Die PnG-Kinotipps
Text: Redaktion | Ressort: Film | 7. Oktober 20123 Zimmer/Küche/Bad
Das teutonische Beziehungsfilme nicht peinlich sein müssen, beweisen Dietrich und Anna Brüggemann
D 2012 / R: Dietrich Brüggemann / D: Jacob Matschenz, Robert Gwisdek, Anna Brüggeman etc.
Regisseur Dietrich Brüggemann und seine Schwester Anna überraschten uns vor zwei Jahren mit „Renn, wenn du kannst“, der ehrlichsten, einfallsreichsten und einfach witzigsten deutschen Komödie seit Jahren. Der Erfolg liegt nicht zuletzt darin begründet, dass sie ihre Drehbücher gemeinsam schreiben. Nun haben sie ihre Ideen und die individuellen Vorstellungen junger Menschen von einem Leben zu zweit in eine Beziehungskomödie gepackt. Im Mittelpunkt wieder einmal das Dreiergespann Anna Brüggeman, Robert Gwisdek und Jacob Matschenz. Um sie herum, dreht sich das komplexe Beziehungsgeflecht einer Wohngemeinschaft, das wunderbar charmant um die eigene Achse zirkelt und dabei einige wahnwitzige Storypirouetten dreht.
On the Road
Unterwegs mit Jack Kerouac: Walter Salles ist zurück auf der Straße
F/GB 2012 / R: Walter Salles/ D: Sam Riley, Garret Hedlund, Kristen Stewart etc.
Der Roman „On the Road“ von Jack Kerouac hat besonders in den Staaten unzählige Künstler inspiriert. Der Kult-Poet der Beat Generation kitzelte damals den Nerv vieler seiner Zeitgenossen und lange galt sein Werk als unverfilmbar. Nun hat sich der Brasilianer Walter Salles („Motorcycle Diaries“), König des Roadmovies, an den Stoff gewagt. Im Mittelpunkt steht der ziellose, aber lebenshungrige Autor Sal Paradise (Sam Riley) und seine Beziehung zu dem charismatischen Draufgänger Dean Moriarty (Garret Hedlung). Erwartungsgemäß strahlt Salles’ Verfilmung besonders, wenn die beiden und ihre Weggefährten auf den Straßen zwischen West- und Ostküste unterwegs sind – und da sie das so ziemlich den gesamten Film über sind, entstand eine faszinierende, existentialistische und werkgetreue Adaption des literarischen Spiegelbilds einer ganzen Generation.
Bombay Beach
Die Israelin Alma Har’el wirft einen betören schönen Blick in eine erschreckend trostlose Gegend und Beirut spielt den Soundtrack dazu.
USA 2011 / R: Alma Har’el
Ein See in der Wüste, entstanden 1905 durch einen Dammbruch am Colorado River: der Saltonsee ist mit fast 1000 Quadratmetern der größte im US-Bundesstaat Kalifornien. In den Fünfzigern avancierte er zum beliebten Urlaubsziel der gehobenen Mittelschicht. Präsident Eisenhower war dort und Sinatra gab Konzerte. In den 70er Jahren verblasste der einstige Traum jedoch, als der Anstieg des Wasserspiegels Teile der Infrastruktur zerstörte und der Salzgehalt dramatische Ausmaße annahm.
Heute ist die Region um Bombay Beach verwaist. Vom Schwimmparadies blieben nur die Gestrandeten. Der Rentner Red zum Beispiel, der seinen kärglichen Lebensunterhalt mit dem Schmuggel von Zigaretten aus dem angrenzenden Indianerreservat bestreitet oder die Familie des sechsjährigen manisch-depressiven Benny Parrish, die mit der ständigen Angst lebt, dass das Jugendamt vor der Tür steht. Schließlich ist da noch der schwarze Jugendliche CeeJay, der aus Los Angeles nach Bombay Beach floh, nachdem sein jüngerer Cousin einer Schießerei unter rivalisierenden Banden zum Opfer fiel. Sie alle träumen von einer besseren Zukunft.
Die israelische Filmemacherin Alma Har’el wanderte durch dieses Wasteland aus Schrott und Tierkadavern und fing mir ihrer Kamera die Poesie des Untergangs ein. Sie sammelte Geschichten. Impressionen aus einer Parallelwelt zum amerikanischen Traum. Kunstvolle Bilder von Heranwachsenden, die zum wundervollen Soundtrack der Band Beirut tanzen und überraschend optimistisch stimmen, auch wenn die Zukunft im Ungewissen liegt.