Die PnG-Kinowoche
Text: Lars | Ressort: Film | 16. April 2014Yves Saint Laurent
Feiner Zwirn
Dies ist die Geschichte von einem Genie und seiner Muse, die einer großen Liebe zwischen dem Modedesigner Yves Saint Laurent und dem Unternehmer Pierre Bergé. Sie beginnt im Jahre 1957, als der 21jährige Yves nach Paris kommt und bei Christian Dior beginnt. Mit seinen unkonventionellen Ideen wird er schnell zur rechten Hand des Modeschöpfers und übernimmt nach dessen Ableben die kreative Kontrolle seines Imperiums.
An seiner Seite: der Geschäftsmann Pierre Bergé, der auch nicht von ihm weicht, als Yves sich vermehrt den Drogen hingibt und droht, sich selbst zu zerstören. Zwischen dem schüchternen Genie und dem Philantrop keimt eine Liebe, die Höhen und Tiefen überdauern wird.
In den Annalen der Geschichte gilt sie als eine der fruchtbarsten kreativen Beziehungen des Zwanzigsten Jahrhunderts und Regisseur Jalil Lespert tut richtig daran, sie in den Mittelpunkt seines Porträts zu rücken. Zumal er mit Guillaume Gallienne und dem völlig hinter den dicken Brillengläsern des berühmten Designers verschwindenden Pierre Niney zwei exzellente Darsteller gewinnen konnte. Die stilvolle Ausstattung, die atmosphärischen Bilder und ein einnehmender Jazz-Soundtrack von Ibrahim Maalouf ergeben ein detailliertes Zeitengemälde und eine ganz eigenwillige Künstlerbiographie, die dem Maître ein würdiges Denkmal setzt.
F 2013
R: Jalil Lespert
D: Pierre Niney, Guillaume Gallienne, Charlotte Le Bon
Krugovi – Circles
Im Kreis gedreht
Der serbische Regisseur Srdan Golubovic verwob 2007 in seinem modernen Film Noir „Klopka – Die Falle“ meisterhaft einen spannenden Plot mit den gesellschaftlichen Umbrüchen seines Landes. Sechs Jahre hat es gedauert, bis er den Nachfolger seines preisgekrönten Werkes vorlegte und er gräbt mit ihm noch tiefer in den offenen Wunden, die der Kossovokrieg vor 15 Jahren hinterlassen hat.
In einem dramaturgischen Kraftakt zieht er die Kreise um ein Ereignis, das in Kriegszeiten so ähnlich vielfach stattgefunden haben muss: bei einer Auseinandersetzung wird der junge serbische Soldat Marko von seinen eigenen Leuten zu Tode geprügelt, als er sich für den Kioskbesitzer Harris einsetzt. Zwölf Jahre später haben weder Täter, noch Opfer und Hinterbliebene jenen Tag vergessen. Das Schicksal sorgt erneut für Überschneidungen ihrer Lebenswege und wirft dabei einige schmerzhafte moralische Fragen auf.
Das Schweigen ist das Gift, das die Wunden frisch hält. Heilung ist auch eine Generation später nicht in Sicht. Das zeigt Golubovic schmerzhaft und berührend auf. Dabei schimmert durchaus Hoffnung hindurch, das Reue und Vergebung auf beiden Seiten vielleicht doch möglich sind.
SER/D/F/KRO/SLO 2013
R: Srdan Golubovic
D: Aleksandar Bercek, Leon Lucev, Nebojsa Glogovac
Lauf Junge lauf
Flucht vor der eigenen Identität
Viele erschütternde Geschichten aus der Zeit des Dritten Reichs sind bereits erzählt worden. Aber nur wenige von ihnen aus der Sicht eines Kindes. Dabei spiegeln sie am ehesten unser Unverständnis wider, mit dem sie die Dinge um sie herum wahrnehmen. Noch dazu, wenn der Protagonist der Geschichte jüdischer Herkunft ist. Der kleine Srulik ist gerade mal neun Jahre alt, als er aus dem Warschauer Ghetto flieht. Seine Eltern musste er zurück lassen und schlägt sich nun alleine durch die Wälder, stehts auf der Flucht und auf der Suche nach Unterschlupf und Essen. Er weiß nicht, wem er trauen kann, wessen Hilfe aufrichtig ist und wer ihn für ein paar Geldmünzen verrät.
Sein Glaube und die damit verbundene Identität spielt in Pepe Danquarts beeindruckendem Film, dessen Drehbuch er gemeinsam mit Heinrich Hadding nach dem Roman von Uri Olev und der Lebensgeschichte von Yoram Fridman entwickelte, eine nicht unerhebliche Rolle. Um seine Haut zu schützen, legt Srulik seinen jüdischen Namen ab und wird zum Waisenjungen Jurek. Verkörpert wird er von den Zwillingen Andrzej und Kamil Tkacz, die den entbehrungsreichen Weg des Jungen eindrucksvoll nachfühlbar machen.
D/F/Pl 2014
R: Pepe Danquart
D: Andy Tkacz, Jeanette Hain, Rainer Bock