Joe Daly – Doppeltes Glück mit dem roten Affen

Text: | Ressort: Literatur | 1. März 2013

Zu viel Kröten, Dude

Dave, slackender Protagonist mit hinduistischen Tendenzen, findet das Leben scheiße, wenn er keine Mandalas malen darf. Er ist Illustrator in Kapstadt und könnte dem Leser denkbar sympathisch sein: Er rollt in einem roten Oldtimer durch die Stadt, besitzt einen Wels und benennt seine Minikakteen nach Film Noir-Schauspielern aus den Vierzigern. Er wohnt in einem Haus, das „The Pelican“ heißt (und wir alle wissen, dass Pelikane immer ein gutes Zeichen sind).
Das Gute an „Doppeltes Glück mit dem roten Affen“: Man fühlt sich teilweise, als würde man in einem Schlauchboot bekifft durch die triefenden, überschwemmten Gänge eines Mandalas paddeln, während außenrum ein geschmeidiges Gewitter im Universum zuckt.
Halluzinogene Kröten-Sekrete werden gedealt, ein Wasserschwein ist nach einem Bob Dylan-Album benannt („John Wesley Harding“), popkulturelle Referenzen sind überall, es gibt einen Polizisten namens Shabalala, mysteriöse Regenmacher tauchen auf, Sumpfgebiete trocknen aus, Salamander sitzen auf Balkonbrüstungen und die Figuren haben nachvollziehbare Vorlieben für Frühstücksflocken.
Dave und sein Freunde Paul geraten in eine große Öko-Verschwörung und ermitteln auf eigene Faust. Sie verstricken sich in eine abstruse Detektiv-Geschichte, um die Natur zu retten und Stoff für die eigene Biografie zu sammeln. Man könnte auch einfach zitieren: „Es geht um eine hypermoderne, tschechoslowakische Mikrowellen-Strahlenkanone.“ (S. 67)
Das Schlechte an „Doppeltes Glück mit dem roten Affen“: Die Figuren sind brachiale Stereotypen (der verhinderte Künstler, der mittellose Hippie, der Schurke als privater Investor, etc.). Außerdem intrigieren massig Klischees gegen das Potenzial des Comics. Das ist schade. Das Besondere entsteht hier durch die Vielzahl an ausgefallenen Begleiterscheinungen, nicht aber durch die Figuren selbst. Und obwohl Dave dem Leser denkbar sympathisch sein könnte, ist er es nicht: Seine Coolness ist zu gewollt (die Dialoge sind manchmal grenzwertig). Und auch Joe Daly’s Stil passt nur bedingt zu seinem Inhalt.
Trotzdem ist „Doppeltes Glück mit dem roten Affen“ ein kurzweiliges Buch, das Spaß macht. Dave und Paul gehören zu den Guten. Und weil es von den Guten nicht allzu viele gibt, ist man immer froh, wenn irgendwo welche auftauchen.
Und: wer von euch ist wirklich schon mal in einem Schlauchboot durch ein Mandala gefahren, während es geblitzt hat? Also…

Joe Daly – Doppeltes Glück mit dem roten Affen, Avant Verlag, 19,95€

Joshua Groß

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