Interview mit Lukas Jüliger
Text: Joshua | Ressort: Literatur | 15. März 2013Im Dezember 2012 erschien „Vakuum“ von Lukas Jüliger (Jahrgang 1988). Ein Comic, für den er viel Beachtung und Lob bekam. Zu Recht. Eigentlich beschreibt „Vakuum“ eine beinahe normale coming-of-age Story über die erste Liebe. Um dieses Beinahe-Normale formieren sich aber abseitige Elemente, die das Buch einzigartig machen. Lukas Jüliger erschafft mit seinen zarten, pastelligen, femininen und rundlichen Zeichnungen eine eigene, glaubwürdige und süße Welt, die mit der Endzeitstimmung der Story auf merkwürdige Weise harmoniert. Die Story selbst hat mehrere Ebenen und ist sehr intelligent erzählt. Man hat den Eindruck, dass der Autor und Zeichner genau weiß, was er sagen will. Für PNG beantwortete er einige Fragen.
PNG: Anke Feuchtenberger sieht ihre ausschraffierten Flächen als eine Art Magnetfelder („energetische Darstellungen von Anziehungskraften“). Auch du verwendest ausschraffierte Flächen. Wie siehst du das? Was ist deine Absicht dabei?
Lukas Jüliger: Ich habe dadurch das Gefühl, meinen Zeichnungen und vor allem den Orten, an denen die Szenen des Buches spielen, das höchst mögliche Detail und Leben zu verleihen und mit dem auszufüllen, was ich im Vorfeld auf „mentaler“ Ebene in sie hineingelegt habe. Außerdem finde ich, dass es hübsch aussieht.
PNG: Wie wichtig ist dir die Aussage, die du mit deiner Geschichte triffst? Was möchtest du in erster Linie beim Leser erreichen?
Lukas Jüliger: Ich wollte weniger eine Aussage treffen als ein Gefühl erzeugen, das sich während der Lektüre des Buches aufbaut und am Ende zurückbleibt.
PNG: Beim Lesen hatte ich stellenweise – wahrscheinlich vor allem wegen der Stimmung und den verschiedenen Ebenen – ein ähnliches Gefühl wie bei Charles Burns „X“ oder „Die Kolonie“. (Tatsächlich sind diese und dein Werk wahrscheinlich relativ gleichzeitig entstanden.) Was hältst du von ihm? Kannst du andere Vorbilder nennen?
Lukas Jüliger: Ich bin nicht so tief in der Comic/graphic novel-Welt unterwegs und Charles Burns habe ich auch erst neulich (als ich meinen Künstler-Rabatt bei Reprodukt geltend machen konnte) entdeckt. „X“ und „die Kolonie“ fand ich cool, vor allem die Farben mochte ich. Auffällig fand ich außerdem, wie gut der Geruch des Buches selbst zu der Geschichte passt. Bei der Vorbild-Frage kann ich aber nie irgendwas antworten, irgendwie kann ich da niemanden benennen.
PNG: Wegen deiner großen Souveränität (sowohl zeichnerisch als auch erzählerisch) ließe sich vermuten, es gibt noch Frühwerke, die bislang unveröffentlicht sind. Gibt es da Pläne für Veröffentlichungen oder entstehen schon neue Projekte?
Lukas Jüliger: Vielen Dank für das Kompliment! Es gibt jede Menge Frühwerke, aber nichts, was für „die Welt da draußen“ bereit gewesen wäre. Also auch nichts, dessen Veröffentlichung diskutiert würde. Nach über zwei Jahren Arbeit an dem Buch erscheint mir nichts abwegiger als das nächste große Projekt anzugehen. Ich muss jetzt erstmal das machen, worauf ich Lust habe und was ich in der Zeit verpasst habe, nämlich experimentieren und entspannen. Aber irgendwann werde ich sicher wieder etwas Buch-artiges machen, dafür war das Gefühl, es endlich in den Händen zu halten, zu gut.
PNG: Vielen Dank!
Das Interview führten Christian Buchner und Joshua Groß