Various Artists – Not Given Lightly
Text: Jensor | Ressort: Musik | 14. Juli 2009
„A Tribute To The Giant Golden Book Of New Zealands Alternative Music Scene“, steht bei diesem Doppel-CD-Sampler aus dem bei mir hochgeschätzten Hause Morr Music in der Unterzeile – und macht die Marschrichtung für jeden, der mich ein wenig näher kennt, von vornherein klar. Eindeutiger Fall von: „Sofort über den grünen Klee loben!“ Theoretisch müsste ich mir diese beiden CDs tatsächlich nicht einmal anhören, um sie rundum gut und empfehlenswert zu finden: Gleich zwei Fandom-Punkte werden da bei mir gedrückt und dies richtig massiv. Punkt 1: THOMAS MORR KANN NICHTS FALSCH MACHEN. Niemals und nimmer. Nicht in diesem Leben. Nicht auf diesem Planeten. Was immer dieser Mensch berührt, wird Wohlklang. Punkt. Aus. Feierabend. Punkt 2: Der Sound von Neuseeland, der sich da um das Label Flying Nun, um Bands und Musiker wie Jean Paul Sartre Experience, Tall Dwarfs oder The Chills, wie Graeme Jefferies, Chris Knox oder David Kilgour entwickel t hat, zählt leider, leider, leider zu den vollkommen zu Unrecht vergessenen Dingen der Musikgeschichte. Auch dies muss mal in aller Deutlichkeit gesagt werden – und umso höher ist mithin der Teaching-Aspekt dieses Samplers zu werten, den ich anfangs vollkommen unterschätzte. Zu geläufig sind mir als Old School-Nerd die aufgezählten Namen, zu präsent die entsprechenden Veröffentlichungen (ich musste hurtig nachschauen, was beispielsweise meine Jean Paul Sartre Experience-Platten eigentlich so treiben). Dies soll jetzt hier auch kein Rumgefetze sein: Ich war eher baff erstaunt darüber, wie wenig offenbar in der Welt da draußen, die sich offenbar doch nicht immer mit meiner musikalischen Welt überschneidet, noch über dieses erwähnte gigantische Goldene Buch der neuseeländischen Alternative-Szene bekannt ist. Wie dann auch schon mal Erstaunen gezeigt wurde darüber, dass ausgerechnet ein, ähem, derartiges musikalisches Entwicklungs land durch einen derartigen Sampler gehuldigt wird. Haha, von wegen, liebe Leute – und ruhig mal ein bisschen diggen, dies lohnt sich allemal! Selten haben Gitarren charmanter, eigenwilliger und doch einschmeichelnder geklungen (und mal abgesehen davon kann man sich mal darüber informieren, wo beispielsweise Yo La Tengo ihre Einflüsse haben)! „Not Given Lightly“ gibt auf CD 1 mit insgesamt 18 Coverversionen eine treffliche Reminszenz: Transferiert in den Kosmos Morr’schen Wohlklangs leuchten Songs wie das Titelstück von Chris Knox (intoniert von B. Fleischmann), „Bee To Honey“ von den Tall Dwarfs (gecovert von Butcher The Bar), „Pink Frost“ von The Chills (gespielt von Masha Qrella) oder „Up In The Sky“ von der bereits häufig erwähnten Jean Paul Sartre Experience (ja, da bin ich Fan und Borko, der dieses Stück interpretierte, offenbar ebenfalls) wieder richtig auf – ohne dass bei mir damit die Lust auf die Originale verschwi ndet. Vielleicht deshalb, weil das erwähnte Morr Music-Universum zum einen nahe genug dran ist – da spricht so viel Liebe und Verbundenheit aus diesen Interpretationen. Und andererseits, weil es auch ausreichend Distanz hat, um die Falle des reizlosen Nachspielens mühelos zu umgehen. Ergänzt wird der Sampler in gewohnter und erfreulicher Manier um eine 16 Stücke umfassende aktuelle Werkschau des Labels, die ebenfalls nur empfehlenswert ist (siehe Punkt 1 oben): Von Benni Hemm Hemm bis B. Fleischmann, von Surf City bis It’s A Musical, von Radical Face bis Isan und Tarwater reicht die Palette; von elektronischen Wohlklang bis wärmsten Gitarrenpop und anrührendem Songwriting (letzterem widmet sich Thomas Morr derzeit in verstärktem Maße). Ach ja, dass alle diese Songs „previously unreleased“ sind, versteht sich bei diesem Label von selbst. Ich bin – mal wieder – glücklich.
PS: Alles Gute von unserer Seite zum 10. Geburtstag. Und weiter so. Bitte.
(Morr Music)