Hot Gossip – You Look Faster When You Are Young
Text: Sven | Ressort: Musik | 10. Mai 2009Schon ihr letztes Album „Angles“ hatte mich so ziemlich weggeblasen. Völlig durchgedrehter, extrem hektisch gespielter Garage-Wave-Punk, jeder Song eine Volle auf die Zwölf. Jeder Anschlag auf der Gitarre so zwingend. Das Drumming in etwa so holpernd wie einst bei den Circle Jerks. Brainshaking! Zu solcher Musik könnte ich vor lauter Freude meinen eigenen Kopf an einer Betonwand zerhämmern. Für „Angles“ werde ich Nois-O-Lution-Arne ewig dankbar sein! Das Hot Gossip jetzt bei einem Major gelandet sind, wundert mich nicht. Die hätte ich auch gesignt. Nur um sie im Stall zu haben. Einfach so. Scheiß doch auf die Verkäufe!! Und nun die neue Platte: Zwei Gänge runtergeschaltet, aber noch genauso zwingend wie zuvor. Dreckiger Garage-Rock’n’Roll gepaart mit dem Wahnsinn, den auch die Hives in großen Dosen verschießen und jener, den die fucking Rolling Stones einst besaßen, bevor sie zuviel Geld kassierten und danach dem Glauben verfielen, so etwas wie honorige britische Instanzen zu sein (vom klapprigen Rastafari-Pirat Richards mal abgesehen). Hot Gossip klingen genauso geil und frisch, wie 95% der Bands im UK klingen möchten, es aber nicht schaffen. Der Witz dabei: Hot Gossip kommen aus der italienischen Lombardei! No Wave, Postpunk, T.Rex-Glam und Buzzläufe aus der Zeit, als Jah Wobble noch bei PIL den Viersaiter bediente und bei deren bloßer Erwähnung einem vor lauter Rührung die Tränen kommen, feiern auf „You Look Faster When You Are Young“ eine fröhliche Party. Und Sänger Giulio Calvino greint und weint nach wie vor wie der Wiederkehrer von David Sylvian (ex-Japan).
Das hier ist alles einfach nur großartig. Unfassbar großartig! Eine 33 Minuten und 40 Sekunden lange Offenbarung. Und solange kriegt man (meint: kriege ich) das Maul nicht wieder zu vor lauter Fassungslosigkeit. (Ghost Records/ Warner Chappell) Don Delta