Gigi – Maintentant
Text: Klaus | Ressort: Musik | 23. Januar 2010
Es war einmal…a long time ago…weit vor den Noughties, den Nullern, den Neun-, Acht- und Siebzigern. Eine Zeit in der Musik unterhalten sollte, nicht durch Noise und Dekonstruktion, nicht durch extravagante Soli und abgedrehte Effekte, BPMs und wie man das alberne moderne Zeug sonst noch nennt. Nein: Komponisten und Musiker suchten den perfekten Sound, die perfekte Melodie, die perfekte Harmonie. Der Hörer sollte gefälligst ergriffen in eine Fantasie- bzw. Idealwelt abdriften und für drei Minuten oder für die Dauer einer Sonntagsmatinee, mit vier, fünf Sängerinnen, Sängern und Ensembles, den grauen Alltag vergessen oder gar zu tanzen. So mit Anfassen, Hemd, geputzten Schuhen bzw. Petticoat. Hach… fei schie wars.
Irgend so eine oder eine ähnliche Vorstellung müssen Nick Krgovich als Songschreiber und Komponist (No Kids, P:ano) und Colin Steward als Toningenieur (Black Mountain, Cave Singers, Destroyer) im Hinterkopf gehabt haben, als sie sich 2005 zwei historische Plattenhallgeräte zugelegt haben und daran gingen ebene jene detail- und harmonieverliebte Songs zu fabrizieren, wie sie einst bei Motown, im Brill Building und unter Federführung von Phil Spector entstanden. Nicht gegen, sondern mit der Melodie, jedes Instrument, jede Pianoeditüde, jeder Bläserchor, jedes Streichensemblenur an seinem Platz um die Hauptfigur zu stützen, zu erhöhen, mit ihr zu schwelgen. Mit solch einem Plan rennt man natürlich nicht nur beim geneigten Hörer, sondern auch bei befreundeten Musikern alle Türen ein und fix war ein „Who is who?“ der lokalen Szene im The Hive Studio zu Vancouver versammelt (Owen Pallett aka Final Fantasy, Mirah, Zac Pennington (Parenthetical Girls), Katie Eastburn (Young People), Rose Melberg, Karl Blau uvm.), sodass durch die zahlreichen Teilnehmer jedes Stück eine eigene Persönlichkeit erhält und der oben schon erwähnte Revuecharakter zusätzlich unterstützt wird. Reverenzen? Eigentlich unnötig, aber mit den Supremes, The Shangri-Las, Pointer Sisters, Marvelettes, Jackson Five und Croonern a la Steve Fontaine und Dean Martin kann man nicht viel falsch machen. Jetziger? Siehe Pipettes oder gar Belle & Sebastian, nur eben etwas amerikanischer. Unbewußt erwartet man eigentlich, dass Bing Crosby und Grace Kelly „True Love“ anstimmen. Womit wir auch bei meiner einzigen Beschwerde wären: Wieso veröffentlicht man ein derart jingelnd und jangelndes Weihnachtsalbum an dem man vier Jahre gearbeitet hat am 26. Januar? So festlich, so Bling Bling. Anyway… „Everyday is like sunday“ wußte schon Morrissey, also warum nicht feierlich schwelgen… das ganze Jahr. Irgend etwas nervt doch immer, das weggebimmelt werden muss oder mit einem Schlag Sahne letztlich besser schmeckt.
(Tomlab/Indigo)