Schwervon! – Low Blow

Text: | Ressort: Musik | 5. August 2009

Das Prinzip Low-Fi ist ja genau genommen schon lange wieder durch. Was aber ja überhaupt nichts macht, da es sowieso nichts mehr zu bedeuten hat, ob irgendwas durch ist oder nicht – zumindest, wenn man sich mal an diverse konkrete musikalische Beispiele hält. An Beispiele wie Nan Turner und Matt Roth aka Schwervon!, die jüngst mit „Low Blow“ ihr viertes Album vorgelegt haben. Eine zauberhafte Platte, die das erwähnte Prinzip (gemeinsam mit dem Zwillingsbruder DIY) eben nicht aus schnöder Eitelkeit heraus zur eigenen Stilisierung missbraucht – sondern einfach als das nimmt, was es ist: Die notwendigerweise gegebene Orientierung an den reell vorhandenen Möglichkeiten, eigenständig und unabhängig Musik machen zu können. In diesem Falle die Orientierung daran, was sich mit Schlagzeug und Gitarre in der eigenen Wohnung aufnehmen und produzieren lässt. Und sich dann eben auch in der gleichen Reduktion auch in der erwähnten Duo-Besetzung auf der Bühne wieder darstellen lässt (was in der Tat trefflich funktioniert, davon habe ich im April beim Konzert im Ilses Erika sehr wohl überzeugen können). Ich will hier jetzt nicht anfangen herumzuunken von wegen „Band-Typus der Zukunft“ oder so – aber ich könnte mir gut vorstellen, dass Schwervon! ohne echten Substanzverlust und vor allem ohne Verlust der Möglichkeiten eine weitere Ausweitung von Musikindustrie-Krisen überstehen würden.
Was aber auch daran liegt, dass die Beiden diese Songs nicht aus der schon erwähnten Eitelkeit heraus machen. Um Stardom-Fantasien zu befriedigen, Männer oder Frauen ins Bett zu kriegen, Indie-Ruhm zu sammeln, den Aufstieg in den Rock-Himmel zu schaffen, sich als Role-Model nachhaltig zu inszenieren und so weiter und so fort – da geht auch der im Waschzettel aufgemachte Vergleich zu den handelsüblichen Duos a la White Stripes oder Moldy Peaches eher ins Leere. Dafür sind Schwervon! viel zu direkt, zu ungebrochen, zu unkalkuliert, zu eigensinnig und dies alles im höchst positiven Sinne! 13 Songs zwischen Eigentherapie, Alltagsskizzen und Selbstironie; Songs, die sich selbst ernst, aber niemals zu wichtig nehmen; Songs, die eben ohne Eitelkeiten die Chancen von Reduktion aufgreifen und mich dann doch wieder staunen lassen, wie viele Möglichkeiten sich dann doch ergeben in der schlichten Kombination aus Schlagzeug, Gitarre und zwei Stimmen. Möglichkeiten, die sogar Hits ergeben können wie das ruppige „Wake And Bomb“ oder das schmeichelnde „Pretty Slow“. Schön, dies gehört zu haben.
(Sitzer Rec.)

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