CSS – Donkey

Text: | Ressort: Musik | 31. Juli 2008

Cansei de Ser Sexy - Donkey

Auf einem Konzert von „Cansei de Ser Sexy“ im April des vergangenen Jahres war ich mir sicher, dass sich die Hälfte aller anwesenden Männer nur zu gerne von der Frontfrau Lovefoxxx flachlegen ließe. Anschließend würde diese lachend in einem Regen aus zuckenden Blitzen auf ihrem Geliebten thronen, die langen, dunklen Haare schütteln und ein Kaubonbon kauen. Ella es sexy!

Damals waren CSS mit ihrem ersten Album auf Tour. „Donkey“ heißt das neue und das Stück „Rat is Dead (Rage)“ gab es schon vorab kostenlos im Netz und durchaus für ein wenig anders als gewohnt zu befinden. Dieser Eindruck verliert sich aber schnell, wenn man sich durch das ganze Album hört, welches Stücke beinhaltet, die sich weitaus mehr vom Debüt unterscheiden, wenngleich die Band ihrem typischen, meist treibenden Sound treu bleibt. Sie vermengt ihn lediglich mit anderen musikhistorischen Elementen – und ausgerechnet mit welchen, auf die ich so sehr anspringe. Das können Art und Weise des Gesangs sein, kurze Melodiefolgen, Soundeffekte, der Bass und das Album wirkt dadurch von Anfang an seltsam vertraut, so als gehörte es zu mir. Etwas glatter, gefälliger geworden – vielleicht ja auch einfach nur professioneller, arbeiten sich CSS auf „Donkey“ hauptsächlich an längst vergangener Indiemusik ab, klingen in Fragmenten mal wie die Pixies, wie Hazell O‘ Connor, Salad oder Velocity Girl, aber nicht einmal von cheesy Discosound können sie die Finger lassen.
Dass sie mich wirklich hatten, merkte ich, als ich nach wiederholtem Hören zu Beginn einiger Stücke meine aktuelle Tätigkeit unterbrach, um komische Tanzbewegungen mit Armeinsatz zu vollführen. Hoffentlich unbeobachtet. „Move“ ist mein peinlicher Favorit. Der coole ist „Believe Achieve“, welcher höchst sexy daherkommt, und wunderbar den Kreis schließt zu meinem eingangs geschilderten Szenario. Ich hol‘ mir jetzt ein Maoam. (SubPop/Cargo)

offizielle Webseite
Cansei de Ser Sexy auf MySpace

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7 Kommentare »

  1. ich dachte, ich höre die neue scheibe von the sounds. stimmlich und musikalisch nahezu deckungsgleich. wobei mir die schweden fast noch mehr nach vorn gehen.

    vergleich: http://www.myspace.com/thesounds

  2. Hmm, bin trotz unbestreitbaren Eingängigkeitspotenzials von „Donkey“ sacht enttäuscht. CSS auf dem Weg zur, ähem, stinknormalen Pop-Band – das war jetzt nicht unbedingt das, was ich mir erhofft hatte. Dann fahren, schnüff, auch noch Wolf Parade den Nachfolger zur göttlichen „Apologies To The Queen Mary“ so zielgerichtet gegen den Gniedel-Rock-Baum. Herrje, ist die Welt übel geworden.

  3. Ich bin schon noch recht versöhnlich mit ihnen, denn wenngleich glatter, sind die Stücke nicht belanglos.

    Das mit Wolf Parade hingegen ist ja wirklich geradezu dramatisch, da war ich beim ersten Hören so entsetzt und habe es bis heute nicht geschafft, mir die Platte bis zu Ende anzuhören. Ich verstehe diese Diskrepanz überhaupt nicht. Als hätten sie gar nicht verstanden, was das erste Album ausgemacht, was es so Unglaubliches mit einem angerichtet hat.

    (Danke für den Hinweis mit den Sounds!)

  4. ihr wollt mich nur in den commentbereich locken mit der wolfparade-nummer, ja?!
    na klar ist das experimenteller old-school-r.o.c.k. und streng religiös gesehen demnach total out. für leute wie mich generiert, die mit der kanadischen indie-arcade-fire-blase immer nur bedingt was anfangen konnten. weil es sooo extreeem proggresiiiv klang (dass man letztlich angemacht wurde warum man denn nicht weinen könne etc.), ausserdem noch viel zu gleichförmig, von wegen, wo ist denn nun mehr arcade fire drin. der witz ist, es klingt jetzt viiiiel eigenständiger (oder’normaler‘, – für die, denen jeff buckley nur ein gewöhnlicher rockfurz war) und abgebrühter und unspektakulärer (im dem sinne, dass nicht mehr so viel geheult wird – also sehr sehr geil). jaaa, es wurde in der verdammten arcade fire-kirche aufgenommen. aber who cares. arcade fire sind gut. wolf parade sind jetzt ebenfalls gut – gerade weil sie den sprung ins progressive gewagt haben (vorher waren sie ja bloss staffage, mitläufer, circusumfeld, krimskrams). ich könnte noch stundenlang gegen kanadische trauerfolklore vom leder ziehen – aber mir fällt ein, da gibts auch einen artikel von mir zu ‚mount zoomer‘, steht im heft, – kommt irgendwann noch mal online (oder?!). hier gings um css? oh, verzeihung. css habe ich noch nicht gehört (nein klaus, the sounds kenne ich auch noch nicht). css sind aber outfit- und gendermässig ganz weit vorne auf meiner liste, aber das interessiert ja die mucker hier nicht, wollen bloss kanadascheiss *hören*- iieeh, wie eklich (und jensor, seid wann bist du gegen rocklastigkeit – wäh? ich prophezeihe ausserdem, dass wenn man das wolf parade-album oberflächlich dudeln lässt, man keinen schimmer mitkriegt, es will tatsächlich mit musse erschlossen werden, aber hier gings ja, – ja, ja – um css, was auch irgendwas heisst, was wars denn noch, – ach ja: cansei de ser sexy, also ermattet vom sexysein – sehr sexy halt, wenn man sich daraufhin anzieht und sich bewegt, musik macht wie man lustig ist – ich werd css jetzt aber doch mal anhören, endlich).

  5. Ich habe Wolf Parade nie als Mitläufer empfunden, Arcade Fire sind ja ohnehin die Langweiligsten von all jenen Canada-Bands.. das erste WP-Album war.. hm.. eine Offenbarung! Das fehlt mir nun.
    Aber dann will ich mir mal die Mühe machen und es nochmal genau anhören.

  6. Nein, gegen Rockverständnis habe ich nichts. Aber eine Menge gegen schlechte Songs – und auf „At Mount Zoomer“ habe auch nach dem dritten Hören keinen einzigen guten gefunden. That’s it. Kanada-Indie? Arcade Fire-Kirche? Interessiert mich nicht. Habe gerade erst dem Wikipedia entnommen, dass Wolf Parade jetzt auch in Montreal angekommen sind. Solche Infos interessieren mich erst dann, wenn ich die Musik spannend finde. Und da hast du mir unbewusst die Worte schon aus dem Munde genommen: „Abgebrühte“ und „unspektakuläre“ Musik finde ich ganz persönlich nicht spannend. Aber hey, dies ist meine Meinung!
    Ach ja – höchstens dem Ansinnen, mit einer Platte wie „Apologies …“ wären Wolf Parade nix als Mitläufer gewesen, muss ich denn doch ernsthaft widersprechen: Diese faszinierende Kombination aus meisterlichen (Pop-) Songwriting und einer bewusst konterkarierenden Produktion war und ist ganz schön einzigartig.

  7. na, da kann wenigstens kein leser sagen, png füttert die industrie zurück oder so … die fronten bleiben (im falle wolf parade) – gut so. und hier der appetizer auf meine oben erwähnte wolf parade-rezension (steht im aktuellen heft #76):

    „Ich muss gestehen, ich habe mich in dieses schräg-dumpfrockende Werk verliebt – verstehe aber auch die Fans von „Apologies …“, die jetzt vielleicht scharenweise zu Celebration oder Yeasayer überlaufen (was ja auch nicht die falscheste Entscheidung sein dürfte). Für die Veteranen des wahren und guten Pop-R.O.C.K.s dürfte Wolf Parades neues Album allerdings einen Gewinn darstellen (…)“