The Broken Circle
Beautiful Pain
Text: Lars | Ressort: Film | 28. April 2013
B 2013 / R: Felix van Groningen / D: Veerle Baetens, Johan Heldenbergh, Nell Cattrysse
Es gibt zu viele Filme im deutschen Kino. Jede Woche buhlen bis zu 20 um die Gunst der Zuschauer. Die meisten gehen im Lärm der Blockbustertrommeln unter. Mediokrer Mist verstopft die Leinwände und verhindert den ein oder anderen sehenswerten Start. Hängen bleibt am Ende eh zu wenig.
Da ist der Rezensent dankbar, wenn er ab und zu in seinen Grundfesten erschüttert wird, nach 100 Minuten Laufzeit sein Ego über den Dielenboden zwischen Popcornresten verstreut sieht und einfach froh ist, dass die ewig nörgelnden Kollegen endlich mal sprachlos sind. Solche Erlebnisse sind rar, aber auf der diesjährigen Berlinale erging es mir wieder einmal so – und offensichtlich ebenso vielen anderen, die dem Film den Publikumspreis verliehen.
„The Broken Circle“ von Felix van Groningen („Die Beschissenheit der Dinge“) ist mitreißend, bewegend, beglückend und niederschmetternd und dazu noch eine cineastische Meisterleistung. Die Geschichte von Elise und Didier, der Tätowiererin und dem Cowboy, ihrer Liebe, ihrem Glück, ihrem Schmerz bewegt uns im Innersten. Veerle Baetens, deren Haut von einem steinigem Lebensweg erzählt, und Johan Heldenbergh, der den Stoff als Bühnenstück entwickelte und Rolle des Didier übernahm, bilden den Mast in der stürmischen See, die das Drehbuch für sie bereit hält.
Die Vene, durch die ihre Leidenschaft fließt, ist der Schnitt von Nico Leunen, der virtuos die Zeitebenen miteinander verwebt, Ereignisse vorgreift und emotional verknüpft. Die einnehmende Musik der Broken Circle Breakdown Bluegrass Band findet für jede Szene den richtigen Ton und fängt uns auf, wenn wir in Tränen versinken. Schmerz war nie so schön.