Die PnG-Kinowoche

Text: | Ressort: Film | 30. August 2014

Guardians of the Galaxy

Die „Guardians of the Galaxy“ zählen ohne Zweifel zu den hierzulande weniger bekannten Marvel-Helden. Kein Wunder, ist die Truppe doch auch ein ziemlich ungewöhnlicher Haufen untypischer Helden. Die Begeisterungsrufe waren folgerichtig eher verhalten, als der Comic-Gigant eine Umsetzung ihrer Abenteuer als kommendes Filmprojekt ankündigte. Die Tatsache, dass James Gunn, Schöpfer der derben Superhelden-Persiflage „Super“ auf dem Regiestuhl sitzen würde, ließ einen Trend zum Klamauk befürchten und die ersten Trailer unterstrichen dies.
Da ist es umso überraschender, dass die Lage zu Beginn des Films ziemlich ernst ist. Der finstere Ronan (Lee Pace) bekommt vom mächtigen Titan Thanos (Josh Brolin) den Auftrag, eine metallene Kugel zu beschaffen, die in der Lage ist, ganze Planeten zu zerstören. Das Artefakt ist allerdings in die Hände des Erdlings Peter Quill (Chris Pratt) gefallen, der vor 26 Jahren von seinem Heimatplaneten entführt wurde und sich nun als Dieb im Auftrag zwielichtiger Gestalten verdingt, von denen einige ein Kopfgeld auf ihn angesetzt haben. So kommen der Waschbär Rocket (im Original kongenial vertont von Bradley Cooper), ein waffenvernarrter Auftragskiller, und sein Kumpel, das einsilbige Baumwesen Groot (dessen zwei Worte in der englischen Version von Vin Diesel intoniert werden) ins Spiel, denn auch sie sind Peter auf den Fersen. Ronan setzt derweil die skrupellose Gamora (Zoe Saldana) auf ihn an, doch am Ende landen alle im Gefängnis, wo sie auf das nicht allzu helle Kraftpaket Drax (Dave Batista) treffen, der noch eine Rechnung mit Ronan offen hat. Die ungleichen Gestalten haben ein gemeinsames Ziel: nichts wie raus aus dem Knast. Also planen sie gemeinsam ihre Flucht und schon sind sie mitten drin in einer Hatz quer durchs Universum, das es nebenbei zu retten gilt.
Ein Tagedieb, eine Kampfamazone, ein tumber Rächer, ein Waschbär und ein Baum – wer hätte gedacht, dass aus diesem Haufen die Stars des Kinosommers werden würden? Aber gerade die Mischung machts und sorgt für höchst vergnügliche zwei Stunden im 3D-Kinosessel. In den Staaten hat ihr erster Auftritt dann auch für Begeisterungsstürme und klingelnde Kassen gesorgt und das nächste Abenteuer ist bereits für 2016 angesetzt. Wenn es wieder eine so perfekte Mischung aus Witz und Action bietet, sollte dem Erfolg nichts im Wege stehen. Gemessen am Alter der Crew, die vor mehr als vierzig Jahren zum ersten Mal in Erscheinung trat, kann man wohl guten Gewissens von Comeback des Jahres sprechen!

USA 2014, R: James Gunn, D: Chris Pratt, Zoe Saldana, Lee Pace, Michael Rooker

Die Vorlage
Zum ersten Mal traten die „Guardians of the Galaxy“ 1969 im Kreise der „Marvel Super Heroes“ auf. Allerdings war die Besetzung zu dieser Zeit noch eine völlig andere. Sie tauchten immer wieder in verschiedenen Geschichten, z.B. im Reich von Thor auf oder standen ihren Heldenkollegen, den Avengers, bei, bevor sie 1990 ihre eigene Heftserie erhielten. Das heutige Team ist den Comics von 2008 nachempfunden und setzt sich aus Star-Lord, Rocket Raccoon, Gamora, Drax the Destroyer und Groot zusammen. Im Kino war Oberbösewicht Thanos bereits am Ende von „Avengers“ zu sehen. Man darf gespannt sein, welche Rolle er zukünftig spielen wird.

Can a Song save your Life?

Seit seinem Erfolg mit »Once«, mit dem sich Marketa Irglova und Glen Hansard in unser aller Herzen spielten, wusste John Carney nicht so recht wohin mit seinem Talent. Nun tut er das, worin er am besten ist: seiner Liebe zur Musik Ausdruck verleihen. Sein neuer Film funktioniert nach der selben Formel wie sein erfolgreichstes Werk. Nicht mehr ganz so frischer Typ trifft junge Frau und über die gemeinsame Liebe zur Musik kommen sie einander näher. Diesmal ist der Schauplatz New York und die Beziehung eine interkontinentale. Dan (Mark Ruffalo) war einst ein gefeierter Musikproduzent. Dann kam der Abstieg, die Alkoholikerkarriere, die Trennung von seiner Frau und heute betrachtet ihn seine Teenager-Tochter Violet mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid.
Am Ende einer Sauftour trifft er auf Greta (Keira Knightley), die auf einer kleinen Bühne eher unfreiwillig einen ihrer Songs auf der Akustikgitarre darbietet. Greta steht kurz vor der Rückkehr nach England. Die Wunden ihrer gescheiterten Beziehung mit dem Musiker Dave (Maroon 5-Sänger Adam Levine) sind noch frisch und das Ego am Boden. Doch Dan kann sie dazu überreden, ihre Songs aufzunehmen – und zwar mit der ganzen Stadt als Klangkörper. So spielen sie unter Brücken, inmitten von Chinatown und dem Central Park und bringen nebenbei ihr Leben wieder in die Spur.
Das klingt alles ein wenig märchenhaft. Subtil ist die Geschichte von John Carneys Neuem wahrlich nicht und wirkt zudem inspiriert durch die Sicht des Briten auf das Haifischbecken New York. Aber auch hier ist es die Leidenschaft für Musik, die Carney mitreißend zelebriert und das Tänzeln auf der Linie zwischen Freundschaft und Liebe, das er vorzüglich beherrscht. Am Ende gewinnt der Feel-Good-Movie des Sommers uns schlicht durch seinen entwaffnenden Charme und die tollen Songs, die der ehemalige New Radicals Frontmann Gregg Alexander komponierte und Keira Knightley überzeugend intoniert.

USA 2013, R: John Carney, D: Keira Knightley, Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine

Planet der Affen: Revolution

„Planet der Affen“ von Franklin J. Schaffner aus dem Jahr 1968 ist eine faszinierende Evolutionsallegorie, zeitlos, deprimierend und düster. Die Reflexion über die menschliche Natur, angeregt durch die Romanvorlage von Pierre Boulle, lieferte ausreichend Stoff für vier Fortsetzungen. Dem Remake von Tim Burton fehlte dieser Geist, den das Autoren-Duo Rick Jaffa und Amanda Silver für ihre Adaption der Geschichte vor drei Jahren erneut herauf beschwor. Gemeinsam produzierten sie ihre Version im Kern als Vater-Sohn-Geschichte zwischen einem Wissenschaftler und einem Schimpansen und fanden damit gleichermaßen bei Publikum und Kritik großen Anklang.
Eine gute Basis, die ein höheres Budget für Teil zwei zur Folge hatte. Die computeranimierten Primaten wirken noch lebensechter und nehmen nun einen Großteil der Screentime in Anspruch. Zehn Jahre sind vergangen, seit dem Ausbruch der sogenannten Affengrippe, die aus dem Alzheimer-Medikament von Doktor Rodman hervorging, das den Affen Intelligenz einhauchte und nahezu die gesamte Menschheit auslöschte. Eine Handvoll Überlebender hat sich in einer Kolonie zusammengerottet, während im Wald die Zivilisation der Primaten wächst und gedeiht. Die einzige Hoffnung für die Menschen besteht in einem Wasserdamm, mit dem es wieder Strom in der Stadt gäbe. Doch der Damm liegt inmitten des Affenreviers. Mit dem Eindringen der Menschen in den Lebensraum der Affen beginnt ein Krieg, der das Konzept der Evolution auf den Kopf stellt. Wer ist hier wild und wer zivilisiert?
Jaffa und Silver halten den menschlichen Betrachtern den Spiegel vor und an dem bereits in der Urversion immanenten Gedanken fest, dass sich die Menschheit zugrunde richtet. Egoismus und Verrat dringen aber auch in die Affengesellschaft und am Ende steht die Erkenntnis, dass sich Mensch und Affe kaum voneinander unterscheiden. Dies mag bisweilen etwas platt wirken und die Ausrichtung auf großes Action-Abenteuerkino nimmt den Platz für Zwischentöne. Beim Erstling setzte James Franco zudem als menschlicher Hauptdarsteller zusätzliche Akzente, die bei Teil zwei fehlen. An dessen Stelle tritt eine grandios animierte Affenhorde, bei der besonders der Anführer Caesar heraus sticht. Im großen Sommerzirkus der Blockbuster setzt sich Matt Reeves‘ („Cloverfield“) Fortsetzung angenehm ab und kombiniert Schauwert mit Grips. (xxxxo)

USA 2014, R: Matt Reeves, D: Andy Serkis, Gary Oldman, Jason Clarke

Planet der Affen
Der 1963 erschienene Roman „Der Planet der Affen“ von Pierre Boulle wurde in den vergangenen 50 Jahren zweimal verfilmt und beflügelte die Phantasie zahlreicher Filmemacher. Franklin J. Schaffners Version von 1968 fing die düstere Grundstimmung des Romans hervorragend ein, erlaubte sich allerdings Freiheiten beim Finale. Tim Burtons Fassung von 2001 ist am Ende werkgetreuer, aber insgesamt zu glatt geraten. Mal mehr, mal weniger interessant sind die Sequels und Prequels, die die Handlung weiterdenken. So brachte es die Erstverfilmung auf vier Fortsetzungen (1970-73) und eine Fernsehserie (1974). Rick Jaffa und Amanda Silver erzählen mit „Planet of the Apes: Prevolution“ (2011) und mit dem neuen Teil die Vorgeschichte der dystopischen Science Fiction-Story. Zentraler Protagonist ist Caesar, der „Alpha-Affe“, der sich gegen die Menschen auflehnte und die Herrschaft der Affen herauf beschwor. Er hatte seinen ersten Auftritt in „Eroberung vom Planet der Affen“ (1972), wurde aber von Jaffa und Silver gänzlich neu interpretiert.

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