Monkey – Journey to the West
Text: Herr Lose | Ressort: Musik | 4. März 2009
Ich gebe zu, ich mag Damon Albarn, weil er es sich nie einfach gemacht hat. Statt sich stinkreich auf seinem Hausboot zur Ruhe zu setzen und ab und an einen Gorillaz-Track in die Charts zu bringen, hasst er es scheinbar stillzusitzen. Projekte werden aus der Taufe gehoben, allerorts beklatscht und kurz darauf wieder begraben, um Raum zu machen für Neues. Jetzt also eine Oper. Basierend auf der Geschichte von Wu Cheng’en aus dem 16. Jahrhundert schuf er gemeinsam mit Jamie Hewlett und dem chinesischen Schauspieler und Regisseur Chen Shi-zheng ein Spektakel, bei dem über Hundert Sänger, Tänzer und Akrobaten die Bühne bevölkern. Uraufgeführt in Manchester tourte man bald darauf nach Paris und in die Staaten, um schließlich in London zu landen. Ein geplantes Gastspiel in der Berliner Staatsoper wurde bedauerlicherweise gecancelt. So kommen wir also vorerst nicht in den Genuss, den dieser Event darstellen soll – glaubt man zumindest den Kritikern – und müssen uns mit der akustischen Seite des Abends begnügen. Die stammt folgerichtig aus der Feder Albarns – während Hewlett für Kostüme und Artworks zuständig ist – und klingt eher nach Journey to the east. Viel Bombast, Synthiemucke im 80s-Stil und traditionelle chinesische Klänge klingen in dieser Melange fremd für westliche Ohren. Da hilft es nur wenig, dass Albarn dem Ganzen seine eigene Note Wahnsinn hinzufügt. Auf der Bühne mag das der Soundtrack für einen ungewöhnlichen und höchst unterhaltsamen Trip sein, nimmt man den Klängen aber die visuelle Komponente bleibt nur ein großes Fragezeichen. Weniger Lust, mir das Ganze einmal live und in knalligen Farben anzuschauen, hab ich deshalb freilich keineswegs. (XL Recordings/Beggars Group/Indigo)