South Of Mainstream 2010 – das Update

Text: | Ressort: Musik, Veranstaltungen | 15. Juni 2010

Es bleibt dabei: Es gibt ein SOM 2010. Und es bleibt selbstredend eine Pflichtveranstaltung, wenn man sich mal das Line-Up mit ein wenig Verstand (und Rockverständnis abseits der Hauptverkehrsrouten) anschaut & auf der Zunge zergehen lässt. Daran ändert die Ortsverlagerung aber auch so etwas von gar nix.

Dÿse

Also, raus mit den Navis (oder gibt’s da draußen noch Leute, die so etwas nicht haben); dann den Ort Hohenlobbese mal gepflegt rausnehmen und dafür den Ort Stolzenhain (als Teil des brandenburgischen Städtchens Schönewalde) einprogrammieren. Der Termin ist ja soweit bekannt, aber ich erwähne es gerne noch einmal: Für den 3. und 4. September einfach mal nix vornehmen. Da sehen wir uns. In Stolzenhain.

Bul Bul

Warum wir uns da sehen, habe ich an dieser Stelle schon einige Mal dargelegt – guckst du hier oder hier. Ein Jahr Pause hin oder her, an der grundlegenden Einschätzung der Dinge hat sich nix verändert: Wir reden hier nach wie vor über ein Festival, das mir mit dem Begriff „liebevoll“ immer irgendwie unzureichend umschrieben zu sein scheint. Weil liebevoll zwar einige – wesentliche! btw. – Aspekte der ganzen Sache ganz hervorragend trifft, aber vielleicht, möglicherweise, eventuell diverse Falschvorstellungen wecken könnte. Liebevoll ist ja schließlich eine ganze Menge – ich kann mich noch gut an die Wasunger Motorradtreffen erinnern, die ebenfalls ein gerüttelt Maß an Liebevollheit in sich trugen (auch wenn dies Rocker jetzt nicht so gerne hören), bei denen man aber mit Dingen wie der unvermeidlichen Erotikshow, dem „Lass-Den-Reifen-Platzen“-Spiel und „Europas Biker-Band No. 1“ Highlander konfrontiert wird. Immerhin, unter den Kilts hatten die nix an, aber vom Rest reden wir mal besser nicht (fyi: ich habe übrigens die Webseite gefunden, auf der man noch CD-Perlen wie „Harleyluja“, „See You Later Harleygator“ oder „Harley’s The Best“ erwerben kann und zwar hier: http://s188219876.e-shop.info/shop/start). Deshalb muss dieses Wort „liebevoll“ unbedingt ergänzt werden – um Worte wie „ambitioniert“, „professionell“, „durchdacht“, kurzum um all jene Adjektive, mit denen sich eine Sache beschreiben lässt, die einen aufregenden Idealismus gepaart mit hochgradigen Wissen darum, was man wie und warum tut (Checkertum im positivsten Sinne) abstrahlt wie ein glühend heißer Ofen. Ich kann so was sagen, ich war schon dreimal da auf diesem SOM und habe nicht eine winzige Millisekunde meiner Anwesenheit bereut. Sondern vielmehr ehrfurchtgebietende Auftritte von Bands wie Unsane, Orange „Fucking“ Goblin (was für Feste!), Place Of Skulls, Shit & Shine, Chrome Hoof, Enablers, Ulme, Jud, BulBul usw. usf. erlebt. Entdeckungen wie Dÿse (aaaah, ich liebe Dÿse!), Beehoover (aaaah, ich liebe Beehoover!), Omega Massif (naja, ihr kennt das Spiel), Schnaak (…) usw. usf. gemacht. Boonekamp getrunken (ufff). Leute kennen gelernt, die ich immer gerne wieder treffe. Naja, von allem ein bißchen (und manchmal ein ganz dolles bißchen) mehr von dem handelsüblichen Festival-Dingens.

Beehoover

Don Vito

Dies wird’s auch 2010 geben. Garantiert. Schließlich sind Dÿse ebenso mit dabei wie Beehoover, auch Freund Fredl dockt mit dem Raumschiff BulBul in Stolzenhain an. Und wo sich „Mister Doom“ Scott Weinrich höchstpersönlich ein Stelldichein geben wird, sollte man auf gar keinen Fall abseits bleiben – erst recht, wenn man sich angesichts der Wino-Inkarnation auf das Liedgut von „Punctuated Equilibrium“ freuen darf. Diese Platte rotierte darletzt während unserer Baltikum-Tour gar etliche Male und ich muss sagen: Mannometer, was dieser Mensch da fabriziert hat an Verlinkung zwischen klassischen Doom und einer beinahe schon an Jazz grenzenden Spiel- und Improvisationsfreude, hat allerallerallerhöchsten Respekt verdient. Blöde nur, dass man dies erst nach dem fünften oder sechsten Durchlauf so richtig kapiert. Wobei dies mit dem „blöde“ blöde ausgedrückt ist – eigentlich ist so etwas für jede Form von Musik eine ausgesprochene Zier und ach, ich will ja auch nicht meckern, da draußen gibt’s immer noch genug Leute, die bereit sind, diese Zier auch zu erforschen. Und weil wir gerade beim Freuen sind – yeah, Ufomammut geben sich die Ehre. UFOMAMMUT, Alter! DIE Band, die mich via „Eve“ aktuell aber so etwas von aus den Socken gehauen hat! Was für eine unfassbare Platte! Die haben einen Knall, diese Italiener! Die psychedelischen Prog-Soundtrack-Verrücktheiten von Goblin in den Matsch richtig schweren, richtig fetten Dooms (und wenn ich sage richtig schwer und richtig fett, dann meine ich höllisch, höllisch schwer und unfassbar, unfassbar fett) zu schubsen und dies auf einem Niveau, dass zumindest mir die Kinnlade runterklappt – herrje, dies muss man auch erst einmal hinkriegen.

Ulme

Und dies ist gerade mal der Anfang, Leute. Ulme können ja auch genau genommen gar nix falsch machen mit einer Platte wie „Tropic Of Taurus“ im Kreuz. Auf Black Shape Of Nexus freu’ ich mich auch schon wie ein kleines Kind, von den mir schwer ans Herz gewachsenen Punkrockern von COR mal ganz abgesehen. Hatte ich schon erwähnt, dass auch Dÿse, BulBul und Beehoover mit dabei sind. Ja? Macht nix, erst bei zahllosen Wiederholungen stellt sich ein Aufmerksamkeitseffekt ein, weiß das PR-Profi-Handbuch zu erklären. Für die Zappligen und ADHS-Geprägten unter uns mischen unsere Leipziger Hektik-Noise-Götter Don Vito den Laden nach allen Regeln der Kunst auf. Und mal gucken, wen ich denn als neuen Liebling mit nach Hause nehme – Obelyskkh könnte ein heißer Kandidat sein oder doch lieber Aufrichtiges Zappa (unbestätigten Infos zufolge verbirgt sich dahinter die Zappa-Inkarnation unserer Discorporate Records-Helden Tarentatec)? Schaun mer mal.

Wino

Update: Ja, so schnell kann‘s manchmal gehen – da muss man schon vor der Veröffentlichung updaten. Aber die gerade eingetrudelte Nachricht zum Thema Wino Weinrich will ich dann doch niemanden vorenthalten. Freund Andreas Kanzler Kohl kündigte soeben für den September die Veröffentlichung einer Wino-Akustik-Platte namens „Adrift“ an – einen ersten Höreindruck kann sich der geneigte Leser via http://www.myspace.com/exileonmainstream verschaffen; da findet sich der Song „Hold On Love“. Noch eine Info zum Thema: Auf dem SOM 2010 gibt‘s gar zwei Wino-Auftritte: Zum einen ist für den 3. September eine Akustikshow geplant, ehe uns tags darauf die elektrisch verstärkte Breitseite um die Ohren gehauen wird. Noch ein Grund mehr, mal den Ort Stolzenhain zu erkunden.

Die offizielle Website unter www.southofmainstream.de ist noch nicht in voller Pracht online. Wenn’s so weit ist, gibt’s hier natürlich auch ein Update.

PS: Das Update – Homepage ist jetzt online, inklusive der Links zu den jeweiligen Bands – für alle jene, die Höreindrücke brauchen …

Als Appetitanreger hier mal ein paar Impressiönchen der vergangenen drei Festivals:

Text: Jensor

Fotos: Klaus Nauber

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