„Wet Desire“ beeindruckt in seiner hemmungslosen Koketterie mit Submissions- und Dominanz-Ritualen, der deutlichen Akzentuierung wirbelbiegender Verbindung zwischen Gewalt, Schmerz und sexuellen Stimuli. Vor allem aber ist es seine Distanzlosigkeit, mit der er bei den zum Teil mitten aus dem Männerpublikum gefilmten Bühnendarbietungen seiner Protagonistinnen völlig ungeniert und unverheuchelt ganz dem Voyeurismus seiner Zuschauer frönt, beinahe aufstachelt hervorzutreten zwischen den wippenden, wackelnden Köpfen im Bild, und auch anzufassen, wenn Sayuri, von der eigenen Rolle völlig eingenommen, die heilige Distanz, die letzte unsichtbare Barriere, selbst übertritt und den Zuschauern ihr Geschlecht über die speicheltropfenden Lippen reibt. Trotz des Eindrucks, dass sie sich völlig in die Orgie mit sich selbst fallen lässt, kontrolliert Sayuri den gefährlich brodelnden Raum vor dem Bühnenrand, den Männerkäfig, mit dem Charisma und der Selbstsicherheit einer Dompteuse.