Grizzly Bear – Pro & Conta
Text: Redaktion | Ressort: Musik | 21. Juli 2009Eine Gegenüberstellung
Pro: Genie, Autonomieästhetik und das Konzept des Albums
Grizzly Bear könnte Anschauungsunterricht für viele sein. Natürlich wären sie die letzten, die sich als Lehrmeister verstehen würden. Doch in vielerlei Hinsicht liest sich die Geschichte der Band wie der Traum eines jeden Authentizitätsfanatikers, dessen Verständnis von Kunst sich nach wie vor über die Idee des genialischen Künstlers definiert, der besessen und abgeschieden vom Rest der Welt an seinen Werken arbeitet. Zweifellos lassen sich Elemente dieses Narrativs im Leben von Sänger, Gitarrist und Mastermind Edward Droste finden, doch darauf reduzieren lässt sich seine Arbeit sicherlich nicht.
Droste wächst behütet in einem Bostoner Vorort bei seiner Mutter, einer Grundschullehrerin, auf und entdeckt erst relativ spät die Musik für sich, obgleich seine Familie durchaus musikalisch ist: sowohl seine Mutter als auch sein Großvater unterrichten Musik. Letzterer als Professor an der renommierten Harvard University. Doch erst mit vierzehn beginnt Droste sporadisch Gitarrenstunden zu nehmen. Die Musik als oberste Leidenschaft und Lebensinhalt muss allerdings noch ein wenig warten, denn Droste möchte erst noch etwas von der Welt sehen und studiert ein halbes Jahr Kunst in Italien und unterrichtet Kinder bei einer gemeinnützigen Organisation in Zimbabwe. Hier eine Gitarre stets mitzuschleppen wäre viel zu anstrengend gewesen, wie er beiläufig meint. Also entscheidet er sich zuerst für das Schreiben, was er zunächst für ein Jahr am alternativen Hampshire College studiert, nur um nach einem Jahr zum „Creative Writing“ Programm der New York University nach New York City zu wechseln. Nach einem kurzen Aufenthalt in Manhattan zieht er schon bald darauf nach Brooklyn, wo Droste und ein Großteil der Band noch heute wohnen. Das ehemals primär polnische Viertel Greenpoint zeichnet sich vor allem durch die vergleichsweise moderaten Mieten aus, wobei nicht erst seit der beinahe absurd anmutenden Gentrifizierung Williamsburgs die Mieten drastisch in die Höhen schnellen. Wahrscheinlich wird es auch hier nicht lange dauern, bis die ursprünglichen Bewohner vom massiven Hipster-Einfall verdrängt werden, die sich schon seit einiger Zeit über die angrenzenden Viertel ausbreiten, da selbst sie die Mieten oft dort nicht mehr zahlen können. Die explodierenden Mieten scheinen Droste nicht sonderlich zu belasten, denn er ist dennoch nach Williamsburg gezogen und genießt dort den nicht abreißenden Strom kreativer Menschen und die konstanten Veränderungen, die diese zwangsläufig mit sich bringen, wie er begeistert berichtet: „Ich wohne sehr gerne in Williamsburg und das Viertel verändert sich genauso schnell wie der Rest New Yorks. Natürlich wird auch Williamsburg zunehmend gentrifiziert und es machen ständig neue Restaurants und Bars auf, doch es herrscht ein konstantes Kommen und Gehen. New York kann ein sehr flüchtiger und kurzlebiger Ort sein. Ich glaube, viele Leute haben die Vorstellung, dass sie einmal in ihrem Leben in New York gelebt haben müssen, und wenn sie das geschafft haben, ziehen sie wieder weg. Das macht die Stadt aber ungemein spannend, da man nie weiß, wer bald hier sein wird.“
Inspiriert durch die ungebremste Kreativität in der Stadt des rasenden Stillstands und die stets dazugehörende Einsamkeit beginnt Droste in seinem Wohnzimmer Songs zu schreiben und aufzunehmen. Natürlich erst einmal nur für sich. Pläne für eine Veröffentlichung gibt es nicht, zumindest will es so die geläufige Inszenierung der Band. Im Wust der Kreativen trifft er auf Christopher Bear, der schon vor einiger Zeit aus Chicago nach Brooklyn gezogen war und deutlich mehr musikalische Erfahrung mitbringt als Droste. Bestehende Songs werden arrangiert, neue Songs kommen dazu und erblicken mit „The Horn of Plenty“ auf dem Mikro-Indie Kanine Records 2004 die Welt, nachdem man vor allem in Insiderkreisen für erste Aufmerksamkeit sorgen konnte. Die melancholisch atmosphärischen Songs finden sehr geschickt eine Balance zwischen Minimalismus und verspielter Psychedelik, die vor etwas breiteren Instrumentierungen nicht zurückschreckt. Nach unermüdlichem Touren und der Wiederveröffentlichung des Albums mit zusätzlichen Remixes von Dntel, Final Fantasy, The Soft Pink Truth und Solex wird Warp auf die Band aufmerksam und fragt ganz unverbindlich an, ob es nicht schon neues Material zu hören gibt. Das gibt es. Und kurz darauf sind Grizzly Bear ein weiterer Bestandteil des eklektischen Rosters des Labels, das sich schon lange von seiner rein frickel-elektronischen Ausrichtung abgewendet hat. Das Markenzeichen des Labels war ohnehin noch nie eine bestimmte musikalische Richtung, sondern eine bestimmte Herangehensweise an Musik: Manche würden intelligent sagen, andere auch verkopft. Vom kommerziellen Zugpferd Maximo Park vielleicht einmal abgesehen.
Bereits ein Jahr später erscheint das Nachfolgewerk „Yellow House“, das nicht nur von der Kritik begeistert aufgenommen wird. Es hagelt Vergleiche mit Sigur Ros, Sufjan Stevens, The Velvet Underground, The High Llamas, den Beach Boys, Jim O’Rourke, Animal Collective, Nick Drake oder Brian Eno, um nur einige zu nennen. Nachdem sich der Minimalismus von Garagenbands a la The Strokes erwartungsgemäß schnell erschöpft hat, darf jetzt wieder opulenter und detailverliebter musiziert werden. Abgrenzungen zum Kitsch werden über Bord geworfen und das schwelgerische bis selbstverliebte Aufeinanderschichten von klanglichen Sphären wird zum neuen Standard. Grizzly Bear sind hier ganz vorne. Kaum einer Band gelingt es so geschickt und eindringlich, einen fast schrullig schlichten Singer/Songwriter-Gestus mit psychedelischen Klangorgien zu verbinden. Und das Album lässt sich völlig zu Recht in fast allen Best Of-Listen des Jahres wiederfinden. Es erscheint daher nur konsequent, dass man Bühnen mit Paul Simon, TV On The Radio, Feist und Radiohead teilt und die eigenen Songs mit einem Symphonieorchester (Los Angeles Philharmonic Orchestra) umsetzt. Wobei sich Letzteres nicht immer ganz unproblematisch darstellte. „Die größte Herausforderung sind die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Popmusikern und klassischen Musikern“, berichtet Droste mit strahlenden Augen. „Obwohl ein Großteil der Band auch eine klassische Ausbildung genossen hat, kann niemand vom Blatt lesen wie die Orchestermusiker, die ständig gewisse Ausdrücke und Terminologien verwendeten, mit denen wir nichts anfangen konnten. Zum Glück hatten wir Nico Muhly dabei, der sozusagen als Botschafter und Übersetzter fungierte. Außerdem muss man sehr auf die Lautstärke achten, wenn man mit einem Orchester spielt, denn man will ja nicht die Arrangements der klassischen Instrumente überdecken.“ Diese Dichte von Arrangements lässt sich auch auf dem neuen Album „Veckatimest“ nachhören, das nach einer unbewohnten Insel vor Cape Cod benannt ist. „Obwohl ich meinen Lifestyle hier in New York sehr mag, ist er sehr kontraproduktiv, wenn es darum geht, an etwas zu arbeiten“, erklärt Droste. „Wir sind uns alle einig, dass es sehr hilfreich ist, zusammen aus New York rauszukommen, um gemeinsam an den Songs zu feilen. Weg vom Internet, weg von Freund oder Freundin und weg vom Nachtleben. So können wir uns viel besser darauf konzentrieren kreativ zu sein. Da ist sie wieder, die Figur des Künstlers, der einen vermeintlichen Ort außerhalb der Gesellschaft suchen muss, um diese zu beschreiben und damit Nachhaltiges zu schaffen.
Auf die Vermutung, dass sich die Band diesmal etwas stärker auf ausgefeilte Studiotechnik verlassen hat, winkt Droste jedoch entschieden ab: „Wir sind eigentlich unserem Home-Recording Ansatz insofern treu geblieben, als wir immer noch alles selbst gemacht haben. Unser Bassist Chris Taylor hat das komplette Engineering und die komplette Produktion übernommen und wir genießen diese Freiheit sehr. Ich glaube nicht, dass wir ein Album wie „Veckatimest“ in einem Studio hätten machen können. Wenn man ein Studio bucht, muss man sich an bestimmte Zeiten halten und die Atmosphäre ist fast immer sehr steril. Wir schätzen es sehr, einen Song nachts um drei oder gleich morgens aufnehmen zu können. Chris achtet außerdem ganz bewusst auf Raumatmosphären und kann so auch Ambientgeräusche wie Feuerknistern oder das Knacken eines Stuhls ganz natürlich einfangen. Ich finde, dass diese Herangehensweise dem Album noch mal eine Extraportion Wärme, Intimität und Tiefe verleihen konnte.“ Genau das ist das Erstaunliche an diesem Album, denn es bleibt trotz aller kompositorischer Finesse stets mit beiden Beinen auf dem Boden und klingt zu keinem Zeitpunkt abgehoben oder selbstverliebt, wie etwa bei Frickel-Kollegen wie The Mars Volta. Bei Grizzly Bear steht der Song ganz klar im Zentrum der Aufmerksamkeit. Alles andere ist nur ein willkommenes Hilfsmittel. Und eben nur das.
Obwohl Edward Droste meist das mediale Scheinwerferlicht abbekommt, entsteht die Musik in der kollektiven Auseinandersetzung. „In der Vergangenheit haben Daniel und ich einen Großteil der Songs geschrieben“, erzählt Droste. „Obwohl wir beide meist immer noch die grundlegenden Melodien und die Texte ausarbeiten, trägt jeder seinen Teil zu den Songs bei. Ich bin übrigens der einzige, der keine richtige musikalische Ausbildung hat. Alle anderen haben entweder eine klassische Ausbildung genossen, hatten Jazzunterricht oder haben sogar Musik studiert. Doch gerade diese Unterschiedlichkeit der musikalischen Perspektiven macht für mich den Reiz von Grizzly Bear aus. Jeder einzelne hat so viele verschiedene Ideen und das Endergebnis ist definitiv viel mehr als die Summe der einzelnen Teile. Wir hinterfragen unsere Ideen ständig und in diesem Austausch entstehen unsere Alben.“ Obwohl manche Aussagen von Droste von Klischees und Phrasen nur so überlaufen, nimmt man ihm diese Arbeitsweise ab. Denn das Resultat heiligt bekanntlich die Mittel, um noch mal eine Phrase obendrauf zu legen, und das stimmt bei „Grizzly Bear“ ein ums andere mal. Auch bei „Veckatimest“ stellt sich der Eindruck eines durchkonzipierten Gesamtwerks ein, bei dem jede Nuance und jedes kleinste Detail wohl bedacht und bewusst gesetzt wurde. Doch trotz solch ausgefeilter Albumkunst muss man die Frage stellen, ob das Konzept des Albums angesichts aktueller Download- und Rezeptionspraktiken nicht bald der Vergangenheit angehören wird. „Ich glaube schon, dass das Format der CD aussterben wird“, sprudelt es aus Edward heraus. „Was mir allerdings Sorgen macht, ist nicht der Formatwechsel oder die ausfallenden Einkünfte durch Plattenverkäufe, sondern dass das Konzept des Albums ausstirbt. Die Leute laden sich schon jetzt dermaßen viel Musik herunter, und sie können ganz leicht Songs, die sie nicht mögen, löschen, ohne auch nur ansatzweise den Gesamtkontext dieser Songs aufgenommen zu haben. Ich beobachte das bei mir selbst und es macht mich nervös. Ich hoffe wirklich, dass sich dieser Trend nicht durchsetzen wird, da das Konzept eines Albums, das von der Songreihenfolge bis zum Artwork funktioniert, einfach etwas Wunderbares ist. Ich wollte das auf keinen Fall missen“. Wenn weiterhin so gelungene Alben wie „Veckatimest“ produziert werden, muss man sich vielleicht noch keine Sorgen um die Existenz des Albumformats machen. Die Herren aus Brooklyn beweisen sehr eindrucksvoll, dass dieses Konzept noch lange nicht zu Ende gedacht ist und gerade aus dem konzeptionellen und ästhetischen Zusammenhang die wirkliche Dringlichkeit entsteht.
Dabei überrascht es nicht, dass die Band immer wieder kurze Auszeiten während der Produktion des Albums nahm, um einen „objektiveren“ Eindruck von den Songs zu bekommen, wie Droste berichtet: „Wir mussten öfters von den Songs Abstand gewinnen, manchmal auch gezwungenermaßen, etwa um mit Radiohead auf Tour zu gehen. Diese Wochen haben uns sehr dabei geholfen, die Songs aus einer neuen Perspektive zu betrachten, sozusagen mit neuen Ohren und aus einem neuen Blickwinkel. Wenn der jeweilige Song diesen Test der Zeit bestand, haben wir ihn als würdig erachtet und auf das Album gepackt, aber es kam auch vor, dass sich bei einem Song nichts getan hat und wir ihn dann rigoros aussortiert haben“. Allerdings möchte Droste von konkreten ästhetischen Vorstellungen im Vorfeld nichts wissen und auch die Frage, ob sich vielleicht schon ein perfekter Song auf dem Album befindet, wird kurz und knapp ins Abseits geschoben: „Nein, ich glaube nicht an die Vorstellung von etwas Absolutem, von daher stellt sich die Frage für mich gar nicht“. Das ist vielleicht auch gut so, denn so bleibt die Arbeit durch die teilweise konträren Ideen und Ansichten dynamisch und vielfältig wie auf „Veckatimest“, das sich durch eine fast abgehobene Vielfalt an Eindrücken und Stimmungen auszeichnet und tatsächlich fast näher an einem Klassik-Gestus ist als an traditionellen Pop-Schemen. Das kann man prätentiös und aufgesetzt finden, doch dann würde man eines der besten Alben des Jahres verpassen. Und das wäre doch eigentlich schade. Eben.
Text: Matthias Rauch
Contra: Och nö!
Martin Büsser schrieb mal wieder einen flammenden Aufsatz über das Ende von Popkritik wie wir sie kennen und geiselte dabei wortgewaltig die Beliebigkeit der journalistischen Auseinandersetzung und den kompletten Verlust von Abgrenzungswillen. So weit, so richtig – aber schon in diesem Beitrag versteckt sich die ganze Crux der Situation, wenn einem ausgerechnet gnadenlos retro-infizierte Styles wie Neo-Psychedelica, Free-Folk oder, ähem, Post-Punk als mögliche musikalische Fluchtpunkte aufgezählt werden. Dabei beginnen doch gerade da die Probleme des Relativismus, des Opportunismus, des Feuilleton-geschulten Objektivismus – wäre mir vor, sagen wir mal, 17 Jahren in meiner Phase des durchaus naiven, aber gnadenlos abgrenzungswilligen Schaffens einer mit „Neo-Psychedelica“ gekommen, haha, der launige Kommentar, nach dem genau wegen dieser Hippie-Scheiße von uns der Punk (oder wahlweise der Techno) erfunden wurde verbunden mit der Aufforderung, sich endlich mal ein Paar Ohren zuzulegen, war garantiert. Inzwischen ist die Welt nicht einfacher geworden – wie das aktuelle Beispiel Grizzly Bear vortrefflich zeigt. Ist „Veckatimest“ nun wirklich ein fein ziselierter Folk-Pop-Entwurf, für den man sich als Mensch von Welt und Verstand unbedingt begeistern muss? Oder markiert die Platte einfach nur den ebenso unausrottbaren wie untoten Zustand von progressiv angedickten, hemmungslos verschnörkelten Folk-Rock, der mal eben so 40 Jahre Musikgeschichte ignoriert und auch dem Bildungsbürger von gegenüber mit Hippie- und Blueser-Background auf seiner 100 Quadratmeter großen Dachterrasse ein hochgradig wohlwollendes Kopfnicken abringen könnte? Ist dies nun Pop oder Feuilleton? Kunst oder Kunsthandwerk? Vielschichtigkeit und Experimentierfreude oder Muggertum und Mummenschanz? Diese Platte hinterlässt einen komischen Nachgeschmack – weil sie alles eine Spur zu richtig macht. Und ich die ganzen Feuilletonisten schon tröten höre von wegen „perfekte Instrumentalisten“ und – uärgs – „da ist alles noch richtig von Hand gemachte Musik“. Seltsam, dass ausgerechnet Warp dieses Sturmgeschütz des konservativen Musikverständnis’ gegen den eigenen elektronischen Backkatalog in Stellung gebracht hat – ein weiterer Beleg dafür, wie schwierig sich konsequente Grenzen noch ziehen lassen. Relativismus rules okay: Prog ist Mist, aber … Überflüssige Schnörkeleien sind Muggertum, aber … Und so weiter und so fort. „Veckatimest“ (und dies ist möglicherweise auch eine bemerkenswerte Leistung, genau weiß ich es aber nicht) ist der trefflich passende Soundtrack zu diesem Pop-Relativismus: Hin und her gerissen zwischen Schaudern und Vergnügen wandele ich in diesem Overkill des Satzgesangs, des instrumentalen Perfektionismus’, des produktionstechnischen Bombasts. Stets am Nachdenken, ob man dies nicht allein schon aus Prin zip verreißen müsste – und dann doch gebremst von dem in vielen Jahren gesammelten Wissen, dass es eben nicht wirklich auf die Offensichtlichkeiten des musikalischen Styles, der aufgezogenen Schublade, der augenfälligen Grenzziehungen ankommt (was übrigens auch durch die Tatsache unterstrichen wird, dass sich Grizzly Bear in einem Kontext wie der Brooklyn Academy of Music gut aufgehoben fühlen und mit einer Kollaboration mit dem entsprechenden Philharmonie-Orchester keine Probleme haben). Genau in dieser Zwickmühle steckt Pop-Kritik – das Verschwimmen von Genregrenzen hebt die klassischen Dogmen auf, macht die Situation unsicher und unübersichtlich, die Kategorisierung unmöglich. Auf Styles können wir längst uns nicht mehr verlassen; den Groove Coverages, Bushidos und Kilians dieses Landes und dieser Erde sei Dank (ja, irgendwie finde ich dies ja schon – eine simple Welt ist nicht immer eine gute Welt). Übrig bleiben die Fragen nach Güte, nach Relevanz und Qualität, die im allerbesten Falle rein subjektiv und eigensinnig beantwortet werden sollten (alles andere ist – ich sag’s gerne noch einmal – Feuilleton-Quark, gewachsen auf dem Misthaufen namens „objektiver Journalismus“). Und da neigt sich in Sachen Grizzly Bear bei mir die Waage eher in die Richtung „Och nö!“. Och nö, mir ist dies einfach zu perfekt, zu geschmeidig, zu glatt und zu kantenfrei. Zuviel Muggertum. Zuviel Hochkultur-Schunkelei. Zuviel Bombast. Zuviel Schnörkel. Da rebelliert er immer in mir, der Jensor aus dem Jahre 1992 und brüllt: „Scheiße, Scheiße und nochmals Scheiße! Wegen so was haben wir Punk (oder meinetwegen auch Techno) erfunden! Und legt euch endlich mal ein Paar Ohren zu!“
(Warp)
Text: Jensor