Professor Green – Alive Till I’m Dead
Text: Donis | Ressort: Musik | 22. November 2010Dieser Junge aus Hackney, bürgerlicher Name Stephen Paul Manderson, schafft es, für meine Begriffe, wie derzeit kein Zweiter, den UK-geebneten Grime-Hop-Weg hin zu den Tälern des allgemeingültigen, danceablen und goutierbaren Chartpop weiterzupflastern. Dies liegt weder daran, dass er mit „Dub Be Good To Me“ und „I Need You Tonight“ zwei Alltime-Gassenhauer bearbeitete, noch an der allerliebsten Kooperation mit der noch allerlieberen Lily Allen und schon gar nicht an der partiellen Anschmiegung an die Skills und Arrangement-Dramaturgien eines Eminem. Da können des Professors Tatoos noch so deckungsgleich verlegt worden sein. Vielmehr habe ich auf diesem von mir allzeit gehätschelten Planeten selten solch eine Lust auf alle Bereiche der popmusikalischen Entäußerung erlebt, als es nun Professor Greens Albumdebüt „Alive Till I’m Dead“ vorexerziert. Da vollführt sich u.a. Dub-Rock, wie ihn Sly & Robbie nicht besser aus den Ärmeln schütteln könnten, dort vernehmen wir einen Stringmeer-verliebten Melancholie-Score für den Ian Brown, Richard Ashcroft und Robbie Williams töten würden. Im nächsten Moment wird dunkle DubStep-Introvertierheit ins sonnenüberflutete Odeon verteufelt beseelter Reggae-Hörgewohnheiten gehievt (Herr Gentleman, hör dir das mal bitte an!) und schon droppt man wieder Dopebeat, auf das aller Staub fluchtartig die Behausung verlässt, worauf ein aktuelles Update einstiger Rave-O-Lution-Höhenflüge Manchesteraner Prägung folgt…Und so geht das immer weiter auf „Alive Till I’m Dead“. Dieser junge Mann schein alles schon einmal irgendwo gelesen, gesehen, gelebt zu haben, höre ich Jack Nicholson im VW Käfer krächzen. Da hat sich dero Eminenz Mike Skinner einmal mehr einen mit allen Wassern gewaschenen Jungfisch an Land gezogen. Dumm ist der ja nun wirklich nicht. So und nicht allzu viel anders sollte 2010 nach allen Hosentaschen offene, durchaus auch konsensuell zu bezeichnende Frontalpopmusik einfach funktionieren. Wenn man mich fragt, wie der Sound unserer Zeit denn eigentlich griffig zusammenzufassen wäre, würde ich wohl derzeit zügig mit diesem mir in kürzester Zeit ans Herz gewachsenen Professor Green kontern. Ich hoffe also, dass das mit dem Dead noch eine ganze, lange Weile dauert. Dies gilt für den Sound ebenso wie für Mister Manderson.
(Virgin/EMI)
www.professorgreen.co.uk