Respektvoll-diebische Freude: Stoned From The Underground 2014

Text: | Ressort: Allgemein, Diary, Musik, Veranstaltungen | 30. Juni 2014

Natürlich müssen wir da in diesem Jahr hin – das war mir spätestens in dem Moment klar, in dem sich der Auftritt von Pentagram als ernstzunehmende Realität abzeichnete. Meine Fresse, wenn Bobby Liebling nebst Mitstreitern schon mal in der Gegend ist, dann MUSS man da hingehen. Und zwar nicht einfach nur mit Blick auf den unbestrittenen Legendenstatus – nein, Pentagram funktionieren ja immer noch als ernstzunehmende (Doom-) Band, wie die ziemlich feine „Last Rites“-Veröffentlichung aus dem Jahr 2011 zeigt.

Pentagram

Womit wir bei Punkt 1 wären, warum sich ein Besuch bei der 2014-er Auflage des Stoned From The Underground in Erfurt-Stotternheim vom 10. bis 12. Juli unbedingt lohnt. Das Line-up. Mit diesem schönen Sahnehäubchen Pentagram, mit dem ich endlich mal ein weiteres Häkchen auf der Liste machen könnte. Wobei ich mich riesig darüber freue, dass es Bobby Liebling bis in das Jahr 2014 geschafft habt. Das meine ich mit Blick auf sein Leben ehrlich und respektvoll. Und noch mehr freue ich mich auf dieses Konzert. Darauf, diesen Kerl live zu erleben, der sich (dem Vernehmen nach) mit lachender Freude und herzlicher Selbstironie in die pralle Klischeehaftigkeit seines Tuns stürzt. Aber wir wollen hier die Dinge nicht verengen – das Line-up ist auch sonst rundum prima. Kylesa spielen beispielsweise und Dÿse auch, die mich mit „Das Nation“ auf der einen und einem famosen Konzert im Conne Island auf der anderen Seite aber mal so etwas von weggeputzt haben. Yes man, I‘m a dedicated follower. Die bis dato immer verpassten Ufomammut sind ebenfalls am Start und auf Colour Haze habe ich spätestens seit dem fantastischen, weil absolut außergewöhnlichen Auftritt zur Auflage 2013 des Rotormania Festivals immer auf’s Neue richtig Bock. Ich sage nur Starkregen und kompletter Ausfall der Lichtanlage. Und Weiterspielen im Schein von Taschenlampen und Ähnlichem. Außerdem bin ich mal gespannt, ob mich The Vintage Caravan und Graveyard von meiner zunehmenden Seventies-Vintage-Rock-Unlust befreuen können, während Valient Thorr und Belzebong einfach nur einen satten, unbedingt spaßmachenden Tritt an den Kopf versprechen. Mandala sind für mich so eine typische Festival-Band, auf die ich mich stets freue – weil sie live eben auch ganz viel Spaß machen. Und was die musikalische Liaison (das andere geht mich nix an, wir sind ja hier nicht bei Bild der Frau oder Gala) zwischen Yvonne Ducksworth und Arne Heesch betrifft, bin ich mal so was von schwer gespannt, was sich seit dem South Of Mainstream 2012 getan hat. Denn was man sich so von eben jener Band Treedeon auf ReverbNation reinziehen kann, macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Naja, ansonsten gilt das Übliche – mal sehen, was ich für eine neue Lieblingsband mit nach Hause nehme … Langer Rede kurzer Sinn: Das Line-up macht richtig Bock. Weil es voller Facetten steckt zwischen (Retro-) Rock, Psychedelic, Metal und Noise. Und gerade auch, weil ich gut die Hälfte der auftretenden Bands nicht kenne. In dieser Hinsicht bin ich ja lernfähig und Leute wie Andreas „Kanzler“ Kohl, Alex Obert und Eldar Fano oder die Jungs von Rotor haben da ganze Arbeit geleistet. Mit dem South Of Mainstream, dem Doom Over Leipzig, der Rotormania. Mit der klaren Botschaft: “Hey Alter, mach dich mal locker und lass dich überraschen. Du wirst es nicht bereuen.“ Und ich habe es nie bereut. Ich bin ja einer von den Leuten, die sich auf einem Festival jede gottverdammte Band anschauen. JEDE! Völlig schnuppe, ob zur Mittagszeit beim Akustikset oder nachts beim Abfeiern. Außer, die körperliche Form macht nicht mehr mit (was mich beispielsweise um den Auftritt der Master Musicians Of Beate brachte). Immer wieder einen dicken Batzen an Bands mitgenommen, die ich nicht missen möchte. Das Gefühl, dass da weit außerhalb des, ähem, klassischen Festival-Wahrnehmungsbereichs wahnsinnig viel geht.

Ufomammut

Womit wir beim zweiten Punkt wären. Das Stoned From The Underground stand immer irgendwie auf der Liste der Dinge, die zu tun sind. Weil es sich genauso anfühlte wie die erwähnten anderen Beispiele. In der Intention der Macher, was ja schon mal alles andere als Normalität ist. Und dann auch in der Umsetzung in der Realität, woran nun ebenfalls schon viele gescheitert sind. Ja, da bin ich unbedingt ein Old-School-Romantiker: Dieses Ding, dass man eben jene Leute auf die Bühne bringen möchte, die man auch selbst gerne sehen möchte, weckt in mir herzliche Sympathie. Und es genügt mir ein schlichter Blick auf’s Line-Up der vergangenen Jahre, um ganz genau zu wissen, dass es hier ganz genau darum geht. Ich weiß ganz genau, dass sich die ganze Crew ebenso respektvoll-diebisch auf den Pentagram-Auftritt freut wie ich. Genau da will ich hin, da will ich sein. Nicht bei diesen Business-Typen, die mit irgendwelchen Namen um sich schmeißen und cool sein wollen, denen die Musik aber am Ende des Tages kilometerweit am Arsch vorbei geht. Das hier ist in jeder Hinsicht der Gegenentwurf: Ein paar Tausend Leute, keine Arschlöcher, ein paar bekannte Gesichter, ein paar schöne Neuentdeckungen in jeder Hinsicht, ein bißchen Rausch (na gut, vielleicht auch ein bißchen mehr), ein wenig entspannende Festival-Anarchie. Das ist meine (berechtigte!) Hoffnung. Regen muss jetzt nicht unbedingt sein, ich finde, da habe ich mein Soll bei der letztjährigen Rotormania-Auflage für die nächsten Jahre voll und ganz erfüllt (Eingeweihte wissen, was ich meine). Auch den „mega-fetten“ Headliner brauche ich nicht – Pentagram genügt mir als dicker Name, von den anderen aufgezählten Bands mal ganz abgesehen. Ich weiß gar nicht so genau, warum ich es in den letzten Jahren nicht nach Stotternheim geschafft habe (vor allem, wenn ich mir die Line-Ups der letzten Jahre so anschaue), aber 2014 sind wir am Start.

Colour Haze

Hingehen! Tickets gibt es noch an der Abendkasse und über Ticketmaster bzw. Chillhouse. Der Timetable steht bereits online und alle wichtigen Fragen werden hier beantwortet. Wir sehen uns vom 10. bis 12. Juli in Erfurt!

Fotos: Keith Hyde (Pentagram)/Bandpages

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