Unterwegs mit DJ Koze
Text: Jensor | Ressort: Allgemein, Diary, Kunst, Musik | 3. August 2013„Kosi Comes Around“ ist echt schon wieder geschlagene acht Jahre her! Gut, da kamen noch die „Reincarnations“ dazwischen, aber auch das war ja schon 2009 – und dies ist im elektronischen Musik-Kontext schon beinahe mehr als eine mittlere Ewigkeit. Wobei es möglicherweise einfach auch Unfug ist, auf einen Menschen wie Stefan Kozalla die, ähem, üblichen Standards anzulegen. Klar war dies – zumindest mir – eigentlich schon bei „Männer können seine Gefühle nicht zeigen“, dem Debüt vom famosen Fischmob (wobei mir gerade einfällt, dass die 12 Inch „Ey, Aller“ sich auch noch in der Plattensammlung herumtreibt). Und für alle, die gerade ein bißchen Bedarf zum Diggen erkennen – Adolf Noise nicht vergessen! Die Schweinereime! International Pony!
Jetzt also „Amygdala“ – eine Platte, die schon an vielen anderen Stellen ordentlich abgefeiert wurde. Und mit was? Mit Recht! Zwei Aspekte sind mir besonders aufgefallen – einfach, weil ich sie deutlich unterstreichen möchte. Punkt 1: Unter Testspiel.de wurde von einem Remix-Album ohne Remixe gesprochen. Was zumindest bei jenen Stücken (ich verkneife es mir, von Tracks zu reden – siehe dazu Punkt 2) mit Gastspielen am Gesang voll und ganz zutrifft: Wie DJ Koze da jedem der Beteiligten die Musik geradezu auf den Leib schneidert, hat etwas von einem Remix – was mal abgesehen von der Kings Of Convenience-Neubearbeitung „Homesick“ aber nicht so ist. Trotzdem drängt sich in der Tat die Frage nach dem Original auf, weil Dirk von Lowtzow auf „Das Wort“ so unfassbar bei sich ist, weil Matthew Dear so wunderbar auf „My Plans“ passt, weil Dan Snaith aka Caribou so großartig funkelt beim Opener „Track ID Anyone?“. Und so weiter, und so fort. Am Ende des Tages ist dies aber nur die halbe Wahrheit, denn da gibt es ja noch vier weitere Stücke. Stücke, die auch ohne dieses Guesting-Prinzip funktionieren. Was mich zu Punkt 2 bringt: Songwriting. Ein Punkt, der von Andrew Ryce via „Pitchfork“ vollkommen zu Recht in den Vordergrund geschoben wurde: Diese Sorgsamkeit, mit der Stefan Kozalla mit seinen Stücken umgeht, ist in der Tat bemerkenswert. Wie er tatsächlich in der Überfülle der Ideen niemals den roten Faden, die Idee hinter „Amygdala“ aus den Augen verliert – das ist außergewöhnlich. Und mindestens ein Hinhören wert. Wobei man sich unbedingt auf Pop einstellen muss – Minimal schwingt hier ebenso „nur“ als Bestandteil mit wie die Rave-Abfahrt. Wer die Vollbedienung braucht, ist hier definitiv verkehrt.
So weit, so richtig: Was ich hier an dieser Stelle aber unbedingt noch einmal droppen möchte, ist die feine, humorvolle, selbstironische Ästhetik, die Stefan Kozalla abstrahlt wie ein schön warmer Ofen. In die man sich so prima reinplumpsen lassen kann. Die einen auffängt und umhüllt. Liebe eben, die ja im Idealfalle auch so funktionieren sollte. Und weil sich dies so wunderbar in den Fotos zu „Amygdala“ wiederspiegelt, müssen die hier mal in der gesamten Schönheit gezeigt werden. So!
Fotos: Pampa Records
Ach ja: „Amygdala“ ist bereits via Pampa Records erschienen – jenem Label, das von Stefan Kozalla gemeinsam mit Marcus Fink seit 2009 betrieben wird. Und von dem man sich beruhigt Veröffentlichungen in den heimischen Plattenschrank stellen kann – siehe Isolée, Ada, Robag Wruhme und Dntel.