Spiegelbild im goldenen Auge

Text: | Ressort: Musik | 20. Januar 2013

„Akt, eine Treppe hinabsteigend“ fungiert als Vexierbild einer introspektiven Wahrnehmung sowie melodischer Geigerzähler in politisch aktiven Zonen. Selbstreferentiell bis in die Haarspitzen, bleiben F.S.K. gleichzeitig wachsam-methodische Beobachter des Außen, der Gegenwartskultur. Sie verfügen mit Intimität und Humor über einige der mächtigsten Waffen derer sich eine Pop-Gruppe bemächtigen kann. Mit Kampftechniken, die dem Zen entlehnt scheinen, vermittelt die Band den Eindruck eines hochdisziplinierten, effizienten Unterhaltungsapparats, der sein Instrumentarium so kontrolliert als möglich einzusetzen – am Ende gar dem Zufall noch einen Ehren-Platz freizuhalten – gelernt hat.

„Wesen ist nicht Ge-wesenheit; konträr: das Wesen der Welt liegt selber an der Front.“ (Ernst Bloch, „Das Prinzip Hoffnung“, Suhrkamp-TB 1985, S. 18)

Klar, muss man sich vorsichtig nähern, wenn man sich dem Etikett: „Zukunft des Rock’n’Roll“, verliehen von einem Subkultur-Rechten, der sich als Marxist ausgibt, gegenübersieht. Die Böcke sind vielerorts längst zu Gärtnern avanciert. Mit tonnenschwerem, geklauten Nimbus schallen Huldigungen von vakant hoher Warte herab: „Am allerschönsten aber ist, dass Michaela Melián, die wie eh und je nach Nico klingt, (…) die beiden berückendsten Stücke singt“. Oder: „Schön plastisch aufgenommen“, „erinnert so wunderbar an Velvet Underground“. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, obwohl doch nur „Erykah Sagt“ diesen bewussten VU-Touch mitbringt, um des Erykah Badu-Zitats des Content-Zitats des Sound-Zitats willen: „Candy says I’ve come to hate my body and all that it requires in this world“. Überhaupt stehen Krautrock, Funkedelic und F.S.K. sich näher als man das in Baden-Baden glaubt. Desweiteren folgen hier jetzt gleich Themen um Zitatrock, Roxy Music, Camp, Deutschland, Taten und Umsetzungen.

Was bitte? Zeitlupen-Taktik. Extreme Dehnung der Vokale Jetzt ahne ich, wo das schauerlich lange „Uh, hu-hu-hu-hu, hu-hu-hu-huhhh“ aus MogadischU respektive „Logisch“ hinführt: In die GrUft, die Urne, die GrUbe, den GrUnd, an das Ufer, in den SUnd, die MUlde, die MUschel, die TrUhe, den KrUg, den TUrm, die BUrg, die KUgel, die BrUst, den MUnd, den FUß, die StUbe, den BUnd, den HUt, den SchUh, den Umhang, ins RUnd, nach Unten zU. NUn rUht der Körper, Unten in der MUtter Erde. Beziehungsweise, wo das „Uh, …“ herrührt: aus der RUhe, dem StUrm, dem UrsprUng, der Unendlichkeit, dem SUmmen, dem RUfen, der DUnkelheit, der DUmmheit, dem Unterirdischen, dem CUrcUmin – und, wie besungen, dem U-Boot-Ausschnitt. Wobei noch anzumerken bleibt, das Michaela Melián eher für die Konsonanten, Thomas Meinecke für die Vokale zuständig zu sein scheint. Das ist queer, zumindest im Sinne der Bemerkung Ernst Jüngers, der in dem „schönen Satz Jakob Grimms, dass offenbar den Vokalen insgesamt ein weiblicher, den Konsonanten insgesamt ein männlicher Grund beigelegt werden muss“, den Hinweis auf eine sich in Sprache offenbarende jahrhundertelange „Unterordnung“ der Frau sah. (in „Lob der Vokale“, aus „Blätter und Steine“ 1934, Hanseatische Verlagsanstalt).

Shoeting by Griots(1)

So nötig wie heute hatten wir unsere Griots offensichtlich lange nicht mehr. Leute, die einfach mal wieder auf die Straße gehen, beispielsweise am Schlesischen Tor, und konsequent empirisch-phänomenologisch auf die Schuh-Mode achten, auf künstliche Haarfärbung, Tattoos oder bevorzugte Gesten und deren Ursprung, mit Rückbezügen auf Popkultur- und Personenkulte. Faktisch ist Mode ein Mittel, den Kampf für oder gegen die Zugehörigkeit einer gesellschaftlichen Klasse, eines Ranges, einer Stellung zu führen. Man denke nur an die Bundschuh-Bewegung im deutschen Bauernkrieg – und höre dazu Franz Josef Degenhardts Ballade von „Joß Fritz“(2) Oder an die Kufiya – erst als linkes Symbol „Palästinenser-Tuch“ gebräuchlich, jetzt offenbar auch Kennzeichen nazionalzonenloser Deutscher, oder an die Cowboyjeans-Angst im Politbüro, bzw. die SM-Mode-Phobie (Sicherheitsnadel-Ohrringe, Hundehalsband) im britischen Königreich. Und kommt mir jetzt nicht mit der Rubrik „Die interessantesten Accessoires“ – genau das, meine ich, muss aufgebrochen, aufgeschlüsselt werden: Mode-Methode-Ideologie. Wie es in „Lookalikes“, dem letzten Roman von Thomas Meinecke geschieht, worin er den Wandel von Identitäten durch Pop-Chiffren und Verhaltenscodices spielerisch, aber durchaus sehr tiefgründig analysiert und als einen wichtigen Aspekt im Grundgehalt des gesellschaftlichen Zusammenlebens postuliert. Die Macht der Mode als Sprache wird medialpolitisch gern banalisiert und heruntergespielt. Weil sie immer auch Ausdruck von Hierarchie und Widerstand ist, kann, wer Einfluß auf Mode hat auch gesellschaftliche Macht ausüben.

Neoliberale mit Pferdeschwanz(3)

Pier Paolo Pasolini verwies  in seinem Essay „Die >>Sprache<< der Haare“ (07.01.1973, Corriere della Sera) auf den temporären Effekt, die Abnutzung jener nonverbalen Kommunikation, auf Verwechslungsgefahren und Unterwanderungstendenzen: „Kein Mensch kann heute einen Revolutionär vom bloßen Aussehen her von einem Provokateur unterscheiden. Rechte und Linke sind körperlich eins“. Und er ereifert sich, da er ohnmächtig zusehen muss (in seinem Fall am Beispiel der Hippie-Kultur der späten 1960er Jahre) wie Subkultur, die sich allzusehr auf Nonverbales beschränkt immer wieder rechte Züge annimmt, beziehungsweise unbewusst die Interessen der Rechten bedient: „Die abstoßenden Masken, die sich die Jugendlichen aufsetzen und mit denen sie so widerlich aussehen wie die alten Huren einer ungerechten Bilderwelt, schreiben ihnen erneut genau das ins Gesicht, was sie lediglich verbal für alle Zeiten verurteilt hatten.“ Da tauchen Bilder von uniformierten langhaarigen Männern aus den Siebzigern auf, Szenen wie aus Kubricks „Clockwork Orange“. Was soll man daraus schließen – nur wer sich verändert bleibt sich treu? Diedrich Diederichsen machte 1985 aus der Rückschau eine herausfordernde Bemerkung in Richtung Bildungsbürgertum, bezüglich dessen Sprache, die, aus den Zirkeln der herrschenden Elite kommend, vom Jargon der Masse verwässert wurde, der im Zuge der Sozialdemokratisierung nach 1969 faktisch in die Universitäten Einzug gehalten hatte: „Da die Sprache in ihrer schönen exakten und elaborierten Ausprägung bekanntlich Eigentum der herrschenden Klasse und ihrer Söhne, Töchter und Söhnchen ist, will jede wirkliche Erschütterung der Welt zunächst mal den ohnehin ja nur quatschenden Parlamenten den Garaus machen. Die Studentenbewegung war ja nichts anderes als ein letzter Versuch der Bourgeoisie, die Bildungsanstalten zu blockieren. (…) Okay, ich sage dazu erst mal nur eines: ich bin Kommunist, weil Kommunismus, speziell der Leninismus, die einzige Weltanschauung ist, die die Macht in die Hände der Intellektuellen legt.“(4) Merke also, Hochsprache entspringt nicht naturgemäß dem Intellekt, Intellektuelle dienen nicht automatisch den Herrschenden.

„Uncompromising War On Art Under The Dictatorship Of The Proletariat“ (Killdozer, Touch And Go 1994)

Die Sprache ist auch Kennzeichen der Herkunft. Wenn man gegen die Väter revoltiert, so hat es zwar einen Geschmack, wenn man dies in der Sprache der Väter tut. Es haftet dem jedoch etwas Unausweichliches, etwas Natürliches an. Und es frappiert daher kaum, – vielleicht konservativ erstarrte Alt-Linke – wenn heute rechte Arschlöcher den Sprachduktus Dutschkes mit dem Goebbels, die Methoden der R.A.F. mit denen der N.S.D.A.P. vergleichen. Doch, wenn danach diskreditierend der Schluß der Gleichgesinntheit gezogen wird, muss man scharf trennen: im gleichen Dialekt, im gleichen Duktus kann man durchaus verschiedene Absichten aussprechen. Wie dies anhand der Ausdrucksformen Goebbels und anderer Nazis im Abgleich mit denen jüdischer Intellektueller – auch im Hinblick auf einen Vaterkonflikt/Ödipuskomplex – früher bereits von Adorno und Horkheimer diskutiert wurde: „Goebbels (kann) geläufig reden wie der jüdische Agent, den er zu ermorden empfiehlt.“ („Dialektik der Aufklärung“, 1944, Neuauflage Fischer Taschenbuch Verlag 1993, S.194). Auch nutzen neue Rechte zunehmend alte linke Musik, von Ton Steine Scherben bis Slime, oder plündern die linke Modeschublade rauf und runter. In welcher Sprache soll ich sprechen. In welcher kann ich überhaupt sprechen? Aus der Überlieferung, der Schule, der Klasse, der Familie auszubrechen wird – vornehmlich aus der Autoritätenperspektive – oft mit Revolte gleichgesetzt und man fühlt sich als Agierender

blitzkriegschnell wie ein Revolutionär. Prosaischer, ästhetischer Widerstand ist zunächst weder Tat noch Verweigerung, er ist aber schon einmal ein Benennen, ein Bezeichnen, eine Positionierung. Nicht übertrieben fand ich es, als in den Neunzigern einige Bands die deutsche Sprache angesichts neuer Pogrome als Ausdrucksmittel wieder in Frage stellten – nachdem sich diese über mehrere Generationen gerade zaghaft und unter Schmerzen auch in der avantgardistischen Popmusik etabliert hatte. Die Debatte hält an. Und sie zeigt auch, dass die konsequente Vermeidung einer Sprache, im Kontext zur Verwendung als inhumanes und ausgrenzendes Gedankengut, nicht immer die bestmögliche, die schlüssigste Gegenvariante darstellt. Gerade durch ihre bewusste Verwendung, durch Überspitzung, Karikatur, Kodierung – auch durch intime Selbstreflexion als Zoon Politikon – kann man manchmal viel erreichen. Hier kann man F.S.K. sicher jenen Gruppen zuordnen, die niemals sprachlich auch nur in die Nähe idealisierender Heile-Welt- oder Kitschphrasen gekommen sind. Viel wäre auch gewonnen, wenn potentielle Antagonisten, jene, die die Funktion in der sie wirken gänzlich mit einem Ferienaufenthalt fernab vom verhassten dialektisch-analytischen Bootcamp gleichsetzen, an eine tatsächlich kritische Musikszene, eine Untergrund-, Polit-, oder Protestbewegung irgendwie wieder andocken könnten. Die anonyme, bestenfalls akademische Abarbeitung von Submilieus trägt nur quantitativ zur Pop-Kritik bei, ohne als gesellschaftliche Auseinandersetzung bewertet werden zu können. Wenn aus Bohemiens Prekäre werden, wenn Nerds zu Parteigängern werden – wenn Würde und Dissidenz von Resignation und Arschkriecherei abgelöst werden, dann können Personen, die über Musik berichten, trotz des ihnen gegebenen intellektuellen Potentials nicht mehr auf Augenhöhe mit Leuten diskutieren, die untergründige, substanziell relevante Popmusik herstellen. Und am Ende – also heute – ereignen sich ernstzunehmende Diskurse eher an den Rändern der Popkritik, kommen paradoxerweise aus der Gegenrichtung, also exakt aus der, in die sie eigentlich zielen sollten: Pop-Singers will write about themselfs oder ähnliches.

Überbau, disparate Netz-Unity, Popkulturbranding & Co.

Nach meiner Beobachtung hat das Interesse an einer Diskurkskultur nachgelassen. Eklatante Leerstellen, was Szenen, Räume und Begegnungen betrifft verstärken das Phänomen des weiträumigen, technisch vernetzten, aber physisch vereinzelten Nebeneinanders. Lounge-Parties mit Häppchen und Promi-Plattenauflegen zähle ich ebenso nicht zu Szene-Treffen, allenfalls ist es eine humangeographische Analogie dazu, wie Popmessen, Diskurs-Events mit Buchvorstellung et cetera. Desweiteren wird auch in den Redaktionen der Kritik-Organe offenbar immer weniger auf lebendige Plena gesetzt. Dagegen herrschen zunehmend prinzipielle Hierarchien vor. Es werden super-getüftelte Arbeits- und Raumstrukturen etabliert und deren Mikro-Ökonomisierung vorangetrieben. Die Besetzungskader der wenigen verbliebenen subkulturrelevanten Popmagazine lassen kaum ein anderen Schluss zu als jenen, dass es sowohl im kommerziellen Print-Bereich, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber auch im Hyperraum Internet weder einen internen noch einen externen Popdiskurs gibt – oder noch immer nicht gibt -, der diesen Titel verdient hätte, das heißt, einen, der das Niveau und den Esprit der herausragendsten Produktionen von Popmusik erreichen könnte. Selbst bei den Freien Radios wird politische Auseinandersetzung nicht gerade als Banner vor sich hergetragen. Stattdessen herrscht brave Vogelperspektive. Immerhin bringt das Übersicht, historische Kenntnisse, ein klein wenig Gesellschaftskritik. Ein kleines Label wie Audiolith beispielsweise macht dagegen eine kolossal andere Figur, macht Politik – mischt sich ein, will was bewegen, eckt immer noch gerne an – nur mal so als Modell. Daneben wird man das Gefühl nicht los, dass viele Indie-Radios und Blogs nur überkommene Schemata des Sendens und der Reportage kopieren. Was dabei bestenfalls herauskommt: Medienpartner auf der Suche nach der direkten Aktion in Kunst und Kultur.

„Es siegte aber fortan selbst hier der platte Mensch, sich in die bestehenden, öffentlich-rechtlichen, lau erwärmten und erhellten Ordnungen fügend.“ (Ernst Bloch, „Thomas Münzer“, Monographie 1921, NA Aufbau-Verlag 1960)

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Einer könnte sein, dass sich Kommerz und Kritik zu sehr in Richtung Kulturbranding entwickelt haben, also einem nutzbringenden Modell zur Aufrechterhaltung einer Wirtschaftsstruktur, bei der es darauf ankommt, die eigene Arbeit als gesellschaftlich relevante Leistung zu markieren, um diese schlussendlich möglichst teuer verkaufen zu können, oder Förderungen zu kassieren, heißt: sich selbst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf/Bankrott zu ziehen. Eine Zeitschrift gibt zum Beispiel den Anschein für Popkultur zuständig zu sein. Womit psychologisch erst einmal für Kohäsion gesorgt wäre. Ob im Gesamtpaket auch Diskurskultur – nach Außen wie innerhalb der eigenen Gruppe – enthalten ist, lässt die Verpackung, die Corporate Identity nicht erkennen. Ganz im Gegenteil wird dieser Aspekt vielerorts geschickt verwischt, um sich als Werbeträger nicht allzu unattraktiv zu machen. Nebenbei – das ist vielleicht nicht neu, aber erreicht eine neue Dimension – ist der Markt für Popmusikjournalismus für reaktionäre Medienkonzerne ein hochattraktiver Sektor geworden. Das gilt mittlerweile auch für Subkultur-Themen, zumindest für die klassischen, historischen – also, die im  knoppschen Sinne abgeschlossenen und damit spekulativ handelbaren Modelle: Ich erinnere in dem Zusammenhang an den Lyrik-Band „Anthologie der Abseitigen“, von 1944, neu aufgelegt 1965 im Verlag der Arche. Und an den herrlich ehrlichen Satz im Vorwort zur Neuauflage, einen Satz, den man heute in jedes Editorial der Rolling-Spex-Expresse einschreiben sollte: „Die Bezeichnung >>Abseitige<< mag daher heute im Sinne eines entlegenen Zugangs bei vielen nicht mehr zutreffen“. Die einfache Schlussfolgerung, dass die Meinungsmacht auch die Verkaufszahlen steuern kann, feuert die Gentrifizierung auf dem schrumpfenden Blättermarkt gehörig an. Ich will das gar nicht als politisch motiviert bewerten, wie ich es vor einigen Jahren noch gerne tat – vielleicht liegt es einfach an der Bevölkerungszwiebel: Bei vielen 35- bis 69-jährigen Lesern überwiegt die Nostalgie. Und diese stellen ein Drittel der Gesamtbevölkerung, die 20- bis 35-jährigen, die potenziellen Jugendkulturen, dagegen bilden gerade einmal zwölf Prozent. Und so machen sich neben Pop-Untoten wie Adolf Hitler und seinen Managern neuerdings auch Iggy Pop und die Stooges auf die Never-Ending-Tour durch die Medienapparate der Nation.

„Der Listige überlebt nur um den Preis seines eigenen Traums, den er abdingt, indem er wie die Gewalten draußen sich selbst entzaubert.“ (Horkheimer/Adorno, „Dialektik der Aufklärung“, 1944, Neuauflage Fischer Taschenbuch Verlag 1993, S.65)

Lustige Nebenerscheinung, bzw. Parallelentwicklung ist, dass sonstige linke Blätter, von der Tageszeitung bis zum Magazin, immer weniger Kompetenz in Sachen Popjournalismus halten können – auch gar nicht mehr dran interessiert scheinen. Die Ausnahme testcard bestätigt die Regel – wobei es kaum diskursfördernd wirkt, wenn die Texte zwei-, dreimal im Jahr allein im gedruckten Zustand zu bekommen sind. Der rare Verkaufserlös wird außerdem keinen der sehr zahlreichen Gast-Autoren ernähren. Warum suchen so viele weiter ihr Heil im Holy Print! Und die Online-Magazine? Sie sind zum Teil noch auf der Suche nach Kunden, nach den verlorenen Print-Lesern oder sich selbst – siehe uns selbst. Immerhin ist man die große und die kleine Musikindustrie los, da sie nicht mehr interessiert am Inserieren sind. Manche, siehe plattentests, verlegen sich aufs kontextfreie Beipackzettelschreiben en gros, um möglichst viele Titel abarbeiten und ebenso viele Werbebanner platzieren zu können – Co-Promotion von unten. Dabei bloß nicht sich selbst politisch in Position bringen! Bei der plattentests-F.S.K.-Review mogelt sich dann zu meiner Unterhaltung ein toller freudscher Verschreiber ein: „Gypsy Rose Lee“ wird beim hangelnden Hören und hurtiger Umschreibungssuche, bei der die „Gitarren klirren“ und „Gesang desorientiert umnachtet“ erscheint, zu „Gypsy Bruce Lee“. Das passiert jedem mal, wenn er sich im Kill Bill-Style an eine Besprechung macht. Aber wozu die Eile – echtes Kung Fu entspringt schließlich der Ruhe und der Konzentration, siehe: Elvis at Budokan Bad Homburg.

Zitat: „(…) Drolliges Bäumchen-wechsel-dich-Spiel im deutschen Musikjournalismus. Und irgendwie hängt überall irgendwie SS drin, Spex und Springer. Der ehemalige Chefredakteur der Spex leitet seit geraumer Zeit das Kundenmagazin der Deutschen Telekom, das sich verschämt Electronic Beats nennt. Der ehemalige Redakteur des Rolling Stone (>>…erscheint monatlich in der Axel Springer Mediahouse Berlin GmbH…<<) wird Chefredakteur von Spex, der ehemalige Spex-Redakteur wird Chefredakteur des Rolling Stone. Der ehemalige Chefredakteur der Spex schreibt jetzt für die Süddeutsche Zeitung (und zeigt dort anhand des aktuellen Patti Smith-Albums, was er nicht kann, nämlich: über Musik schreiben…). Der Pop-Chef der Berliner Zeitung wechselt mit einer Kolumne von Spex zu Rolling Stone ebenso wie ein weiterer geschätzter Autor des Feuilletons der Berliner Zeitung (wobei ich mich immer frage, worin der Charme für eine kompetente Musikzeitschrift besteht, Kolumnen bei Redakteuren des Feuilletons zu bestellen, außer: dass die vielleicht besser schreiben können? Aber, wäre es in Zeiten drastisch sinkender Auflagen der Musikzeitschriften und eines damit einhergehenden Bedeutungsverlustes der Musikkritik nicht sinnvoller, EIGENES Profil zu gewinnen, als es sich beim bürgerlichen Feuilleton zu leihen?). Der ehemalige Spex-Redakteur wurde im Sommer 2011 beim Musikexpress (>>…erscheint monatlich in der Axel Springer Mediahouse Berlin GmbH…<<) als >>unser neuer Mann an Bord<< und Redaktionsleiter vorgestellt und ist im Frühjahr 2012 plötzlich Redakteur des Rolling Stone.

Man kommt förmlich nicht mehr hinterher. Und was hat das alles zu bedeuten? (…).“ (Bertholt Seliger, Konzertveranstalter, aus seinem Newsletter vom 18.06.2012)

Eine Ohrfeige für Kurt Georg Kiesinger

Maximiliane hat’s in der SZ gelesen, ein fulminantes Album von F.S.K. sei erschienen, ob ich schon gehört hätte, dass die Musiker „Lücken in den rhythmischen Flow“ gehauen hätten, ohne, dass das Ganze einfach zerfallen wäre? Und, – hast Du’s auch so empfunden. Wie hört sich denn dagegen Zerfall an? Ja, klar, auch die documenta finde ich als Phänomen „Bürgerliche Subkulturen“ diskussionswert, sage ich. Eine Familienkarte? Ich weiß nicht recht. Ich hörte, vom Parcours sei schwer abzuweichen. Staatstragend schwer ist sind die Austellungs-Kataloge wieder geworden. Manifeste aber, liegen rum, werden verramscht, passen in jede Hosentasche, sind meist unelitär und unmissverständlich in der Ansage – meist. Klar, dass es sich bei Meeses d13-Text nicht um ein Manifest qua Definition handelt. Corporate-Designer und Makler schickten via Verleger bezüglich Pseudo-Randale willfährig das Wolfskind des Kunstmarkts in die Leerstelle, dorthin wo allenthalben nur noch gelabert und geprostet wird, statt agitiert. Dann hat wenigstens ein Professioneller den Sturm im Wasserglas abgearbeitet, im neuerdings gegen intellektuelle Guerillataten geweihten Raum Universität. documenta-Bashing lanciert vom Spiegel, verkauft vom Spiegel, faksimilierte Handschrift inklusive. Die TOP-Leute dagegen, die aus dem Rahmenprogramm, die die mit der Rosa Luxemburg-Stiftung im Bunde sind, die sehen das Entsetzen in den Bürger-Gesichtern, das Nasenkräuseln und Kinnkratzen der Bürgerstudenten und – immer noch! – baskenbekappten Hobby-Aquarellisten nicht mit an. War bei ihnen tagtäglich so oder ähnlich die Aufwärmphase der Diskussion angebrochen, so herrschte kurz nach dem „Skandal“ nur wieder dumpfes Brabbeln, das auf dem Weg zur Kommentarspalte der Medien-Battleships bereits bis zur Hörbarkeitsgrenze abgeschwollen war. Gut, ich hör‘ mir das Album an. Wie heißt es denn: „Hegels Ferien, oder die Dialektik kommt endlich zum Stillstand“!?

„Wie soll man weitermachen in einer Lage, die einen weder zur Dekonstruktion noch zur Konstruktion veranlasst?“(5)

Ein neues F.S.K.-Album wird im Feuilleton bestenfalls noch mit Retro-Verve und Instant-Distinktion à la Journalist-School-Of besprochen. Bittere Ironie, falls immer noch gilt, was F.S.K. einst sangen: „Wer bei seinem Zahnarzt immer Stern und Spiegel liest, der weiß wie teuer ist ein guter Rat“. Komplexere Popmusik-Diskurse verlagern sich in den Hochschul- und (Kunst-)Wissenschafts-Bereich, hin zu Literatur und Metakritik, sowie – ach, ja, bedauerlich, aber im Moment wohl unvermeidlich – ins Theater. Auseinandersetzung historisch, museal, dramatisch – statt zu extemporieren, wird pausenlos konstatiert. Dezent auf Nebengleise manövriert, könnte sich „Akt, eine Treppe hinabsteigend“ vielleicht gerade noch in die Schublade eines medientheoretischen Diskurses verirren. Dabei wird das Produkt dann von den Magistern und Bachelors leider nicht mehr als lebendiger Beitrag, These, oder gar Aufruf verstanden, sondern als abgeschlossenes Werk flux unter: Idiosynkratischer Diskurspop anno Zweitausendundzwölf abgeheftet. So sehr ist man es mittlerweile gewohnt Diskurse zu verwalten. Außen und Innen, Kultur und Gesellschaft scheinen schön säuberlich voneinander getrennt existieren zu können. Und die Motivation scheint daher zu rühren, dass es offenbar die Karrierechancen beinträchtigen kann, so man gesellschaftspolitisch Position beziehen würde. Klare Statements und  Bereitschaft zu Auseinandersetzungen reicht man nonchalant weiter zur Analyse an den Experten.

Süddeutsche Zeitung vom 29. Mai 2012. Der Autor schreibt: „Ein Blick auf das Albumcover zeigt die schlanken Beine eines namenlosen Sechziger-Jahre-Modells, und tatsächlich ist es eine hübsche Gedankenübung, sich von F.S.K. erklären zu lassen, wie diese Unbekannte in Zusammenhang mit Marcel Duchamp und Beate Klarsfeld steht, wobei auch der Unterschied zwischen >>hinab<< und >>herab<< entscheidend ist (der Titel von Duchamps Gemälde lautet ja >>Akt, eine Treppe herabsteigend<<).“ Wirklich interessant. Doch leider wird danach sofort alles verwässert, alle Argumentationsstränge werden fallen gelassen und es wird banalisiert. Schade, jedenfalls im Hinblick auf die Gedankenübung, die hier so fulminant angestoßen wurde. Übersehen wurde hierbei auch, dass

der Titel des Duchamp-Gemäldes ursprünglich: „Nu descendant un escalier no. 2“ lautet. Die Festlegung auf „hinabsteigend“ oder etwa „herabsteigend“ bei der Übersetzung bleibt somit Interpretationssache. Und der Verweis darauf, dass F.S.K.s Wahl für „hinab-“ daher „entscheidend“ sei, macht natürlich Appetit auf eine kurzweilige Begründung. Der Autor der SZ tut diesen Gefallen nicht, weicht vielmehr diesem interessanten Punctum mit dem frechen – weil schlauen Kontent im Hintergrund suggerierenden – Hinweis aus: „Konzentrieren wir uns hier aber aus Platzgründen darauf, dass die Platte ein regelrechtes Frauenalbum geworden ist – wenn solch eine Bemerkung bei den rundum gender-sensibilisierten F.S.K. erlaubt ist.“

Das wiederum klingt wie schlechte Late-Night-Show, und „gender-sensibilisiert“ in diesem Kontext wie eine Verballhornung von „sexualpolitsch“. Womöglich eine allergische Reaktion auf die klare Positionierung. Immerhin eine Reaktion! Bleibt noch zu ergänzen, dass der in „Unter dem Regenbogen“ besungene „Fukushima-Badesteg“ (laut SZ-Autor: ein „Ort (…), den es wirklich nur im Alptraum geben kann“) bereits wieder freigegeben wurde: http://www.guardian.co.uk/environment/2012/jul/17/fukushima-beach-reopens-to-public

F.S.K. arbeiten mit Codes und Anspielungen. Jedoch, sollte man es sich nicht zu einfach machen und hinter jeder Zeile bloß eine versteckte Botschaft vermuten: „Das Entscheidende ist einfach, dass Codes lediglich Hilfsmittel der Kritik sind – nichts weiter -, und man sollte ihnen nicht so viel Gewicht verleihen, dass wir mehr mit der genauen Definition des Codes beschäftigt wären als mit der (Gesamt-) Wahrnehmung (…)“(6). Das Entscheidende ist nämlich die Perspektiv-Wahl: das subjektive Sich-Hinab-Bewegen, führt dahin, dass man beginnt sich mit der agierenden Person, wie mit der Aktion an sich, zu identifizieren. Und dieses Moment steht, wie ich finde, für viel mehr als die Nazi-Klatsche. Der Titel und das Album stehen exemplarisch für alle politisch motivierten Äußerungen und Aktionen, für das Verhältnis jeder eindeutigen politisch-gesellschaftlichen Haltung gegenüber einer bestimmten Gewalt-Ausübung, einem bestimmten Rechtsprechungs-, beziehungsweise Gesetzgebungs-System. Thomas Meinecke im jungleworld-Interview: „Wir haben >>eine Treppe hinabsteigen<< daraus gemacht und das Subjekt und die herablassende Geste stark gemacht.“(3)

Anklage wegen Meuterei gegen Kadavergehorsam, Organspendegesetz und Hospize im Freien

Nicht von ungefähr erinnert „Äpfel, Birnen“, der erste Titel des Albums, an den Sound von Roxy Music. Die Welle der historisierenden und relativierenden Komposition hatte in den Neunzehnhundertsiebzigern mit Roxy Music begonnen – von Zappa, mit seinen für die Sechziger, für Jugendkultur eher zu spröden, verkopften, als Zitatrock diskreditierten Referenzspielchen einmal abgesehen – und liefert bis heute das Grundgerüst zu Komplexitäts- und Chiffrebildungen in der Avantgarde der Popmusik: „Alle Elemente waren referentiell, bezogen sich auf die Historie der Pop-Kultur, nichts war mehr unschuldig, alles überspitzt bewußt, intellektuell, campy und trotzdem schön und berückend.“ (Diederichsen, s.u., S.41). F.S.K. stehen durchaus in dieser Tradition, seit ihrer Gründung in den Achtzigern, welche nach Punk – der Ablehnung alles Opulenten – im minimaler gehaltenen Postrock sich ja allmählich wiederbelebte. Sie waren in der Lage Stile zu kombinieren, die vordergründig als gegensätzlich galten. Gerade was europäische UND transatlantische Einflüsse betrifft. Polka, Techno, Rock oder Blues so rein zu destillieren und gleichzeitig wieder in eine völlig neue Musik zu verwandeln ist schwierig und gerät leicht zu Fusion, beziehungsweise verkopftem Mist, wenn man nicht wirklich alle Stile und deren Querverbindungen lesen und spielerisch abrufen kann. Ihre große Leidenschaft für’s Tanzen, und Vergnügtsein trägt sicher zum authentischen, rauschhaften Ausdruck bei: Bierseligkeit – gepaart mit Soul und Politik. Möglicherweise hat ihr Wissensdurst auf traditionelle Musik, ganz besonders im Bezug auf Überlieferung – so auch das Interesse Meineckes an der Migration der europäischen Volks- und Tanzmusik nach Übersee, insbesondere nach Texas – die Band selbst in eine Art Transformator-Pop-Maschine verwandelt. Wie eine Blackbox, die mit Gstanzln, Walzern, Märschen, Schottischen oder Zwiefachen genauso gefüttert wird wie mit Punk, House, Techno und Funk. Und auf „Akt ein Treppe hinabsteigend“ werden all diese Inputs kombiniert oder reorganisiert – nicht selten zu Missverhältnissen. Die Proportionen verschieben sich von gefühlt organisch bis extrem sperrig. Diese – offenbar viel stärker experimentell herbeigeführten als technisch forcierten – Ergebnisse sorgen für Irritationen. Ein Tanzschuppen ist neuerdings kein reiner Vergnügungspark mehr. Tonales Theoretisieren war lange mit Techno, insbesondere Minimal- oder Ambient verknüpft. Der Underground will immer neu unterfüttert werden, so kann man weiter diskutieren. Neue Sounds, und vor allem Rhythmen – quasi als Komplementär zur relativ interaktions-, bis tanzfreien Neuen Musik – zeigen einem bekanntlich wo es lang geht, wie man den intellektuellen Überbau physisch nachzeichnen kann. Und mit Stücken wie „Logisch“ kann dies in der Tat auch im Avantgardekeller gelingen. Körperlichkeit ist wohl der ernstzunehmenste Vorteil, den Tanzmusik gegenüber bestuhlt rezipierten Klangformen aufzuweisen hat (das kann man besonders gut im Umkehrexperiment mit einer bestuhlt dargebotenen Rockband nachfühlen. In diesem Zusammenhang: die Volksbühne hat verdächtig lange gebraucht, bis sie ihre flauschigen Sessel bei Popkonzerten entfernte!). Längst hat F.S.K.s Melange aus Postpunk-, Disco-, Techno- und gesellschaftspolitischem Diskurs ja auch Kinder und Enkelkinder wie Egotronic, Saalschutz, Bratze oder Frittenbude hervorgebracht. Von den Brüdern und Schwestern Knarf Rellöm, Die Sterne, Die Goldenen Zitronen, Deutsch Amerikanische Freundschaft oder Andreas Dorau einmal abgesehen. Was dabei herauskommen kann, wenn man einmal Rhythmen, die man gelernt, aufgeschnappt hat, diversifiziert und improvisiert, ohne dabei auf Herkunftsangaben klischeehaft zu pochen, zeigt die Trackliste von „Akt, eine Treppe hinabsteigend“ sehr anschaulich. Das Einzige was sich hier wiederholt, ist der Ansatz immer wieder zu würfeln und neu zu mixen. Dabei geht es deutlich behäbiger zu als in mancher Elektroniktüftlerbude – und insofern ist das Ergebnis etwas ernüchternd. Zumindest im Vergleich zum sehr runden und flüssigen Vorgängeralbum „Freiwillige Selbstkontrolle“. So gerät mancher Nachtzug in Aleatorik, zum Beispiel der TGV nach „Josephine Baker in Paris“ – beziehungsweise nach Kraftwerk in Düsseldorf – leicht in den Verdacht, er sei im Schlafwagen der SNCF mit Hilfe einer antiquarisch erworbenen Software bewußt als Abrechnung mit germanischen Elektronik- und Krautrockmythen durchgespielt worden. Die vom „Chattanooga Choo Choo“-Sound plötzlich völlig abgesprengte Punknummer „Master Sound Recording Studios“ scheint diesem heiter-ironischen Ansatz zuzuwinken und erweist mit ganz entspannt-rotzigem Augenzwinkern der R&B-Hitschmiede aus Virginia Beach ihre Hommage. Eine Vorliebe für Witz und Ironie, sowie eine grundsätzliche Bereitschaft zum  Selbsterfahrungsaustausch kann bei der Rezeption des neuen Albums sehr helfen. Wenn ich so konditioniert das Video zu „Lady Chatterly“ anschaue, (http://vimeo.com/42543047)

so macht es doch um einiges mehr Spaß. Vor mir sehe ich eine Band, die ihre eigenen Schwächen, Selbstzweifel und Unsicherheiten durchaus in witzige Bilder zu verpacken versteht, statt altersmüde zotige Lebensweisheiten über Technikfallen und Medienverarsche abzugeben. F.S.K. kommen hier ganz ohne belehrend-schulmeisterlichen Impetus auf den Punkt.

„Ich würde so gern mit Dir in die dunkelste Bar entschwinden. In eine Disco, ein Bistro, um uns noch einmal neu zu erfinden“ („Gute Nacht“).

Sich gänzlich unbekleidet in der Arena zu bewegen ist gar die Spezialdisziplin von F.S.K. Mit raffinierter Schamgrenzenverschiebung und Situationskomik bis hin ins Slapstickfach vermengen sie epochenübergreifende Tanzmusik und Politik in einer heiter-lakonisch dargebotenen Stripshow. Als Staffage blitzen sowohl Vorbilder, Kollegen wie Kritiker neben politisch verantwor“Der Listige überlebt nur um den Preis seines eigenen Traums, den er abdingt, indem er wie die Gewalten draußen sich selbst entzaubert.“ (Horkheimer/Adorno, „Dialektik der Aufklärung“, 1944, Neuauflage Fischer Taschenbuch Verlag 1993, S.65)tlichen Protagonisten auf. Unsagbare Zustände sind nichts, wozu man schweigen muss. Im Gegenteil, es gilt sie sprachtaktisch zu entmystifizieren indem man ihre schlicht gestrickten Verbalverschleierungsstrategien mittels banaler Fadenzupfe rei als nackte Machtpolitik dastehen läßt. Wie schon auf ihrem letzten Album, verlassen Freiwillige Selbstkontrolle erneut das Feld der reinen Instrumental-Musik und versuchen über die Methode, sowohl den Satzbau wie auch die rhythmische Konstruktion aus einer zunächst eher zufälligen Mix-Up-Situation in eine narrative Form zu übertragen, eine konzertierte, reflektierende, aber nie statische Tanzmusik zu formen. Gar nicht unähnlich Thomas Meineckes Schreibtechnik, entsteht aus scheinbar kryptisch-codierten Texten, die phasenweise rap-artig intoniert und mit ebenso gebrochenen Tanzschritten kombiniert werden, eine listig-semiotische Achterbahnfahrt durch den neoliberalen Alltag.

Buback Tonträger

Quellen:

Titel: Carson McCullers „Reflections in a Golden Eye“, Roman, 1941

1) http://dictionary.reference.com/browse/griot

2)“Ballade von Joß Fritz“, vom Album „Kommt an den Tisch unter Pflaumenbäumen“, Polydor 1973), Text: http://www.dkp-karlsruhe.de/geschichte/bauernkrieg/degenhardt_joss_fritz.html

3)Thomas Meinecke im Interview mit Maurice Summen, in der jungleworld vom 16.Mai 2012 auf die Frage: „Ist die Piratenpartei okay?“ Antwort TM: „Die Piratenpartei macht mir gerade etwas Angst, weil ich die Befürchtung habe, dass es am Ende doch nur Neoliberale sind. Neoliberale mit Pferdeschwanz. Die neue Fratze des Kapitals. Nerd-Typen, (…).“ (http://jungle-world.com/artikel/2012/20/45475.html)

4) Diedrich Diederichsen, Sexbeat, 1985, Neuauflage. Kiepenheuer & Witsch, 2002, Seite 35

5) René Magritte: „Ecrits complets“, Verlag Flammarion. Paris, 1979

6) James Monaco, „How to read a film“, 2te Aufl. 1980, dt. Übersetzung Rowohlt Taschenbuch Verlag 1980, S. 163

4) Diedrich Diederichsen, Sexbeat, 1985, Neuauflage. Kiepenheuer

-->

Die Kommentarfunktion ist abgeschaltet.