Die PnG Kinowoche

Text: | Ressort: Film | 17. April 2013

Trauer und Vertrauen
Das Leben ist nichts für Feiglinge

André Erkau und Gernot Gricksch glauben an ihre Figuren und wir mit ihnen.

Wotan Wilke Möhring spielt ja sonst eher Rollen, in denen man ihm kein Kind zu-, geschweige denn anvertrauen würde. Jetzt ist er als alleinerziehender Vater zu sehen, noch dazu als trauernder. Dass er die Rolle meistert, liegt zum einen daran, dass er eben doch ein guter Schauspieler ist, der nicht nur seichte Romantikkomödien kann, zum anderen an der behutsamen Regie André Erkaus (Max-Ophüls Preis für „Selbstgespräche“).
In seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans von Gernot Gricksch versuchen drei Generationen auf unterschiedliche Art mit Verlust umzugehen. Der Vater versucht einfach weiter zu machen, die Teenagertochter (Helen Woigk) rebelliert und reißt aus und Großmutter Gerlinde (Christine Schorn) will die heikle Situation nicht noch mit ihrer Krebsdiagnose belasten. An der Ostsee kommen alle zusammen und sich am Ende doch wieder näher.
Erkau nimmt die Gefühle der Figuren ernst, ebenso wie es die Schauspieler tun. Das Drehbuch, das Gricksch selbst adaptierte, räumt ihnen in der Trauer auch erlösend witzige Momente ein, was ihren Schicksalsweg angenehm menschlich macht.

D 2012 R: André Erkau; D: Wotan Wilke Möhring, helen Woigk, Christine Schorn, Frederick Lau

Gruseliger Sorgerechtsstreit

Mama

Jessica Chastain und ihr gruftiger Gegenpart kämpfen um Erziehungsberechtigung im Debüt des Argentiniers Andrés Muschietti.

Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) hat sich in letzter Zeit mehr als Produzent, denn als Regisseur betätigt und nutzt seinen Erfolg, um Genrekollegen Starthilfe zu geben. So kam bereits der prächtige Haunted House-Grusler „Das Waisenhaus“ auf die Leinwand. Bevor er nun im Sommer zum Monsterbash am „Pacific Rim“ ruft, erreicht uns ein weiterer lateinamerikanischer Thrill.
Der Mexikaner war von dem ersten Kurzfilm des Argentiniers Andrés Muschietti, „Mamá“, so begeistert, dass er ihn kurzerhand für eine Langversion verpflichtete. Das Ergebnis ist jetzt in den Kinos und setzte sich prompt an die Spitze der Horrorstarts im US-Kinojahr. Dabei ist er vergleichsweise schmal budgetiert und vertraut auf altmodische Genrekonventionen. Dadurch wird die Geschichte um zwei verwilderte Waisenkinder, die resozialisiert werden sollen, sehr zum Missfallen einer beschützenden Entität (Mama), streckenweise allzu klischeehaft. Jessica Chastain („Zero Dark Thrity“), mit wilder schwarzer Mähne als Ziehmutter wider Willen, überzeugt aber, die Spezialeffekte stimmen und die Schockeffekte sitzen. Im US-TV fragt derweil niemand, „Frau Chastain, wie haben sie das nur mit den Haaren gemacht?“.

CDN/E 2012 R: Andrés Muschietti; D: Jessican Chastain, Nikolaj Coster-Waldau, Megan Charpentiert, etc.

In der Hand

Broken City

Wer sitzt am längeren Hebel: Mark Wahlberg und Russel Crowe im Machtkampf von Ringrichter Allen Hughes.
Am Anfang steht ein Schuss: der New Yorker Cop Billy Taggart (Mark Wahlberg) schießt eines Nachts in der Sozialbau-Siedlung Bolton Village einen jungen Gangster nieder. Die Hintergründe konnten nie vollends geklärt werden – war es Notwehr oder ein persönliches Motiv? Für den Bürgermeister Nicholas Hostetler (Russel Crowe) macht dies keinen Unterschied, schließlich ist damit ein Krimineller weniger auf den Straßen seiner Stadt unterwegs. Er setzt sich für den jungen Polizisten ein, allerdings nicht ohne Hintergedanken.
Sieben Jahre später: seitdem Billy seine Marke abgeben musste, verdingt er sich als Privatdetektiv und erhält eines Tages einen Anruf aus dem Rathaus. Hostetler heuert ihn an, seine Frau Cathleen (Catherine Zeta-Jones) zu beschatten. Angeblich geht sie fremd, aber schon bald entdeckt Billy, dass sein Auftrag mit dem Wahlkampf und Holstetlers Rivalen Valiant (Barry Pepper) zu tun hat.
Der „Hughes Brother“ Allen wandelt auf Solopfaden und hat sich für sein Debüt ohne Bruder einen schnörkellosen Thriller um die üblichen Themen Korruption und Moral ausgesucht. Nach außergewöhnlichen Werken wie „From Hell“ oder „Book of Eli“ überrascht, wie konventionell „Broken City“ ausfällt. Dass er dennoch gut unterhält ist vornehmlich dem überzeugenden Darstellergespann zuzuschreiben. Wahlberg bietet als aufrechter Mann des Gesetzes mit Grauzonen gewohnt großes Identifikationspotenzial, Crowe macht sich in der Rolle des Gegenspielers nach „Les Misérables“ erneut gut. Ein gepflegter Thrillerabend sollte garantiert sein.

USA 2012 R: Allen Hughes; D: Mark Wahlberg, Russel Crowe, Catherine Zeta-Jones, Barry Pepper, etc.

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