Das Haldern Pop Festival 2010 steht vor der Tür
Text: Klaus | Ressort: Veranstaltungen | 2. August 2010Um es gleich mal vorn anzustellen: A U S V E R K A U F T ! Zumindest was das offizielle Kartenkontigent von 5000 Stück anbelangt. Nur via Tausch- und Auktionshandel gelangt man noch an die wahrhaft raren Billetts. Und das hat seinen Grund.
Unterhält man sich mit mit musikaffinen Mitbürgern, die Folk, Singer-/Songwriterzeugs, Britpop oder ehrlicher geradliniger Rockmusik alter Schule nicht abgeneigt sind, verläuft das Gepräch, je nachdem, ob das Gegenüber das kleine Festival schon einmal besucht hat, in zwei vorgestanzten Bahnen:
1. „Ach, das Haldern, da müßte man auch mal wieder hin. Schluchtz. Damals: Belle & Sebastian, Divine Comedy, Saint Thomas, Fleet Foxes, Foals, Cardigans, William Fitzsimmons, Saybia, Soundtrack Of Our Lives… und überhaupt: in diesem unserem Lande gibt es kein besseres, kein gemütlicheres Festival.“
2. „Aha? Wie heißt das nochmal? Wo muss man da hin? An den Niederrhein? Fast Holland? Waaaas? Die spielen da alle dieses Jahr dort? Beach House, The Low Anthem, Efterklang, Seabear, Frightened Rabbit, Micachu & The Shapes, Rox, Beirut, Fanfarlo… Scheiße! Gibts da noch Karten? Habt ihr noch ’n Platz frei?
Und das wechselseitige Namedropping, das losbricht, wenn zwei Stammgäste aufeinanderprallen erspar ich mir und Euch mal an dieser Stelle. Die Qualität machts halt. Super Örtlichkeit, mit dem von grünen Bäumen umstandenen Alten Reitplatz neben dem Dorftümpel, der auch ein erfrischendes Bad offeriert, ein freundliches größtenteils freiwillig mitwirkendes Personal aus dem Ort und der Umgebung, das einträchtige Miteinander, als wär man zufällig auf das große Klassentreffen der letzten hiesigen 26 Schuljahrgänge geraten und dann ist natürlich das feine Näschen der Organisatoren für Künstler und Musik, das den entscheidenden Unterschied macht. Klasse statt Masse. Nur zwei Bühnen, kein Hektisches Hin und Her, keine langen Wege. Klasse statt Masse. Neuentdeckungen statt hundertprozentige Sicherheit, wobei sich natürlich auch im angepeilten Spektrum immer Acts finden, die eine breitere Masse ansprechen. Naja in der Vergangenheit gab es auch mal für Vertreter der reinen Lehre etwas abwegige Buchungen, die aber ob des Publikumszuspruchs auch wieder gerechtfertigt schienen: Fettes Brot, Jan Delay, Sportfreunde Stiller. Na vielleicht stört sowas wirklich nur den größten Pedanten. Doch zurück zu diesem Jahr: Derartiges fehlt und ich seh seh uns schon: Tränen in den Augen, nach drei Zugaben von The National in die nacht verabschiedet zu werden. Da schwant Großes. Im Kleinen bin ich gespannt auf stornaway, die eine hervorragende Platte vorgelegt haben. Mumford & Sons, die wir im letzten Jahr verpasst haben. Kannte damals noch Keiner. Wie so oft fand das Konzert in Haldern vor Veröffentlichung des Tonträgers und der zugehörigen Presse- und Blogbetrachtung statt. Ein Phänomen, dass mittlerweile ebenso zum Festival gehört. Künstlerinnen und Künstler kann man da auf dem flachen Lande entdecken, über die im Verlauf des nächsten Jahres noch viel gesagt und geschrieben wird.
Kleiner feiner Unterschied zum letzten Jahr: die musikalische Bandbreite fällt wieder etwas abwechselungsreicher aus, die Vollbart- und Flanellhemdfraktion war 2009 schier übermächtig. Da konnten The thermals, die BLK JKS und Health fast nicht dagegen anspielen. Und die arme kleine christina wirkte wie ein kleines blondes Alien auf der Bühne des alten Spiegelzelts. Little Boots stand im Pailettenkleid und High Heels etwas verloren vor einer Horde verschwitzter, verstaubter Menschen in Feinripp, Baumwolle und Sandalen. Ein super Konzert wars trotzdem. Na diesmal ist mit den Blood Red Shoes, Dan Deacon, Rox, I Blame Coco, Detroit Social Club, Delphic und nicht zuletzt mit Yeahsayer ordentlich für Abwechslung gesorgt. Und wer weiss, bestimmt tauchen auch in den Jahresbestenlisten von 2010 wieder jede Menge Haldern-Bands auf. Da bin ich mir sicher. Kontinuität fetzt! Da weiss man, was man hat. Guten Abend!
12.-14. August 2010, Rees-Haldern… man sieht sich.
Das komplette Lineup:
Beach House (US) (Spiegelzelt)
Bear in Heaven (US) (Spiegelzelt)
Beirut (US)
Blood Red Shoes (UK)
Chapel Club (UK) (Spiegelzelt)
Cymbals Eat Guitars (US) (Spiegelzelt)
Dan Deacon (US) (Spiegelzelt)
David Ford (UK) (Spiegelzelt)
Delphic (UK)
Detroit Social Club (UK)
Efterklang (DK)
Esben and the Witch (UK) (Spiegelzelt)
Everything Everything (UK) (Spiegelzelt)
Fanfarlo (UK)
Frightened Rabbit (UK)
Fyfe Dangerfield (UK) (Spiegelzelt)
Gary (GER/AUT/CH) (Haldern Pop Bar)
Helgi Jonsson (IC) (Spiegelzelt)
I Blame Coco (UK) (Spiegelzelt)
Isbells (BE) (Haldern Pop Bar)
Junip (SE) (Spiegelzelt)
Laura Marling (UK) (Spiegelzelt)
Micachu & The Shapes (UK) (Spiegelzelt)
Mumford & Sons (UK)
Nils Frahm (GER) (Studiosession @ Studio Keusgen)
Portugal.The Man (US)
Post War Years (UK) (Spiegelzelt)
Rox (UK)
Seabear (ISL) (Spiegelzelt)
Serena Maneesh (NO)
Sleepy Sun (US) (Spiegelzelt)
Sophie Hunger (CH)
Stornoway (UK) (Spiegelzelt)
The Black Atlantic (NL) (Haldern Pop Bar)
The Low Anthem (US) (Spiegelzelt)
The National (US)
The Tallest Man on Earth (SE)
The Whale Watching Tour with Nico Muhly, Ben Frost, Valgeir Sigurdsson, Sam Amidon(ICL/US) (Spiegelzelt)
Thus:Owls (SE) (Spiegelzelt)
Triggerfinger (BE)
Villagers (IRL) (Spiegelzelt)
Wendy McNeill (SE) (Spiegelzelt)
Yeasayer (US)
Young Rebel Set (UK)