Melt! – morgen, gestern und überhaupt
Text: Klaus | Ressort: Veranstaltungen | 28. Mai 2012Um es diesmal nicht allzu spannend zu machen das Wichtigste vornweg: das diesjährige Melt!-Festival ist ausverkauft. 20.000 Dreitageskarten, alle Zugkombi- und Sponsorencamptickets sind raus. Tages- und Zweitageskarten gab es in diesem Jahr sowieso nicht. Einzig ein paar Reiseveranstalter halten wohl nooch ein paar Restkarten. Der Sekundärmarkt feiert nun freudige Urstände und verzweifelt Suchende werden vor Fälschungen und Abzockern gewarnt. Mmmjah: Wer zu spät kommt den bestraft das Leben. Und wer Festivalbesuche von spontanen Launen abhängig macht, muss auf sein Glück, kurz vor Toresschluss hoffen. Dabei weiss man doch als Weitgereister Kulturchecker, dass am Programm des Melt! in den letzten Jahren es nie groß was Auszusetzen gab. Alte Heroen, junges Gemüse, der letzte heiße Scheiß, Bands die sonst nur ihren Stipvisitien zu Promozwecken in Berlin, Hamburg, Köln oder München absolvieren verirren sich einmal im Jahr in die ostdeutsche Provinz. Programmatisch hält man die Zügel locker, wie immer namhafte Electro- und Techno DJs bis nächsten Mittag und auf den Livebühnen ein buntes Pop-, Indie-, Dancekonklomerat mit kleinen Ausreißern gen Rock und Singer- Songwriter, vielfach liegt die jeweilige Zuordnung selbstverständlich im auge des Betrachters. Bei über 150 Acts wird man sich wieder entscheiden müssen und die drei Tage wohl sicher wieder sehr sehr kurz.
Wer schon am Donnerstag zur Pre-Party mit WhoMadeWho und Mike Skinner als DJ antanzen möchte sollte sich fix um ein Ticket bemühen, da das Festivalticket dafür allein nicht reicht.
Hier der Komplettüberblick mit Hervorhebung meiner persönlichen Favoriten, die alle zu sehen, wohl eher unrealistisch sein dürfte:
Adam Beyer, AraabMuzik, Aroma Pitch, Benga live, Bloc Party, Blood Red Shoes, BNR Special, Boy, Brandt Brauer Frick, Brodinski, Buraka Som Sistema, Caribou, Casper, Chairlift, Citizens!, Claude VonStroke, Dave Clarke, David August, Destroyer, Dillon, Dixon, Djedjotronic, Douglas Greed, Elektro Guzzi, Ellen Allien, Floating, Flux Pavilion, Freedom Or Death, Freude am Tanzen Special @ Sleepless Floor, Frittenbude, Gesaffelstein live, Gossip, Groove presents @ Sleepless Floor, Hudson Mohawke, Hufschlag&Braun live, I Heart Sharks, Jacques Lu Cont, Jessie Ware, Joel Mull, John Talabot live & DJ Set, Josh Wink, Justice, Knife Party, Lana Del Rey, Laurent Garnier pres. L.B.S., Lazer Sword, Little Boots, M83, Magda, Man Without Country, Markus Kavka, Matador live, Mathew Jonson live, Mathias Kaden, Matias Aguayo, Maya Jane Coles, Modeselektor pres. Melt!Selektor, Monkey Maffia, Mouse On Mars, Nero, Niki & The Dove, Nina Kraviz DJ Set, Oliver Koletzki, Pachanga Boys (Superpitcher + Rebolledo), PeterLicht, Plan B, Pollyester, Richie Hawtin, Riton, Rufus Wainwright and his Band Rustie, Schlachthofbronx, SebastiAn live, Sebo K, Seth Troxler, Shadow Dancer live, Shed, Squarepusher, Steffi Ostgut Ton, Strip Steve, Surkin, Switch, Tale Of Us, The Bloody Beetroots DJ Set, The Cast Of Cheers, The Gaslamp Killer, The Jezabels, The Rapture, The Raveonettes, The War On Drugs, The Whitest Boy Alive, Thees Uhlmann, Tobias Thomas, Tobias. live Ostgut Ton, Todd Terje, Total Confusion Special, Twin Shadow, Two Door Cinema Club, Vondelpark, Willy Moon, Yeasayer, Zedd, Zola Jesus
Von der Genialität des Veranstaltungsortes, seiner beeindruckenden Kulisse, der Lage am bzw. fast schon im See, den Bademöglichkeiten usw. ganz zu schweigen. Wobei vor allem der Ort neben dem Programm das Melt! von allen Konkurenzveranstaltungen auf der grünen Wiese unterscheidet. Wer einmal da war wird mir beipflichten. Übrigens startet wohl schon bald der Vorverkauf fürs nächste Jahr. Also Augen auf!
Und wer noch einen Anstoss oder eine Bestätigung benötigt, für den blicken wir nochmal aufs letzte Jahr zurück.
Melt! 2011
Ebenfalls ausverkauft und auch schon mit 20.000 Besuchern am Fassungsvermögen des Geländes angelangt. Voll, aber noch kein Geschiebe und Engpässe aus vorangegangen Jahren vermieden. Im Jahr zuvor hatte ich mich hinreißen lassen, die Logistik und das Dazulernen der Betreiber zu loben. Dafür gab es in diesm Jahr einige Irretationen bezüglich der Busschuttle. Mal fuhren sie von der Straße vorn am Parkplatz bis zur Nordseite des Campingplatzes, auf halben Weg zum Festivalgelände, wo man dann umsteigen mußte. Später fuhren sie überhaupt nicht mehr bis zur B107 vor. Dafür durfte man den mittleren Campingplatz durchwandern und dann noch quer übers Feld latschen. Geschätzte 2 bis 2,5km. Das ist natürlich nicht die Welt, aber nach 18-20 Stunden auf den Beinen schon anstrengend und lästig und nach den andauernden Regenfällen auch matschig und beschwerlich. Kommt man nicht von um, aber ordentliches Schuwerk hatten nicht alle dabei. Und auf anderen Festivals läuft man noch viel mehr, ich weiss. Das wär auch schon fast Einzigste was ich zu mäkeln hätte, auf das Wetter muss man vorbereitet sein, da muß man dann durch, zur Not in der gratis ZDF-Kultur-Pellerine. Fast. Ein Manko wär da noch. Ein fast schon historisches, dass in den Anfangstagen des als reiner Technoevent gestarteten Veranstaltung zu finden wäre. Damals wie heute begannen derartige Tanzereien erst mitten in der Nacht und gingen bis spät in den nächsten Tag hinein. Den Quatsch rettet man seither Jahr für Jahr in den Timetable und startet erst zum späten Nachmittag mit dem Bühnenprogramm, was dann aber selbstverständlich bis früh um 7Uhr geht. Bei Sonne auf dem Zelt hält man es aber nur bis 9 in selbigem aus und breit und bräsig vertrödelt man dann den Tag bis endlich mal das Programm losgeht. Woanders starten die Bands gegen Mittag und zwischen 3 und 4 ist Schluß. Aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt.
Ansonsten wars toll, es gab jede Menge zu sehen, zu erleben und vieles zu entdecken.
Einlasskontrolle
When Saints Go Machine starten fulminat das Festivalprogramm und animieren die Ersten zum Tanzen.
Brautalarm
DJ T auf der Big Wheel Stage mit neuer Anordnung der Bühne und in der Nacht mit spektakulärer Illumination.
Yukimi Nagano von Little Dragon lies die Herzen höher schlagen.
Zur Zeit des Festivals war ihr Hit zwar schon lange raus und in den einschlägigen Foren bereits in den Best Of von 2010 verzeichnet. Foster The People rissen dank energischer Show die Anwesenden mit und der Erfolg, dank Mobilfunk und Viva-Dauerrotation sei ihnen gegönnt.
Wenn Foster The People schon mitreissend waren, setzten FM Belfast, aus Island, auf der Gemini Stage noch einen obendrauf und verwandelten das offene Bierzelt in eine Riesenhüpfburg.
Kein Halten mehr
Andächtiger aber nicht minder eindringlich sorgte die Apparat Band auf der Strandbühne für emotionale Stimmung und gehörigen Andrang.
Cut Copy, als Indierocker ganz okay.
Einen etwas verstörenden Auftritt gab Robyn. Die Hitqualitäten ihrer Songs sind unbestritten, und dass es da auch etwas tiefgründer zugeht als bei der Floridaer Konkurenz sollte sich herumgesprochen haben. Vielleicht ist ja ein Koffer abhanden gekommen, aber ein unvorteilhafteres Outfit wär wohl kaum drin gewesen. Bomberjacke , Radfahrerbrille und Skihosen aus den Neunzigern.
Etwas abseits der sonstigen künstlerischen Auslegung erfreuten Iron & Wine ein dürftig besuchtes Zelt. Doch die Anwesenden waren dankbar und ergriffen. Ein Ruhepol und Zeit für ein paar leise Momente im Festivaltrubel.
Busshuttle nur noch bis zum mittleren Campingplatz. Warum nicht noch die 1,5 bis 2km bis vor an die Straße? Frustend langer Heimweg nach einem anstrengendem Festivaltag…
vom anderen Ufer
Mutter waren 17.30Uhr dran und sogen alle über 30 vor die Bühne. Dabei hätten Fans der neuen deutschen Schmachtbolzen durchaus was lernen können. Zum Bsp. über den unpeinlichen Gebrauch der Muttersprache, die Vermeidung von Plattitüden etc..
…noch Fragen?
Die Finninnen und Finnen von Le Corps Mince De Françoise eröffneten mit Trommelwirbel die zweite Bühne
und Retro Stefson ließen nach Dauergast Andreas Dorau, dank isländlicher Ethnorhythmen die Leute vor der Hauptbühne zappeln.
Monarchy, andächtig und Geste bemüht, aber gut.
Stammgast Patrick Wolf weiss sein Publikum zu nehmen und zu begeistern. Wenn es sein muss auch im Fronteinsatz.
Beady Eye konnten zwar nicht wie Oasis 2009 die komplette Hauptbühne füllen, rockten aber als Ersatz ganz anständig. Nur Einer fehlte.
Planning To Rock: Interessanter Ansatz, sowohl musikalisch, als auch was die Inszenierung anbelangt. Ein Auftritt mit Nachwirkung.
DAF ließen keinen Zweifel an ihrem Legendenstatus und keine Altersmilde walten.
Die Editors füllten nicht nur souverän die Bühne, sondern auch das weite Rund davor.
Metronomy: verspielt mit leuchtenden Herzen.
Super Nachtillumination der Big Wheel Stage mittels Flammwerfer und
leuchtenden Tanksäulen in wechselnde Farben.
Die leuchtende Kulisse der Stahlgiganten ist schon was Besonderes und läßt jedes Wiesenfestival etwas armseelig aussehen. Kein Wunder also, dass mittlerweile eine ganze Handvoll Festivals und Einzelveranstaltungen im Laufe des Sommers hier stattfinden (Springbreak, Splash!, OFT).
José González setzte mit leisen Töne Akzente.
Errors: fibrig, quecksilbrig
Cold War Kids, dank Mitgröhlhymne zum Durchbruch.
Bag Raiders: dank Werbesommerhit auf allen Kanälen, live ganz okay, aber an der Abwechslung und Substanz läßt sich noch was machen.
Der nervige Regen schreckte die Tanzwütigen nicht.
Plan B sagte kurzfristig ab, doch mit Frittenbude fand sich ein adequater Ersatz, der dank stumpfer Partyreime das Publikum das miese Wetter vergessen ließ. Passte also wie die Faust aufs Auge.
Carte Blanche: Der Tiefpunkt, was einfallsloses Partygestampfe angeht. Dass konnten auch die beiden Hüftenschwingerinnen nicht kompensieren.
Im Rahmenprogramm fand die Lesung von Tino Hanekamp mit Unterstützung von Nagel dank trockenem Inneraum regen Anklang.
White Lies im strömenden Regen. Leider
Architecture In Helsinki: Modisch wie musikalisch auf dem Retrotrip, aber muss man wirklich Ace Of Base covern? Retorische Frage – natürlich nicht, nicht in diesem Leben. Warum steht das eigentlich nicht unter Strafe? Auspeitschen, Waterbording etc., da gibt es doch Verschiedenes seit dem Mittelalter.
Beim ersten Song von Pulp hatte selbst der Regen ein Einsehen und man konnte die letzte Band und den definitiven, den ultimativen Headliner unbeschwert genießen.
Vorturner Jarvis Cocker hatte sofort die Menge in der Hand. Dank gigantischem Hitreigen frage niemand nach neuem Material. Die Werkschau allein zauberte ein seeliges Strahlen auf die Gesichter derer, die sich noch an die glorreichen Britpoptage dunkel erinnern können.
Voll dabei
Und dann entließ man uns in die schwarze Nacht, schön zu Fuß. Sind ja nur drei Kilometer und jeder Weg macht schlank.
Ausgepowert und reizüberflutet krochen wir ins Zelt und wußten: auch im nächsten Jahr wird das Melt! zum Pflichttermin. Da kann uns keine Laune dazwischen kommen. Dass weiss man zur Not auch schon ein Jahr vorher. (Schwangerschaften und Todesfälle ausgenommen versteht sich)
Mehr Fotos vom Melt! 2011 unter:
www.flickr.com/photos/personanongrata/sets/72157627334931886
oder von frühren bzw. generell:
www.flickr.com/photos/personanongrata
Fotos & Text: Klaus
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