Douglas Dare – Whelm

Text: | Ressort: Musik | 2. Juni 2014

Whelm – ein altertümliches Wort für Umschlingen, Überschwappen. Das Meer, die See ein Sehnsuchtsort und Metapher für so vieles im Leben, Lieben und Gedanken. Ein stetes auf und ab, hin und her, vor, zurück. Mal heftig, mal sanft wiegend, kurz zur Ruhe kommend, ein leichtes Kräuseln oder aufpeitschend. Gut den Orkan hat Herr Dare mal außen vor gelassen, aber ansonsten ist der Albumtitel durchaus eine passende Entsprechung zur Musik. Der Wahllondoner stammt eigentlich aus Bridport in der Grafschaft Dorset an der Südküste Englands. Vielleicht hat sich die liquide Umarmung so unterbewußt seinen Weg gebahnt. Offensichtlich klassisch geschult und sich selbst am Piano begleitend durchleidet der junge Künstler intensiv jedes seiner vertonten Gedichte. Denn das Wort steht bei ihm immer am Beginn der Songentwicklung. Thematisch beschreitet er neben den Irrungen und Wirrungen des Herzens durchaus ungwöhnliches Terrain: die Londoner U-Bahn als Luftschutzbunker während der Bombennächte des letzten Krieges, antike Rechenmaschinen und die Magdalenenheime in Irland.
Einen richtigen Flügel zu finden wahr wohl nicht einfach. Einer mit Geschichte sollte es sein, mit Seele, tollem Klang und ein paar Schrammen. Weitere Begleiter fand Douglas Dare und sein perkussiver Produzent Fabian Prynn im Studio von Flood, wo auch schon Meisterwerke von PJ Harvey und Depeche Mode entstanden. Besonders ein kleiner Mini-Moog hatte es dem Pianisten angetan und so pluckern mal mehr, mal weniger fordernd ein paar Beats im Takt. der Minimalist bleibt dabei erhalten. Ein sehr intensives, bedächtiges Album ist so entstanden, das auch bei jedem erneuten Hören Neues offenbart. Hypnotisch, wie ein Strudel, Aufmerksamkeit fordernd.
(Erased Tapes/Indigo)

www.douglasdare.com
www.erasedtapes.com

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