Ab ins Gewölbe – Rising sind in der Stadt
Text: Jensor | Ressort: Allgemein, Musik, Veranstaltungen | 17. März 2012„The Vault“ heißt einer der HITS von Rising, zu finden auf dem im letzten Jahr erschienenen Debüt „To Solemn Ash“. Und der Aufforderung, sich rasch in das Gewölbe zu begeben, folge ich morgen Abend nur zu gerne: Die mir stark ans Herz gewachsenen Metaller aus Kopenhagen sind ab 21 Uhr in Uschi‘s HC Imbe zu Gast – und jeder, der diesen Keller kennt, weiß, was ich meine, wenn ich von Vault rede. Das kann nur ein guter Abend werden.
„Die erste echte Metal-Platte auf Exile On Mainstream“, hatte Freund Andreas Kanzler Kohl im Herbst letzten Jahres freudestrahlend berichtet. Und er hatte gleich auch noch das Objekt der Begierde in der Hand: „To Solemn Ash“ von Rising, jener Band, die der Gute schon seit einiger Zeit auf dem Schirm hatte (unter anderem via der 2010er Auflage des South Of Mainstream-Festivals). Was soll ich sagen: Wenn sich der gute alte Metal mal bitte entscheiden möge, permanent in derartigen Erscheinungsbild aufzutreten, dann sei von meiner Seite gesagt – nur her damit.
Spaß beiseite: „To Solemn Ash“ ist ganz exakt das, was ich mir unter einer ausgeprägten Hitplatte im metallverarbeitenden Kontext vorstelle. Nur Hits. NUR Hits. „Sea Of Basalt“ ist einer meiner Hits des Jahres 2011 und zwar unbedingt auch außerhalb des bereits erwähnten metallverarbeitenden Kontextes. Weil hier alles stimmt, von vorne bis hinten: Das sorgsam gewählte, dezente Uptempo in Kombination mit den wirklich fetten (und wenn ich sage fett, dann meine ich FETT) Riffs, die von einer entsprechend klaren und direkten Produktion aber so etwas von fein ins Schaufenster geschoben werden. Die Hookline, die den ohnehin Rising-implementierten und hochgradig ausgeprägten Hang zum Hymnenhaften noch einmal zu toppen versteht. Vorgetragen von Bassisten Henrik Waldemar Hald mit einer wirklich knuffig herzhaften und -lichen Rauheit, Kehligkeit und Reibeisenhaftigkeit – ich vermag gar nicht zu verstehen, warum ausgerechnet der in den Keller gestimmte Gesang eine Schwachstelle von Rising sein sollten, wie es der ein oder andere Kollege sacht durchscheinen ließ. Dabei passt doch gerade dieser Gesang auf diese Musik wie der legendäre Arsch auf den nicht minder berühmten Eimer (aus Metall, versteht sich). Das satte i-Tüpfelchen auf einen ausgewachsenen Hit.
Ich will da jetzt nicht einmal anfangen mit dem Kanon der Bezugspunkte in musikalischer Hinsicht. Dies haben andere zur Genüge getan und finden tut man dies mit einem simplen Suchvorgang im Netz ziemlich einfach (da ist mir btw. auch ziemlich schnuppe, ob und inwiefern ich irgendwelche Web 2.0-Gepflogenheiten verletzen tue). Eigentlich haben mich da ja auch nur zwei Dinge sacht verunsichert – ich kann nach wie vor nur wenig mit den oft gestreuten Sludge-Verortungen anfangen. Was aber vermutlich nur etwas damit zu tun hat, dass ich ganz persönlich für mich selbst eine völlig andere subjektive Definition von Sludge habe, die sich irgendwie mehr an der eigentlichen Begrifflichkeit orientiert. Oder an „In The Name Of Suffering“ von Eye Hate God – und ehrlich gesagt vermag ich zwischen der Rifforientiertheit von Rising und dem durchaus gewollten Matsch von EHG nur geringe Sound-Verwandtschaften zu finden. Die zweite Sache war die mit dem Thrash Metal: Fand ich zunächst auch seltsam abwegig, aber zieht man mal eben diese Rifforientiertheit heran, kann ich dies zumindest halbwegs nachvollziehen.
Interessanter finde ich ohnehin das Prinzip der Simplifizierung: Ich will hier wirklich nicht den Eindruck vermitteln, Rising wären auf unerforschten Terrain unterwegs. Auch wenn ich durchaus darüber nachdenken musste, wie intensiv sich auch das Metal-Bild seit jener Zeit verändert hat, in der ich einst mit Iron Maiden-Kutte und Accept im Ohr um die Häuser gezogen bin. Wobei man ja vielleicht auch einmal festhalten darf: Die Einschätzung, „The Number Of The Beast“ war 1982 eine astreine Pop-Platte im Metal-Kontext, lässt sich mühelos auch auf „To Solemn Ash“ 2011 übertragen. Doom-Einflüsse hin, massive Schwere und dicke Riffs her – Eingängigkeit rules okay. Auf effektive Weise das Naheliegende tun, damit die Nackenmuskeln winseln. Das Einfache, das meistens nur schwer zum Funktionieren gebracht werden kann. Aber wenn es dann mal klappt, hat man eine Platte für die Ewigkeit gewonnen – und ich bin mir ziemlich sicher, dass mich „To Solemn Ash“ eine ganze Weile begleiten wird (und sei es nur, um sich bei Bedarf einen anständigen, aber trotzdem einfachen Tritt an den Kopf namens „Sea Of Basalt“ abzuholen).
Was live unterm Strich noch viel mehr Spaß macht. Weil Rising sehr wohl um die klassischen Metal-Klischees wissen. Und mit diesen angenehm unbefangen umgehen – Fuß auf der Monitorbox, you know? Weil sie den Punch ungebremst rüberbringen. Weil sie – Teufel noch eins – vortrefflich unterhalten. Weil ein Abend mit Rising ein guter Abend ist. Ein verdammt guter Abend (was leider viel zu wenige Leipziger im November im UT Connewitz feststellen durften). Warum ich diesen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungsaspekt hier noch einmal so dezidiert betone? Weil Rising gerade mal wieder unterwegs sind. Und morgen Abend auch in Leipzig an einem Platz zugange sein werden, der so wunderbar passt auf dieses Stück „The Vault“. Das wird ein Fest, sich dieses Ding im Gewölbe von Uschi‘s HC Imbe an die Rübe knallen zu lassen. Auch wenn die Boxen da mit Sicherheit echt zu kämpfen haben. Das wird ein Spaß. Hingehen.
Rising on Tour
17. März, Halle, Rockstation
18. März, Leipzig, Uschi‘s HC Imbe (mit Guts´n Guns und Mount Fuji)
19. März, Prague, Cafe na pul cesty
20. März, Olomouc, Galerie u Mloka
21. März, Linz, Stwst
22. März, Maribor, Club Gustaf
23. März, Massa Carrara, Swamp Club
24. März, Chatillon Aosta, Centre Hibou
25. März, Frankfurt, Ponyhof
27. März, Bern, Dachstock
28. März, Luxembourg, Rocas Cafe
29. März, GER Osnabrück, Bastard
30. März, Essen, Cafe Nova
31. März, Hannover, Glocksee
1. April, Hamburg, Molotow
2. April, Rostock, MAU Club
http://risingmetal.com/
www.vleischerei.de
Fotos. K. Nauber