Äpfel & Birnen

Text: | Ressort: Allgemein, Veranstaltungen | 28. April 2011

Getreu dem leicht aus dem Fußballjargon abgewandelten Motto „Nach dem Festival – ist vor dem Festival“ ist es wohl noch nicht zu spät auf die vergangene Saison zurückzublicken und auf diese Weise auch einen kleinen, subjektiven Ausblick auf die kommenden Großereignisse herbeizufabulieren. Angetreten sind drei doch recht unterschiedliche Protagonisten, die vielleicht in Punkto Größe nicht unmittelbar in der selben Liga spielen, aber was Programm und Organisation anbetrifft durchaus auf den selben Füßen stehen. Nun denn, als da wären:

das Melt! Festival in Ferropolis bei Gräfenhainichen (16.-18. Juli 2010) zwischen Berlin und Leipzig

das Haldern Pop Festival in Rees-Haldern am Niederrhein (12.-14. August 2010) nordwestlich des Ruhrpotts kurz vor der niederländischen Grenze gelegen und

das Highfield zum ersten Mal an neuem Standort am Störmthaler See, Großpösna unmittelbar vor den südlichen Toren der Stadt Leipzig.

Größe & Lage

Ein Punkt eint jedoch alle Kontrahenten: die Lage an einem See. In Haldern ist der Dorfteich gleich um die Ecke keine 50m von der Hauptbühne entfernt und Melt! und Highfield liegen jeweils auf einer (mehr oder weniger halben) Halbinsel an einem Tagebaurestloch. Mit dem kleinen aber entscheidenden Unterschied, dass der Tümpel in Gräfenhainischen schon voll ist und zum Baden einlädt bzw. die Kulisse für die Beachpartybühne abgibt, während der Störmthaler See noch deutlich unterhalb der Zielmarke liegt und abgezäunt jeglichen Kontakt mit der Besucherschar scheut. Aber was noch nicht ist, wird später. Melt!-Besucher der ersten Durchgänge in Ferropolis erinnern sich an ähnliche Zustände, Badeverbote und Gesundheitswarnungen.

Das größte Pfund mit dem das Melt! wuchern kann ist natürlich seine Kulisse. Die alten Abraumbagger und die opernkompatible Anlage des amphitheatralischen Hexenkessels ist wohl einzigartig und kein Flugplatzfestival auf der grünen Wiese wird jemals gegen die nächtens bunt illuminierten Stahlungetüme anstinken können. Die Trennung der Campingareale ergab sich zwangsläufig durch die langgestreckte Form der Halbinsel, doch dank eines außerhalb der extremsten Stoßzeiten (zBsp. nach dem letzten Konzert auf der Hauptbühne) recht anständig funktionierenden Shuttle-Bus-Systems muss man die drei Kilometer nicht jeden Tag laufen. Insgesamt findet man fünf Bühnen (zählt man die DJ-Kanzeln mal zu den Bühnen), verstreut zwischen und neben den Schaufelrädern. Nach diversen Anordnungsmodellen zeigte die letzte Version ein Maximum an Kompaktheit und kurzen Wegen zwischen den Bühnen, aber auch ein bis dato schon bekanntes Ärgernis: Hauptbühne und die seitlich angeordnete Bierzeltbühne stören sich doch recht erheblich. Besonders natürlich im Zwischenbereich und bei leiseren Tönen auch direkt vor der kleineren Gemini Stage.

Mit 22.000 im Vorfeld ausverkauften Tickets hat das Festival bei seiner 13. Auflage die angestrebte Maximalgröße erreicht. Ohne zusätzlichen Platzgewinn ist eine weitere Vergrößerung schwer vorstellbar. Sicher war es früher etwas weniger bevölkert, aber Dank der Umsetzung der Lehren aus Probleme der vergangenen Jahre (zusätzlicher Toilettenanlagen und Verstärkung der Eingangscrew) funktionierte es diesmal reibungslos. Klar sind da eine Menge Leute unterwegs, aber für menschenscheue Wesen ist ein Festival dieser Kategorie ohnehin nicht der rechte Fleck.

In Haldern punktet man im Gegensatz dazu mit natürlichen Reizen, dem baumumstanden Alten Reitplatz, saftigen Weiden und größenbedingter Kompaktheit, samt kurzer Distanzen zwischen Zeltplatz, Haupt- und Zeltbühne und dem besonderen Clubflair des Spiegelzeltes. Wo die stillen Töne nicht einfach in einem Plasteplanenzelt verpuffen, sondern sanft gen samtigen Plisseehimmel verhallen und so intensiver nachwirken, sofern man es ins Zelt geschafft hat.

Mit 5.000 zahlenden Besuchern spielt Haldern natürlich nicht in der selben Gewichtsklasse, wie die anderen beiden Events, doch macht eben nicht immer Masse auch automatisch Klasse. Im Gegenteil gewichtet man die intime Atmosphäre stärker wird aus der vermeintlich geringen Größe ein Vorteil, der nach dem jeweiligen Empfinden gar zum Muliplikator anwächst. Dann wären da noch die 26 vorangegangen Festivals, quasi genauso viele, wie alle Melts und Highfields zusammengenommen. Da kommt einiges an Erfahrung zusammen, das dem reibungslosen Ablauf zu Gute kommt. Jeder Ablauf zigmal durchlaufen, Nuanchen im Detail angepasst. Unnötige Reibungspunkte: Fehlanzeige.

Das Highfield fand nach zwölf Jahren am Stausee Hohenfelden bei Erfurt 2010 zum ersten Mal an neuer Stelle statt, was einige Startschwierigkeiten wohl erklären könnte. Erschwerend kamen noch die sintflutartigen Regenschauer im Vorfeld hinzu, die das Gelände aufweichten und der Logistik auch eine Woche später noch zu schaffen machte. Oder was sucht eigentlich ein voll beladener Tankwagen auf einer unbefestigeten aufgeweichten Wiese mitten auf dem Campingplatz? Apropos Wege: Endlos! Vom Parken zum Festivalgelände locker drei Kilometer Fußmarsch. Selbst wenn man ein schon ein Bändchen abgeholt hat, darf  man bei jeder Annäherung erst einmal zum Haupteingang des Campingplatzes tippeln. Und dann läuft man auch noch eine halbe Runde ums eigentliche Gelände rundrum?? Zu erklären wäre das einerseits mit dem Fehlen maßstabsgetreuer Pläne des Geländes, dem mangelnden Einfühlungsvermögen in die Rolle des Zuschauers oder der eigentlichen Zielgröße des Events die mit 40.000 bis 50.000 Gästen angegeben wird. Dabei würden dann auch die brachen Flächen rund um das Festivalareal mit belegt werden und sicher noch weitere Bühnen neben der Hauptbühne und dem Zelt Platz finden. Bei diesem ersten Versuch an neuem Platze erreichte man trotz aller Widrigkeiten mit ca. 22.000 Teilnehmern das angestrebte Ziel.

Ehrenrunde

Ausrichtung

Die thematische Ausrichtung unserer drei Kontrahenten könnte nicht unterschiedlicher sein. Das an breitesten gefächerte Angebot hat wohl das Melt! im Programm. Bei 120 Künstlern kommt so einiges zusammen: Techno, House, Elektro, Pop, Rock, TripHop, Punk, Britpop etc.. Für jeden Was. Große bekannte Namen, Newcomer und ein Who Is Who der DJ-Szene. Die Streuung kommt nicht von ungefähr. Eigentlich startete das Melt! ursprünglich als reine Techno- und Tanzveranstaltung, erst über die Jahre schlichen sich mehr und mehr andere Truppenteile ins Rahmenprogramm. Mittlerweile stehen vor der Hauptbühne allerdings zahlenmäßig mehr Leute, als an der Baggerschaufel, an der Strandbühne oder auf dem Sleeplessfloor.

Melt!: Zappeltruppen im Bierzelt

Die anderen beiden setzen da ein klar eingegrenztes Programmschema entgegen, spezialisiert mit kleineren Ausreißern in verschiedene Richtungen. In Haldern setzt man bei den 45 Acts auf Singer-/Songwriter, Folk, Britpop und Rock. Kleine Auswüchse gen Psychelia, Soul, Pop und Klassik inklusive. Am weitesten entfernt vom roten Faden: Dan Deacon mit seinem umjubelten Auftritt im Zelt: DancePunkElectroDIYHipHopTrash oder was auch immer ließ die Bretter beben und die versammelte jüngere Generation extatisch austicken.

Dan Deacon

Party im sonst so feierlich betulichen Spiegelzelt.

Laut Programmliste grad mal zwei Künstler mehr als in Haldern, aber mehr als viermal soviel Publikum. Beim Highfield setzt man auf Punkrock, Rock und ein wenig Pop. Einzige HipHop-Band hier: Fettes Brot. Starr den Mainstream und die Hörer von Jump, PSR und Sputnik im Visier.

Highfield

Publikum

Mit seiner jeweiligen Ausrichtung zieht man sich natürlich auch eine sehr eigene oder eben auch durchmischte zuschauerschaft an Land:

Melt!: Partymäuse, Zappelphillippe, Indienerds …

Haldern: Elfen, Flanellhemden, Klassenkameraden …

Highfield: Im Kreis rennen. Nicht ganz ohne Grund dozierte Danko Jones von der Hauptbühne was von wegen „Wienerparty“ herunter, doch das lag wohl auch ein klein wenig an ihm selbst. Die Mädels ließen sich dann erst bei Jennifer Rostock, Unheilig und Wir sind Helden wählerisch vor der großen Bühne blicken.

Höhepunkte

Melt!:

Bei fünf Bühnen im Tagesprogramm und dem damit einher gehenden programmatischen Overkill fällt es manchmal schwer alles, was einen persönlich interessiert auch zu sehen. Da müssen Prioritäten gesetzt werden, da weder das Beamen noch die Vervielfältigung auf Basis der Zellteilung bisher ausreichend praxistaugliche Ergebnisse erbracht. Nundenn. Fulminanter Auftakt mit der Kasperlebrigade von Bonaparte, wobei die Musik mehr und mehr in den Hintergrund trat, je mehr Zirkusartisten sich auf der Bühne tummelten. wem das noch nicht reichte, der konnte am selben Abend sich noch die Remixvariante gemeinsam mit Modeselktor an der Strandbühne geben.

Nach Oliver Koletzki trat Pantha Du Prince vor die angewärmten Massen und schürte den Groove.

Erstes großes Glanzlicht: Archie Bronson Outfit, Rock, Psychedelia, vertrackt swingend.

Health: Der erste Tritt an den Kopf, kompromisslos & noisy.

Jonsi: Verschroben und versponnen, wie eh und jeh, immer noch nicht von dieser Welt, aber diesmal fast schon schon tanzbar.

The xx: Emotionaler Höhepunkt des ersten Tages. Düster, getragen und zu Herzen gehend.

Was auf Platte noch nicht ganz zu passen scheint bügelt Kele live locker aus. Straight forward dancing…

Modeselektor an der Sektdusche. Parallel dazu Foals, Booka Shade und noch noch später Simian Mobile Disco, mittlerweile quasi die Hausmusikanten des Melt!.

Den Samstag eröffnen die sagenhaften Pttrns, die Blood Red Shoes und kurz vor Acht zelbrieren Hurts die große Geste.

Große Freude bei Dendemann.

Darwin Deez: DIY-Indie-Folk—

The return of the flower-elf.

Das Rock-Event: The Big Pink ließen es ordentlich krachen, alle Verstärker auf zwölf, Reverb on max. Yo! Da mußte man einfach nur dastehen und die Macht der Musik durch sich hindurchfließen lassen. wenn ich mich entscheiden müßte wäre das in diesem Sektor mein Konzert des Jahres.

Sonntag: Kings Of Convenience: Grandios wie damals, so auch heute. Wäre eigentlich was für die Hauptbühne gewesen.

Brian Mercer von den Shins hier mit

Danger Mouse als Broken Bells: gediegener Singer-/Songwriterpop. Sehr gut.

Fucked Up! Sänger Damian Abraham ohne Angst vorm Publikum beim Bad in der Menge. Sein ausführliches Besuchsprogramm ließ die Band etwas einsam auf der Bühne zurück, aber die komplette Aufmerksamkeit des Zeltes war ihm sicher.

Goldfrapp gab die düstere Variante der glamouröses Discoqueen. Sehr gediegen, sehr edel.

Headliner am Sonntag waren Massive Attack inklusive Horace Andy und Matina Topley-Bird, die zuvor im Zelt ihre eigene Platte vorstellte. Ein gebührend fulminates Finale eines an Highlights reichen Festvals.

Haldern Pop:

Donnerstag Abend im Zelt: Von Beach House haben wir leider nur noch den letzten Song mitbekommen, aber was solls. Der folgende Chapel Club empfahl sich für mehr. Überhaupt. Ein Phänomen beim Haldern ist, dass man Künstler sehen kann, von denen dann in einem halben oder Dreivierteljahr jeder zu schwärmen scheint. Die Fachpresse sich überschlägt und jeder Blogger es schon immer wußte. Wer es also auf Insidertipps und die Bands von morgen abgesehen hat, dürfte hierzulande kein höherklassiges Festival finden.

Ebenfalls o.g. Kategorie obwohl auch ein klein wenig mit Ansage Ms. Sumner aka I Blame Coco nicht nur in puncto Schuhmode.

Seabear: Immer wieder ein Genuß und eine Band, die einfach nach Haldern muss.

Stornoway: Die Überraschung im engl. Folkpop des letzen Jahres. Ihr Debütalbum „Beachcomber’s Windowsill“ fand sich zu recht in zahlreichen Bestenlisten von 2010 im oberen Segment.

Der Battenbergturm aus dem 15.Jh gleich visa vis des Geländes.

Der in den letzten Jahren doch etwa bedrohlich gestiegene Anteil von Rauschebärten wurde in diesem Jahr sehr erfolgreich zurückgedrängt. Hier von Wendy McNeil.

Und an selber Stelle wenig später: Laura Marling inkl. Marcus Mumford in der Begleitband, der später dann mit Mumford und Sons mitreißend die Hauptbühne bespielte.

Mumford & Sons

Esben & The Witch: Verhuscht, verträumte Shoegazer-Psychedelia

Serena Maneesh: waren auch vor ein paar Jahren schon mal da, doch mittlerweile hat sich die Hippieromantik leicht gen Noise verschoben, bei anhaltend drogenschwangerer Note wohlgemerkt.

Der Samstag:

Portugal. The Man

In froher Erwartung…

auf The Low Anthem. Da muß ich zugeben war ich doch ganz schön platt. „Oh My God, Charlie Darwin“ die Platte von 2008 läuft bei mir des öfteren  und die Vorfreude auf dieses Konzert war schon ordentlich groß. Da hocht man also dort im Fotograben, die Band nimmt Aufstellung dierekt vor meiner Nase, wo ich da nun so knie und intonieren zum Start fast acapella den Opener. Quasi nur für mich. Definitiv mein Highlight. Einfach großartig, einfach perfekt, band, Rahmen, Atmosphäre, Publikum… wunderbar! Die neue Platte „Smart Flesh“ aus diesem Jahr ist natürlich ebenso ein Tipp.

Villagers: Conor J. O’Brien war 2010 für sein Debüt „Becoming a Jackal“ sowohl für den Mercury Prize als auch für den Q Award nominiert.

Um das leidige Problem der geringen Kapazität des Spiegelzelts nicht vollends zu Frust für die nicht Hineingekommenen werden zu lassen stellte man vor den Eingang eine Leinwand mit einer Liveübertagung des Geschehens im Inneren. Ist zwar trotzdem nicht das Selbe, aber wenigstens ist man halb dabei und der Kameramann steht ohnehin weiter vorn, als man selbst je könnte. Und behaglich auf der Wiese mit einem frisch Gezapften läßt es sich doch auch ganz gut aushalten.

Jetzt mal ehrlich welches Festivalzelt sieht so aus? Noch Fragen?

The Sleepy Sun: herrlich verspielt und verspulte Hppiefolkpsychedelik vom Feinsten.

Yeasayer: mittlerweile fast schon eine eigene Kategorie und live auch auf der großen Bühne ein Erlebnis. (ps: vor zwei Jahren auch schon mal hier im Zelt)

Einen großartigeren Festvalheadliner zum Abschluß hätte man nicht finden können, der auch noch wie die Faust aufs Auge zur feierlich getragenen Grundstimmung des Festivals passt. Kleine Unsicherheiten des Sängers, der sich anscheinend selbst nicht richtig hören könnte verzeihen wir an dieser Stelle gerne mal. Nein: grandios und stimmig! Kein Jan Delay, keine Fetten Brote Danke dafür.

Aushallen an der Hauptbühne.

Kleines Nachhallen im Zelt mit dem Kollektiv der Whale Watching Tour und ihrer Neoklassik. Grenzgänger an den Nahtstellen zum Jazz und zum Folk. Heruntergefahren wird man in die Nacht entlassen.

Highfield:

Das Line-Up  des Highfield-Festivals war vor allem eins: effizient. Insgesamt gerade ausreichend die drei Tage auf den beiden Bühnen zu füllen und trotzdem ausreichend Interessantes für das Publikum zu bieten. Die großen Entscheidungsprobleme fielen hier also weitestgehend flach. Dennoch versammelte man eine Handvoll sehr anständiger bis guter Headliner. Als da wären die Jungs von nebenan von The Gaslight Anthem mit stadionkompatiblem Bruce-Springsteen-Rock, die als erste dem Opener Frank Turner, Respekt und Grüße zollten, was sich etwas später dann nochmal wiederholte, da auch Billy Talent dem Kollegen huldigten.

Gogol Bordello lassen dank superenergetischem Zigeunerpunk vor jeder Bühne die Puppen tanzen. Immer ein Garant für maximale Unterhaltung und mitgerissene Massen.

Bei Placebo war ich skeptisch. Die Musik ohne Frage Klasse, doch bei zwei vorangegangen Konzerten (wohlgemerkt anno 1996 und 98 wenn ich mich recht erinnere) hatte Herr Molko jeweils keinen Bock. Steckte sich nach jedem einzelnen Song erst mal ne Kippe an und laberte. Jeder Schwung war sorfort raus. Blöde Stop & Go Taktik. Doch! Nicht so diesmal. Schlüssige Songfolgen, tight performt. Gutes Konzert.

Im direkten Vergleich unterliegt Super- Batman.

Eine der wenigen funktionierenden Lampen auf dem ansonsten stockfinsteren Weg zurück zum Parkplatz.

Solides Handwerk von Melissa auf der Maur, die später auch noch durchs Publikum stolzierte. Wäre interessant zu erfahren, wer vom überwiegend jungen Publikum um ihre Mitwirkung bei Hole oder den diversen Kollaborationen mit den Smashing Pumpkins, Fountains Of Wayne, Rufus Wainwright usw. weiss.

Auf der Zeltbühne tummelten sich die eigentlich interesanteren Beiträge: The Drums, Kap Bambino, Biffy Clyro usw.. Auf The Asteroids Galaxy Tour war ich ja doch sehr gespannt, da die Platte ein quirllig unterhaltsames Erlebnis vermuten ließ. Leider zündete es nicht ganz so doll wie erwartet, etwas holprig war die Setlist aufgebaut und die konnte den Funken nicht so richtig überspringen lassen. Ein Fehler könnte gewesen sein ihren Hit „Around The Bend“ aus der iPod-Touch Reklame bis zum Schluss aufzuheben.

Diesen gravierenden Fehler machen OK Go nicht. Nach der Eröffnung mit Glockenspiel folgte alsbald „Here It Goes Again“ der Song mit dem Krachervideo auf den Laufbändern. Der beste Bühnenmonolog folgte dann im weiteren Verlauf. Hauptsänger Damian Kulash fragte mal eben von oben das Publikum: „Are you peaceful? Peacelovin‘ ?“ Die Meute war etwas irritiert und heraus kam nur ein müdes halblautes „Yeah“. Promte Antwort von Herrm Kulash „You know, thats not your reputation over there….“. Oh ja, danke, richtig da war was…

Dennoch sprang der Frontmann ohne auf eine weitere Reaktion zu warten in die Menge und performte die nächsten Stücke direkt aus dem Publikum. …und überlebte.

The Sounds auf die kleine Bühne im Zelt zu sperren wird der Band und vor allem Sängerin & Rampensau Maja Ivarsson nicht gerecht und man nimmt sich mit dieser Fehlbesetzung einen Mainact, der anständig auch große Massen zu unterhalten weiß, wie man zBsp. 2007 in Roskilde vor der größten Zeltbühne erleben konnte. Für die Schweden dort zwar quasi ein Heimspiel. Also drängten sich dort locker 15.000 in und um die Arena.

Monster Magnet mal live zu sehen war mir dann doch ein Anliegen und obwohl man Dave Wyndorf zwischenzeitlich schon fast abgeschrieben hätte legten er und seine Mannen einen anständigen Auftritt hin. Natürlich nicht mehr ganz in der Form ihres Lebens, aber immer noch laut genug, das draussen tosende Unwetter mit Sturmböhen und Regenschauern zu übertönen.

Tiefen & Herausforderungen für die Zukunft

Melt!:

Da gibts nicht viel zu meckern und obendrein gibt es in jedem Jahr kleinere Änderungen und Anpassungen um aufgetretene Probleme zu beheben. Diesmal wurde der Campingplatz erstmal umzäunt um Diebstähle einzudämmen – laut Pressemitteilung mit Erfolg. Zweiter geradezu genialer Einfall: Anfahrt und Unterkunft im Zug, der dann gleich neben dem Festivalgelände geparkt bleibt.
Das Einzige, was schon seit Jahren nervt, ist die Gestaltung des Zeitplanes, die sich irgendwie noch an den Anfangsjahren als reiner Technoevent orientiert. Bei keinem anderen Festival dieser Größenordnung startet das Programm erst gegen 16.00Uhr und tritt der letzte Headliner erst 5.30Uhr vor die Leute. Im Hochsommer hält man es bei Sonnenschein nun mal nur selten bis nach 9.00Uhr im Zelt aus und dann muss man den kompletten Tag bis zum Start noch rumbringen. Ohne Jammern zu wollen: dann ist das Programm auch noch entsprechend lang und auch gen Tagesende bzw. am nächsten Morgen immer noch interessant. Doch häufig hat der Körper dann schon kapituliert.

Haldern:

So richtig was zu mäkeln gibts hier eigentlich nicht. Ein kleiner Wermutstropfen ist die schon erwähnte geringe Aufnahmefähigkeit des Zeltes, wodurch man den einen oder anderen Act nicht aus nächster Nähe sehen kann. Ein Zugeständnis an das ansonsten so besondere Ambiente.

Dann war da noch was. Bekloppte und Idioten laufen ja auf jedem Festival in übermäßiger Zahl herum. Das sollte allgemein bekannt sein. Nie hätte ich geglaubt, dass mir bei aller Gemütlichkeit und nettem Miteinander etwas passiert, dass mich am Samstag zum ersten Kunden der mobilien Polizeistation machte. Irgendwann in der Nacht hatte jemand Bewegungsdrang und konnte diesen offenbar nicht zwischen Zelten, Wohnmobilien und Autos ausleben und bestieg das Dach meines kleinen Vehikel. Doch ausgewachsene Personen trägt das dünne Blech nun mal nicht. Unschöne Verformungen waren die Folge, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten irreparabel, da auch die Teilkasko Vandalismus nur im Zusammenhang mit Diebstahl trägt. Schönen Dank. Trotzdem werde ich beim nächsten Mal dabei sein, in der Hoffnung, das sowas kein zweites Mal passiert.

Highfield:

Von langen Wegen sprach ich bereits, die könnten natürlich verkürzt werden, ließe der Ordungsdienst Leute mit Bändchen auch seitlich auf den Campingplatz, aber nein. Überhaupt ist es immer unschön unnötig gegängelt zu werden, sowas hinterläßt immer einen schalen Nachgeschmack. Gleich beim auffahren auf den Parkplatz kommt jemand gesprungen und man darf Parkgebühr abdrücken. Wäre beim Highfield schon immer so. Schön und gut, bei anderen Festivals aber nicht. Versteckte Zusatzkosten nenn ich das. Bei knapp 100€ Eintritt sollte das Parken dabei sein. Und was soll die Personenschleuse am Eingang zum Zelt? Verstopft sinnlos den Zugang, man wartet einmal mehr, aber warum? Das geht woanders durchlässiger, zBsp. mittels Weglassen des Wandbehangs. Hätte auch zur Folge, dass es im Zelt nicht so heiß wird, nebenbei. Kopflos waren die Ordnungshüter dann beim Hin und Her im Zuge des Unwetters, raus aus dem Zelt, doch wieder rein, doch raus. Auf keiner Anzeige war zu erfahren, ob die Konzerte nun verschoben werden oder doch stattfinden. Zum Glück klärte das Wetter die Situation selbst und bis auf den leider abgesagten BRMC-Auftritt fand alles statt. Zu guter Letzt wurde sich für die Abreisenden noch eine zusätzliche Hürde ausgedacht. Vom Parkplatz durfte man nur Richtung Störmthal abbiegen, obwohl für alle die nach Leipzig oder gen Norden wollten die Richtung Espenhain auf kürzesten Wege zur B95 geführt hätte. Ein weg der auch auf dem ursprüglichen Zufahrtsplan zum Gelände ausgewiesen war, vor Ort aber irgendwie nicht ausgeschildert war. So fuhren also sämtliche nachts noch Abreisende durch die schlafenden Nachbardörfer. So erzeugt man sicher maimale Akzeptanz bei den Anwohnern.

So schön die Übersichtlichkeit von zwei Bühnen auch sein mag, bei dem Eintritt sollte mehr Angebot drin sein, auch wenn man es mit dem angestrebten Wachstum tatsächlich ernst meinen sollte. Zum Vergleich: Haldern knapp 70€ für ebenso viele Bands, beim Melt! waren rund 110€ fürs Dreitageticket und über 70 Acts mehr fällig.

Und zu guter Letzt: Was soll das mit dem Namen Highfield nicht in Hohenfelden???? Da durften wohl die Marketingmenschen zuviel von einer eingeführten Marke fabulieren, die man unmöglich aufgeben könne. Bis zum Schluß dachte ich es kommt noch eine Ansage, dass man das Festival ab dem nächsten Jahr umbenennt, auch um sich mit der neuen Lage und seiner Region zu identifizieren. Kam nicht, etwas absurd, etwas unverständlich. Dabei sah man vereinzelt T-Shirts mit dem alten Logo aber neuem Schriftzug „Stormy Valley“. Wäre auf jeden Fall irgendwie passender.

Schlußworte:

Melt!: Riesenmusikauswahl, Megalocation und aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Zurecht mittlerweile etabliert im heimischen Festivalzirkus und seit Jahren schon Anlaufpunkt für ein stetig wachsendes Stammpublikum. Sollte nicht doch noch an den Zuschauerzahlen gedreht werden, wird es wohl immer früher ausverkauft sein und der umworbene Besucher muss sich rechtzeitig kümmern.

Haldern Pop: Zugegeben da bin ich etwas befangen, denn die Künstlerauswahl triff bei mir den richtigen Nerv. Was die also Musik, die Organisation, die Ordnungskräfte und die Lokalität anbetrifft fällt mir beim besten Willen kein besseres Festival ein. Der vermeintliche Nachteil der geringen Kartenanzahl steigert eigentlich sowohl die Exklusivität, als auch die Qualität der zu Erlebenden. Das Klassentreffen unter den Festivals und wer sich nicht spätestens Anfang des Jahres kümmert, bekommt keins der raren Tickets. Für dieses Jahr wärs schon zu spät: Ausverkauft.

Highfield: Klar ist es nicht einfach einen solch großen Event an neuem Platze sofort reibungslos zu organisieren. Dann waren da noch die Unwetter. Wichtig wäre die Knackpunkte ordentlich zu analysieren und Schlüsse zu ziehen. Das Areal hat auf jeden Fall Potenzial und die angesprochene Zielgruppe dürfte auch in Zukunft gern wieder nach Größpösna kommen. Um jedoch die selbe Größe wie Hurricane und Southside (vom selben Veranstalter) zu erreichen muß wohl am ehesten am Programm etwas getan werden und etwas breiter gestreut werden, sowohl quantitativ, als auch genretechnisch.

Fotos: K. Nauber

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