Messer
Im Schwindel

Text: | Ressort: Musik | 9. November 2012

Messer aus Münster finden Blumfeld toll. Deine Augen in der Dunkelheit. Die toten Augen von Münster. Wie Peter Cornelius in die tausend Augen des Dr. Mabuse. Und mit Peter Schilling in der Hitze der Nacht. Durch die Gassen dieser Nacht. Durch die Nacht mit Steuerfahndern. Auf allen Kanälen. Ich will, dass Liebe bar ausgezahlt wird. Der Marquis de Sade war berüchtigt und wurde verhaftet, weil er die neuen Projekte Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit sofort als Spekulationsblasen, Hütchenspiele, Renditeobjekte und Knebelverträge enttarnte. Damals. Als die Menschen plötzlich wieder Lust am Tanz hatten nach dem Sturm auf die Bastille. Und so ihren Hass vergaßen. Dann Urlaub in Polen. Russlandfeldzug. Der Flowmotion-Teil. Weisser Rauch im Release-Center. Der Prosa-Teil, rekurriert schrecklich fade Kavalkaden. Rotes Madrid, braunes Athen, schwarzes Lissabon. Fieberträume. Feuer. Visionen. Wie Herzog in Peru. Etwas derartiges wollte William Burroughs, da er es aber, wie er einsah, ohne allzugroße Nachteile nicht haben konnte, so verzichtete er darauf, kam aber seiner gründlichen Natur entsprechend von Zeit zu Zeit, zum Beispiel im Schneideraum, wieder auf die gleichen Gedanken zurück. Er trank immer aus dem gleichen Glas. Dreihundertundfünfundsechzig mal im Jahr. Ein Geschichte, die dich festhält. Eine Gelegenheitsarbeit, die dich fesselt. In Die Hundertundzwanzig Tage von Sodom zeigt Pasolini ein Spiel, das stringent zu Ende geführt wird. Mord wird Alltag, Alltag wird Lüge, Nazirock wird zur offiziellen Hymne des Mittelalters. Remake des Angriffs der Gegenwart auf die übrige Zeit. Jetzt! Wolfgang Neuss im Hotel Ivanhoe. Neu! Zeitsprünge, ahistorisch, antihistorisch, historistisch. His Story. Ich lasse Zeittotschläger auf Youtube parallel zu Mutmaßungen über Hendrik laufen. Wes Craven variiert Peckinpah. Bob Dylan übernimmt den Part von James Coburn. Seine Wut kennt keine Grenzen. Nachdem so billig und schnell kapituliert und umarrangiert wurde, fühlte sich die Gruppe ausgebotet, desolat. Und begann den Wald zu entzünden. Schreie! Elend und Verderben. Und dann ganz sanft: Ich wär‘ lieber bei Dir. Langsam fang ich an mich zu vergessen. Und Mathias reimt sich auf alias, Medea auf Piranha. Nur ein Wort noch, Torsten, Romy, Nastja. Meine Kissen umarmend, kommen eure Worte in Bewegung. Sind einfach da. Tauchen auf. Sind schon da. Tauchen plötzlich auf. Schultern von Worten. Beine, Arme, Hände von Worten. Du erzähltest mir von Wilhelm Apollinaris de Kostrowski. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, wurde schwer verwundet. Danach übernahm er wechselnde Tätigkeiten. Gestern Nacht hab‘ ich von ihm geträumt, und von elftausend zerschundenen Toten. Bin dann schweissnaß aufgewacht. Traute mich nicht ihn zu fragen, denn er hätte ja sagen können, dass Massenmord nicht zu mir passe. Messer brechen leidend an, wie ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch. Im Osten leuchtet das Morgenrot, und die goldenen Reihen der Wolken scheinen die Sonne zu erwarten, wie die Junkies ihre Dealer erwarten. Jemand plärrt von revolutionären Zeiten und will dies hier als Soundtrack dazu. Ein anderer will Ewigkeit, tiefe, echte Leidenschaft – kein Seminar. Hier, gerne, bitteschön. Und Zweitausendunddreizehn wird Jesus Christus Eurovision-Superstar. Fresst dies. Es ist immerhin roh, nicht abgebrüht, authentisch, nicht aufgesetzt, laut, nicht arrogant. Und trollt Euch, Systemschnullis.

This Charming Man (TCM)

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