etwas konventionell geraten ist, dank Tatum und Hill aber bestens funktioniert.

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