Die PnG-Kinowoche

Text: | Ressort: Film | 9. Februar 2012

Die Unsichtbare

D 2011 / R: Christian Schwochow / D: Stine Fischer Christensen, Ulrich Noethen

Der Vorhang wird sich bald öffnen. Dahinter herrscht Hektik und dann Panik: wo ist die Hauptdarstellerin? Ein Ruf geht durch die Gänge hinter der Bühne. Wo ist Fine?

Die Kamera wirft einen Blick zurück, als die große Rolle für die junge Frau (Stine Fischer-Christensen) noch undenkbar erschien. Ihr Vater kam aus Dänemark und verschwand wieder. Zurück blieb sie mit ihrer Mutter (Dagmar Manzel) und ihrer geistig behinderten Schwester Juliane (Christina Drechsler). Neben ihrer Leidenschaft, dem Theater, muss sie sich um Jule kümmern, wenn die Mutter arbeitet.

Eine doppelte Belastung, an der sie zu zerbrechen droht, als ihr der renommierte Regisseur Kaspar Friedmann (Ulrich Noethen) die Rolle der Camille in seiner neuen Inszenierung anbietet. Auf der Suche nach Talenten an der Schauspielschule ist ihm die schüchterne Einundzwanzigjährige aufgefallen. Etwas fasziniert ihn an der jungen Frau und er besetzt sie in der Hauptrolle der lasziven, promiskuitiven Protagonistin. Doch, um die Rolle spielen zu können, muss sie sich auf Camille einlassen und beginnt ein gefährliches Spiel mit ihrem Nachbarn und ihrer eignen Psyche.

Die Parallelen zu „Black Swan“ sind naheliegend und doch emanzipiert sich der beeindruckende Film deutlich von Darren Aronofskys Horror-Mär. Er wirft einen genauen Blick hinter die Kulissen und fängt den Theaterzirkus zwischen Hin- und Aufgabe präzise ein. Im Herzen des Treibens steckt Stine Fischer-Christensen, deren einnehmende Darbietung tief unter die Haut geht.

Hugo Cabret

USA 2011 / R: Martin Scorsese / D: Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen

Als wunderbares Gegenstück zur stummen Hommage „The Artist“ empfiehlt sich Scorseses cineastische Reise ins Paris der Zwanziger. Während der Franzose Hazanavicius auf die Reduktion der Mittel setzt, zieht der amerikanische Altmeister alle Register des zeitgenössischen Films. Er erzählt mit 3D und wuchtigen Bildern, vom halbwüchsigen Hugo, der auf den Kinopionier George Méliès trifft. Beide Filme gewannen bei den Globes. Beide haben alle Oscars verdient und wir alle profitieren.

Der Junge mit dem Fahrrad

B / F / I 2011 / R: Jean-Pierre und Luc Dardenne / D: Thomas Doret, Cécile de France

Die Gebrüder Dardenne („L’Enfant“) lassen auch in ihrem neuen Werk nur einen Spaltbreit Licht in das düstere Leben ihresProtagonisten. Sie zeigen die soziale Realität diesmal aus der Sicht eines zornigen Elfjährigen. Cyril (beeindruckend: Thomas Doret) ist ein Heimkind und kaum zu bändigen. Seit ihn sein Vater zurückließ hat er den festen Plan vor Augen, ihn zu finden. Er flüchtet aus dem Heim und macht sich auf die Suche. Dabei begegnet er Samantha (Cécile de France), die ihn aufnimmt und sich aufopferungsvoll um ihn kümmert. Eine bewegende kleine Geschichte, mit der die Lütticher Regisseure in Cannes den großen Preis der Jury gewannen und nun für den Golden Globe nominiert sind.


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