Susanna – Flower Of Evil
Text: Redaktion | Ressort: Musik | 20. März 2009Schon das Debüt “Sonata Mix Dwarf Cosmos” von Susanna Karolina Wallumrød war ein Fanal gegen die zu schnell verrinnende Zeit, in der jedes Fünkchen Leben in der Hektik unterzugehen droht. Entschleunigung trifft es als Begriff nur unvollständig. Totalverweigerung gegenüber der stets fortschreitenden Zeitschiene könnte da schon näher dran sein. Diesen Protest setzt auch das neue Album fort. Jede Note wird zelebriert, jeder Ton darf ausklingen, bis er in der Ferne verhallt. Keine Kompression, leise Töne, ihre warme Stimme, Klavier, selten ein paar gezupfte Saiten und ein klitzekleines Feedback in der Unendlichkeit. Offensichtlichster Unterschied zum Vorgänger dürfte sein, dass es sich, von zwei selbst geschriebenen Stücken abgesehen, um Coverversionen mitunter recht bekannter Stücke handelt. Manchen der Originalsongs haftet obendrein noch eine gewisse Peinlichkeit an. Doch Frau Wallumrød vermochte es, zum strahlenden Kern auch dieser Drusen vorzudringen. Erwähnt seien hier „Changes“ von Black Sabbath und „Without You“, bei dem man den flehenden Gesang von Harry Nilsson (Original von Badfinger) nicht aus dem Hinterkopf bekommt und so quasi eine Dreistimmigkeit erreicht, denn hier singt Susanna im Duett mit Will Oldham, wie auch im Opener „Jailbreak“ (Phil Lynott, Thin Lizzy, nicht AC/DC). Den Schlusspunkt setzt „Lay All Your Love On Me“ von ABBA, düster, flehend, das unausweichliche Ende vor Augen. Kein alberner Diskoklamauk, wie bei Erasure ehedem. Tragik, Mann! Aufgenommen wurde das komplette Album in nur drei Tagen im Atlantis Studio in Stockholm. Es wurde auf historischer Ausrüstung und klassisch live inklusive Gesang eingespielt. Nach einem Tag hatte man schon neun Stücke so gut wie fertig.
Dank der Vorrede eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass die Transformation jeden Song in eine filigrane Ode verwandelt hat, die beim kleinsten Luftzug zerfallen könnte. Schmerzhaft in der Konsequenz gegen überkommene Hörgewohnheiten anzugehen, lohnend für jeden, der sich darauf einlassen kann.
(rune grammofon/Cargo)