Melt! 2012
Text: Klaus | Ressort: Diary, Musik, Veranstaltungen | 31. Dezember 2012Großer Bahnhof beim Melt! in Gräfenhainichen. Monatelang vorher Ausverkauft, trotzdem oder gerade deshalb Kartenverkäufer an jeder Ecke. Wer sich von Erfolglosigkeit beim Vorverkauf abschrecken ließ, war selber schuld und verpasste den Pop-/Electro-/Tanzevent des Jahres im Flachland zwischen Berlin und Leipzig. Massenweise hochkarätige Künstler, arriviert und auf bestem Wege dahin. Was will man mehr. In geballter Form fast alles was so durch die Gazetten und Blogs weltweit schwirrte machte uns am See zwischen den ausrangierten Bagger die Aufwartung und wir kamen natürlich gerne wieder. Programm topp, Wetter zwar nicht Flop, dafür hätte es schlimmer kommen können aber auch nicht gerade das was man sich so im Sommer wünscht. Aber daran krankte ja die ganze Jahreszeit. Wenigstens keine ausgedehnten Niederschläge und Sturmattacken. Eben so naja bis okay. Organisatorisch, von der Schuttleeinsparung mal abgesehen ohne größere Schwächen. Routine rult und das meine ich in diesem Fall auf jeden Fall positiv. Eines verstehe ich allerdings beim besten Willen nicht. Was hat dieser Übergroße Turm in der Mitte des Publikums für eine Funktion? Woanders verstellt man dem Publikum weiter hinten nicht so militant die Sicht. Das Mischpult könnte samt Überdachung wesentlich flacher dastehen, wäre da nicht die VIP-Loge. Mannoman. Was eigentlich ein Hexenkessel wäre ist vollgeräumt mit hässlichen Buden und diesem Ungetüm. Unverständlich! Und dann noch was, man ist schließlich Ästhet. Manche Veranstltungen haben originäre Bühnenbauten. Ferropolis nicht, obwohl mittlerweile eine Handvoll Veranstaltungen an diesem ort stattfinden, die ohnehin dieselbe Bühne nutzen. Einen häßlichen 0815-Kasten an dem immer nur die Banner getauscht werden. Dabei drängt sich eine Konstruktion, die die Mad-Max-Aura des Ortes aufnimmt doch geradezu auf. Stichwort: Trademark, Genius Loci usw. Bitte mal drüber nachdenken liebe Veranstalter, wenn alle zusammenlegen sollte was maßgeschneidertes Eigenes doch weniger kosten als die Miete für fünf Jahre.
Doch stürzen wir uns doch einfach ins Getümmel und lassen die Highlights nochmal Revue passieren…
Nein das sind hier nicht die Buxenräuber zur Begrüßung, sondern die Penisritter mit ihrem mächtigen Excalibeer.
Einen Auftakt nach Maß bescherten uns die Raveonettes. Mit neuem Material und ansonsten einfach immer toll. Leider halt zu tagheller Stunde, das ginge noch athmosphärischer, aber was solls.
Aktuell der heiße Scheiß, war Jesse Ware im Sommer schon beim Melt!. Im nachhinein betrachtet fast schon im Alltagslook, betrachtet man die superstylishen Bilder zum Album bzw. die Videos.
Jecken auf Landgang
The Rapture ließen die Musik sprechen. Stagacting gen Null tendierend und doch ein Superauftritt.
zufriedene Gesichter aller Orten
Little Boots mit fragwürdeiger Kostümauswahl und alten Hits
Vondelpark
Brandt Brauer Frick auf der Strandbühne, leider ohne Orchester, dennoch ohne Zweifel Ausnahmekünstler mit etwas anderem Ansatz, was elektronische Tanz- und Unterhaltungsmusik anbelangt.
M83 mit Kreaturenspektakel und Laserfingershow
Dan Snaith aka Caribou diesmal auf der Hauptbühne mit großer Band.
Dillon nur geheimnisvoll als Schattenriß wahrzunehmen.
Kele von Bloc Party, immer noch mitreißend, obwohl die neueren Songs nicht so zünden wollen, wie die Klassiker. Nach zahlreichen Auftritten hier quasi mit Heimvorteil.
Rufus Wainwright gab natürlich wie immer den leidenden Dandy, leider nicht mit schmetterlingsflügeln, was ich hiermit wirklich mal anprangern möchte. Ein angenehmer Gegenpol zum Partygeboller.
I Heart Sharks auf den Spuren von Joy Division und Interpol. Ganz okay, rechtfertigt aber nicht die mediale Omnipräsenz.
Campingplatzaktivität… besser nicht Nachfragen
KMPFSPRT leidend
Willy Moon stand zwar in der Bühnenmitte und weiter vorn. Die geneigte männliche Publikumshälfte konnte sich nur schwerlich zwischen rechts und links von ihm entscheiden.
Die Bood Red Shoes auch schon Stammgäste und eigentlich immer super, so auch diesmal trotz hellichtem Tage.
Citizens!
Detail an der Big Wheel Stage
o.T.
Beach Stage
Araabmuzik
Herrlicher Mummenschanz bei den Bondage Fairies, quasi die Audiolithposse Skandinaviens. Sehr unterhaltsam.
Casper
Einfach bezaubernd und obendrein bieten Chairlift auch Songs, die nach zwei, dreimal Hören noch etwas zu bieten haben.
Die Kulisse ist natürlich unerreicht.
Two Door Cinema Club, der Mainstagenewcomer des Jahres in dieser festivalsaison.
Ja, ich seh’s.
Schluck den Druck: prolliges Gekasper, Gepose und Parolengekloppe, für den Moment mit drei Bier im Blut ganz unterhaltsam, aber wohl nicht die nächsten Deichkind, die sie wohl gern wären.
Die wandelnde Binde tanzt beim nächsten Konzert dann mit Frau Dito auf der Hauptbühne.
Gossip waren in diesem Jahr wohl der einzige Mainact, bei dem sich auf der Bühne etwas bewegte, um die Massen mitzureißen.
Schade, dass das Buraka Som Sistema ihre explosive Show nur auf der kleinen Bühne austoben durften.
Stattdessen funktionale Laptopmugge auf der Hauptbühne: Modeselektor
Big Wheel Stage mit Schulaufführungskulisse in Burgform. Warum?
Großartig: Gaslamp Killer
Squarepusher hatte es trotz Technologieoverkill nach Modeselektor nicht so einfach. Avantgardeelektronik gegen zwingende Beats. Da half auch kein Rudern mit den Armen.
Postkartenansicht und Verheißung
Beachparty
Bei allem Hype um Lana Del Ray und Gelaber über Äußerlichkeiten und Athentizität vergessen viele, dass es sich immer noch um eine junge Frau mit ein paar bittersüßen Liedchen handelt. Kann man mögen oder nicht, aber wann wurden denn schon mal ähnlich überzeugend versucht Nancy Sinatra mit ein paar deepen Hiphopgrooves zu kreuzen?
Alunageorge
Andrang der Veganer am mobilen Außenposten der Vleischerei
Erdbär
The Jezabels wurden ja auch in Graswurzelhörerkreisen ohne Ende mit Vorschusslorbeeren versehen ist dann aber doch nur ganz ordentlicher Neunzigerjahreindie oder vielmehr Collegerock bzw. Alternative, wies damals auch hieß.
Fluffig: Icona Pop
Nina Kraviz
Magda
Das eigentlich angemessene Schwelgen zu Destroyer fällt bei Tageslicht und ohne Kronleuchter natürlich schwerer.
Psychedelisch, aber unter Kontrolle: The War On Drugs
Buchlesung mit Torsun: natürlich nur die „lustigen“ Drogengeschichten, nicht die selbstgedrehte politische Agitation.
Ganz groß war natürlich wieder Zola Jesus. Sehr bewegend, sehr einnehmend, viel sehr von Allem…
Lichtspiele hinterm Kreuz mit Justice. Die Leute haben zwar gefeiert und getanzt, aber eigentlich fehlte mir als Rausschmeißer, doch noch ein Act mit etwas mehr Seele. Etwas blutleer das ganze Spektakel.
Hauptbühne und kaum 30m davor schon der blöde VIP-Turm, verstehe ich nicht. Und bitteschön: schreit die Kulisse nicht nach einer individuellen Bühnenkonstruktion, die das Mad Max-Ambiente weiterdenkt. Hier steckt Potential für Entwicklung!
Der erste Preis in der Rubrik Partyschuhe geht an: siehe Mülltonne.
Vorbei Teil 1: Ausklang an der Hauptbühne
Yeasayer auf Tuchfühlung. Großartiges Konzert.
Vorbei Teil 2, nun aber endgültig. Aber sicher bis zum nächsten Mal vom 19-21. Juli 2013.
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/p