The Unthanks – Here’s A Tender Coming
Text: Klaus | Ressort: Musik | 4. April 2010Getreu der der Regel, dass nach der Neuerfindung stets der Rückgriff aufs Original folgt, ignorieren die Unthank-Schwestern alles weirde und freakige und nähern sich dem Folk im traditionellsten Sinne unverkrampft und respektvoll. So wunderschön, so entspannt, so harmoniegeladen kann es nämlich klingen wenn man nicht zwanghaft alles gegen den strich bürstet. Minimalistisch mit Bedacht und Können instrumentiert stehen doch die beiden Stimmen von Becky und Rachel, wie auch schon beim Mercury Award nominierten Vorgänger „The Bairns“, im Zentrum des Fokus des musikalischen Universums. Gegeben werden zauberhafte und herzerweichende Eigenkompositionen, Neuinterpretationen älterer Songs und ein paar Traditionals. Bei Letzteren besonders bemerkenswert: der putzige nordenglische Akzent, wo „a“ nicht „ä“ und „u“ nicht „you“ gesprochen wird.
Nach einigen personellen Umbesetzungen nun also nicht mehr „Rachel Unthank & The Winterset“, sondern „The Unthanks“. Läßt sich eh besser merken, da man den Namen auch künftig parat haben sollte. Wie, nicht weird und freaky? werden nun manche nachhaken und denen sei geantwortet: Eben so wie früher, als Gesang noch Gesang war und Instrumente ohne Elektrizität auskamen, bei Kerzenlicht in der Wohnstube, im Familienkreise oder als geselliger Variante im Pub musiziert und obendrein, zu den beschwingteren Weisen, auch mal getanzt wurde. So mit Anfassen, Tanzschritten und Bewegung eben. Frauen trugen Röcke, Herren Anzüge oder ungezwungener was Grobgewebtes. Mit kernigem Geruch, nicht nur des Fehlens des Rauchverbots wegen, nein auch warmes Wasser und Deodorant hatten sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Olfaktorisch also Richtung ÖPNV: Pisse, Schweiß und Erbrochenes. Na ein Glück, dass man die schöne CD auch daheim auf dem Sofa hören, ach was: genießen kann. Gott sei Dank!
(Rough Trade/Beggars Group/Indigo)