Von Spirit und Fantum
Text: Jensor | Ressort: Allgemein, Musik, Veranstaltungen | 15. Mai 202424. bis 26. Mai im Columbia: Das Desertfest Berlin 2024 als Ort, an dem man sein sollte
Die Orte, an denen man sein sollte – Teil 1: Was kann es schon Angenehmeres geben als einen schicken Start in den Sommer an einem schönen Ort, garniert mit freudespendender Musik und der Gesellschaft von diversen Menschen auf ähnlich gepolter Wellenlänge? Nun denn, auf nach Berlin, das Desertfest 2024 ruft vom 24. bis 26. Mai.
Es gibt Dinge, an denen hat man einfach Freude: Weil sie Freude schenken und offenkundig auch mit Freude zubereitet sind. Und irgendwie kann ich’s halt auch nicht anders sagen nach etlichen Jahren Desertfest – dieser Spirit ist greifbar. Fühlbar. Erlebbar. Der Spirit, etwas auf die Beine stellen zu wollen, das über eine reine Fan-Bedienung irgendwie hinausgeht und auch über weit hinaus über die Idee, nach der ein Festival mehr oder weniger ein Eintausch von Geld gegen ungebremstes Entertainment ist. Hat man ja inzwischen auch schon jede Menge und wegen mir soll es so etwas ja auch geben. Das pure Party-Ding, bei dem es eigentlich ein klein wenig egal ist, ob da nun XY oder YX auf der Bühne steht. Hat seine Berechtigung und die Tatsache, dass es Highfield, Rock im sonstwo & Co. nach wie vor gibt, zeigt auch deutlich auf, wie groß der Bedarf daran ist. Und auch die Glückseligkeit darüber (was wiederum die gern geführte Debatte über Abzocke und so auch dezent ad absurdum führt).
Aber Leute wie mich werden eher von diesem Spirit getriggert. Davon, dass sich da jemand offenkundig auch Gedanken gemacht hat. Und davon, dass da jemand von diesem Spirit auch mal zu eher außergewöhnlichen Finessen angetrieben wird. Hehehe, Indian Nightmare im letzten Jahr, erinnert Ihr Euch noch? Das war doch großer Sport. Ähnlich großer Sport wie der Fakt, dass man da im Mai 2023 in Berlin auch den Gnomes, den Slifts und den Messas dieses Planeten die Bühne bereitete. Das ist so eine Sache, die ich stets mitgenommen hatte vom Desertfest – ganz gleich, ob diese ganze Angelegenheit nun im Astra (plus angrenzende Clubs) über die Bühne ging oder in der Arena (was wiederum stets einen gewissen Kompromisscharakter ins sich getragen hatte). Immerhin: Mit dem Columbia-Gelände hat – aus meiner Sicht – die Sache wieder eine Heimat gefunden. Ein Zuhause, um es mal trivial zu sagen. Weil es genauso anfühlt vor diesen beiden Bühnen und dazwischen. Im Grün vom Biergarten neben dem Theater, auf dem Freigelände mit musikalischer Bespaßung in der Mitte oder beim Merch auf der anderen Seite. Schöne Sache. Da freu ich mich drauf.
Auch darauf, die üblichen Verdächtigen wiederzusehen und noch ein paar mehr. Diese Chose hat noch einen Spirit und zwar den eines Familientreffens ohne die Risiken und Nebenwirkungen eines echten Familientreffens. Weil man sich im Zweifelsfall aus dem Weg gehen kann (hehehe) und weil es dann doch eher ein anderer Spirit ist, der einen zusammenbringt und zusammenhält. Das Ding mit der Musik, you know? Ja, ich weiß, Fantum ist nicht nur ein bißchen out, sondern Schnee von vorgestern. Aber puh, juckt mich nicht. Ich habe keinen Hader mit dem Fantum, mit den sinn- und gemeinschaftsstiftenden Auswirkungen, die es mit sich bringt. Den unverhofften Gesprächen, die sich am T-Shirt entzünden. Oder daran, weil man gerade eben bei den schon erwähnten Gnomes, Slifts und Messas richtig abgegangen ist.
Vielleicht – ist ja irgendwie immer meine stille Hoffnung, da schwingt der gute alte PNG-Furor doch noch mit – macht das alles was. Erweitert Horizonte über das Wohlbekannte hinaus und sorgt für bleibende Aufmerksamkeit. Ich gebe es gern zu: Es sind nicht die großen Namen ganz oben auf dem Festivalplakat, auf die ich mit Nachdruck schaue (da stehen in diesem Jahr Amenra, die Osees und Pentagram), ich lächle lieber versonnen bei Thronehammer (war das eine Freude beim Stoned From The Underground 2023!) und Pigs mal 7 (wenn ich richtig gezählt habe). Und frage mich, was mich wohl bei Kombynat Robotron erwartet und bei Zerre, Zahn und Cava. Bei Bottenhavet und Zukunft. Kennt man nicht? Was für ein gutes Zeichen! Der Spirit ist da, immer noch und auch 2024. Wir sehen uns in Berlin.
www.desertfest.de
Acid King
Amenra
Aptera
Brant Bjork
Dyse
Mondo Generator
Neànder
Osees
Pentagram
Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs
Thronehammer
Zahn
alle Fotos: K. Nauber
mehr von den letzten Wüstenfesten: https://www.flickr.com/photos/personanongrata/albums