Bushman’s Revenge – You Lost Me At Hello
Text: Klaus | Ressort: Musik | 16. Oktober 2009Nun… die Vermählung von Metal und Jazz ist zwar nichts bahnbrechend Neues mehr, dennoch ein Weg, den nur wenige Künstler beschreiten. Im Falle von Bushman’s Revenge erscheint diese Richtungswahl hingegen geradezu zwingend, betrachtet man die Sozialisation der Teilnehmer. Bevor sich Even Helte Hermansen und Gard Nilssen 2003 in ihrer Heimatstadt Skien, 130km südwestlich von Oslo, zur Formation einer Band entschlossen war Even als Kopf, Komponist und Gitarrist überwiegend mit Rock und Metal aufgewachsen und zählt Kiss, Pantera, Sepultura, Faith No More in diesem Sektor als große Einflüsse, aber andererseits auch Frank Zappa und John Coltrane. Außerdem ist er Mitglied in so unterschiedlichen Projekten wie der Art-Metal Band Shining und dem Solveig Slettahjell’s Slow Motion Orchestra, wo eher dem klassischem Barjazz nachgegangen wird. Womit der Frontmann schon näher am reinen Jazz- und Improvisationsbackground seiner Rhythmusgruppe sein dürfte, bei der Gard auf Tätigkeiten mit Puma, Humvee und Lord Kelvin und Rune Nergaard, der Dritte im Bunde, ebenfalls auf Humvee und außerdem noch auf das Eirik Hegdal Quartet verweisen können. Getroffen haben sich Bassist und Schlagzeuger an der renommierten Jazz Akademie von Trondheim, aus der schon Arve Hendriksen, Ståle Storlokken und Nils Petter Molvær hervor gingen.
Soweit, so gut und scheinbar kam es, wie es kommen musste: Zunächst startet das Album mit wildem Gejamme. Doch so wild und vor allem so ziellos ist es bei weitem nicht. Gerade in der zweiten Hälfte des Albums gewinnen die Stücke zusehends an Struktur und in den Brüchen und abrupten Wendungen zeigt sich so etwas wie ein Muster, eine Ordnung die umspielt, umschmeichelt und konterkariert wird. Obendrein blitzt neben solchen Theoretika auch der Schalk hindurch, der Hörgewohnheiten auf beiden Seiten der Genregrenzen provoziert, auf den Kopf stellt und umstößt. Mit extrem großer und hörbarer Freude dekonstruiert das Trio erstarrte Posen und Standards, was nicht nur hochgradig unterhaltsam ist, sondern auch den Horizont ein wenig weitet.
Zu guter Letzt noch kurz zum Namen, der wurde von einer Chillisoße des südafrikanischen Herstellers Bushman entliehen, der die Schärfe auf seiner eigenen bis 10° reichenden Skala mit 15° angibt. Damit wird Bushman’s Revenge im hauseigenen Sortiment nur vom fünf Jahre gereiften Dynamite mit 21° übertroffen.
(Rune Grammofon/Cargo Records)