Soap & Skin – Lovetune For Vacuum
Text: Klaus | Ressort: Musik | 20. März 2009Es gibt Künstler, die beeindrucken. Es gibt welche, die ihr Publikum bewegen können, aber es gibt wenige, die ihr Gegenüber erschaudern lassen und jede Note, jedes Wort körperlich erfahrbar machen. Zu letzteren Ausnahmekünstlern kann man ohne Übertreibung Anja F. Plaschg aka Soap & Skin zählen. Mit einer unbeschreiblich eindringlichen Intensität zelebriert, nein durchleidet sie die selbstverfassten Klagelieder. Ein düstere Botin aus einer anderen Welt apokalyptischen Ausmaßes. Konzentriert auf Stimme und Klavier, hier und da mal ein Harmonium für mehr Volumen, selten Streicher und nur ab und an ein paar elektronische Frickeleien. Das war’s, mehr ist nicht notwendig, um die tiefsten Abgründe zu erforschen.
Verloren im heimatlichen Dorfe Gnas in der Südsteiermark, missverstanden und schon immer irgendwie Außenseiter, wurde der zunächst gehasste Klavierunterricht schnell zum Anker, Musik zum Lebenselixier. Bald folgte die Geige und erste eigene Kompositionen. Das Gymnasium in Graz brachte nicht die erhoffte Wende. Sie schmiss hin, bewarb sich an der Wiener Akademie der bildenden Künste und konnte sich gar zwischen zwei Professoren entscheiden. So kommt die Sechzehnjährige in die Obhut von Daniel Richter, bei dem sie immer noch studiert. Erste Stücke landen bei MySpace und in den Briefkästen verschiedener Labels. Shitkatapult greift zu und veröffentlicht „Mr. Gaunt Pt. 1000“ 2006 auf einem Minisampler. Es folgen Einladungen in die Staaten und letzten Herbst trat sie in Berlin im Stück „Nico – Sphinx aus Eis“, unter der Regie von Oliver Sturm auf. Nach einer Single und einer EP jetzt das Debütalbum. Sie ist erst 18, ihre Musik beklemmend, beängstigend und doch strahlend schön. Und im Hintergrund immer die Befürchtung, die Dunkelheit könnte irgendwann schneller sein.
(Couch Records/PIAS)
Am 27.03.2009 trat Soap & Skin im Leipziger Centraltheater auf und gab ein bewegendes Konzert. Die sonst so mitteilsamen Studenten schwiegen. Sicher nicht nur aufgrund der etwas feierlicheren Veranstaltungsstätte, sondern vor allem wegen des mit tiefster Inbrunst Dargebotenem. Es war ein besonderes Erlebnis.