Die PnG-Kinowoche

Text: | Ressort: Film | 24. Mai 2013

Feier Fall

Unvorbereitet

Wenn die Gefühle die Oberhand gewinnen, verabschiedet sich die rationale Logik. Eine tragisch-schöne Liebesgeschichte von Stephan Lacant.

Das Kind ist unterwegs, das Eigenheim gleich neben den Eltern, die Arbeitsstelle als Bereitschaftspolizist sicher – der 36-jährige Marc (Hanno Koffler) hat sich eingerichtet in seinem Leben. Ein Schicksal, das viele hierzulande teilen und aus dem Sicherheitsbedürfnis früherer Generationen herrührt. Doch die Zeiten haben sich geändert und so können sich auch Gefühle ändern. Als Marc bei einer Fortbildung auf Kay (Max Riemelt) trifft, ändert sich alles. Der Kollege überrumpelt ihn mit seiner offenen und direkten Art. Zwischen den beiden knistert es. Ein erster Kuss stiftet bei Marc noch Verwirrung und Angst, bleibt aber nicht ohne Folgen.

Nun, die Ausgangssituation ist keine neue, Kinogängern spätestens seit „Brokeback Mountain“ und vielen Homosexuellen vielleicht auch aus dem eigenen Leben vertraut. Dass sie dennoch frisch und vor allem realistisch erscheint, hat der zweite Langfilm des Essener Regisseurs Stephan Lacant vor allem seinem Hauptdarstellerduo zu verdanken. Koffler verkörpert den Zweifelnden überzeugend und Riemelt spielt entfesselt und einnehmend. Man leidet mit den beiden Opfern ihrer Umstände und versteht den Zwiespalt des werdenden Vaters zwischen Freiheit und Fürsorge.

D 2013 / R: Stephan Lacant / D: Hanno Koffler, Max Riemelt, Katharina Schüttler etc.

Der Dieb der Worte

Alles nur geklaut

Von Plagiaten, guten Schauspielern und überambitionierten Autoren.

Moment, das kennen wir doch: ein Autor unter Druck nach dem ersten Erfolg, ein gefundenes Script von einem unbekannten Verfasser, der große Ruhm mit falschen Federn und der tiefe Fall, als der Schwindel auffliegt. Richtig – in „Lila Lila“ nach dem Roman von Martin Suter konnten wir die Geschichte bereits mit Daniel Brühl in der Hauptrolle, allerdings wesentlich humoristischer aufbereitet, sehen.

Im Regiedebüt des Autorenduos Brian Klugman und Lee Sternthal („Tron: Legacy“) ist es der junge Schreiberling Rory Jansen (Bradley Cooper), der in der Krise steckt. Von der Presse als Wunderkind gefeiert, liegt sein Debüt bereits einige Jahre zurück. Jeder Keim einer neuen Idee erstickt in den eigenen, zu hoch gesteckten Erwartungen. Da entdeckt er ein Manuskript in einer alten Aktentasche und ist gefesselt von der Geschichte einer tragischen Liebe im Paris des frühen 20. Jahrhunderts. Er lässt sie vom begeisterten Verleger unter seinem Namen veröffentlichen und verschweigt der Welt den Ideenklau. Bis der eigentliche Autor (Jeremy Irons) bei ihm auftaucht und die wahre Geschichte hinter dem Roman erzählt.

Die Filmemacher verschachteln ihre Version in einer Rahmenhandlung und erzählen sie so in drei Ebenen. Das wirkt etwas überambitioniert, zumal die erste Ebene vollkommen überflüssig ist. Cooper und Irons überzeugen aber und ihre Geschichten wären ausreichend, um den Film zu tragen. Am Ende bleibt der fade Nachgeschmack eines Plagiats, denn von Suter liest man in den Credits nichts. Andere haben dadurch schon ihren Doktortitel verloren…

USA 2012 / R: Brian Klugman, Lee Sternthal / D: Bradley Cooper, Jeremy Irons, Dennis Quaid etc.

Fast & Furious 6

Tiefergelegt

Fäuste statt faster – Justin Lin prügelt den Reiz aus der Serie und das Bier schmeckt schal.

Sechs Teile, Alter, und dann noch selbstbewusst mit Cliffhanger! Bei allem, was man über den ewigen Aufguss eines ohnehin schon dünnen Konzepts auszusetzen hat – ein Funken Bewunderung bleibt. So ist der Erfolg eigentlich schon vorprogrammiert und dass, obwohl die Serie nach zwölf Jahren deutlich angegraut ist.

Schuld daran, dass sie immer noch funktioniert, ist die Frischzellenkur, die mit Teil vier eingesetzt hat und im fünften perfektioniert wurde. Die Kombination aus vertrauten Charakteren und der einfachen, aber effektiven Mischung aus Autos, kernigen Männern und rassigen Frauen geht gut zum Bier und der Gang ins Kino dürfte 2013 schon zum Ritual vieler Kinogänger gehören.

Soweit so verständlich. Nun haben die Produzenten um Neal H. Moritz, der schon seit Beginn die Serie betreut, Justin Lin, der immerhin die Regie der letzten drei Episoden übernommen hat, oder auch Drehbuchautor Chris Morgan, ebenfalls Serienveteran, aber leider nicht begriffen, worin der Reiz des Relaunchs vor vier Jahren lag. Eben nicht in der Egal-Story, Faustkämpfen und platten Sprüchen. Es sind die Over-the-Top-Stunts, die selbst Kritikern ein anerkennendes Zucken der Augenbrauen abgerungen haben, die irrsinnigen Ideen darin, das Handgemachte. Stattdessen setzt man hier auf einen großen Showdown, der nach CGI riecht, und reichlich Leerlauf zwischen dem Geprügel. Teil sieben ist beschlossene Sache und wird am Ende groß angeteasert. Wenn die Verantwortlichen dem eingeschlagenen Pfad folgen, steigen aber vermutlich einige Fans vorzeitig aus.

USA 2013 / R: Justin Lin / D: Vin Diesel, Dwayne Johnson, Paul Walker etc.

-->

Die Kommentarfunktion ist abgeschaltet.