Roskilde Festival 2016 der Rückblick

Text: | Ressort: Musik, Veranstaltungen | 27. Dezember 2016

So, endlich Zeit mal auf die Festivalsaison zurückzuschauen. Da war doch so einiges in diesem Jahr und wenig verwunderlich ist Roskilde wieder ganz weit vorn. Wie quasi in jedem Jahr. Aber auch kein Wunder bei dem Überangebot an Lebensfreude, Sonne, guter Laune, Kunst jedweder Form und Acts aus jedem nur erdenklichem Genre. Da lacht das Herz des Musikbesessenen. Schönes Hopping quer Beet den ganzen Tag. HipHop, Punk, Singer-/Songwriter, natives aus aller Herren Länder. So soll es sein. Newcomer, alte Hasen und Urgesteine.

Los geht schon am Samstag, dem 25.06., mit dem Festivalvorprogramm auf drei Bühnen mit DJs und dem vorwiegend skandinavischen Musikernachwuchs. Wir sind ab Dienstag dabei, einem Tag vor dem Start des eigentlichen Hauptprogramms auf dem Festivalgelände, das erst am Donnerstag öffnet. Los geht es mit einer kleinen Tanzstunde zur Einstimmung.

Musikalisch steht der norwegische Rapper Ivan Ave am Anfang.

Have You Ever Seen The Jane Fonda VHS? haben sich den Preis für den ausgefallensten Bandnamen gesichert und schwungvoll zu Indiepunk übergeleitet.

Rising Stage auf dem Campingplatz

Das schon warm gefeierte Publikum begrüßt die nächste Künstlerin

Katinka, dänische Singer-/Songwriterin mit Gute Laune Songs

Die Lokalmatadoren Klub 27 kochen das Publikum weich.

Rising City im Sonnenuntergang

Weiter geht es auf der Partymeile, jede gemeinsame Zeltansammlung von Freunden, hier gerne auch Camp genannt und mit einem Motto versehen, veranstaltet seine eigene Sause.

Schaumparty

Ping Pong Fight

Mittwoch 29.06. Eröffnungssprint: Wer zuerst an der Hauptbühne anschlägt gewinnt ein Ticket fürs nächste Jahr und ein Glas Sekt

Den Start auf der Hauptbühne macht ein Orchester geflohener syrischer Musiker mit Damon Albarn und Gästen, sehr staatstragend und bewegend.

Etwas näher ran

Eine Bühne weiter wird es etwas lauter bei Slayer. Kategorie: Legenden

An selber Stelle kurze Zeit später: At The Drive-In: durchgeknallt, hysterisch, mitreißend.

Blasenstruktur und Strandmobiliar

Headliner des ersten Tages: Red Hot Chilli Peppers, jaja keine brillanten Musiker, aber trotzdem ein Energieschub, der bis in die letzte Reihe reicht und natürliche jede Menge Hits, die auch noch der Letzte mitsingen kann.

Nicht so nett wie es aussieht : Puce Mary, experimenteller Electronoiseterror

Entspannter, aber nicht weniger heftig die Doomurgesteine Sleep

Erste Reihe gut im Groove

Elle King: Etwas verstörend wenn man das America’s Sweetheart-Video im Hinterkopf hat, aber von roher Inbrunst, die beeindruckt.

In einer ganz anderen Liga, obwohl auch in Sachen Blues unterwegs, spielen die Blues Pills.

Elin Larsson hat auch barfuß, die Massen im Griff.

Santigold mit Riesenprojektion, Tänzerinnen und systemkritischem Sendungsbewußtsein.

Chill-Zone im vorderen Bereich der Gloria-Halle

Mit Hans-Joachim Roedelius in Müller & Roedelius stand auch eine Legende aus dem Sektor Krautrock auf dem Programm. siehe Kluster, Cluster, Qlaster, Harmonia usw. Avantgarde, Jazz, Ambient…

Choir Of Young Believers – Emopop

Uncle Acid And The Deadbeats: UK Hardrock, doomig, groovy

Der Kameruner Blick Bassy verschmilzt traditionelle mit bluesigen und jazzigen Elementen.

Wie immer erhaben, sehnsüchtig, ein Crooner vor dem Herrn: Destroyer

Quasi das Gegenteil: quirlig, übersprudelnd, explosiv: Grimes

Courtney Barnett, nachdenklich, introvertiert, irgendwie 90er Alternative, sehr charmant, ein Highlight

PJ Harvey: klar auch Legende und Höhepunkt. Beeindruckend, eindringlich, tiefgründig, außergewöhnlich.

Black Breath: Schüttel dein Haar für mich…

Jedes Jahr das selbe Bild und es wird nicht schöner.

Devonté Hynes von Blood Orange hebt den RnB der Achtziger ins Hier und Jetzt

HO99O9 oder auch „Horror“ eine Entdeckung diesen Festivals: HipHopPunkMetal, spooky und expressiv.

Kvelertak die Speerspitze norwegischen Metalpoprock’n’rolls. Herrlich unterhaltsam und mit textsichern Fans.

Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Chvrches auf der zweitgrößten Bühne in der Arena. Frl. Mayberry mittlerweile gar nicht mehr so verschüchtert und flummygleich die Bühnenbreite ausmessend.

Szenen vor der Hauptbühne

Jack Black von Tenacious D

offenbar mit dem Leibhaftigem im Bunde.

Ernstzunehmenders gibts bei Savages nebenan. Grandios, immer wieder…

Immer wieder ein ereignis sind die Auftritte von Ghost. Feinster Mummenschanz, bestes Posing.

Dem das Publikum in Nichts nachsteht. Vielleicht Papa Emeritus IV?

Freitag, 01.07.: Methyl Ethel, australischer Indiepop

Auch wenn der neue tag mit Sonne geizt bringt Anderson Paak sie in Gemüter und Herzen. Gute Laune R’nB-HipHop.

Athmo

Immer noch ein seltenes Bild: schlagzeugspeilende Sänger in Indierockbands. Hier: Whitney aus Chicago.

Dank Rundumdieuhrbeschallung auf dem Gelände und dem Campingplatz nachmittags noch ein kleines Nickerchen.

Jacob Bellens sieht vielleicht nicht so aus, ist aber so etwas wie der dänische Leonard Cohen. Düster melancholische Songs vorgetragen mit warmer sonorer Stimme. Seine Vorgängerband hieß Murder.

Tinky Winky im Würgegriff

Biffy Clyro schottischer Stadionrock in der Nähe zum Prog.

C’mon Tigre: jazzy, trippy, groovy

Selbe Stelle, aber nicht so organisch, eher artifiziell: Colin Stetson & Sarah Neufeld

Mac DeMarco ist da eher der König des Laufen lassens. Musikalischer Sonnenschein.

Genau: Legende hoch drei: Neil Young & Promise Of The Real (nicht im Bild). Alte Bekannte und weniger oft gespieltes gemischt mit den Songs der letzten Platte. Grandios, trotz kleiner Längen und dem Regenguss vorher.

Fäns, zu zwei Dritteln durch

Gate 11 war bis Dienstag noch Countdown-Bühne

Davor auf der Apollobühne: Peaches mit tanzender Vulva

Mutoid Man: Stephen Brodsky von Cave In und Converge Trommler Ben Koller.

Herrlich unverkrampfter Spass an der Musik und am Spielen, geniales Posing.

Es geht auch ohne Melodie: Meshuggah.

Sonntag 02.07.: Eingang zur Kunstzone

Seerettungsübung, man ist schließlich Küstenstadt, Wikingerhochburg und auf dem Campingplatz sind immerhin auch drei Wasserlöcher. Im Hintergrund Dreamcity die Stadt der Camps mit Feuerwehr, Rathaus und Leuchtturm.

Auch die Mädels sind bestens auf die Flutung vorbereitet.

Rising mit neuem Sänger. Ein etwas ungewohnes Bild, aber auch viel offensiver und nach vorn.

Völker der Welt, oder besser: Bierzapfer egal wo: so muß man einen Becher vollmachen wenn der Preis schon exorbitant ist!!!!!!!!

Officerfishdumplings, Frickelektronik

Danko Jones, eine Klasse für sich.

Ja richtig: „Im Laufe des Konzerts werden die Poser immer besser…“

Guardian Alien: Mir tut der Rücken weh. Abgefahren auch musikalisch – Entdeckung

Sturgill Simpsons old School Country zündete erst nicht so recht, doch dann kamen nicht nur die Exilamis so langsam in Schwung.

Cate LeBon

Gojira: französischer Metal. Kapier ich nicht.

Cattle Decapitation: ernsthaft? Rinderenthauptung?

New Order, richtig: Legende. Souverän

Protomartyr: Ja, sieht aus wie ein Versicherungsvertreter, machen aber hervorragend düsteren Indierock, treibend, zwingend, auch ein Höhepunkt.

Von LCD Soundsystem hatte ich eigentlich nicht so viel erwartet und michb gefragt, ob das auf der Orange Stage funktionieren kann. Waren die nicht in Rente gegangen? Mußte mich aber eines Besseren überzeugen lassen. Funktioniert sehr wohl und mit einem Sack voll Hits gesegnet speilt man das komplette Publikum seelig. Ein guter Rausschmeißer. Und erstaunlicher Weise mal eine Band die nicht die volle Breite der Bühne nutzen will. Eng drängt sich die Posse im Zentrum des Zeltes mit den Zipfelhörnern und im seitlich angeordneten Fotograben wurde es recht kuschelig.

Bevor endgültig Schluss ist noch fix rüber zu den Sleaford Mods. Herrlich! Rumpelbeats und Gemecker, so nah war noch Niemand an The Fall.

Wenn es so etwas wie Progpostmetal gibt sind Sumac auf jeden Fall die Vorreiter. Innovativ bis schmerzhaft, abgefahren.

… und zum Finale noch kurz an der Orange Stage vorbei. Es war wieder mal ein Fest! Und wer noch zweifel haben sollte: keine Frage 2017 sind wir wieder mit dabei. Nirgendwo, außer vielleicht in Glastonbury, ist das Programm größer. Und um mal einen Kollegen zu zitieren, der es diesmal auf den Punkt brachte: „Und eben nicht nur Scheiß!“ dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

www.roskilde-festival.dk

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