Roundtrip Asia 2008

Text: | Ressort: Allgemein | 6. Juni 2010

Dienstag, September 16, 2008

Here we go again…

tach zusammen, wie ihr bereits wissen werdet, bin ich wieder unterwegs und zwar diesmal fuer schwer zu (be)greifende 3 monate. frisch hier in der stickigen hitze von bangkok gelandet fuehlt sich das bisher noch voellig unwirklich an. mal sehn, wie die welt ausieht, wenn der jetlag abklingt…

so richtig gehts also erst in den naechsten tagen los. stay tuned!

Mittwoch, September 17, 2008

The Long Way Round

See you soon…

Okay, here we go. Unfassbar, dass drei Monate vor uns liegen werden, aber hey, es ist ebenso unglaublich, dass Weihnachten nur noch drei Monate entfernt ist. Sechs Laender liegen vor uns. Fuer mich ist es die fuenfte Reise hier her und gleichzeitig das 10jaehrige Suedostasien-Jubilaeum. Aber diesmal ist alles viel groesser. Viel laenger. Viel mehr…und am Wichtigsten: viel schoener, denn wir sind zu zweit. Neben dem nicht zu unterschaetzenden finanziellen Vorteil ;) heisst das, alles gemeinsam zu erleben, gemeinsam zu geniessen und gemeinsam zu planen und zu koordinieren. Wir sind jetzt hier. Die Reise kann beginnen…

PS: Im Ohr hab ich uebrigens nicht den Ringtone, sondern das wunderschoene Original: http://www.youtube.com/watch?v=mR7LtmjPB-M

Donnerstag, September 18, 2008

One Step Forward 1. Etappe: Bangkok

Muenchen. Ich sach Euch: bloss nich! Erst recht nicht zum Flughafen. Ein einziges Maeuselabyrinth und wir sind die Versuchsobjekte. Der Hinflug zwang uns dazu zunaechst in den Norden zu reisen, um dann von Berlin aus wieder Richtung Sueden zu jetten (wo es natuerlich schuettete) und unserer Devise, innerdeutsche Fluege zu meiden, untreu zu werden. Die drei Stunden Aufenthalt nutzten wir, neben der ueblichen Ganzkoerperfilzschikane und dem Warten auf engen Plastiksesseln damit, nach Nahrung zu suchen. War ja immerhin schon Nachmittag. So sind wir die Gesamtflaeche des schniecken Baus bestimmt fuenfmal auf und ab, denn erstens sind die Lageplaene nur unterirdisch zu finden und zweitens war auf Teufel komm raus das ‚You are here‘-X auf diesen Karten nicht zu finden. Kurz vorm Einchecken haben wir uns dann doch noch ein Fischbroetchen reingequetscht und mit Cola runtergespuehlt (auf Ex natuerlich, da man ja keinerlei Fluessigkeiten in die Wartehalle einfuehren darf), was den Magen immerhin fuer die naechsten 10 Stunden gut beschaeftigte. Der Rest des Koerpers wurde mit uebler Filmware ruhig gestellt (ich hab mir ‚Love Vegas‘ gegeben, waehrend Yve schlief, und sie sich ’27 Dresses‘, der mir dann doch irgendwie ZU bloed war). So waren die Flugstunden irgendwann rum und wir wurden in Bangkok abgesetzt. Schon immer wieder weird, dieses Vakuum in dem man sich stundenlang befindet und nur gelegentlich merkt, dass man sich ueberhaupt bewegt, um dann – zack – irgendwo ganz woanders zu landen. Die Verwirrung wurde dann noch dadurch komplettiert, dass Bangkok einen neuen Flughafen hat, wovon ich so ueberhaupt gar nix mitbekommen hatte. Also erstmal ausfindig machen, wo man sich befindet und wie man ins Zentrum kommt. Vorbei an den Hundertschaften Thais, die die Touris in die ueberteuerten Minibusse quetschen wollen, haben wir dann doch einen Shuttlebus gefunden, der uns zur Bushalte in Richtung Khaosan befoerderte. Eingecheckt in meiner obligatorischen Absteige, dem gemuetlich-freundlichen New Joe’s, der Rucksack in die Ecke, die erste Dusche, kaempft das unwirkliche Gefuehl des Angekommenseins mit dem Durchsickern, was uns Bevorsteht. Die Scharen an Israelis und der erste Fried Rice fuer laecherliche Einsfuffzig im Magen relativieren dieses Gefuehl und es beginnen viereinhalb Tage Aklimatisierung, in denen wir den Komfort aus Essen, Shoppen und Filmeschaun geniessen. Doch, wenn der erste Bustrip gebucht, das erste Visum (Vietnam) beantragt und die erste Reiseluft geschnuppert ist, steigt das Kribbeln in jede Faser des durchgeschwitzten Koerpers. China will uns immer noch nicht, aber auch das Visum wird irgendwie noch zu kriegen sein. Die ersten Reisebustueren schliessen sich am Samstagmorgen und die Gewissheit sinkt ein: es ist uns ernst!

PS: Jason Mraz laeuft hier ueberall und stellt sich als guter Soundtrack fuer die Urlaubsstimmung raus…

Samstag, September 20, 2008

Things have changed this time around.I’m on the road and looking down…

…Can’t trust nobody, nobody round here.

2. Etappe: Siem Reap

Angkor Wat, unser erstes Ziel, stellt uns vor unsere erste Herausforderung. Durch die Reise vor vier Jahren bin ich mir bewusst, dass der Weg nach Siem Reap ein verdammt steiniger ist. Damals haben wir nahezu 24 Stunden fuer die gesamte, gerade mal knapp 300 km lange Strecke von Bangkok in das Touristenmekka in Kambodscha gebraucht – und die Reise bis zur Grenze hat uns davon gerademal vier gekostet. Ein staendieges Festfahren und rausziehen, zerstoerteBruecken und unzaehlige Pausen gaben sich die Hand und am Ende landetenwir frueh morgens in einem ueberteuerten Guesthouse und die Drecksaecke hatten ihr Ziel, unseren Willen zu brechen, erreicht.

Noch dazu war ichfrisch vom Flug uebelst erkaeltet. Den Horror, den wir damals durchlebten,moechte ich nicht nochmal durchmachen. Zahlreiche Seiten im Netz warnenvor den Scams, die auf der Khaosan Road abgezogen werden. Dort wird unsnahegelegt, einen dieser Billigbusse bis zur Grenze zu nehmen und dann inein Taxi umzusteigen. Das Problem: diese Taxis sind eine eingeschworeneGemeinde und nur schwer unter 80 $ zu haben. Wir entscheiden unsschliesslich nach einem Trip zum Bahnhof in Bangkok fuer einen etwas teureren Bus, in der Hoffnung, diesmal in den versprochenen 8 Stundenanzukommen. Doch die erste Ernuechterung folgt gleich am Morgen: der Bus sieht zwar fit aus und macht uns zuversichtlich, auch wenn uns klar ist, dass wir an der Grenze eh umsteigen muessen. Doch an Bord sitzen auch jeneIren, Amis und Schweden, die das wesentlich guenstigere Angebot auf der Khaosan gebucht haben. Man hat uns also wissentlich belogen, als man uns das Blaue vom Himmel versprach. Keine gute Voraussetzung fuer dieWeiterfahrt. Zumal wir dann auch an der Grenze wesentlich mehr fuer das Visum bezahlen, als es damals gekostet hat. Der Grund: Visa on Arrival sind nicht mehr zu haben. Man muss also auf einen Fixer zurueckgreifen und hat schlicht keine Wahl. Alle Beteuerung (haetten wir mal lieber denbilligeren Bus und das Visum schon in Bangkok organisiert) sind so ueberfluessig, wie Schal und Muetze in dieser Bullenhitze und wir ergeben uns dem Schicksal. Resigniert gebe ich mein Horrorszenario zum Besten an jeden, der es hoeren will. Die Reiseleitung gibt ihr Bestes,uns in der Wartezeit zusammen zu halten, nicht dass einer zur Konkurrenz ausbuechst und ihm so die ueberteuerten Getraenke entgehen. Doch was dann folgt, ist die erste angenehme Ueberraschung des Tages: der Himmel klart auf, Sonnenschein und blauer Zenith stimmen optimistisch und – ja, auch wenns auf den Bildern nicht so aussieht – die Strecke ist echt wesentlich besser geworden. Kambodscha baut sichtbar an einer Strasse und will damit sogar Ende 2009 fertig sein. So wurden es schliesslich doch die angepeilten 9-10 Stunden Reise und das Guesthouse (das Angkor Hilton!) indem wir schliesslich abgesetzt wurden stellte sich sogar als guenstiges, komfortables Heim mit freundlicher, wenn auch ziemlich chaotischerBedienung heraus. Wer hatte gedacht, dass wir mal im Hilton landen wuerden! Tags drauf erholen wir uns von den Reisestrapazen (und ich vor allem von den uebelst fruehen Reisezeiten) und stromern durch Siem Reap, das zwar etwas groesser ist, als ich es in Erinnerung hatte, aber nach wie vor vollends auf Touristen eingestellt ist und nicht allzuviel bietet. Wir entscheiden uns unter dem Kopfschuetteln der Kambodschaner und den respektvollen Blicken der Traveller dazu, Angor Wat mit dem Fahrrad zu erkunden. Auch wenn die Zahl der zuruckgelegten Kilometer mit Bike und Fuessen am Ende sicherlich nah an den 50 liegt, wir aufgrund der Hitze mal wieder bis zum Abend groestenteils auf Nahrungsaufnahme verzichteten und jeder mit vier Keksen auskam, die Raeder rundum rudimentaer sind, und das Wetter es mehr als gut mit uns meinte, wir also acht Stunden im eigenen Saft schmorten, war das die beste Entscheidung. Wir geniessen Freiheit und Landschaft in vollen Zuegen und fallen zufrieden und fertig ins Bett, um uns tags drauf schon wieder in Bewegung zu setzen: Phnom Penh wartet und damit der auch fuer mich voellig unbekannte Teil der Reise…

Montag, September 22, 2008

Here’s to another relationship!

3. Etappe: Phnom Penh

Der Aufbruch ist willkommen. Nach ein paar Tagen packt uns wieder das Reisefieber. Ich bin umso aufgeregter, weil wir jetzt in einen auch mir unbekannten Teil Asiens vorbdringen. Die Strasse (ein nicht unerheblicher Faktor beim Reisen in Kambodscha) ist erfreulich gut. Die Reise dauert dennoch zwei Stunden laenger, als gedacht. Das liegt wengiger am Busfahrer, der uns in halsbrecherischem Tempo vorbei ein Reisfeldern, ueberschwemmten Landstrichen und Doerfern mit einer Handvoll Haeusern, deren Betonanteil mit fortschreiten der Reise stetig waechst, treibt, sondern vielmehr daran, dass kurz hinter den Stadtgrenzen von Kambodschas Hauptstadt Schluss ist. Von hier an quetschen wir uns foermlich durch den Verkehr, den unzaehligen Motorradfahrern und dicken Schlitten, die allesamt die Ampeln als beilaeufige Empfehlung blaecheln. Mehr als einmal stehen wir so mitten auf einer Kreuzung, um unseren Bus herum Autos und Zweiraeder die in alle erdenklichen Richtungen wollen. Irgendwann kommen wir tatsaechlich an der Bushalte an, wo sich direkt eine Meute TukTuk-und Motorbike-Fahrer auf die Reisenden stuerzt. Es herrscht ein Gewimmel und Geschreie um uns und wir schlaengeln uns daran vorbei in die Wartehalle. Die verlassen wir dann auch erstmal fuer die naechste halbe Stunde nicht mehr, denn der Hotelfahrer von der Bleibe, die man uns in Siem Reap empfahl hat unseren Namen nicht auf der Liste und an einen Fussmarsch ist aufgrund des ploetzlich einsetzenden Wolkenbruchs nicht zu denken. Wir werden belagert von mehreren Fahrern, die uns unbedingt mitnehmen wollen und nicht mehr von der Seite weichen, bekommen bestimmt 10 Mal die gleichen Sonnenbrillen und Baguettes (Weissbrot! – hier macht sich erstmals der franzoesische Einschlag bemerkbar) angeboten, bis uns der zurueckgekehrte Driver vom Guesthouse dann doch mitnimmt, weil irgendwo mein Name aufgetaucht ist. Is uns recht, denn es schuettet noch immer wie aus Eimern und Dusche und Bett waern jetzt schon ne willkommene Option. Deshalb stimmen wir auch einer Nacht in der Bleibe zu, auch wenn die nicht gerade prickelnd wirkt (und im Nachinein noch uebler ist), da man nach unserem anfaenglichen Zoegern auch noch im Preis entgegen kommt – scheinbar hat man an den aneren Travellern schon genug verdient, wie mir ein fluechtiger Blick auf die Buchungsdaten des Schuppens verraet. Wir wollen onehin nur zwei Naechte in Phnom Penh verbringen und haben ja auch die Option morgen umzuziehen. Der kommen wir nach einer kurzen Nacht in einer Kammer ohne Fenster (aber mit verrauschtem TV, der jedoch nur zu einer Partie Tetris taugt) gerne nach uns schleppen uns in aller Herrgottsfruehe einen Block weiter zu einem brauchbaren Guesthouse fuer ein paar Dollar weniger. Yve bricht auf, um ein in einer Schule gelegenes Genozid-Museum zu besuchen, ich ziehe das Bett vor. Der TV laeuft rauschfrei, das Zimmer ist sauber und so verbringen wir einiges an Zeit damit, abzuhaengen und in die Zivilisation zurueck zu finden. Schliesslich herrscht draussen vor der Tuer Krieg! Motorradfahrer gegen Fussgaenger! Wer da den Kuerzeren zieht, duerfte nicht schwer zu erraten sein. Wenn man nach einem Tag in diesem dreckigen Ameisenhaufen mit heiserer Stimme von den tausenden ‚No Thank You’s auf das immer wiederkehrende ‚Hello Sir, Motorbike?‘ ‚Where you go?‘ oder ‚Where you from?‘ heimkehrt, hat man sich die Ruhe verdient. Aber Phnom Penh hat durchaus auch seine organisierten (rund um die Embassies) und schoenen Ecken (im Traveller-Nest am See) und ruhigen Phasen (morgens um sechs), aber alles in allem sagen wir gern ‚Bye-Bye‘ und besteigen wiedereinmal frueh am naechsten Morgen den Bus nach Ho Chi Minh City, dem ehemaligen Saigon/Vietnam.

PS: Im Ohr hab ich (und Yve damit auch :) gerade ‚The Professor‘ von Damien Rice…

Donnerstag, September 25, 2008

Saigon…when I was here, I wanted to be there; when I was there, all I could think of was getting back into the jungle…

4. Etappe: Ho Chi Minh City

Vietnam – wie viel haben wir schon von anderen Reisenden ueber unser Ziel gehoert. Hauptsaechlich Negatives, wie ich zugeben muss. Von Abzocke war hier die Rede, dem staendigen Drang nach Profit und teuer sollte es dort auch sein. Doch der erste Eindruck ist zunaechst angenehm. Alles sieht wesentlich geordneter, sauberer, ‚westlicher‘ aus auf den ersten Blick. Der Verkehr geht seine geregelten Bahnen, so scheint es. Auch wenn gerade dieser Schein nur kurze Zeit nachdem wir dem Bus entstiegen sind, gruendlich wiederlegt werden muss, ist man auf einer Kreuzung erstmal umgeben von unzaehligen Motorraedern, so bleibt der uebrige Eindruck doch positiv und wurde nur besser. Nachdem wir eine Bleibe etwas abseits der Tourimeile gefunden und uns mit dem hier gaengigen, relativ hohen Preis arrangiert haben, stellt sich unser Hausherr Mr. Minh als unheimlich freundlicher alter Mann und das Zimmer mit Kuehlschrank, TV und kostenlosem Inet auf dem Zimmer (PC mit Vista!) als wahre Luxusherberge heraus. Den Preis der Unterkunft relativieren hier meist die Kosten fuers Essen, die bei durchschnittlich 2 Euro pro Nase (bzw. Magen) liegen. Neben dem angenehmen Ersteindruck von Vietnam bietet Ho Chi Minh City, wie das ehemalige Saigon nun heisst, einige Spuren der Kolonialisierung der Franzosen. Notre Dame isthier ebensozu finden, wie allerlei Spuren viktorianischen Baustils. Ansonsten wie gesagt alles sehr sauber, grossstaedtig und emsig. Das beste Gegenmittel zum chaotischen Kambodscha! Wie gut wir die Reise geplant haben…

Auch wenn wir unser Refugium, das uns ein ums andere Mal ein Ruhehafen vom Verkehrssturm draussen war, nur ungern aufgeben, packt uns doch bald wieder die Reiselust und nun auch die Neugier auf Vietnam, so dass wir erneut nach dem obligatorischen Anreise-, Aufenthalt- und Abreisetagstrios den Rucksack schultern und uns auf in Richtung Kueste machen.

Freitag, September 26, 2008

I’ve heard the screams of a vegetable

Die Nahrungsaufnahme in Vietnam ist eine spannende Sache. Ich hatte mich ja schon damals in Thailand auf eine warme Mahlzeit gefreut, als ich beim Vietnamesen nebenan Platz genommen hatte und wardann doch ueberrascht, als ich kaltes Gruenzeug vorgesetzt bekam. Als wir in HCMC in einem vegetarischen Restaurant einkehrten, musste Yve die selbe Erfahrung machen. Ich war mit einer Pho Bo, einer Gemuese/Nudelsuppe und Fruehlingsrollen auf Nummer sicher gegangen. Yve bekam jedoch einen Teller mit einem Haufen Unkraut vorgesetzt, ein Toepchen Tofu-Sauce und ein paar gruene Rollen mit Veggie-Meat. Da sie nix damit anzufangen wusste und ich auch nur achselzuckend meine Suppe schluerfte, versuchte der Kellner bar jeglicher Englischkenntnisse ihr die Kunst des Rollens beizubringen. Sah dann auch am Ende verdammt professionell aus. Fuer mich waers trotzdem nix…

Dienstag, September 30, 2008

There’s no combination of words I could put on the back of a postcard

5.Etappe: Mui Ne

Welch willkommene Entspannung. Nach anderthalb Tagen Hektik, Laerm und Wuselei in der 10 Millionen-Stadt HCMC, sind wir nun im beschaulichen Kuestenort Mui Ne angekommen. Wobei Ort hier eigentlich zuviel gesagt ist. Als unser Bus – der der bisher komfortabelste ist, was erneut den Unterschied zu Kambodscha deutlich macht – im Schneckentempo aus der Grosstadt hierher geschlichen (200 km in gemuetlichen 4-5 Stunden) kommt, reihen sich nach und nach einige Resorts und Hotels entlang der Strandpromenade. Wir warten, bis die meisten Touris den Bus verlassen und wir das ausgeguckte Bungalowdorf erreicht haben und checken dort fuer sparsame 7 $ ein, um die naechsten vollen drei Tage einem geraumigen Steinbungalow unser Eigen nennen zu duerfen. Das Resort war aufgrund der herrschenden Vorsaison foermlich ausgestorben Unfassbar wenn man sich dagegen anhoert, was die Mitreisenden so fuer ihre Massenkaefige loehnen – und die 40-50 $ fuer normal erachten. Das vielkoepfige (zumeist schwarzes Frauenhaar bedeckte), emsige Personal hier erfuellt uns schon etwas unangenehm eifrig jeden Wunsch und wir lassen es uns im Liegestuhl mit Blick auf das mit massiven Wellen garnierte Meer gut gehen. Wir haben Spass mit den sympathischen Einheimischen, leihen Raeder aus und radeln zu den endlosen Duenen – was auf den Fotos bewusst so aussieht, wie ein Kurztrip nach Dubai – wechseln ..’Hello..’s mit den Kindern und lassen die Seele baumeln. Als es nach drei Tagen wieder (natuerlich frueh morgens…) in den Bus geht, haben wir das alles viel zu lieb gewonnen. Schweren Herzens lassen wir den durchgeknallten Internet..’cafe..‘-Besitzer zurueck, bei dem wir praktisch im Wohnzimmer sassen und Mails checkten, den netten Familienvater, der uns unsere ersten Brocken Vietnamesisch beigebracht hat und auch die Guards am Tor, die wir immer herzlich gruessten, was so gut ankam, dass wir am Ende sogar auf Stuehlen unserem Bus entgegen fieberten. Aber wir sind schliesslich zum Reisen hier und deshalb blicken wir statt zurueck lieber voraus in die Bergwelt Vietnams, die uns erwartet.

Mittwoch, Oktober 01, 2008

Here comes the rain again

6. Etappe: Da Lat

Um unsere Wunden zu lecken und die rotbraun gebrannten Koerper zu regenerieren und um mal frische Bergluft zu schnuppern, fahren wir ins vietnamesische Hochland, welches von der Kueste aus fast immer einen Bustrip gen Westen entfernt ist. Doch dieser Ride hats in sich.

Als sich der Weg auf Serpentinen nach oben schraubt, wird der erfreulich kompakte Bus ganz schoen durchgeschuettelt. Dafuer belohnt nach einigen Stunden der atemberaubende Ausblick ueber die endlose baumbedeckte Landschaft unter uns und der auf das im Tal hinter uns gelegene Da Lat. Hier erwartet uns ein radikaler Tapetenwechsel in zweifacher Hinsicht: dass wir uns nach dem Strand auf das Gegengift Berg einlassen wuerden, war klar. Aber nicht unbedingt, dass Da Lat eine so stattlich grosse, quirlige Stadt sein wuerde – und die bringt in Vietnam bekanntlich eine ganze Menge gesund chaotisches Verkehrstreiben mit sich. Der Vietnamese hupt uebrigens – und das hat er mirdem Kambodschanergemeinsam – bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das heisst insbesondere, wenn ein Ueberholmanoever ansteht – also staendig. Wenn man selbst als bereifter Verkehrsteilnehmer unterwegs ist, ist ein ….’Moep….‘ von hinten also nicht unbedingt Grund zur Panik, sonder bedeutet lediglich: keine vorschnellen Lenkbewegungen nach links vollziehen. (Ungemoetlich wirds nur, wenn sich das Gehupe nachdruecklich steigert). So hupt also munter alles und jeder der kann (die wenigen Fahrradfahrer sind klar im Nachteil) und das sobald es hell wird – also so gegen halb fuenf. Die Naechte sollten dementsprechend moeglichst weit fernab der Hauptstrassen verbracht werden – was wir nun auch wissen. So betsiegen wir also schon vorab dezent geplaettet zwei todschicke Mountainbikes und machen uns an die Erkundung der Gegend. Unser Drang, nicht den ueblichen Wasserfall zu sehen und sich einer dollarschweren Tour anzuschliessen, hat den angenehmen Vorteil der Individualitaet und der Tatsache, dass wir bis auf ein Rudel Chinesen keinerlei Touristen auf unserem Ausflug begegnen. Stattdessen wunderbar bergige Strassen und kleine Doerfer mit wild winkenden Kindern. Okay, der Nachteil am eigenmaechtigen Open Air-Fahrerlebnis ist vielleicht, dass wir auf dem Rueckweg fuer eine Stunde Unterschlupf suchen muessen, als die Wolken brechen und nicht mehr aufhoeren wollen, aber das wars wert. Fertich und frischgeduscht schaufeln wir noch Fried Rice und fallen dann ins Bett und einen unruhigen, hupgeplagten Schlaf, der – ich wiederhole mich nur ungern – erneut frueh morgens endet, als der Bus nach Hoi An ruft.

Freitag, Oktober 03, 2008

Life is funny in a rich man’s world

Ein notwendiges Uebel, mit dem man sich auf laenderuebergreifenden Reisen auseinandersetyen muss, sind die unterschiedlichen Waehrungen – sieht man mal von der Eurozone ab. Ich fuehr meinen Teil fuehle mich im Bath, dem thailaendischen Zahlungsmittel, recht heimisch und vergleiche die Preise deshalb gerne mit denen in Thailand – ausserdem ist der Baht mit 50:1 wunderbar in Euro umzurechnen. Jetzt ist es aber ueblich – dem amerikanischen Kolonialismus sei nicht unbedingt Dank – in Kambodscha und Vietnam alles in Dollar anzupreisen. Das ging in ersterem Land auch noch halbwegs, da man dort fuer gewoehnlich auch in Dollar zahlt – wie schitzo das ist, die eigene Waehrung fuer die fremde aufzugeben, sei jetzt nicht naeher eroertert – ja, selbst die ATM-Geldautomaten spucken nur Dollar aus! In Vietnam stellt sich aber das Problem, dass hier zwar jeder alles in Dollar anpreist, am Ende dann aber doch die Rechnerei losgeht, weil man in Dong bezahlt. Und 1 Dollar sind – haltet Euch fest – 16500 Dong! Kein Wunder, dass hier jeder nen Taschenrechner zur Hand hat, der Dir war verkaufen will – nicht unbedingt, wie in Thailand ueblich – wel er/sie kein Englisch kann, sondern einfach weil das Kopfrechnen bei der Hitze nicht unbedingt die beste Beschaeftigung ist. Warum die hier nicht mal Nullen kuerzen, wie andernorts vorgemacht, weess kein Mensch. Ich rechne derweil Dollar in Dong, Dong in Euro und Euro in Baht. Ist mir egal, was ihr von mir denkt…

…wie gut, dass der Euro heute wenigstens dem Dollar einiges Voraus hat. Wer weiss, vielleicht steigen die Vietnamesen und Kambodschaner ja demnaechst um…?!?

Samstag, Oktober 04, 2008

Anagram Lover’s Hanoi

7. Etappe: Hoi An

Mit der Fahrt in Richtung Norden steigt der Touri-Faktor. Vietnam ist nicht umsonst seit Jahren als geregeltes und organisiertes Touristenziel bekannt, in dem der Wessi es sich fuer wenig Geld gut gehen lassen und die Betonmetropolen gegen gruene Wiesen und Waelder tauschen kann. Das foerdert vor allem gut betuchte aeltere Europaer zutage, die die Promenade des wunderschoenen Staedtchens Hoi An bevoelkern, sobald sie ihren Hotels entsiegen sind. Wir waren am ersten Tag dem Nachtbus entstiegen gluecklicherweise etwas frueher dran und genossen die Ruhe und Leere auf den engen Strassen, die von alten, chinesisch gepraegten kleinen Gebauden gesaeumt sind. In den fruehen Morgenstunden sind nur einige Einheimische unterwegs und wir werden weitgehend ignoriert. Auch die verkehrsdichte ist angenehm und ungewoehnlich duenn um diese Uhrzeit. Doch als sobald der Tag voran schreitet, quetschen sich wie gewohnt zahlreiche Motorraeder duch die engen Gassen, vorbei an flugs zur Seite huepfenden Touris, die wiederum die Old Town zum Hindernisslauf machen durch ihre massive (sic!) Praesenz. So vergeht ein wenig die Lust, das gemuetliche Hotelzimmer zu verlassen, wenn die Mittagssonne brennt. Mir bleibt ohnehin nur wenig Zeit und in der noch viel zu viel zu erledigen. Ich weiss, dass ich in fuenf Tagen in Tokyo sein will, habe bislang aber nur das Ticket nach Hong Kong sicher. Mein Ziel unter der 400 Euro-Grenze zu bleiben fuer die gesamte Distanz erreiche ich tatsaechlich mit Hilfe einer kleinen Reiseagentur in HK. Da ist auch noch Platz im Budget fuer eine schicke Cordjacke, die wir uns auf den Leib schneidern lassen. Das (zumindest morgentlich) uhrige Staedtchen ist naemlich nicht nur Teil des Weltkulturerbes, sondern auch die Hochburg fuer Schneiderkunst. So wird fix in wenigen Stunden der Zwirn geschwungen und wir sind stolze Besitzer eines Kleidungsstuecks, welches wir allerdings hier aufgrund der Hitze unmoeglich tragen koennen. Also gut verpackt tief in den Rucksack und langsam Abschied nehmen. Yve besichtigt noch die naheliegenden Ruinen eines alten Tempels, waehrend ich die letzten Dinge erledige und schliesslich alleine in den Bus nach Hanoi steige. Yve bleibt noch einen Tag hier und wird in den naechsten die Zeit in Vietnam mit der Halong-Bucht, einem weiteren Weltkulturerbe, von dem sie hoffentlich reichlich Fotos mitbringt, ausklingen lassen. Ich reise schweren Herzens ab, aber auch mit einer gewaltigen Portion Aufgeregtheit. In drei Tagen bin ich in Tokyo! Wahnsinn….

Sonntag, Oktober 05, 2008

Up up and away

8. Etappe: Hanoi

Wo wir gerade bei Touri-Horden sind: herzlich willkommen in Hanoi! Die Reise dorthin gestaltete sich als lustiger, als noch beim ersten Schlafbus. Die Reisedauer war diesmal mit fast 18 Stunden noch ein paar laenger, der komfort und Spassfaktor aber wesentlich hoeher als beim Trip von Da Lat. Garniert durch ein interessantes Gespraech mit einem Australier, der zuletzt ’69 im Krieg hier war und verfeinert durch ein grosses Bett mit reichlich Platz, verging die Zeit im Fluge und ich war diesmal sogar in der Lage ein paar Stunden zu pennen. Als der angenehmerweise vornehmlich mit Vietnamesen besetzte Bus schliesslich in Hanoi, oder vielmehr drei Kilometer davor eintrudelte, goss es. Das alles bewog mich dazu, der freundlichen Aufforderung eines Reiseleiters, derkurz vor Ankunft unseren Bus bestieg zu folgen und in sein Taxi in Richtung Zentrum zu fahren. So landete ich schliesslich nach zaehenVerhandlungen in dem Hotel, das ohnehin auf meiner Karte stand zu einem angemessenen Preis. Das hier in den Tourigebieten jedoch nichts umsonst und geschenkt ist, sollte ich am naechsten Tag erfahren, als man von mir mit der Zimmerrechnung auch das Taxigeld verlangte. Ueberhaupt vermiessten die Horden Auslaender den Aufenthalt auf indirekte, aber nicht weniger nervige Art und Weise. Versteht mich nicht falsch, Hanoi hat wunderschoene Ecken, ist gepraegt durch die Seen, die sich ueber die einzelnen Viertel erstrecken, verfuehrt mit seinen kleinen Gassen zum Flanieren und Verlieren und man hat schnell einen Ueberblick. Dass in den Strassen weniger Platz ist, beutet aber auch, dass sich die Motorraeder in umso hoeherer Dichte an den Fussgaengern vorbei zwaengen. Die Aussicht am See erkauft man damit, dass, setzt man sich irgendwo ans Ufer, sofort aus allen Ecken Einheimische kommen und einem irgendwas andrehen wollen und ‚Nein‘ fuer die einfach nicht verstaendlich ist. Das ist hoechst anstrengend, vor allem wenn die Nacht durch den Verkehrslaerm unsanft verkuerzt wurde. <So verbringe ich meine Zeit vornehmlich mit Wanderungen auf der Suche nach dem richtigen Bus zum Airport (immer eine Herausforderung, aber eine essentielle, will man nicht 12 $ sondern gerade mal 5000 Dong (25 cent) fuer den Trip bezahlen) und ich bin ein wenig froh, Hanoi am naechsten Tag wieder verlassen zu koennen. Zumal Tokyo wartet und verdammt nochmal lange genug gewartet hat!

Mittwoch, Oktober 08, 2008

I like Chinese!

Diese Episode haette viele Ueberschriften verdient. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft waere vielleicht eine oder Lost & Found die wahrscheinlich beste. Ich hab mich dennoch der Tradition verpflichtet gefuehlt und ein
Zitat – diesmal einen Song von Monty Python – vorangestellt. Zum einen, weil er mir in der Nacht auf Macau immer wieder auf den Lippen lag, zum anderen weil er verdammt nochmal stimmt! Was fuer ein Tag was fuer eine Nacht. Wo soll ich Anfangen? Wie immer am besten vorne. Nachdem ich das Kapitel Hanoi also endgueltig abgeschlossen hatte, begab ich mich in den Bus, wo ich als einziger Wessi zwischen lauter Schuluniformen mit steigender Fahrtzeit nach der Beruhigung lechzte, wirklich auf dem richtigen Weg zu sein. Ein Gefuehl, das jeder kennen wird, der schon mal mit den oeffentlichen Verkehrsmitteln eines Landes gefahren ist, dessen Sprache unentschluesselbar ist und deren Volk kaum Englisch spricht. Nach etwas mehr als einer Stunde nervoesem Umgucken erreichten wir aber dann doch Noi Bau, wo ich mich vor dem Rudel SchuelerInnen zum Affen machte, als ich angesichts des Flughafens aufsprang und flugs den Halteknopf betaetigte, nur um 2 Minuten spaeter selbst lachend festzustellen, dass das die Endhaltestelle ist. Die erste Rechnung mit unbekannten Variablen war also aufgegangen.

Ohne weitere Zwischenfaelle stieg ich zuversichtlich in den ersten Flieger, wo meine Sitznachbarin – eine Vietnamesin mittleren Alters – in feinstem Sopran ‚Close to you‘ von den Carpenters sang. Ich pfiff mit und hatte meinen Ohrwurm fuer die Reise.

Die naechste Huerde des Trips machte mir allerdings bereits sorgen: der Flieger startete mit 15 minuetiger Verspaetung. Das reduzierte meine ohnehin bereits arschknappe Umstiegszeit in Bangkok auf etwas ueber einer Stunde. Reichlich, denkt ihr? Nicht bei Air Asia. Die fliegen zwar in viele Ecken des Kontinents fuer wenig Geld, das hat allerdings seinen Preis. Auf Service kann ich ja noch dankend verzichten, auch wenn Wasser in diesen Hoehen unter der monoton rauschenden Aircondition lebenswichtig ist. Allerdings spart Air Asia scheinbar Kosten und Personal indem sie den Transfer kippen. Im Klartext heisst das, ich muesste in Bangkok aus- und wieder einchecken und zwischendurch noch mein Gepaeck aufsammeln. Der Shuttlebus, der uns von der hinterletzten Ecke des Airports zum Hanger befoerderte sorgte auch nicht unbedingt fuer Zuversicht. Die Passkontrolle absolvierte ich im Eilschritt und war einer der ersten am Band. Das

Gepaeck kam aber erst ganze 20 Minuten und eine rausgefallene Zahnfuellung spaeter. Schliesslich traf ich plus/minus puenktlich auf die letzte Minute, bevor der Check-In fuer Macau schliessen sollte, an der Schlange an. Die gab mir den Rest und ich hoffte instaendig, nicht zu spaet zu sein, denn das wuerde meine gesamten Plaene durcheinander bringen. Freundlicherweise erklaerte man sich am Counter bereit, mein Gepaeck noch anzunehmen, komischerweise sollte ich mich hierzu aber ans Sperrgut wenden! Dabei war mein Rucksack schon kleiner als sonst, da ich bereits mein Handgepaeck fuer Tokyo in einer anderen Tasche mit mir fuehrte, da ich plante, den Rucksack in Hong Kong zu lassen. Doch das sollte nicht noetig sein, wie ich spaeter feststellen musste…

…doch zunaechst sass ich nach einem Marathonlauf durchs halbe Flughafengebaeude, vorbei an ganzen Kleinstaedten von Laeden, um in der naechsten Schlange zu landen – meine Lieblingsbeschaeftigung an dem Tag neben Warten und eine hervorragende Einstimmung auf Japan, die Hochburg des geduldigen Schlangestehens -, die sich schliesslich in Bewegung setzte und ein Gedraenge ausloesste, wie man es vom Flieger ja nicht unbedingt kennt, schliesslich leicht verschwitzt in Flieger Nummer 2. Zahn verarztet, den Thais zugucken, die aus dem Flug eine der vertrauten Busreise machten und sich dann gefragt ob das, was da neben mir sitzt wirklich eine Frau ist – fast richtig, denn neben mir sass ein Ladyboy, was durch seine Lektuere (ein Buch namens ‚Ladyboys‘) dann doch leichter zu verifizieren war.

Zeit zum Durchatmen, denn die dritte Rechnung stand mir noch bevor. Vorher kam aber die Landung in Staat Nummer 2 und Stempel Nummer vier, durchaus mit Seltenheitswert, denn nach Macau komm ich so schnell wohl nicht mehr. Mein Rucksack hat derweil nicht das Glueck, Macau zu sehen, denn er wurde – fast schon erwartungsgemaess – in Bangkok vergessen. Ich war in guter Gesellschaft eines Chinesen und wir trugen es mit Fassung – ich wohl besonders, da ich ja bereits das noetige Gepaeck fuer Tokyo in der Hand hatte. Also Formular ausgefuellt, von der freundlichen Mitarbeiterin gesagt bekommen, dass es keinerlei Kompensation gibt und man mir zumindest das Gepaeckstueck nach Hong Kong transportieren wird. Dann endlich frei, aber mit neuem Ziel: die Faehre nach Hong Kong. Zeit bis zum Abflug: knapp 11 Stunden – das sollte reichen. Der freundliche Mitarbeiter am Eingang sprach nicht nur hervorragend Englisch, sondern war auch extrem auskunftsbereit und guenstigerweise von der Faehrcompany. Er offerierte mir zwei Moeglichkeiten: eine Busfahrt zum Hauptfaehrhafen auf der Nebeninsel oder ein 15minuetiger Spaziergang am Wasser entlang bis zum provisorischen Terminal. Von Bussen und Airbussen hatte ich erst mal genug und wenn ich ein Stueck gehen kann, um ans Ziel zu kommen, bin ich immer dabei. Er versuchte mich ein wenig davon abzubringen, aber es sah wirklich nah aus auf der Karte von Taipa und 15 Minuten sind ja wirklich nur ein Sprung. Also machte ich mich auf in die frische, trockene Nacht und wanderte, die Schnellstrasse zur Linken, das Meer zur Rechten, in Richtung des Faehrhafens. Der erste Blick auf Taipa bot ein ueberwaeltigendes Meer aus Neonlichtern und Hochhaeusern und die Faszination hob die Stimmung. Der Weg dorthin wurde allerdings immer komplizierter, denn in diesem kuenstlichen Monolith aus Casinos und Hotels – Macau ist das Las Vegas der Chinesen – sind Fussgaenger sichtlich nicht willkommen. Grob orientierte ich mich an der Karte und bahnte mir den Weg vorbei an dekandenten Bauten, wie dem Venezian – einem auf Venedig getrimmten Mordshotel, bei dem im Gras verborgene Lautsprecher Streichermusik spielen – und erkundigte mich hier und da bei den vereinzelt auftauchenden Menschen nach der Richtung. Die meisten kannten zwar entweder den Terminal nicht, und/oder kein Englisch, taten aber doch ihr Bestes und Freundlichstes mir weiter zu helfen. Also wurde ich ein wenig unruhig, zumal die 15 Minuten mittlerweile etwa um das Vierfache multipliziert waren. Die Umgebung wurde immer karger und industrieller, ein vorbeikommender Student waehnte mich zwar auf dem richtigen Weg, meinte aber etwas von wegen ‚Oooooohhh….very faaar!‘. Langsam schwand die Hoffnung, den Hafen noch puenktlich zu erreichen, schliesslich hatte der Typ am Airport ja gesagt, diese Faehre wuerde nicht durchgaengig fahren und vermutlich gegen 1 schliessen. Aber hey, dieser Typ faselte auch was von 15 Minuten Fussweg. Die hatten sich mittlerweile auf 120 verlaengert, als ich mein Glueck bei einem Busfahrer versuchte, der gerade zufaellig Feierabend hatte und seinem Bus entstiegt. Der konnte auch kein Englisch und nicht richtig sehen, also ging er in nen anderen Bus, wo seine Brille lag. Einige ‚Ohhs‘ und ‚Aahs‘ spaeter gestikulierte mir, ich solle am Strassenrand warten und tatsaechlich holte er einen weiteren Bus und fuhr mich hin! Unfassbar! Am Ende waerens sicher noch mal 30-40 Minuten Fussweg geworden, und ob ich die gepackt hatte – ich weiss es nicht.

Dieser Huerde war also ebenfalls fast geschafft. Die Faehren fahren die ganze Nacht und da die um eins dicht war, befand ich mich in der Warteschleife fuer 3 Uhr. Okay, blieb ja noch genuegend Zeit, um bei einer Stunde Fahrt anschliessend zum Airport in Hong Kong zu kommen. Also Ticket gekauft und auf dem unwirtlich zugigen Port, der nicht mal ueber eine Bank zum Sitzen verfuegt, irgendwie doch gemuetlich gemacht. Auf einem Zettel und im Hirn versuchte ich die neue Waehrung und die Preise abzuwaegen (der HK-Dollar ist ebenfalls, wie der Macau-Dollar im Vergleich zum US-Dollar etwa bei 8 zu 1) und stellte ploetzlich fest, dass mein Faehrticket futsch war. Hatte ich es eingepackt oder auf dem Tresen liegen gelassen? War es am Getraenkeautomaten runtergefallen oder das gewesen, was mir eben aus der Tasche in Richtung Meer flog? Panik, Wuehlen, Verzweiflung. Alle Wege abgehen, das freundliche Personal fragen, ‚Ohhs‘ und ‚Aahs‘ und besorgte Minen kassieren – alles zweckslos. Resigniert ging ich zur Karteverkaeuferin von vorhin und erklaerte die Situation, oder versuchte es zumindest, da sie auch kein Englisch sprach. Sie bat mir schliesslich einen Rabatt an, der den Schmerz nur leicht daempfte, also begab ich mich nochmals auf die Suche. Als ich schliesslich kurz davor war, auf- und mich dem Schicksal hinzugeben, kam eben jene Frau kurz vor eins wild gestikulierend auf mich zugerannt, drueckte mir einen Zettel mit einer Sitznummer drauf in die Hand und meinte ‚Gooo!‘. Ich konnte mich nicht mal mehr richtig bedanken, aus Angst, die Fahere zu verpassen, flitzte los und sank voellig high in den Sessel. Hammer. Ein Moment, in dem man schreien koennte! Die voellig chinesenbesetzte Faehre haette dafuer aber vermutlich wenig Verstaendnis gehabt. Also schluckte ich meine Begeisterung runter und behielt sie fuer mich, ohne zu teilen.

So schipperten wir der Insel entgegen, deren Lichter und hochhausbesetzte Silhuette sich bereits bald am Horizont abzeichneten. Fasziniert darueber, wie zentral der Faehrhafen liegt und gleich angetan von der europaeischen Struktur der Innenstadt, besorgte ich mir ein paar hundert Hong Kong Dollar und machte mich auf zum Bus. Da hier alles in Englisch und so ziemlich jeder des Englischen maechtig ist, war es kein Problem, den Richtigen ausfindig zu machen. Der faehrt, wie es sich gehoert, die ganze Nacht durch und nach ein wenig Umsehen, stieg ich in den aufgrund der Tatsache, dass wir bereits 3 Uhr morgens hatten, doch erstaunlich gut besetzten Bus. Wie ich spaeter erfuhr, war am naechsten Tag ein
chinesischer Feiertag, was den Alkoholgehalt der Mitreisenden erklaerte. Hier ereilte mich die naechste erfreuliche Ueberraschung auf chinesischem Territorium: die Tatsache, dass ich nicht ueber passendes Wechselgeld verfuegte wurde vom Busfahrer noblerweise mit einem Rabatt um 11 HK-Dollar erledigt! Wahnsinn! So viel Hilfsbereitschaft in einer Nacht. Dies und das berauschende Panorama von Hong Kong, das ich vom vordersten Sitz in der oberen Etage des Doppeldeckers genoss, schuerten die Freude auf eine Wiederkehr. Aber vorher stand ja eine ganz andere Metropole auf dem Plan.

Die fuenf Stunden Wartezeit auf dem Hong Kong Airport schlug ich mir wie so oft mit Wanderungen tot, um nicht, wie so viele dort, auf dem Sitz zu versacken. So erlebt ich eine sicherlich 20koepfige Reisegruppe Schwarzafrikaner, die eine ganze Wagenladung aus in Zellufan verpackten mannsgrossen Buendeln ordentlich auf Gepaeckwagen vor einem Schalter aufreihten und allerlei aehnliche Kuriositaeten. Die Frau beim Check-In fragte mich dann spaeter, ob ich angesichts des Zwischenstopps in Shanghai – den ich mir nicht ausgesucht hatte, aber doch ganz spannend fand – denn ein ‚Transfer-Visum‘ (!) fuer China haette! Ich hatte ja nich mal ne Ahnung, dass es sowas gibt und verneinte. Sie hat das dann irgendwie gedreht, wie ich spaeter in Shanghai feststellen konnte. Doch mussten wir dann auch beim Transfer erneut einchecken – gibts wohl nur in China sowas. Als wir mit dem Check-In durch waren, sagte man uns, wir koennten durch, aber sollten bitte noch einen Moment an der Seite warten. Dieser Moment zog sich ewig hin und der Vorteil, einer der ersten in der Schlange gewesen zu sein, negierte sich wieder einmal. Ich unterhielt mich aber ganz praechtig mit einigen Senioren einer englischen Reisegruppe, die gerade einen Trip durch China hinter sich hatten. Die versicherten mir, es gab ‚keine Klagen, kein einziger Flug hatte Verspaetung, wenn nur der ganze Papierkram nicht waere‘ und hatten damit wohl Recht. Ich scherzte derweil, da es immer noch nicht weiter ging, der Flughafen haette vermutlich Personalmangel und die arme Frau, die hinter dem Tresen rotierte, waere die einzige mit Schluessel fuer die immer noch verschlossene Tuer vor uns. Da staunten wir nicht schlecht, als genau das der Fall war. Kaum war der letzte Passagier abgefertig, stuermte sie an uns vorbei zur Tuer, hinter der die Beamten fuer die Passkontrolle schon bereit sassen. Dahinter: wieder eine verschlossene Tuer und wieder stuermte eben jene Frau an uns vorbei und wir waren endlich in der Abflughalle. Dort allerdings alles andere, als frei. Man kommt nirgends raus, der potthaessliche und stinklangweilige Flughafen von Shanghai ist ein unwirtlicher Schlauch in dem ich die naechsten fuenf Stunden verbringen musste. Bedenkt man, dass ich bereits 27 Stunden auf den Beinen und davon 24h unterwegs war, tut ein wenig Beschaeftigung Not. Kaufen konnte ich auch nix, weils ersten kaum was gab und es zweitens eins nicht gab: nen Geldautomaten. Mein lustiges Sammelsorium an Fremdwaehrungen wollte niemand haben, also blieb nur Daeumchen drehen und das immerhin kostenlos dargereichte Wasser schluerfen. Als die endlos erscheinenden Stunden endlich ein Ende hatte, lernte ich einen Muenchner kennen, den ich im Flieger mit allerlei Tipps versorgte, was er auf seinem anstehende Trip durch Suedostasien alles sehen sollte. Wir beschlossen schliesslich das Abenteuer Tokyo, mit seiner Metro und den unentschluesselbaren Hinweisschildern gemeinsam in Angriff zu nehmen. Aber wie heisst es so schoen: davon erzaehle ich Euch ein andermal…

Donnerstag, Oktober 16, 2008

Japanese to English

Dass der Flughafen in Shanghai ja nicht unbeingt eine Reise wert ist,hatte ich ja bereits erwaehnt. Beim Rueckflug fand ich dann heraus, dass er tatsaechlich ueber Internet verfuegt. Allerdings nicht immer. Also wurde natuerlich die Verbidnung abgesaegt, als ich gerade mit meinem Erlebnisbericht zu Tokyo fertig war. ‚Tuerlich. Vielleicht siehtes die chinesische Staatsfuerhung aber auch nicht gerne, wenn man Positives ueber Japan zu berichten weiss?! Who knows…

Nach dem 36 Stundentrip in das Ziel meiner Traeume erholte ich mich, nach einem kurzen Bad im Neonlicht von Shibuya, erstmal ein wenig in einem Capsule-Hotel, was gar nicht so verkehrt ist. Die Kammern sind geraeumig, alles ist sauber und jeder super freundlich und es gab sogareine Sauna. Haette gern noch mehr Zeit in meiner Box verbracht, aber der Check-Out war bereits um 10h und ich hatte ja fuer die folgenden drei Naechte meine erste Couch in der Fremde. Fuer meine Hosts war es auch das erste Mal und es hatte nicht besser werden koennen. Das Schicksal wollte es, dass wir ein gemeinsames Ziel hatten: die TokyoGame Show. Die beiden sind Programmierer, aber auch Gamer. Ausschweifende Unterhaltungen in den folgenden Naechten waren vorprogrammiert. Dabei fungierte die liebe Marica, die in den Staaten aufwuchs, immer vorbildlich als Uebersetzerin fuer den englischunkundigen Akira und mich Japanischanfaenger. Neben der menschlichen Komponente und ihrer unendlichen Gastfreundschaft war die Wohnung ein weiteres Highlight: im 39. (!) Stock eines Nobelkratzers gelegen bot die luxorioese Dreiraumwohnung (der Wahnsinn in Tokyo!) einen irren Blick ueber Tokyos Bay-Area. Das Wohnzimmer schmueckte ein gigantischer Flat und daneben ein schicker Mac, was dann doch den Eindruck machte, als waere das Gehalt eines Programmierers in Tokyo nicht das Schlechteste. Umso dankbarer war ich dafuer ein paar Tage bei ihnen unterzukommen, bevor die beiden sich am Samstag auf einen Trip zu einem Berg im Westen verabschieden wuerden.

Von dieser geraeumigen Homebase im suedlich gelegenen Kachidoki startete ich meine Exkursionen durch diese Hammerstadt. Stundenlang wanderte ich einfach durch die Strassen, Viertel, Elektroshops und Viedeospiellaeden, sah die schon vielzitierten Kuriositaeten, die fuer den Westler wohl immer unverstaendlich bleiben werden, Menschenmassen,die frueh morgens und erst spaet abends wieder in die Bahnen stroemen und trotzdem immer hoeflich und freundlich und nie verbissen und angepisst wirken. Selten hab ich so viel Lachen in den Strassen gehoert. Hat man ein Problem, hilft einem jeder gerne weiter, auch wenn die Englischkenntnisse nicht ausreichen. Ein Couchsurfing-Host meinte, wenn man mit ihm telefonisch in Verbindung treten will, solle man am besten jemanden auf der Strasse fragen, ob er einem das Handy ausleiht.Von 10 waeren 6 dazu sicherlich ohne zu zoegern bereit. So unwahrscheinlich mir dies am Anfang erschien, so nachvollziehbar ist es jetzt fuer mich.

Auch die Suche nach einem neuen Host bestaetigte dies. Zunaechst hatte ich nur fuer eine Nacht angefragt, da mein Host ebenfalls einen langen Arbeitstag hat und daher eigentlich nur am Wochenende hostet. Doch er selbst bot mir schon kurz darauf an, bis zu meinem Abflug bei ihm bleiben zu koennen. Die Zeit bei Nori war gepraegt von einer angenehmen Selbstverstaendlichkeit. Ich fuehlte mich gleich zuhause. Das wunderschoene Viertel mit seinen kleinen Gassen und urigen Laeden bot ein ganz anderes Bild von Tokyo. Auch wenn Nori sehr ruhig ist, war das ganz angenehm, war ich doch auch nicht immer zum Reden aufgelegt. Am letzten Abend ueberraschte er mich dann mit dem Vorschlag, ein japanisches Bad zu besuchen, was eine fantastische Erfahrung und eine Wohltat fuer meine vom vielen Herumwandern mueden Glieder war. So verliess ich Tokyo schweren Herzens, aber mit dem festen Plan, zurueckzukehren…vielleicht in eine der Wohnungen in Tateishi. Tokyo hat meine Erwartungen vollends bestaetigt – wenn auch auf ganz andere, wunderbar menschliche Art und Weise.

Dienstag, Oktober 21, 2008

Is just the way a broken city breathes

Episode 10: Hong Kong

Hong Kong haut mich um. Fuer drei Tage bin ich erstmal zu nichts zu gebrauchen. Waehrend Yve mit unserem Host Arthur die Stadt erkundet, liege ich flach, schlafe meist oder sichere das Fotoarchiv und versorge Yves neuen iPod in stundenlanger Kleinarbeit mit Musik und Pix. >Ein Hoch auf unseren lieben Gastgeber und seine Eltern! Die sind in der Regierung beschaeftigt und beherbergen in ihrer fuer Hong Kong-Verhaeltnisse irrsinnig grossraeumig-luxorioesen Wohnung neben ihren zwei Soehnen (Arthur (22) und sein 19jaehriger Bruder ) nun auch uns fuer ein paar Tage. Wir verstehen uns praechtig und Arthurs drei Naechte-Regel zur Entlastung seiner Mutter ist erfreulicherweise schnell unter dem Tisch. So bleiben wir volle fuenf Tage, die auch unsere Visa brauchen, wandern in entlegene Ecken der Stadt, fernab der Touristenmeilen und bekommen dank Arthur einen Eindruck davon, wie Hong Kong einmal ausgesehen haben mag. Natuerlich streifen wir aber auch durch die Schluchten inmitten der Hochhaeuser, begutachten die eindrucksvolle Skyline bei Tag und Nacht vom Wasser und mit der eindrucksvollen Aussicht vom Victoria Peak aus. Auch das Shoppen lassen wir uns nicht nehmen und erleben, warum HK der Ruf des Einkaufsparadises vorauseilt. Die Brise vom Meer sorgt dabei immer fuer ein angenehmes Klima. Ueberhaupt ist die Luft und der Verkehr mit keiner der asiatischen Grossstaedte vergleichbar. Man hat es scheinbar geschafft, die Privatvehikel soweit von den inneren Strassen fernzuhalten, dass diese nie verstopft erscheinen. Der Fussgaenger ist auf die Bruecken und Gangways verbannt, wodurch unten alles fliesst.

Die eigentliche Ueberraschung fuer uns ist aber, wie unglaublich gruen Hong Kong ist. Egal, ob im Norden entlang der New Territories oder ganz im Sueden auf Hong Kong Island, auf den angrenzenden kleinen Inseln oder einfach ein paar Metrostationen in eine beliebige Richtung: ueberall gruent und wuchert es in ueppigen Proportionen. Da ist es richtiggehend schade, dass wir es nicht schaffen, uns auf eines der allenortens angebotenen Leihraeder zu schwingen und die Stadt auf zwei Raedern zu erschliessen. Auch wenn Arthur, der sich als gebuertiger Hong Kong-Chinese (mit britischem Pass) durchaus ein Urteil erlauben kann, ueber die Oberflaechligkeit der Einwohner dieser Stadt klagt und das Chaos, das die Briten hinterliessen verdammt – wir werden wiederkommen. ;Soviel ist sicher nach der viel zu kurzen (und fuer mich zudem ungluecklich verkuerzten) Zeit in dieser spannenden Metropole. Viel zu viel gibt es noch zu entdecken: die kulturelle Seite (das HK Arts Center beispielsweise), die Straende (kilometerweiter weisser Sand), die Ueberreste britischer Besetzung (die sich in mehr als nur den Strassennamen aeussert) und so viel mehr. Mit reichlich Tipps und einigen Brocken Chinesisch gehts nun aber erstmal weiter in Richtung Festland fuer einen winzigen Eindruck eines so gigantischen Landes.

Donnerstag, Oktober 23, 2008

Every move you make – i’ll be watching you

11. Etappe: Yangshou

China. Eine voellig ander Welt eroeffnet sich uns, nur eine halbe Stunde und wenige Strassenbahnstationen von Kowloon entfernt. Die chaotische Freiheit Hong Kongs lassen wir zurueck und betreten das staatlich geregelte Mainland. Der Weg dorthin ist gepraegt von einem mulmigen Gefuehl in der Magengegend. Werden wir eingelassen oder gleich eingesperrt? Der Aufwand, den wir betreiben muessen, um das Reich der Mitte zu betreten, macht skeptisch. Aufatmen und ein stilles Gefuehl der aufgeregten Freude (‚Wir sind in China!‘) durchstroemen uns, als wir schliesslich durchgewunken werden. Jenseits der bahnhofaehnlichen Ankunftshalle in Shenzhen versiegt das seltsame Staunen nicht. Ueberall wird das Gepaeck durchleuchtet, herrenlose Megaphone wiederholen staendig ein fuer uns unverstaendliches Gequaeke (wusste nicht mal, dass man&nbsp;mit den Dingern aufgenommene Durchsagen abspulen kann) und allenorts werden wir bemustert und beaeugt. Es sind allerdings freundliche Augen, die uns begegnen und als wir uns nach dem kompliziert versteckten Busabfahrtsort erkundigen und von einer Gruppe kichernder Hotelangestelltinnen mit Haenden, Fuessen und einigen Brocken Englisch in die richtige Richtung gelotst werden, wandelt sich die Skepsis in angenehme Aufregung. Dennoch weiss ich nicht, ob ich vor dem Busbahnhof einfach so ein Foto moachen darf, oder mir eine Zigarette anzuenden kann, ohne von der Staatsmacht belangt zu werden. (wie albern mir nun vor allem Letzteres erscheint…)

Wenn es eine Gewissheit gibt, die wir bereits bei der ersten Station lernen, dann ist es, dass man irgendwie doch immer am Zielort ankommt. So bringt uns der Schlafbus vorbei an unzaehligen Mautstationen doch direkt und ohne Umstieg in den kleinen Ort Yangshou, der die naechsten drei Tage unser Heim ist. Gruenbedeckte Felsen umgeben das Staedtchen, das deutlich kaelter ist, als usere vorherigen Ziele. Wir halten uns moeglichst fern von der praesenten Tourimeile, die gesaeumt ist von Laeden mit Handwerk und billig kopiertem Markenramsch, versuchen die zahlreichen Frauen abzuschuetteln, die uns auf ihr Floss lotsen wollen, um den voellig ueberfuellten Fluss abzuschippern und passieren eher belustigt die Rudel mit Auslaendern, die von ihren Fuehrern an der Promenade zusammen gehalten werden. Stattdessen durchstreifen wir die versteckten Gassen, bewundern die urspruenglichen Haeuser und geniessen die Natur. Leider klart der Himmel bis zu unserer Abreise nicht mehr auf und die staendig praesente Regenwahrscheinlichkeit macht unsere Plaene, Raeder zu mieten und ins Umland zu radeln zunichte. Trotzdem ist der erste Eindruck von China ein durchweg positiver, als wir schliesslich weiter reisen,&nbsp;und das soll sich auch in den kommenden Tagen nicht aendern.

Sonntag, Oktober 26, 2008

Vor meinen Augen beginnt es zu flimmern ich hab keinen Schimmer wo ich hier bin..

12. Etappe: Kunming

Nach der vollen Packung Natur in Yangshou erreichen wir Kunming, eine austauschbare Satellitenstadt mittlerer chinesischer Groesse (etwa 6 Mio. Einwohner) mit wenig Reizen. Der Nachtzug bringt uns auf recht bequemen Liegen und mit einer unterhaltsamen Gesellschaft aelterer Chinesen, die zwar kein Englisch verstanden, was sie aber trotzdem nicht daran gehindert hat, unsere fragenden Gesichter mit ihren Geschichten zu erheitern, in rund 15 Stunden gemuetlich zueckelnd die 800 Kilometer Richtung Westen. Wir entschliessen uns (ohne eine wirkliche Wahl zu haben) fuer die teuerste Herberge unserer bisherigen Reise – mit 80 Yuan (etwa 9 Euro) auch immer noch schlank – und durchstreifen die breiten, von Shoppingmalls und gigantischen Werbeplakaten gesaeumten Strassen. Es sind wenige Reisende unterwegs, viel Zeit, die Chinesen beim Chinesischsein zu beobachten. Die Senioren spielen Mahjong im Park oder tanzen zu einem greisen Saitenspieler, als waere niemand in der Naehe, waehrend sich die Jugend dem Konsumrausch hingibt und die unzaehligen Handyshops (alle von China Mobile, dem wohl einzigen Handyprovider im Reich) belagert. Geraedert von den Reise hauen wir uns frueh in die Kissen und zappen durchs von Soaps und Shows durchsetzte Programm – immerhin schlechtes Fernsehen einigt Ost und West. Am naechsten Tag begeben wir uns frueh die wenigen Meter rauf zum Busbahnhof, wo schon die ueblich Horde Chinesen lauert, um uns augenscheinlich beim Finden unseres Busses zu helfen, im Endeffekt jedoch auch kein Englisch versteht und nur auf ein Trinkgeld aus ist. Wir bahnen uns selbstaendig den Weg und sitzen wieder in einem bequemen Polstersitz, um in zwei Etappen in den Suedwesten vorzudringen, weg von der grossen Stadt ueber Serpentinen in die von Reistreppen umgebenen Doerfer.

Mittwoch, Oktober 22, 2008

Air Condition – Die Plage des Fortschritts

Ist man in Asien, vor allem Suedostasien unterwegs, moechte man als Aussenstehender meinen, dass einerseits die Einheimischen an die hier prinzipiell das gesamte Jahr ueber vorherrschenden Temperaturen jenseits der 30 Grad gewoehnt sind und dass andererseits so eine feine Aircondition hin und wieder mal fuer angenehme Abkuehlung sorgen kann. Sicher sicher, wuerde der Gebrauch dieses technischen Hilfsmittels nicht vielerorts wahrhaft perverse Ausmasse annehmen. Die Kroenung in dieser Disziplin erlebten wir wohl in Hong Kong.

Hier mag es wohl an der geschichtlich bedingt hohen Anzahl an Europaeern liegen, dass man sich regelmaessig fuehlt, als steige man in eine Tiefkuehltruhe, wann immer man ein Geschaeft oder auch nur eine Wartehalle betritt. Da auch die Metro unter Gefriertemperaturen gesetzt wird, gibt es praktisch keinen Weg, die staendig blasende Aircon zu umgehen. Normalerweise gelingt uns das ganz gut, legen wir auf unseren Reisen doch immer besonderen Wert auf die (wesentlich billigeren) Zimmer mit Ventilator, statt der angepriesenen Airconraeume, und auch bei der Benutzung von Bus und Bahn ist das erste, was wir in der Regel machen, das Zudrehen der Windkanaele ueber uns. In Hong Kong versagte dann aber endgueltig jegliche Vorsichtsmassnahme. Nun waren wir ja auch Gast in einem Haus gebuertiger Hong Kong Chinesen, fuer die die Aircon selbstverstaendlicher Bestandteil des Alltags ist. Da muss man dann auch mal nachts das frostige Surren ueber sich ergehen lassen. Bei mir wiederum kam es, wie es kommen musste: nach kraeftezehrender Reise, sieben Fluegen innerhalb einer Woche (alle selbstverstaendlich ebenfalls mit Aircon versehen) und vor allem dem staendigen Wechsel zwischen Kalt und Heiss beim Betreten und Verlassen der Raeumlichkeiten in Kowloon liege ich erstmal fuer drei Tage mit einer fiesen Erkaeltung und ein wenig Fieber flach. Immerhin bringt mir das die Erfahrung mit traditioneller chinesischer Medizin naeher. Im Klartext heisst das: ein Laden, ein Arzt, der meinen Puls bzw. meine Energie fuehlt, feststellt, dass ich schlecht schlafe und unter Kopfschmerzen leide (was wohl jeder diagnostizieren koennte, der meinem ausgekotzten Anblick begegnet) und mir nahelegt, wegen des hohen Blutdrucks (der wohl dadurch bedingt war, dass mein Koerper sich verstaendlicherweise wieder nach dem Bett sehnte) auf fritiertes Essen verzichten sollte (schoenen Dank, hatte eh drei Tage lang keinen Hunger auf nix). Am Ende mixen mir die emsigen Apotheker im selben Laden eine doppelte Portion Tee aus verschiedenen Meeresfruechten und Ginseng zusammen, den ich in den naechsten zwei Tagen meinem vehement revoltierenden Magen naeherzubringen hatte, mit dem Ergebnis, dass es mir zwei Tage spaeter wirklich deutlich besser ging – was wohl bei einer Erkaeltung durchaus ueblich ist. Egal, es war ne Erfahrung wert und ich moechte in keiner Weise die Wertigkeit der chinesischen Medizin in Frage stellen, vor allem wenn es um den Vergleich mit der alles andere als perfekten westlichen Schulmedizin geht. Wenns mir richtig dreckig geht, komme ich gerne wieder.

Dienstag, Oktober 28, 2008

The long and winding road

Etappe 13: Xinji

Wir entschliessen uns gegen den Bus von Kunming nach Jiang Hong, der uns in rasanten 10 Stunden ueber die neue Autobahn in Richtung Sueden bringt und fuer eine wesentlich abenteuerlichere Strecke. Innerhalb zweier Reisetage schlaengelt sich der Bus die Serpentinen entlang durch das Gebirge, vorbei an atemberaubender Natur. Dazwischen machen wir ein paar Tage Rast in dem Bergdoerfchen Xinji. Nach etwa 10 Stunden erreichen wir die Ansammlung einiger Haeuser am Hang. So richtig sicher sind wir nicht, ob wir wirklich im richtigen Teil des Ortes, der sich eigentlich in zwei Siedlungen teilt, angekommen sind. Ich erkundige mich und erhalte Bestaetigung, fuer die auch ein schottisches Paerchen – neben uns die einzigen Fremden im Bus – dankbar ist. Kurzerhand schliessen sie sich uns an. Es ist bereits dunkel und der aufziehende Nebel macht die Orientierung innerhalb weniger Minuten unmoeglich. So fragen wir uns den Berg hinauf, ohne zu wissen, wie gross der Ort eigentlich ist, wo er aufhoert und ob es sowas wie ein Zentrum gibt. Schliesslich finden wir ein kleines Hotel, dessen Terrassen direkt am Hang liegen. In milchiges Weiss gehuellt ist die Sicht kurz, aber bereits faszinierend, im Hellen ohne Nebel wird sie mit Sicherheit atemberaubend sein. Leider erfahren wir von einigen anderen Travellern, dass es nun schon seit Tagen so dunstig aussieht. Die vielgeruehmten Sonnenauf- und untergaenge waren praktisch nicht zu sehen und die Strassen umgab ein steter Schleier. Dezent deprimiert wandeln wir durch die Dunkelheit, um erstmal unsere leeren Reisemaegen zu fuellen. Als wir bei einem Restaurant aufschlagen, scheint man dort schon in privater Gesellschaft zu sein und wir werden an einen kleinen Laden gegenueber verwiesen. Auch hier sind die Tueren eigentlich schon zu, doch die Arme weit offen. Wir werden an den Tisch der Familie geladen, bekommen erstmal einen selbstgebrannten Schnaps vorgesetzt, der natuerlich umgehend geleert werden muss (was ohne irgendwas im Magen zu haben seine Wirkung tut) und dann bekommen wir jeder Reis, einen Satz Staebchen und die Einladung zuzugreifen. So richtig identifizierbar ist zunaechst wenig, was da auf dem Tisch steht. So klammere ich mich ans Tofu und dippe zufrieden in allerlei scharfe Sossen, greife aber auch der Hoeflichkeit halber zu, als mir (Vegetarier) ein wenig Schwein gereicht wird. Yve hats da schon schwerer, werden ihr doch die frittierten Maden gereicht. Nach einiger Ueberwindung bestaetigt sie jedoch deren exzellente Knusprigkeit. Nix fuer mich, ich versuche eher die Schaerfe mit dem Schnaps zu loeschen, was die zu erwartenden fatalen Hoellenfolgen in sich hat. Irgendwann, ein paar Fotos, gescheiterte Kommunikationsversuche, reichlich lecker Essen (fuer das keinerlei Bezahlung akzeptiert wurde) und einige Schnaps spaeter wanken wir zufrieden aus dem Haus in die nun endgueltig undurchdringliche Nacht. Licht faellt aus Fenstern auf die Strasse und huellt sie in ein unwirkliches Orange. Es ist wirklich kalt hier oben, also kuscheln wir uns wenig spaeter gluecklich in die doppelte Bettdecke und beten um besseres Wetter am Morgen.

Unfassbar – unsere Gebete wurden tatsaechlich erhoert. Zum ersten Mal seit Tagen, ist die Sicht hier oben klar. Das ist so erstaunlich, dass wir frueh morgens durch Klopfen der Belegschaft darueber in Kenntnis gesetzt werden. Der Blick uebertrifft die Erwartungen und es scheint, als waere wirklich ein sehenswerter Sonnenuntergang drin. Am Tage erkunden wir den Ort, der nun doch deutlich groesser aussieht, als nachts zuvor gedacht. Dann schliessen wir uns mit dem schottischen Paerchen und einer Englaenderin zusammen und mieten ein Auto, dass uns gegen Spaetnachmittag zu einigen Aussichtspunkten faehrt, wo wir dann bis zum grossen Moment ausharren. Der faellt wegen der dann doch recht tiefhaengenden Wolkendecke vielleicht nicht so ueberwaltigend aus, wie erhofft, die Stunden mit den Anderen sind aber trotzdem hoechst unterhaltsam. Wir rotten uns auch am Abend wieder zusammen, in dem einzigen Restaurant am Platz mit Englischkenntnissen, geniessen das unglaublich leckere und unfassbar guenstige Essen und trinken und quatschen bis in die Nacht. Am naechsten Tag trennen wir uns wieder, da unsere Wege in entgegengesetzte Richtungen verlaufen. Unser naechster Bus in Richtung Sueden wartet und dazu ein wunderbar klarer Himmel mit weiter Sicht. Scheinbar endlos schlaengeln sich die Reisterassen die Haenge herab ins Tal. Wir schiessen noch reichlich Fotos im Vorbeifahren. Ein exzellenter Abschluss zu einem wirklich lohnenswerten Abstecher ins chinesische Hochland.

(Kleiner Hinweis: Grosse Versionen der Bilder gibt es erst, wenn wir aus China raus sind – hier ist das Internet einfach erbaermlich lahm! Ein aktuelles Foto von uns beiden findet Ihr jetzt schon bei Couchsurfing)

Mittwoch, Oktober 29, 2008

The long way down

Etappe 14: Jian Cheng

In zwei Etappen naehern wir uns Jian Cheng. Die erste geht recht reibungslos vorbei und wir starren mit offenen Muendern aus dem Fenster auf die dicht neben uns herabfallenden Abhaenge, die gesaeumt sich von Gruen, soweit das Auge reicht. Auch die zweite Etappe nach problemlosem Anschluss in einer Stadt, deren Name mir nicht einfallen will, in der wir aber bereits wie Ausserirdische bestaunt werden, fasziniert durch ihren Ausblick, den wir noch zwei Stunden laenger geniessen duerfen, als die Fahrt zu einem Halt kommt, da die Abhaenge in den vergangenen Tagen nachgegeben und die ohnehin recht provisorische Strasse in den Abgrund gerissen haben. So kommen wir in den Genuss chinesischer Strassenbaukunst und teilen mit einer erstaunlich ueberschaubaren Reihe Chinesen die gelassen-geduldige Wartezeit. Unser Busfahrer ist darunter wohl der laessigste und beschallt uns mit chinesischer Popmusik waehrend er die unwegsamen Wege herab und herauf rumpelt.

So sind wir anstaendig fertig, als wir nach Einbruch der Dunkelheit und gut 11 Stunden Hoppelfahrt endlich das beschauliche Jian Cheng erreichen. Eine Stadt mit fuer europaeische Verhaeltnisse recht ordentlichen Ausmassen – also eine chinesische Kleinstadt – eroeffnet sich uns. Wir finden den kuerzesten Weg zu einem Bett (ein brauchbares Hotel praktisch im Busbahnhof) und ein fantastisches Restaurant, bei dem wir die Zutaten selbst im Schrank waehlen und den Kuehlschrank voll Fleisch meist auslassen, um am Ende wie ueblich eine laecherliche Rechnung zu begleichen. Wir streifen durch die Strassen, in denen hier noch die Fussgaenger in der Ueberzahl sind, entdecken einige alte Haeuser in einer Seitengasse, die Yve allesamt auf Fotos festhaelt, ich lasse mich vom Snookerkoenig der Stadt zu einem Match herausfordern, als wir die Billiardhalle passieren (und verliere folgerichtig infernalisch), wir bestaunen als Zaungaeste ein Schulfest, bei dem die Lehrer gegen die Schueler im Tauziehen antreten und werden prompt eingeladen und die naechste halbe Stunde (immerhin in Englisch) mit Fragen geloechert – kurz: wir fuehlen uns verdammt wohl in dieser Stadt, die ihren Charme auf den zweiten Blick offenbahrt. Alte Maenner bewundern meinen Bart und ueberhaupt folgen uns die neugierigen Blicke ueberall, sind wir doch die einzigen Westler unter einigen Hunderttausend Chinesen. Trotzdem begegnet man uns stets freundlich und nie mit zurueckhaltender Skepsis. So bereuen wir es keineswegs, den Tag Pause eingelegt zu haben und reisen gestaerkt weiter nach Jiang Hong, wo der Regenwald (und leider auch der Regen) auf uns wartet.

Sonntag, November 02, 2008

Singin‘ in the Rain…

Etappe 15.: Jinghong

In Erwartung von Regenwald und Elefanten erreichen wir Jinghong und sind erst einmal ueberrascht von dessen Groesse. Zwei Bruecken ueberspannen den alten Freund Mekong, dessen Gesellschaft wir nun wieder geniessen duerfen, nachdem wir ihn in Vietnam zuruecklassen mussten. Bis zum laotischen Sueden wird er unsere Wege in den verbleibenden Wochen immer wieder kreuzen. Hier wird allerdings wenig Wert auf ihn gelegt und wir erreichen das Wasser auf der Stadtseite nur von einer der Bruecken aus. Wir bleiben in einem einfachen Guesthaus auf dem Campus, wo die Belegschaft – die entgegen der Info im Lonely Planet kein Wort Englisch versteht und sichtbar genervt reagiert, wenn man versucht mit ihnen zu kommunizieren – eine gewissenhafte Inkompetenz an den Tag legt und selbst dann nicht sonderlich helle agiert, wenn man mit einem Mandarinkundigen Hongkong-Chinesen antanzt. Einen laengeren Trip koennen wir nicht unternehmen, da die Wetterlage das Ausleihen von Bikes immer wieder zum unkalkulierbaren Risiko macht. So wandern wir viel durch die Strassen, wundern uns ueber die chinesische Obsession fuer Haare (und deren Perversionen), fragen uns, ob die aufgetakelten jungen Damen die nach Sonenuntergang den Strassenrand saeumen, dies beruflich machen (is so!), essen Dumplings fuer ein paar Cent und Nudelsuppen fuer ebenso wenig und finden ein fantastisches muslimisches Restaurant (wie ueblich) gleich gegenueber unserer Schlafstaette, wo unser Ruf nach vegetarischem Mal (ein wildes Tippen auf den Unterarm, gefolgt von einem ‚Nein Danke‘-Fingerzeig) endlich verstanden wird. Wir tauschen uns mit einigen Reisenden aus und erweitern unseren Horizont. Das Beste, was man machen kann, wenn der Eigentliche wolkenverhangen ist. Statt Regenwald, also nur Regen, aber wir nutzen die trockenen Minuten immerhin dazu, den tropischen Garten zu erkunden, und das bisschen, was Jinghong sonst noch an Parks zu bieten hat. Nach drei Tagen geben wir auf und setzen uns wieder in den Bus, der uns eigentlich bis kurz vor die Grenze nach Laos, die bereits am Spaetnachmittag schliesst, bringen soll. Dass wir China an diesem Tag bereits endgueltig lebewohl sagen, werden wir erst spaeter herausfinden…

Montag, November 03, 2008

China – Chroniken einer seltsamen Reise

Das ist sie also, die Nation, von der Viele sagen, sie wird uns in den naechsten Jahren ueberrollen. Von Mandarin als Weltsprache wird da geredet, Angst vor kommunistischen Weltmachtsplaenen geschuert. Als wir daheim erzaehlten, unsere Reise wuerde uns auch nach China verschlagen, war dieser Faktor wohl der, der den Meisten Kopfschmerzen bereitete. Aber um ehrlich zu sein, war China auf unseren Reisen das Land, in dem wir uns definitiv am sichersten fuehlten. Trotzdem, alles, was im Ausland ueber China zu hoeren und zu lesen ist, zuletzt im Rahmen der Olympiade, stimmte uns skeptisch. Die Komplikationen bei der Visa-Beschaffung taten ihr uebriges. Doch dann kam irgendwie auf wundersame Weise alles ganz anders.
Wenn man von Hong Kong aus nach China kommt, wird einem die Einreise zwar erheblich erleichtert, die Akklimatisierung an chinesische Gepflogenheiten jedoch nicht unbedingt. Jenseits der Grenze in Shengzhen wartet eine andere Welt. Eine, in der sich der Westler zunaechst nur schwer zurecht findet. Das liegt nicht einmal an der Sprachbarriere (kaum einer, den wir trafen sprach etwas anderes als Mandarin) oder an den hiroglyphenhaften Zeichen allenorts. Es ist eher die Tatsache, dass hier jeder rotzt und spuckt, wies grad kommt – selbst auf Bus- und Internetcafeboeden (die Bezeichnung Icafe ist ueberigens zu viel gesagt, da die Chinesen das Internet vornehmlich dazu nutzen, Netzwerkspiele zu zocken, anstatt Informationen zu gewinnen – die Zensur war hier dementsprechend auch lascher, als erwartet). Wenn bei laengeren Bus- oder Zugreisen keine der teilweise wirklich in die Kniee treibend (sic! – da sie meist wirklich nur aus einem Loch im Boden bestehen, ueber dem man sich knien muss) erbaermlich stinkenden Toiletten in der Naehe ist, lullert das Kind einfach auf den Boden oder in den Muelleimer. Ueberhaupt lag in dem Bergoertchen Xinji durchgaengig eine Wolke aus Urinduft in der Luft, weil man hier in der Regel einfach um die Ecke ein paar Stufen runtergeht, um zu pissen. Muell wird entweder auf einem Haufen in der Stadtmitte gesammelt oder bei Busreisen einfach aus dem Fenster entsorgt. Aus den Augen aus dem Sinn. Tja, und schliesslich wird hier – sehr zum Leid Yvettes – ueberall und jederzeit geraucht. Im Bus stecken sich 6 von 20 Leuten nnerhalb der 8stuendigen Reise in regelmaessigen Abstaenden ne Kippe an, Vaeter rauchen neben ihren Frauen (bei denen es nicht angesehen ist, wenn sie rauchen), die das 2jaehrige Kind auf dem Arm hat, im vollbesetzten Bus, Typen zuenden sich neben uns ne Kippe an und gehn zwei Haeuser weiter in den Friseursalon. Jeder kann es sich leisten bei den wirklich laecherlichen Zigarettenpreisen und jeder machts, weil ihnen keiner sagt, dass es schaedlich ist. Ich hab in den zwei Wochen sicherlich zwei Packungen passiv gequalmt.
Aber sieht man ueber all dies hinweg, bleibt China ein wundervoller Ort. Dass man ueber all dies hinweg sehen kann, liegt daran, dass die (meisten) Menschen im Grunde liebenswert sind, offen, hilfsbereit, herzlich. Selbst ohne Englischkenntnisse versuchten die meisten zu helfen und berieten sich untereinander, um uns dann irgendwie verstaendlich zu machen, was wir wissen wollten. Und dann ist da diese unglaublich prachtvolle Natur. Meterhoher Bambus, waldbedeckte Huegel, Gruen so satt, wie man es selten zu sehen bekommt. Auch wenn ich das Gefuehl hatte, dass die Chinesen dieses Geschenk nicht immer zu schaetzen wissen und die Bemuehungen unsererseits daheim etwas ueberfluessig erscheinen, angesichts der sorglosen Vorgehensweise der groessten Nation der Welt, kann man dem Volk nun wirklich nichts vorhalten. Sie sind halt einfach so. Wir haben unsere kurze Zeit in China genossen und hatten das Gefuehl wirklich nur einen Bruchteil des Landes wirklich gesehen und erfasst zu haben. Ein Grund mehr, warum wir unbedingt wiederkommen moechten. Und wer weiss, vielleicht zeigt ja das Gesundheitsprogramm der chinesischen Regierung Wirkung auf die rauchende Bevoelkerung und vielleicht ist das Volk ja auch wenig zivilisierter, wenn wir wiederkommen. Angesichts des rasanten Wandels der Gesellschaft durchaus denkbar…

Mittwoch, November 05, 2008

You take the high road

Etappe 16: Luang Namtha

Erfreuliches Novum: wir erreichen unser Ziel tatsaechlich mal vor der angegebenen Zeit und sind so tatsaechlich an der Grenze nach Laos, bevor diese schliesst. So sind wir nicht gezwungen, eine Nacht in dem verschlafenen Grenzoertchen zu verbringen (ein Anblick ’straight out of ‚Desperate Housewives“, wie der mitreisende Brite meint) und am hereinbrechenden Abend sind wir tatsaechlich bereits in Laos. Unglaeubig rauche ich erstmal eine auf dem gemuetlichen Balkon unserer Herberge fuer eine Nacht und blicke die Hauptstrasse von Luang Namtha mit seinen Guesthouses, Restaurants und Trekkingbueros herab, die das einzige zu sein scheint, woraus der kleine Ort besteht. Doch in den folgenden Tagen stellen wir bei ausgedehnten Radtouren fest, dass das beschauliche Staedtchen inmiten der Huegel weit mehr zu bieten hat, als auf den ersten Blick scheint. Wir entdecken Wasserfaelle, spazieren durch die Gassen und tauchen vollends ein in die gemuetliche Unaufgeregtheit, die ein klares Markenzeichen von Laos und hier bereits besonders praesent ist. Schlicht und ergreifend alles und jeder ist hier entspannt. Hund doesen in der Mittagssonne leblos mitten auf der Strasse, Katzen und Huehner nicken sich zu, waehrend sie um die Haeuser schleichen, die Menschen sind derweil schlichtweg liebenswert, wie ich sie in Erinnerung hatte. Die Traveller, die wir in unserer zweiten Herberge treffen bestaetigen das mit ihrem seeligen Grinsen und einer menschlich-offenen Art. Wir fuehlen uns zuhause in dem Heim mit seiner charmanten Familie, deren Sohn passenderweise auf den Namen Obama hoert (lange Geschichte), der Nachts zuvor die Wahlen gewonnen hatte, mit dem Hollaender, der seine grosse Liebe in Laos gefunden hatte und nun die Flitterwochen plant, Esther, seine Landsmaennin, die uns von flexiblen Laoten erzaehlte und schliesslich Spruce (ebenfalls lange Geschichte) und Sonia, ein schottisches Paerchen, das uns so sehr ans Herz waechst, dass der Abschied vom laotischen Norden nach vier Tagen schmerzhaft schwer faellt. Der gegenseitige Besuch ist abgemacht und wir lassen uns noch mit einem Geheimtipp versorgen, den wir auf unserer Reise eigentlich rechts liegen gelassen haetten. Unser naechster Stopp ist also beschlossene Sache und wir liegen uns ein letztes Mal in den Armen mit den Menschen aus verschiedensten Ecken, die fuer wenige Tage zu unserer Familie wurden.

Samstag, November 08, 2008

Floating downstream

Etappe 17: Muong Noi

Angefixt durch Bilder, Videos und vor allem Erzaehlungen mit strahlenden Augen planen wir vor Luang Prabang ein paar Tage in Muong Noi zu verbringen. Dort erwarten uns eine malerische Naturkulisse und ein kleiner, tourifreier Ort, der etwa anderthalb Stunden Fussmarsch noerdlich von Muong Noi liegt. Die Reise dorthin fuehrt uns zunaechst nach etwa acht Stunden Busfahrt nach Nong Kiaew. An einem Seitenarm des Mekong gelegen, ist die Stadt nicht mehr als eine Ansammlung von Guesthouses, Restaurants und einigen Huetten der Einheimischen. Essentiell ist der Bootssteg, denn von dort geht die Reise entweder in die entlegenen Doerfer im Norden oder eine wie wir lesen koennen wunderschoene Route den Fluss herab bis Luang Prabang (die allerdings wesentlich teurer ist, als der Bustrip, weswegen wir uns spaeter fuer die Strasse entscheiden).Wir beziehen einen einfachen Bungalow am Flussufer, ergoetzen uns am Blick, schauen den knuddelig kleinen Kaetzchen zu, die ueber die Verandas tollen und genissen (wie ueblich) das hervorragende Essen. Tags drauf gehts einen knapp anderthalbstuendigen Bootstrip rauf nach Muong Noi. Auch hier profitieren wir von Spruces charmant-detaillierter Beschreibung und beziehen erneut einen Bungalow direkt am Wasser, dessen Besitzer ein wirklich liebenswerter Typ ist, der uns einen Rabatt einraeumt, da wir planen drei Naechte zu bleiben, incl. einem Abstecher ueber Nacht zu den Doerfern.

Doch daraus wird leider nichts: daemlicherweise haben wir es versaeumt, unsere Geldboerse am Tag zuvor in Luang Namtha aufzuladen und da es im Umkreis von 200 Kilometern keinerlei Geldautomaten gibt, muessen wir unsere Plaene schweren Herzens aendern und bereits am naechsten Tag nach Luang Prabang abreisen. Wir finden uns mit der Situation ab und genissen die unglaubliche Aussicht von unserem Bungalow ueber die Wellen hinauf zu den gruenen Huegeln, von denen der Ort umgeben ist. Mensch und Tier sind entspannt wie ueblich und die Kinder tollen um uns, als wir die einzige Strasse des Oertchens herabwandern. Wir geniessen die letzten Sonnenstunden in der Haengematte, kratzen die letzten Kip zusammen fuer ein gutes Mahl und nehmen tags drauf das erste Boot den Fluss runter zurueck nach Muong Noi, wo das guenstige Busticket fuer das brauchbare lokale Befoerderungsmittel uns sogar noch ein kleines Fruehstueck beschert. Nun also auf nach Luang Prabang und zurueck auf alte Pfade…

Montag, November 10, 2008

A place to stay

Etappe 18: Luang Prabang

Oh, Luang Prabang, Du Perle Suedostasiens. Auf kurvigen Wegen, wie ueblich untermalt von laotischer Musik von der Karaoke-VCD, die in unueberhoerbarer Lautstaerke aus den Busboxen braet, erreichen wir die wunderschoene Stadt am Mekong. Ich setze Yve in einem Cafe ab und mache mich auf eigene Faust auf die Suche nach einer Unterkunft. Schnell finde ich mich zurecht in den Straesschen, die sich zwischen unzaehligen Tempeln und entlang des Mekongs hinauf in den umtriebigen Norden der Stadt schlaengeln. Nach anderthalb Stunden und einem Abstecher zu meinem ehemaligen Heim vor zwei Jahren (dass jetzt rund doppelt so teuer ist), lande ich dort, wo ich zuerst fuendig wurde: ein kleines, einfaches Guesthouse mitten im Tempelviertel, gefuehrt von einem Tuerken! Der

ist restlos begeistert, dass ich ebenfalls tuerkisches Blut in meinen Adern hab und ignoriert fortan meinen eigentlichen Vornamen. Stattdessen erzaehlt er gleich jedem Gast: ‚My Name Burcay, his Name Tuncay!‘ Ich gebe mich damit zufrieden, ist die Unterkunft doch gemuetlich und spottbillig. Wir geniessen unsere Zeit bei ihm, auch wenn uns morgens um vier die Moenche auf angenehme Weise mit ihrem Trommelspiel wecken und uns den Rest der Nacht die Haehne (mit Haehme) wachhalten. Die Drecksviecher erfuellen mit ihrem Geschrei die gesamte Nacht (und auch den Tag). Wie ein Schluckauf legt sich ihr Kraehen ueber die Nacht: einer beginnt (meist der unsrige im Hinterhof) und kreischt in exakten Abstaenden solange, bis irgendwo in der Ferne eine Antwort folgt. Mit jedem Mal hoft man, dass es das letzte war und wird meist gleich darauf enttaeuscht. In der Ferne klingt ihr Geschrei wie eine jammernde verschleierte Frauenmeute, die den Tod ihrer Maenner betrauern – laesst sich aber immerhin ignorieren. Das unmittelbare Gekreische aber laesst mich ein ums andere Mal mein Dasein als Vegetarier ueberdenken…

Die durchwachten Naechte sind sicherlich auch ein Grund dafuer, dass wir die Tage vornehmlich mit Faulenzen bestreiten. Wir spazieren durch die touribefuellten Gassen und Shops, speisen vorzueglich am Mekong und vergessen irgendwie die Plaene ein Rad zu leihen oder sonst wie aktiv zu werden. Zu schoen ist diese Stadt, zu gemuetlich ihre Aura. Ueberall das Orange der Moenchsarongs, lauter kleine Handarbeitsshops laden zum Geldausgeben ein und der franzoesische Einschlag macht es uns leicht, diese Stadt zu lieben. Die Liebe geht so weit, dass wir uns leerstehende Haeuser anschaun und eine Zukunft in Luang Prabang erspinnen. Ratet mal, was hier noch fehlt: ein Kino! Wer weiss, wer weiss, vielleicht irgendwann…

Ja, irgendwann sind wir die Geschichten Burcays – einem Schwaetzer vor dem Herrn – dann aber doch leid, brauchen irgendwie mal wieder ne Muetze Schlaf und ueberhaupt muessen wir weiterziehen, denn es liegt noch eie ganze Menge Weg vor uns in Richtung Sueden. Also sagen wir Luang Prabang auf (baldiges) Wiedersehen. Wir beschliessen Vang Vieng, ein Backpackeroertchen 200 km suedlich, zu skippen, da dorthin nur Touris reisen und die Anreise dementsprechend teuer ist – und der Ort ohnehin nicht allzuviel zu bieten hat. Ausserdem reizt es uns nicht grade, nach Vientiane, der schmucklosen Hauptstadt, zu reisen und planen stattdessen weiter oestlich nach Phonsavan zu ziehen, um von dort in den Sueden vorzudringen. Dass unser Plan leider nicht aufgehen wuerde konnte zu diesem Zeitpunkt natuerlich noch keiner ahnen…

Freitag, November 14, 2008

Wasteland

Etappe 19: Phonsavan

Schweren Herzens verabschieden wir uns von Luang Prabang und setzen uns wieder einmal in den Bus, diesmal in Richtung Osten, um einen Shortcut nach Sueden zu versuchen und damit das touristische Vang Vieng und das haessliche Vientiane zu umgehen. Die Landschaft um uns fasziniert uns aufs Neue. Die dichten Waelder werden karger, die Blaetter weichen Nadeln. Das ist einerseits auf die wesentlich hoehere Lage, die wir ansteuern zurueck zu fueren, andererseits wohl vermutlich auf die Tatsache, dass dieser Teil Laos‘ zu dem am staerksten zerbombten zaehlt. Damit hat man am Ziel unserer Reise, dem staubigen Phonsavan, umgehen gelernt und nutzt die juengere Vergangenheit fuer toruistische Zwecke. Ein Ausflug zu einem der ‚Plain of Jars‘, wo man Bombenkrater und -splitter besichtigen kann, erscheint uns allerdings wenig reizvoll. Wir sind ohnehin auf der Durchreise und versuchen stattdessen den richtigen Busbahnhof zu finden, um weiter Richtung Sueden vorzudringen. Das stellt sich schwieriger dar, als angenommen, da auch hier mittlerweile die Abfahrstorte gebuendelt ausserhalb der Stadt verlegt wurden, wovon scheinbar die Ortsansaessigen noch nicht viel mitbekommen haben. Nun verdienen sich auch hier die TukTuk-Fahrer eine goldene Nase und die Travelagencies in der Stadt verkaufen ihre Tickets zu horrenden Preisen. Dann erreicht uns die Hiobsbotschaft von einer Reisenden: saemtliche Strassen in Richtung Sueden sind seit der juengsten Regenzeit unpassierbar. Wir sind also gezwungen ueber Vientiane zu reisen. Doch wir erholen uns wie gewohnt schnell, werfen unsere Plaene flugs um und speisen mal wieder vorzueglich beim Inder. Die Nachtherberge ist guenstig, die Nacht kurz und wir wieder auf der Strasse. Nach den acht Stunden am Vortag nun also wieder 10 Stunden und 4 davon auch wieder in die selbe Richtung. Aber die Landschaft macht hier jeden Trip reizvoll, mag er auch noch so rumpeln.

Samstag, November 15, 2008

Dirty Old Town

Etappe 20: Vientiane

Laos‘ Hauptstadt ist noch haesslicher, als ich sie in Erinnerung hatte. Meine Motivation hierher zurueck zu kehren lief gegen Null und so ist auch Yve nicht unbedingt angetan von dem gedanken, nach zehn Stunden auf staubigen ‚Strassen‘ dort anzukommen. Aber wir sind trotzdem zuversichtlich, als wir zurueck am Mekong ankommen. Die Orientierung faellt schon nach kurzer Zeit leicht, besteht Vientiane doch nur aus ein paar parallelen Strassen, die von kleinen Gassen in Richtung Mekong verbunden werden. Diese klappern wir zunaechst ab auf der Suche nach einer Herberge. Wir sind ein wenig angewiedert von der immensen Zahl der hier herumtingelnden Touris: besoffene Backpacker, abgewrackte Aussteiger und allerlei eklige Typen mit schicker Asiatin im Arm. An den Ecken stehen die Prostituierten (weiblich und ‚maennlich‘), die TukTuk-Fahrer bringen Opium und Hash an den Mann und in den Supermaerkten – die die einzige wirklich dankbare Abwechslung darstellen – gibt es die neusten Filme fuer weniger als Appel und Ei – hier geht wirklich alles. Vientiane ist mehr Grenz- als Hauptstadt in unseren Augen. Die abgewrackten Haeuser haben bessere Zeiten gesehen und der Verkehr macht auch das Flanieren entlang der Tempel nicht unbedingt angenehm. Zudem ist die Unterkunftslage einer Hauptstadt wahrlich unwuerdig. Fast eine Stunde tingeln wir um die Haeuser auf der Suche nach einer preiswerten und adaequaten Bleibe und landen schliesslich in der Absteige, in der ich schon zwei Jahre zuvor hauste: einem heruntergekommenen Guesthouse, dessen Personal sich ‚bemueht‘ (und trotzdem am allgegenwaertigen Schmutz scheitert) und bei dem ein Bett im Schlafsaal schliesslich so teuer kommt, wie andernorts ein Doppelzimmer.

Uns bleibt nichts anderes uebrig, als uns einzurichten. Die Naechte sind kurz und enden gewaltsam um 6 Uhr, als der dort seit drei Monaten residierende Japaner darauf hingewiesen werden muss, dass sein Wecker seit 5 Minuten sturmklingelt. Danach macht eben jener Insasse gemuetlich seine Waesche (wobei er die nassen Klamotten auf dem Fussboden auswringt), kocht sich Kaffee im Raum und putzt die Bude (prinzipiell nix gegen zu sagen, aber bitte spaeter). Die Pointe: der Typ studiert Buddhismus, sollte aber dringend an seinem Karma arbeiten! Wir machen uns also frueh auf den Weg, essen aus genueslicher Gewonheit unsere erste Nudelsuppe in einem kleinen, freundlichen Local-Lokal und schwingen uns dann aufs Rad, um den richtigen Busbahnhof in Richtung Sueden zu finden. Drei von denen und realistisch geschaetzte 50 Kilometer spaeter kennen wir die gesamte Stadt, wissen wo wir Tags drauf hin muessen und hauen uns fertig in die Kissen fuer eine letzte unruhige Nacht in Vientiane. Zeitig am naechsten Morgen machen wir es uns noch mal im naheliegenden iCafe bequem und nutzen den (guenstigen) Komfort, den so eine Grossstadt bietet. Nach einem genuesslichen Fruehstueck aus Baguette und Oishi (ein schmackhaftes Tee-Gesoeff, No. 1 Drink in Asia!) schultern wir den Rucksack und stiefeln los zum Markt, von wo der Shuttle-Bus zum Suedbahnhof starten soll, wie wir aus gut informierter Quelle wissen. Diese Informationen lassen wir auch einem freundlichen aelteren Herren aus Korea zukommen und packen ihn gleich untern Arm, denn er will auch zu unserem Ziel gelangen, allerdings ohne dem TukTuk-Fahrer dafuer 60.000 Kip in den Rachen zu werfen. Stattdessen geht es naemlich auch mit dem Local-Bus fuer 3.000, dessen rustikaler Charme uns nicht abschreckt. Wir landen kurz darauf am Ziel und dem liebenswerten Mann aus Seoul bleibt nicht einmal Zeit, sich ausreichend zu bedanken (was natuerlich ohnehin nicht noetig gewesen waere, da wir ebenso dankbar waren, helfen zu koennen), da wir gleich von einem jungen Burschen angehuepft werden, der unsere Aufmerksamkeit nur mit dem Wort ‚Thakek?‘ auf sich lenkt. Yvette nickt fleissig und waerend ich noch ein wenig verdutzt in der Gegend rumstehe, wetzt eben jener Jungspund bereits mit Yves Rucksack in der Hand einem losfahrenden Bus in der Hand. Irgendwann hab auch ich es begriffen, druecke dem armen Kerl meinen Backsteinbackpack an den schmaechtigen Koerper und huepfe auf den zureucksetzenden Bus. So gelingt es uns gerade noch, dem etwas verloren in der Landschaft stehenden Koreaner unsere Winkehand entgegen zu strecken und wir sacken gluecklich und adrenalingedoped in den Bussitz. Unter der ueblichen phonstarken Berieselung aus Lao- und Thai-Mucke setzen wir uns endlich in Bewegung in Richtung Sueden (nur um uebrigens keine 5 Minuten spaeter wieder zum Stillstand zu kommen, um erstmal zwei Dutzend Saecke und Kisten aufzuladen und zu vertauen – but that’s Lao Transport!).

Dienstag, November 18, 2008

The grass is always greener on the other side

Etappe 21: Thakkek

Wir ziehen das verschlafene Thakkek dem quirligen Savanakhet vor und machen Station im Zentrum von Laos. Staubige Straesschen verbinden ein paar Laeden, grosse Hotels, die von beseren Zeiten traeumen und einen schnuckeligen Platz, dessen Springbrunnen wohl schon vor langer Zeit versiegte. Auf der anderen des Mekong liegt unverkennbar Thailand mit seinen massiven Bauten und dem geschaeftigen Leben. Viel hat das Nest Thakkek dagegen nicht zu bieten, aber wir sind nicht anspruchsvoll, sitzen am Ufer und unterhalten uns mit einem aelteren Paerchen aus Berlin, von deren 25jaehriger Suedostasienerfahrung wir profitieren. Wir mieten uns ein paar Raeder und kurbeln gemuetlich ins Land, wobei wir erstaunt feststellen, dass sich oberhalb unseres Domizils doch eine Menge Leben verbirgt, vor allem nach Schulschluss um die zahlreichen Lehranstalten, aus denen Hundertschaften Kinder stroemen, die uns neugierig kichernd begutachten und uns Radfahrer mit ihren Scootern ueberholen. Ansonsten haengen wir in unserem gemuetlichen Zimmer, auf dem grossen Balkon nebenan und im Restaurant davor und lassen es uns bei Suppe und Fried Rice gut gehen. Zeit mal endlich zum Buch zu greifen und die Fuesse hoch zu legen. Aber lange haelten wir die Ruhe dann doch nicht aus. Nach drei Tagen loesen wir die Handbremse wieder und rollen gut erholt weiter bergab in Richtung Sueden.

Donnerstag, November 20, 2008

Prison Break

Etappe 22: Pakse

Eine Nacht verschlaegt es uns in die groesste Stadt im Sueden. Wesentlich spaeter, als angekuendigt kommen wir nach Einbruch der Dunkelheit am entlegenen Busbahnhof an. Nachdem wir in Thakkek uns frohen Mutes bereits fuenf Minuten vor Abfahrtszeit in Bewegung setzten, fuhr der Bus erstmal wieder zurueck in die Stadt, um rund 10 Motorraeder aufs Dach zu laden! Die Prozedur war abenteuerlich anzusehen, dauerte aber aergerlicherweise fast ne Stunde. Aber das war noch nicht alles, denn mit den Zweiraedern, die sich oben im Wind wogen, wurden wir nun unzaehlige Male von Polizeistreifen angehalten, die die Papiere fuer die Ladung ueberprueften, was wiederum seine Zeit dauerte. Irgendwann fuhren wir dann doch in einem uebervollen Songthaew (rudimentaeres, offenes ‚Taxi‘) in die Hauptstrasse Pakses ein. Gepaeck geschultert und auf der Suche nach einer Unterkunft tingelten wir etwa eine Stunde durch die Stadt und stiessen zum ersten Mal auf echte Probleme, eine Bleibe zu finden. Als wir uns schon damit abfanden, eine Nacht mal wesentlich tiefer in die Tasche greifen zu muessen, fanden wir doch noch eine Absteige ueber einem indischen Restaurant, die karge Zellen mit vergitterten Fenstern und duennen Pappwaenden fuer wenig Geld anboten. Nun ja, sollte ja nur fuer eine Nacht sein und als sich die rockenden Finnen nebenan auch endlich beruhigt hatten, konnten wir schliesslich auch schlafen. Nichts hielt uns in dieser Grenzstadt und wir machten uns frueh auf, um nach Tad Lo, einem, wie zu lesen war, wunderschoenen Ort auf dem Hochplateau im Inneren, zu gelangen. Beim Fruehstueck lief uns Will ueber den Weg, ein sypathischer junger Englaender, den wir in Thakkek kennen lernten. Mit ihm teilten wir kurzerhand das Taxi zum Busbahnhof und gemeinsam liessen wir Pakse hinter uns, in der Hoffnung, das der ueberlaufene Ort kein Omen fuer den Sueden werden

Samstag, November 22, 2008

Could we stay right here till the end of time, till the world stops turning?

Etappe 23: Tad Lo

Bin ich gestorben? Traeume ich? Wenn ja, weck mich bitte nicht.

Tad Lo, ein Platz zum Neidischwerden. Ein paar einfach Bambushuetten entlang einer staubigen Strasse, die sich am Ufer eines glasklaren Fluesschens entlangschlaengelt. Eine Handvoll Bungalows, in denen kaum Auslaender hausen. Einer davon ganz fuer uns allein zu einem Preis, der alles bisher Dagewesene unterbietet. Wenige Schritte bis zur Bruecke, die sich ueber den Fluss erhebt und den Blick freigibt auf einen Wasserfall, dessen kuehles Nass sich mit aller Gewalt und Gischt von den Felsen herabstuerzt. Einige Meter oberhalb ein weiterer Wasserfall mit Pools, in denen wir baden und gegen die Stroemung rudern. 6 Kilometer weiter den Fluss rauf ein dritter, den wir ob der dargebotenen Pracht gar nicht erst zu Gesicht bekommen. Einige bleiben hier Wochen, Monate und es ist ein Leichtes fuer uns, zu verstehen warum.

Nachdem uns der Bus, dessen Zustand uns wohl daheim in Angstzustaende versetzt haette und uns hier nur ein amuesiertes Laecheln entlockt, im Schneckentempo nach zweistuendiger Fahrt die 80 Kilometer auf das Boloven/Plateau gehievt hat, entschliessen wir uns gegen ein Songthaew und fuer die Natur, folgen dem Pfad ins Dorf durch gruenes Land, begruessen die freundlichen Laoten, spielenden Kinder, grunzenden Schweine und grasenden Kuehe. Irgendwo wird eine Hochzeit gefeiert und wir lassen uns am Flussufer nieder.

Wir treffen Will wieder auf einen fantastischen Pancake in Tim’s Guesthouse, wo sich die wenigen Reisenden versammeln. Dort begegnet uns auch ein Schriftsteller aus Oesterreich, der an diesem wundervollen Ort sein zweites Buch schreibt, die Franzoesin Aurelie, deren Praktikum in Hong Kong gerade hinter ihr liegt und ein afghanisch/ pakistanisches Paerchen aus Deutschland. Er arbeitet im Computer-Education-Center gegenueber (eine Huette mit ein paar Rechnern mit der Abgelegenheit geschuldetem, hundsteurem und instabilem Internet) und sie langweilt sich derweil. Da sie in der 9. abgegangen ist und kaum Englisch behrrscht, besteht ihre Leidenschaft darin, alle deutschen Reisenden willkommen zu heissen, ob dies wollen oder nicht. Zu allem Ueberfluss ist auch noch die Schwiegermutter angereist und langweilt sich gleich noch mehr als die Tochter. So finden wir uns in ueberfluessige Gespraeche verwickelt und wissen fortan, wen wir zu meiden haben.

Stattdessen klinken wir uns also aus, baden ausgiebig und wandern durch die benachbarten Waelder. Der Besitzer eines kleinen Restaurants ist hellauf begeistert, als wir ‚Burn after reading‘, den ich fuer nen Euro in einem Supermarkt in Vientiane ergattert hatte, bei ihm schauen und die versammelte Travellergemeinde aus Tim’s gleich mitbringen (wir legen sogar noch einen drauf und ueberlassen ihm die DVD, woraufhin der Film am naechsten Tag gleich nochmal laeuft – sehr (!) zur Freude der anwesenden Gaeste). Kurzum: uns gehts verdammt gut!
Nach drei Tagen Shakes, Film und Curryreis ziehen wir schliesslich bleischweren Herzens weiter und treffen – wie sollte es anders sein – an der Bushaltestelle auf Will, mit dem wir die Schneckentour zurueck antreten. Vom Garten Eden ins ‚hoellische‘ Pakse.

Mittwoch, November 26, 2008

Auf der anderen Seite

Etappe 24: Champasak

Wir entschliessen uns aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit auf dem Weg runter in den aeussersten Sueden Laos‘, zu den 4000 Islands, in Champasak, etwa 40 Kilometer (also rund anderthalb Stunden holprige Busfahrt) unterhalb von Pakse Station zu machen. Erfreulicherweise muessen wir uns nicht lange in Pakse aufhalten und koennen gleich das naechste Songthaew zum Ziel besteigen. So sitzen wir drei auf den leidlich bequemen Baenken und tuckern mit mehreren Stopps zum Faehrhafen, denn Champasak liegt auf der anderen Seite des maechtigen Mekong. Dort ist es ein Vergnuegen, dem Steuermann beim Navigieren der lediglich aus zwei zusammengeschweissten Kaehnen bestehenden Faehre zu zu sehen.

Schliesslich bringt sie uns sicher ans Ziel unserer Reise: Champasack besteht prinzipiell nur aus einer langen Durchfahrtsstrasse, die sich parallel zum Mekong an staubigen Feldern vorbei streckt. Diese eine Strasse ist allerdings gesaeumt von Tempeln und faszinierenden Kolonialbauten. Die Franzosen liessen sie hier vor rund 50 Jahren zurueck und nun wohnen einfache Laoten darin, die manchmal nicht so recht wissen, was sie mit dem Erbe anstellen sollen. So sind dann meist die Laeden geschlossen, damit die Hitze nicht eindringt und es wird vornehmlich das unterste Stockwerk genutzt. Ein Hingucker auch die verlassene Palast-Ruine, die auf den ersten Blick auch das Geruest fuer eine asiatische Shopping-Mall gewesen sein koennte. Aus dem Dach ragen die Streben fuer ein angedachtes drittes Stockwerk und dazwischen geniessen wir die Aussicht ueber den verschlafenen Ort.

Ein weiterer Hingucker ist der Wat Phou am Ende einer malerischen Strasse durch kleine Doerfer. Wir erreichen die Khmer-Ruinen nach einer 10km langen Radtour und verbringen fast den ganzen Tag in Klein-Angkhor, woran uns die Bauten erinnern, welches aber mit seinen horrenden 20 Dollar Eintritt wesentlich teurer ist, als der Wat mit gerade mal 3 Euro. Wir schiessen eine Unmenge an Fotos und geniessen den Blick auf die traumhafte Landschaft, bevor wir zurueck radeln und es uns den Rest der Zeit bei unfassbar guten Omlette-Baguettes und Shakes in einem Liegestuhl bequem machen und dem Mekong beim Vorbeifliessen zusehn. Das Leben kann so schoen sein…

Zu unserem Wohlsein traegt neben dem guten Essen, angeregten Gespraechen, die weit ueber den ueblichen Traveller-Tratsch hinaus gehn (Politik weltweit, Einwanderer, Israelis und Chinesen) und dem komfortablen, sauberen Zimmer auch der stets gut gelaunte Besitzer unseres Domizils bei, dessen albernes Gegacker Tag und Nacht ueber den Hinterhof schallt.

Aber irgendwann heisst es dann doch weiter suedwaerts. Will und auch Aurelie, die Franzoesin aus Tad Lo, begleiten uns und so harren wir zu viert vor unserem Guesthouse aus, um aufs Songthaew zu springen, dass hier ein paar Mal taeglich die Strasse kreuzt. Mit rund einstuendiger Verspaetung und einem Zweiten im Schlepptau, da das Erste schon aus allen Naehten platzt, huepfen wir an Bord und die Reise geht weiter.

28 Nov 2008

Farewell my love

Etappe 25: Don Khon

Endlich hat Yve ihren Strand, den Sand, die Haengematte und nen Bungalow ganz fuer uns alleine. Und das alles am Mekong! Die Tatsache, dass man in der braunen Bruehe – die fast ausschliesslich dem Sediment und nicht etwa einer hohen Verschmutzung geschuldet ist – zwar baden kann, wie es die vielen Kinder hier tun (die aber ja auch nicht brauner werden koennen), aber nicht wirklich baden will, wird durch eine – ich weiss ich wiederhole mich – unfassbar schoene Natur wett gemacht. Einen ausgiebigen Tag lang radeln wir ueber die ueberschaubare Insel, die man in etwa einer Stunde von Nord nach Sued ueberquert hat. Wir blicken auf den maechtigen Mekong und stellen fest, dass die Bezeichnung 4000 Islands wirklich nicht untertrieben ist, radeln an Wasserbueffeln vorbei, wenn sie uns lassen, gruessen Kinder und Erwachsene und gelangen vorbei an Gruengruengruen schliesslich zu einem gewaltigen Wasserfall. Den Trip ueber die alte franzoesische Eisenbahnbruecke zur benachbarten, wesentlich kleineren Partyinsel Don Det haben wir da gar nicht noetig. Lieber sitzen wir am Ufer, schluerfen Suppe, geniessen den Sonnenuntergng und schauen Bueffeln und Laoten bei der Reinigung im Fluss zu. Etliche Katzen baden reglos in der Sonne und machen den ‚toten Hund‘, waehrend wir unsere letzten Stunden in Laos geniessen.

Es faellt uns schwer, dieses bezaubernde Land und seine sympathischen Bewohner hinter uns zu lassen. Laos hat seine Wirkung nicht verfehlt: wir sind entspannt und im Einklang mit Natur, Mensch und Tier. Eigentlich wollen wir nicht weg und eigentlich haben wir auch noch drei Tage, bis unser Visum auslaueft, doch langsam geht uns das Bargeld aus und es ist wieder einmal kein ATM in der Naehe und der nahende Nationalfeiertag schuert die Befuerchtung, dass die Reise nach Thailand schwieriger werden koennte. Deshalb entschliessen wir uns, die Zelte abzubrechen und ein paar Tage mehr Zeit in Thailand zu haben, damit die ganze Erholung nicht wieder den Mekong runter schwimmt. Wir verabschieden uns von Aurelie, die nach Kambodscha weiterzieht, Will haben wir schon Tage zuvor auf der Hauptinsel Don Khong abgesetzt und so ziehen wir alleine los. Als der Motor unseres Taxiboots zu knattern beginnt und die kleinen Inseln und aus dem Wasser ragenden Baeume an uns vorbei ziehen, seufzt der frische Wind, der uns ins Gesicht blaest, gemeinsam mit uns.

10 Dez 2008

Coming Home

Etappe 26: Ubon Ratchathani

Was fuer ein Trip. Wir schaun uns an und koennen irgendwie gar nicht glauben, was wir fuer ein glorioses Karma haben. Nachdem uns das Boot puenktlich fuer den 9 Uhr-Bus zum Festland gebracht hatte, sassen wir erstmal auf der Stelle, denn wie man weiss, wenn man in Asien reist, gehts hier erst los, wenn genuegend Fahrgaeste an Bord des Songthaews sind. Auch wenn eine aeltere Franzoesin meinte, dass die mit Falangs (Weisse) gut gefuellten Baenke ausreichen und Yvette leicht ungeduldig wurde, liess sich der Fahrer nicht beeindrucken und wir zuckelten schliesslich gegen 10 Uhr endlich los. Angekommen in der Paksischen Wallachei und keine Ahnung, wo wir sind, widerstehen wir dem Herdentrieb (wie ueblich) und dem Drang ins naechste Songthaew zu steigen. Weise, denn der Busbahnhof ist buchstaeblich gleich um die Ecke. Hier dann das gewohnte Spiel – Abfahrtszeiten gibts nich – was mir immerhin die Gelegenheit gibt, die Gegend ein wenig zu erkunden. Yvette quatscht derweil mit einem gespraechigen aelteren Thai, der die gesamte Mannschaft unterhaelt. Er entpuppt sich als wirklich netter Zeitgenosse, der in der Thai-Airforce an der Seite der Amerikaner gekaempft und zeitweise in Washington gelebt hat, wo seine Familie auch heute noch ist. Er bietet uns an, uns mit nach Bangkok zu nehmen – fuer umme, denn er moechte einfach nur ein wenig Gesellschaft – doch wir lehnen dankend ab. Erstens hat uns die Begeisterung des deutschen Ehepaars in Thakkek Neugierig auf den touristisch unerschlossenen Nordosten Thailands gemacht und zweitens ist die Lage in Bangkok ungewiss, ebenso wie unser Flugdatum nach Hause. Eine Schande fuer das Land seinen die Demonstranten, meint der Major und laedt uns an der Grenze zum Essen ein.Uns ist die Freundlichkeit ein wenig unangenehm, aber er versichert uns in bestem Englisch, dass das alles kein Problem ist, schleusst uns durch die Grenze, wo wir ein nettes, auskunftfreudiges Deutsch- Thailaendisches Paar mit Kind treffen, und bietet uns schliesslich an, zumindest bis Ubon Ratchathani mit ihm zu fahren. Wir nehmen den komfortablen Trip in einer alten Mercedes-Limousine, die draussen parkt, dankend an und finden uns kurz darauf unglaeubig strahlend in arschbequemen Ledersitzen wieder. Der Major reist gemuetlich – unfassbar, dass er noch in der selben Nacht bis zum 9 Stunden entfernten Bangkok zu reisen plant – und so geht die Sonne bereits unter, als wir in Ubon einfahren. Da er uns scheinbar gar nicht mehr gehen lassen moechte, laedt er uns schliesslich ein gutes Stueck weiter ab, als wir wollten und meint, wenn wir in Bangkok sind, sollten wir doch durchklingeln, er haette reichlich Platz in seiner Wohnung.

Begeistert ueber diese Episode schultern wir die Rucksaecke und wandern zurueck zum Flussufer, wo sich die Gaestehaeuser befinden sollen. Wir haben beschlossen, eine Nacht in Ubon zu verbringen und erst am naechsten Tag weiter nach Mukdahan und zurueck an den Mekong zu reisen. Der Major hat uns jedoch ganz schoen weit in die City verfrachtet und wir muessen in einen der Vororte, wie wir feststellen. In dieser verlassenen Gegend am Rande der Grosstadt brennt noch Licht in einem groesseren Haus, das nach einem Restaurant aussieht. Ich beschliesse nach Weg und Entfernung zu fragen, finde zunaechst niemanden vor, ausser den bellenden Hunden, doch dann kommen zwei junge Frauen aus den Hinterraeumen. Die Verstaendigung ist schwierig, doch ich mache ihnen klar, dass wir eine Unterkuft suchen. Daraufhin ziehen sie sich ihre Jacken an, loeschen das Licht und spazieren an Yve vorbei zu ihrem Landrover. Wir folgen, unschluessig, ob sie uns jetzt einfach stehen lassen, oder was geht. Sie oeffnen uns die Tuer und wollen dass wir einsteigen. Muehsam druecken wir uns auf die Rueckbank des Autos und ich vergewissere mich nochmal, dass sie uns wirklich richtig verstanden haben. Wir zeigen ihnen unseren Reisefuehrer, sie versuchen vergeblich eine der (5 Jahre alten) Telefonnummern und setzen sich schliesslich in Bewegung. Fasziniert stellen wir fest, dass es bestimmt noch ne Stunde Fussmarsch gewesen waere, als wir tatsaechlich vor dem Guesthouse landen, das wir uns ausgeguckt hatten. Worte reichen nicht, um unsere Dankbarkeit auszudruecken (zumal sie uns ja eh nicht verstehen) und so hoffen wir, sie steht in unsere Augen geschrieben. Gluecklich nehmen wir ein (schweinebilliges) Zimmer, lehnen uns zurueck und lachen ueber den Tag.

Nachdem uns die Stadt so freundlich in Empfang genommen hat, bleiben wir einen weiteren Tag in Ubon und bewegen uns nicht grossartig aus dem schnuckeligen Vorort weg, zumal es hier alles gibt, was wir brauchen: flottes und stabiles Internet, gutes, billiges Essen und einen Supermarkt, was wir in Laos schon ein wenig vermissten. So decken wir uns mit Pepsi, Schokolade und Chips ein und geniessen die Rueckkehr in die westernisierte Welt.
Es fuehlt sich komisch an, wieder hier zu sein. In gewiser Weise ist es ein Abschluss. Der Kreis schliesst sich. Das Ende ist unaufhaltbar. Erinnerungen und Episoden erscheinen im Kopf. Wir werfen uns Saetze an den Kopf, die mit ‚weisst du noch als…‘ beginnen und werden sentimental. Und trotzdem ist da diese Neugier auf den Norden und die letzten zwei Wochen, das Gefuehl, dass ein neues Kapitel beginnt, auch wenn es das Letzte ist. Heute ist der erste Advent. Unfassbar.

02 Dez 2008

Meet me on the other side

Etappe 27: Nakhon Phanom

Schon kurz nach unserer Ankunft in Ubon hatten wir beschlossen, das Stueck weiter rauf bis Nakhon Phanom zu fahren, statt im wesentlich unattraktiveren Mukdahan halt zu machen. Nun befinden wir uns also nur um eine Mekongbreite von jenem Ort entfernt, an dem wir noch vor knapp 2 Wochen sassen. Thakkek liegt weit zurueck und die Kleinstadt Nakhon bezaubert uns mit ihrem Charme aus langgezogenen Shoppingstrassen und dahinter liegenden ruhigen Gassen, einer huebschen Uferpromenade, von der aus wir aufs genaueste den Baum ausmachen, unter dem wir unser Omlett fruehstueckten und einige schicke Hotels, von denen wir uns dank zweier aelterer Hollaenderinnen (sehr reisefreudiges Volkl!) das guenstigste aussuchen. So viel Komfort fuer laecherliche vier Euro hatten wir lange nicht mehr. Gleich gegenueber ist ein Internetcafe, welches wir ausgiebig nutzen und dazwischen fuellen wir unsere Baeuche mit Nudelsuppe und Fried Rice mit Seafood. Die Sonne brennt uns weiterhin auf den Pelz und der letzte Regen liegt schon einen Monat zurueck. Yve schaut sich in thailaendischen Klamottenlaeden um, scheitert aber jeder Mal am zierlichen Koerperbau ihrer asiatischen Artgenossinnen, waehrend ich mit Katzen knuddel und ueber die Hunde lache, die hier nahezu alle mit Haemdchen rumrennen – klar, is ja auch Winter.

Der Nordosten Thailands entpuppt sich als Gluecksgriff fuer uns. Nur wenige Touristen sind hier unterwegs, die Unterkuenfte sind billiger, als im Rest des Landes und der Mekong leistet uns weiterhin treue Gesellschaft. Nach drei entspannten Tagen in Nakhon Phanom nehmen wir Abschied und steigen in den Bus nach Nong Khai. Morgen sind wir zurueck auf meinen alten Pfaden und es bleiben nur noch zwei Stationen auf unserer Reise.

03 Dez 2008

Stars shining bright above you

Von der Guete unseres Karmas habe ich ja schon viel geschrieben. Aber das die Sterne einmal so auf uns herablaecheln wuerden, hatten wir auch nicht gedacht. Als wir in Nakhon durch die Strassen spazieren bleibt unser Blick am Himmel haengen, wo sich Jupiter und Venus mit dem Mond ein seltenes Stelldichein geben. Was soll da noch schief gehn?

Seems like I’ve never been here before

Etappe 28: Nong Khai

Wir erreichen Nong Khai nach quaelend langen Stunden mit einem schleichenden Busfahrer, der samtliche Bushaltestellen auf dem Weg im Auge behielt, was im Klartext hiess, dass er die gesamte Strecke maximal 50 fuhr und wir somit fuer gerade mal 200 Kilometer etwa sechs Stunden brauchten. Egal, sind schlimmeres gewohnt und daher frohen Mutes, als wir dem Bus entsteigen.

Ich erkenne die Stadt kaum wieder: die Strassen wirken breiter und wesentlich belebter, als ich sie in Erinnerung hatte. Mein Bild von Nong Khai ist eine staubige, verlassene Grenzstadt mit kleinen Gassen und entspannenden Gaestehaeusern entlang des Mekong. Was wir vorfinden ist eine von weissen Touristen ueberschwemmte Grossstadt, unzaehlige Bierbaeuchige Westler mit Thailaenderin im Arm und allerlei Shopping-Malls, die sich nun entlang zweier grosser Strassen spannen. Die Lage als ‚Seebad‘ fuer die Thais und Sprungbrett nach Laos hat sich wohl rumgesprochen und so saeumen Heerscharen an Touris die nagelneue schicke Promenade am Fluss.

An Unterkuenften besteht ebenfalls kein Mangel. Wir versuchen es zunaechst bei meiner Bleibe von vor zwei Jahren. Das Mekong Guesthouse hat sich zu einem hoelzernen Nobelschuppen gewandelt, dessen Preise unser Tagesbudget zu sehr belasten wuerden. Ausserdem ist die Sicht von meinem damaligen Zimmer nun durch die Promenade dichtgebaut. Tja, die Dinge aendern sich und wir gehn mit der Zeit und ein wenig die Gasse runter, um dort ein einfaches Guesthouse zu finden (bei dem ich mir vor 2 Jahren ein Rad lieh), wo wir fuer wenig Geld ein einfaches, aber sauberes Zimmer finden. Der Sprung von dort auf die Promenade hinten raus ist ein winziger uns so aalen wir erstmal in

der Sonne und schauen aufs gruene Laos. Irgendwann werden die Bewohner von Nong Khai sicherlich aufwachen und neidisch auf die andere Seite blicken, auf das, was sie selbst haetten haben koennen, wuerden sie sich nicht so penetrant dem Tourismus hingeben. Bei einigen fomiert sich wohl schon dieser Gedanken, denn es haengen Protestbanner dort, wo in zwei Jahren, bei unserem naechsten Besuch am Fluss, wohl ein Shopping-Center Platzhirsch sein wird.

Wir fuegen uns in die Lage und finden schliesslich auch nach einigem Suchen den ein oder anderen guten und guenstigen Platz zum Essen. Ansonsten heisst es wieder Sonne, Inet und Faulenzen. Ich mach mich zu Fuss auf zum etwas ausserhalb liegenden Mega- Tesco (mit Starbucks und KFC), um dort im Multiplex ‚Twilight‘ zu sichten und mache die Feststellung, dass die Thais auch hin und wieder Leidgenossen der Synchronisierung sind (verstehe trotzdem so ziemlich alles in dieser mauen Horrorromanze und ernte respektvolle Blicke von den Mitinsassen). Ansonsten haengen wir in unserer Bleibe und vor allem davor ab, wundern uns ueber den Franzosen, der mit seiner Thai-Braut im Arm das Bett nebenan wackeln laesst, sonst aber aufgrund begrenzter Englischkenntnisse nicht im Stande ist mit ihr zu kommunizieren und machen uns schliesslich auf, um die Tour nach Chiang Mai, 800 Kilometer ganz im Norden in einem Rutsch zu schaffen. Hoffentlich steht uns ein flotter Busfahrer zur Seite.

06 Dez 2008, 09:00

Wasting on a sunny afternoon (Part one)

Etappe 29: Chiang Mai

Trotz einiger Zwischenstopps im Schnitt etwa alle fuenf Meter innerhalb der Ortschaften, erreichen wir Udon Thani in flotten 70 Minuten. Wir lassen uns bis zum richtigen Busbahnhof bringen, von dem aus wir nach Chiang Mai weiterreisen werden. Die Fahrt ist noch einige Stunden hin, also besorgen wir uns das Ticket fuer ueberraschend happige, aber unumgaengliche 570 Baht (etwa 12 Euro) und essen bei einem netten aelteren Thai leckere Fried Noodles. Die restliche Zeit verbringen wir damit, unsere Mitreisenden zu begutachten, da es hier am Ende der Stadt nichts weiter zu tun gibt. Besonderes Augenmerk verdient eine kleine Gruppe Mormonen – so vermuten wir zumindest, da sie Sackleinen und Kopfhauben tragen – und knackige Mekong-Radler, die ihre Raeder kongenial im begrenzten Stauraum unterbringen. Ansonsten ist der Bus bis auf uns und einen Englaender mit Thais gut gefuellt. Der Traum einer Radtour durch Indochina reift in meinem Kopf, waehrend sich der Bus in Bewegung setzt und kurz darauf keinerlei anderen Gedanken mehr erlaubt, als den des vorschnellen Todes. Unser Busfahrer ist ein Raser vor dem Herrn. Mit gefuehlten 200 Sachen rauschen wir ueber die schnurgeraden Strassen, die immer mal wieder durch Ortschaften fuehren, was den Busfahrer nicht gross beeindruckt. Wir haben Frontrow Seats zur Hoelle und spueren regelrecht den Fahrtwind. Der kommt dann aber doch nur aus der knackig wehenden Aircon und wir nickern schliesslich doch fuer ein, zwei Stunden ein. Die 12stuendige Fahrt – mit einer Pause, nettem Buspersonal, das staendig rotierte und viel Spass – geht recht flott voran, obwohl wir so lange Fahrten gar nicht mehr gewohnt sind – die letzte lange in Laos liegt immerhin schon eine Weile zurueck und so hoere ich Boards of Canada durch die Nacht und Seefeel liefern den perfekten Soundtrack zum Sonnenaufgang.

Frueh morgens kommen wir in Chiang Mai an und nehmen uns zur Abwechslung mal wieder ein TukTuk in die Stadt, da diese etwa eine Stunde Fussmarsch entfernt liegt. Die Stadt liegt noch im Schlaf, weckt in mir aber die Erinnerungen an eine fantastische Zeit vor zwei Jahren. Chiang Mai ist schon etwas Besonderes. Mit ihren unzaehligen schmalen Gassen, dem vielen Gruen, der relativ klaren Luft, dem langgezogen Graben jenseits der ehemaligen Stadtmauer, den vielen Handwerkslaeden, gemuetlichen Restaurants, unzaehligen Katzen, Maerkten und Tempeln ist die zweitgroesste Stadt Thailands fuer mich schlicht die schoenste. Yvette teilt meine Begeisterung vom Fleck weg und wir streifen bepackt durch die Straesschen auf der Suche nach meiner Bleibe von 2006. Gemeinsam finden wir sie schliesslich (oder sie uns) und schlagen dort unser provisorisches Lager aus, denn es ist erst kurz nach 7 und die Rezeption oeffnet erst um 8. Wir sind nicht die ersten, aber vorne mit dabei, was sich als guenstig herausstellt, denn bei Julie’s ein Zimmer zu bekommen, ist schwerer, als ich es in Erinnerung hatte. Da die Unterkuenfte vornehmlich fuer die hauseigenen Trekkingtouristen genutzt werden, ist eher selten mal ein Bett frei. Wir haben Glueck: wir stehen auf der Liste und sind vorgemerkt fuer ein Doppelbett fuer einen Spottpreis, welches wir zumindest fuer zwei Naechte belegen koennen. Julie’s stellt sich als die Oase heraus, an die ich mich gern erinnere. Die grosse, chillige Dachterasse, der Pooltisch und die gemuetliche Lounge im Erdgeschoss, die sauberen, geraeumigen Zimmer und das nette, hilfsbereite Personal – hier hat sich nichts geaendert.

Wir geniessen unsere erste Nudelsuppe um kurz vor Neun – ein Fruehstueck fuer die Goetter – , streunen umher, erledigen die ersten Mails (moi) und Gespraeche mit Travellern aus Japan, England und Allemania (Yve) und sind schliesslich froh, um 11h unser Zimmer beziehen und endlich duschen zu koennen. Den restlichen Tag verbringen wir in Haengematten, in den Gassen und stets unter der wohlig warmen Sonne Chiang Mais. Schon bald beglueckwuenschen wir uns gegenseitig, den Stopp in Phitsanulok gespart zu haben, um hier mehr Zeit und Ruhe zu haben. Mit der Nachtruhe ist es allerdings nicht ganz so weit her. Die Geselligkeit, die Abende bei Gespraechen und Pool, die vielen netten Menschen – wie den durchgeknallten Dave von den Channel Islands oder den sympathischen Deutschen, der seine Reise jetzt erst beginnt und willkommenes Ziel unserer Reisetipps ist oder die besselte Hollaenderin, die von ihren „heissen“ Affaeren mit Thai-Boys erzaehlt – bezahlen wir mit fruehen Morgenden, wenn die ersten zu den Touren aufbrechen und den Rest mit Tuerenknallen und Gequatsche wachruetteln.

Trotzdem wuerden wir gerne bleiben, werden aber am dritten Tage dazu genoetigt, ebenso frueh aufzustehen – was ich erstaunlicherweise selbst erledige – und uns erneut in die Schlange fuer ein Zimmer einzureihen. Die Chancen sind schlecht und bewarheiten sich schliesslich. Mit schlechten Nachrichten kehre ich ins Zimmer zurueck, breche aber in meiner morgentlich seltenen Energie gleich los, um eine Alternative zu suchen. Auf dem Weg schaue ich im iCafe vorbei und entdecke auf einer Backpackerseite das Lamchang Guesthouse. Etwas weiter noerdlich am Wat Lamchang gelegen, verspricht es guenstige gemuetliche Zimmer, eine Kombination, wie man sie im touristisch-belebten Umfeld von Julie’s selten findet. Also brechen wir gemeinsam auf, fruehstuecken unterwegs und erreichen das Lamchang, was uns gleich zusagt. Zurueck und die Rucksaecke geschultert und wieder zurueck, wo wir von der liebenswerten, aber extrem miteilungsbeduerftigen Nepalesin Alila begruesst werden, eine Rastlose 52jaehrige, die freiwillig im Lamchang arbeitet. Wir werden sie schliesslich los und richten uns ein in dem geraeumigen Zimmer in einer komplett verholzten Jagdhuette von einem Gaestehaus mit blitzsauberen Toiletten und Duschen im Aussenbereich. Das Lamchang entpuppt sich als Gluecksgriff: ruhig, urgemuetlich in einer angenehmen Nachbarschaft einiger Restaurants, eines guenstigen iCafes und um die Ecke vom Markt, wo es leckeres Curry mit Reis fuer etwa 40 Cent gibt, gelegen ist es die perfekte Homebase, um abends auf eine Partie Pool im Julie’s vorbeizuschauen und das erfreulich verwaiste Rooftop zu belegen.

Auf Alilas Rat hin mieten wir uns die wohl besten Raeder unserer gesamten Tour fuer wenig Baht und radeln raus zum See. Der entpuppt sich zwar als weniger natuerlich und gross, als gehofft, bietet aber trotzdem genug Ruhe, Schoenheit und Frieden, um die letzten Karten zu schreiben und Sonne zu tanken. Auf dem Rueckweg essen wir Erdbeeren – eine absolut unerwartete Koestlichkeit und Vorteil des Nordens, wo es auch Blumenkohl und Broccoli zu geniessen gibt – und schauen im Shopping-Center vorbei, wo wir spontan „Traitor“ mit einem wie ueblich fantastischen Don Cheadle (fuer die ebenfalls ueblichen 1,50 Euro) sehen und anschliessend in ein liebenswertes aelteres juedisches Paerchen aus den Staaten spazieren, mit denen wir amuesante Gespraeche ueber Ethnologisches und Politisches fuehren (Obama!). Die Tage koennten nicht besser sein, denken wir uns, als wir schliesslich muede und gluecklich ins Bett fallen.

Am naechsten Tag dann die Katastrophe: wieder einmal nehme ich in einem iCafe Platz und verbinde meinen Kartenleser und damit Yves Flash-Card mit dem Rechner, um diese Seite mit Bildern zu fuettern. Da passiert, was nach fast drei Monaten ja mal passieren musste: ich fange mir einen Virus ein. Das Ding nennt sich Flashy und ist unerfreulich hartnaeckig. Die fatalen Folgen: auf saemtliche Bilder auf der Karte kann nicht mehr zugegriffen werden. Der Explorer behandelt die Ordner als Dateien und kann sie nicht mehr oeffnen. Die Kamera tut so, als waeren keinerlei Bilder auf der Karte. Der einzige Hoffnungsschimmer: scheinbar wurde nichts geloescht, denn die Karte ist noch immer mit rund 1,7 GB gefuellt. 1,7 GB…Bilder von 5 Wochen…unendlich viele Erinnerungen, Kunstwerke von Yves Hand, Momentaufnahmen, die uns so viel bedeuten. Yvette traegt es mit erstaunlicher, bewundernswerter Fassung, verabschiedet sich innerlich von jedem einzelnen Bild und laesst sich von der Frau des Cafebesitzers troesten, die kurioserweise ebenfalls auf den Namen Yve hoert. Ihr Gatte muss sich derweil meine Flueche auf Windows und meine Gewissenspredigt anhoeren, als ich ihm ausmale, was fuer eine Katastrophe es bedeuten wuerde, waere der Inhalt der Karte unwiederbringlich verloren. Er versucht sein Bestes und gibt schliesslich auf. Doch er versichert uns, sich am naechsten Tag mit einem PC-kundigen Freund in Verbindung zu setzen, in der Hoffnung zu retten, was geht. In all dem Chaos managet Yve noch die Akte Wohngeld, deren buerokratische Auslaeufer uns im Paradies erreicht haben und wir ziehen schliesslich ab. Hilflos versuche ich Yvette aufzubauen, weiss aber selbst nicht, was der naechste Tag bringt. Wir beschliessen uns nicht runter ziehen zu lassen, wandern ueber den grossen Nachtmarkt zur perfekten Zeit (vor Sonnenuntergang und dem Schwarm Touristen, die wie Heuschrecken ueber die Staende aus Handgemachtem und billig Kopiertem herfallen) und gehen extremst lecker japanisch Essen – schliesslich ist es unser letzter Abend in Chiang Mai. Auf dem Rueckweg schauen wir im iCafe gleich gegenueber vorbei und der Besitzer macht Yve kurzzeitig sprachlos, als er ihr die Memory-Card ueberreicht und meint, er haette sie geloescht. Gleich darauf aber die Erleichterung und der Luftsprung: saemtliche Fotos sind auf einer DVD gesichert, die er in unsere dankbaren Haende uebergibt. Was fuer ein Karma. Wahnsinn. Besoffen vor Glueck huepfen wir die wenigen Meter zu unserem Bett und fallen in einen tiefen Schlaf.

Die Rueckversicherung am naechsten Tag offenbart saemtliche Bilder, ich fuettere die Seite ein letztes Mal mit Pics und wir geniesen noch einmal das Dach vom Julie’s. Dann ruft unser Termin beim Massagetempel nebenan, wo wir uns eine Stunde lang durchkneten, falten (ich) und einoelen lassen, was wohl die beste Idee fuer den letzten Tag war. Danach hab ich zwar einen leicht schmerzenden Nacken, aber wir fuehlen uns fit genug fuer die anstehenden 11 Stunden Busreise nach Bangkok. Wir essen noch einmal

in einem sau leckeren Veggie-Restaurant, schiessen die letzten Fotos und setzen uns schliesslich ins Songthaew, welches uns zum Bus befoerdert. Traurig blicken wir zurueck. 5 Tage lang haben wir Chiang Mai in allen Zuegen genossen und im Prinzip „nichts“ getan, wie Yve es immer ausdrueckt, wenn wir von irgendweinem Trekking-wilden Reisenden wieder einmal gefragt werden, was wir denn heute unternommen haben. Und hey – wir waren beim „Nichtstun“ so gluecklich, wie immer auf unserer Reise. Chiang Mai ist definitiv der entspannteste Ort Thailands, eine Oase der Ruhe, das Luang Prabang in Thailands Norden und definitiv ein erster Punkt auf der Landkarte, den wir umgehend ansteuern werden, wenn wir beim naechsten Mal in Bangkok landen. Und klar – Chiang Mai stellt in gewisser Weise auch einen Abschluss unserer Reise dar. Vor uns liegt Bangkok, die letzte Station und der erste Ort, an den wir gemeinsam zurueck kehren.

15 Dez 2008, 09:00

Der Kreis schliesst sich…

Etappe 30: Bangkok

Bevor wir in den Flieger steigen, bevor uns die Nostalgie befaellt, bevor wir daheim sind und ich dieses Kapitel schliessen werde – noch ein paar letzte Worte von hier. Es fuehlt sich komisch an, abzureisen, aber nach Bangkok zu kommen war schon ein komisches Gefuehl. Alle Stationen der Reise liegen gedanklich so weit zurueck, denn wir haben unser unausweichliches Ziel fest vor Augen, aus deren Winkel sich eine Traene formiert. Zum ersten Mal reisen wir nicht weiter, die Spannung auf das Neue weicht der Neugier auf das Alte. Zuerst kommt die Arbeit, wie an jedem Reisetag. Das Warten, die Ungewissheit am Flughafen, die langen 12 Stunden Flug und die ungewisse Ankunft in Berlin, da bisher keine Mitfahrgelegenheit zu finden war. Wenn wir uns also das nachste Mal lesen, frieren wir schon in Deutschland. Bis dahin. Wir sehn uns.

16 Dez 2008, 09:00

…wenn die Richtung stimmt

Etappe 31: Leipzig

Wir sind zurueck. Kein Zweifel. Dass ich hier sitze und doch leicht friere, obwohl die Heizung laeuft und keine Aircon in der Naehe ist, ist ein klares Indiz dafuer. Der Jet Lag liess uns wenig Schlaf und so machen wirs uns hier erstmal wieder heimelig. Zeit, diese Seiten zu einem Abschluss zu bringen – natuerlich Stilecht ohne Umlaute, obwohl die jetzt auf der Tatstatur wieder in Huelle und Fuelle (sic!) vorhanden sind. Die Umgewoehnung wird wohl in vielerlei Hinsicht noch eine Weile dauern…

Was fuer eine Reise. Die letzten Meter waren noch mal ganz schoen spannend. Aber fangen wir vorne an und fuellen die Leerstellen in unserer Erzaehlung.

Die letzte lange Busreise fuehrt uns ueber die Autobahn vom Norden in Thailands Zentrum und das guenstige Ticket hat seinen Preis: der Fahrer ist grantig und haelt nur einmal, etwa auf halber Strecke, fuer eine Pinkel- und Zigarettenpause. Den Rest der Zeit bibbern wir im Wind der Aircon und versuchen uns soweit zu verbiegen, dass ein wenig Schlaf moeglich ist. Immerhin geht es flott – so flott, dass wir noch vor Sonnenaufgang die Khaosan Road erreichen. Wir schultern unsere Rucksaecke, was nach der Massage vom Vortag immerhin ein wenig einfacher ist, und machen uns auf die Suche nach einem Guesthouse. Wir suchen eine Alternative zum New Joe’s, welches doch recht teuer ist, werden aber im Traveller-Viertel nicht so recht fuendig. Auch Joe hat grad kein Zimmer fuer uns, wir koennen aber dort zumindest unser Gepaeck parken und auf den Check-Out um 12h warten, in der Hoffnung dann unterzukommen. Befreit von der Last spazieren wir ueber die Khaosan, wo nur noch ein paar feiernde Thais, fertige Falangs (Auslaender) und etliche Ratten unterwegs sind, die traurig dem Muell hinterher blicken, der gerade abtransportiert wird. Jetzt, um kurz vor sechs, zeigt die Tourimeile ihr haesslichstes Gesicht. In mir waechst die Abscheu und wir fluechten zum Koenigspalast, wo wir den Sonnenaufgang erwarten wollen. Auf dem Sanam Luang, dem grossen Platz vor dem prunkvollen Tempel, wo vor zwei Wochen noch Massenproteste und Ausschreitungen das Bild bestimmten, naechtigen etliche Obdachlose, die mit Decken versorgt wurden und sich langsam regen. Ein Thai quatscht mich an, verschlafen, zitternd, aber trotzdem schon willens, mich in eine politische Diskussion zu verwickeln, die ich erfolgreich umgehe. Ein Vater versucht mit seinem Sohn noch vor der Schule schnell den Drachen zum Steigen zu ueberreden und eine Schulklasse macht morgentliche Lockerungsuebungen in Reih und Glied. Wir geniessen die ersten Sonnenstrahlen und die frische Kuehle, die Bangkok nicht mehr lange erfuellen wird. Als wir wieder zurueck zu Joe’s spazieren wird es schon merklich waermer. Ich lasse Yve sitzen und ziehe los, um eine alternative Unterkunft zu finden. Irgendwie stoesst mich der Gedanke ab, wieder an der Khaosan zu naechtigen, zumal wir ja nicht auf Party aus sind. Also schaue ich mir einige Guesthouses einige Querstrassen entfernt an und lande schliesslich in einer kleinen, ruhigen Gasse vor dem Prasit. Das Zimmer ist geraeumig und okay und zudem fast halb so teuer, wie das im New Joe’s, also schlage ich sofort zu und spaziere mit klingelndem Gloeckchen, welches den Schluessel ziert, zurueck zu Yvette.

Das Prasit entpuppt sich als ein weiterer Gluecksgriff auf unserer Reise. Unten tummeln sich die Kids bei Onlinespielen (8jaehrige zocken Counterstrike und schaun Horrorvideos auf Youtube), waehrend wir das Internet nutzen, am Nebentisch hocken zwei abstossende aeltere Franzosen mit ihren huebschen Thaifrauen, waehrend wir fantastische Shakes und exzellentes Thaifood geniessen und die Dachterasse laedt zum Sonnenuntergangschauen ein. Gleich am ersten Tag brechen wir auf zum Siam Square, der auch die folgenden Tage unser Ziel sein soll. Die unschlagbare Mischung auf spottbilligen, gigantischen Kinos (wo wir „The Duchess“ kredenzen) und exorbitanten Shopping-Arkaden – okay eigentlich reicht das MBK fuer alle Lebenslagen – ist unschlagbar. So latschen wir uns zwei Tage lang die Fuesse platt und schniefen unter der Aircon auf der Jagd nach DVDs und T-Shirts. Am Abend sind wir froh, dem steten Laerm zu entkommen und geniessen unser Glueck, die finalen Stunden in einer so wundervollen Herberge verbringen zu koennen. Der letzte Abend besteht aus (maessigem) Indian-Curry in der Naehe der Khaosan und letzten Schnaeppchen, bevor wir die Segel streichen und Schlaf tanken, den wir noetig haben, denn hier sind es entweder die Hunde – im Rudel unertraeglich -, seltsame Voegel – die ihren Ruf so lange steigern, bis wir fuerchten, sie drohen zu explodieren – oder die Nachbarn – einer der alten Saecke, der sich mit seiner bemitleidenswerten Thai vergnuegt – die uns um den Schlaf bringen.

Der letzte Tag bricht frueh an. Wir geniessen die letzte Nudelsuppe, nutzen das letzte Mal fremdes Internet, um leider vergeblich nach einer Mifa von Berlin nach Leipzig Ausschau zu halten und setzen uns schliesslich in Bewegung. Der Bus kommt zeitig und flott am Ziel an, so dass wir noch einiges an Zeit haben, um die Flughafenhallen auf und ab zu wandern und uns ueber die Preise zu wundern. Drei Monate im billigen Indochina haben halt doch unsere Warnehmung beinflusst. Also tauschen wir die letzte Kohle lieber um, damit wir ein Budget fuer die Heimfahrt haben und machen uns langsam auf zu unserem Gate. Dort warten man ueberraschenderweise schon auf uns und schliesst gleich die Tuer hinter uns. Bis zuletzt haben wir Asien ausgekostet, doch jetzt gibt es keinen Weg zurueck. Die Maschine setzt sich in Bewegung und die naechsten 12 Stunden bestehen aus Sitzen, Lesen, schlechte Filme schaun (warum laeuft eigentlich immer so ein Schmu und noch dazu ausschliesslich Frauenfilme?), Schlafen, annehmbarem Essen und noch mehr Sitzen, Sitzen, Sitzen. Schliesslich landen wir und es ist frueher Abend im winterkalten Deutschland und bereits tiefe Nacht an unserem Abflugort. Die Brise, die uns jenseits der Tuer entgegen schlaegt ist ueberraschenderweise nicht so frostig, wie wir es uns ausgemalt hatten und so gelangen wir ohne grosses Zittern in die Schlange an der Passkontrolle. Die 2 (!) Beamten legen eine gewisse Gemuetlichkeit an den Tag, so dass es einige Weile dauern wird, bis wir an der Reihe sind. Zeit genug, um die wenigen Fahrmoeglichkeiten vom Vortag noch einmal telefonisch abzuklopfen. Kandidat eins ist voll, Kandidat zwei hat schon ne SMS geschrieben, dass nix mehr geht, bleibt also nur noch Ralph. Es ist bereits nach Acht und wir machen uns wenig Hoffnung. Dann die Erleichterung: Ralph hat noch Platz, faehrt aber statt um 20.15h erst um 21h! Perfekter gehts nicht! Wir koennen unser Glueck kaum fassen, als wir schliesslich in den Bus steigen und vorbei an Weihnachtsbaeumen und -maerkten, vorbei am Brandenburger Tor und allerlei alter Architektur, die aus den Augen eines Reisenden faszinierend wirken, zum Alexanderplatz reisen und schliesslich mit etwas Verspaetung den Volvo am Senefelder Platz erreichen, der uns auf direktem Wege nach Leipzig karrt. Kurz vor 12h kommen wir in der bitterkalten Heimat an und schliessen die Tuer hinter uns.

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