Voller Überraschungen – Stoned From The Underground 2016
Text: Jensor | Ressort: Diary, Musik, Veranstaltungen | 9. August 2016Es gibt Dinge zu erledigen! Ja, es muss berichtet werden – darüber, dass wir doch das ein oder andere Festival schon mitgenommen haben. Da bleibe ich doch gerne (vorübergehend) dran an der Aktualität und starte mit dem Naheliegenden: Hier ist der Rückblick auf das 16. Stoned From The Underground.
Ja, ich bin schon der etwas andere Festivaltyp – die diversen Freuden, die allerorts in diesem Kontext abgefeiert werden, bereiten mir schon beim Gedanken daran körperliches Unbehagen, weshalb ich auch die Idealisierung von Schlammschlachten, Pipi-Kaka-Spielchen, Highspeed-Druckluftbetankungen usw. usf. eher mit Befremden betrachte. Neuer, wahrlich abscheulicher Höhepunkt dieser Idealisierungen ist das in jeder Hinsicht schreckliche „Zeltplatz Baby“-Video der, ähem, Formation Schmutzki, das aber perfekt all das illustriert, was ich an Festivals hasse. Und btw. – es versteht sich von selbst, dass die dazugehörige Musik von einer gähnenden Belanglosigkeit ist, was wiederum auch wieder als sicheres Zeichen dafür zu lesen ist, dass bei all den betreffenden Festivals eines garantiert überhaupt keine Rolle spielt – yep, richtig geraten, die Musik. Mithin bin ich aber froh darüber, dass es Leute gab, die mir gezeigt haben, dass es auch anders geht mit den Festivals – jene Leute, die so etwas wie Haldern Pop auf die Beine stellen. Oder Freund Andreas „Kanzler“ Kohl mit seinen famosen South-Of-Mainstream-Events. Und nicht zuletzt die Leute um Fred und Ralf, denen wir das Stoned From The Underground zu verdanken haben. Natürlich gehen wir da hin! Und natürlich lohnt es sich alle Jahre wieder, weil das eben auch ein etwas anderes Festival ist. Eines, das mit einer großen Hingabe auf die Beine gestellt wird. Mit einer ausgeprägten Sorgfalt und einer eindeutig gewollten Unabhängigkeit, die sich in allen Handlungen wiederspiegelt (man weiß ja – dieses Ding mit den Markennamen, die einem allerorts um die Ohren gehauen werden oder eben nicht). Ein Festival, das dieses komische Wettrüsten der Dinge nicht mitmacht – weder in Sachen Größe noch in Sachen Headliner. Wie hatte es Ralf im Vorfeld gesagt. Es muss alles in dem Rahmen bleiben, in dem man noch Spaß an der Sache hat und keine schlaflosen Nächte. Die Geschichte im Vorfeld ist bekannt. Und naja, wenn ich mal ehrlich bin – ich habe sie zu keiner Zeit vermisst, die scheinbaren „dicken Namen“, ohne die angeblich ein Festival nicht mehr auf Beine gestellt werden könne.
Brant Björk
Naja, wenn wir schon mal bei dicken Namen sind – was den Headliner-Vergleich betrifft, schneidet Brant Björk in der Rückschau eher mäßig ab. Was möglicherweise vor allem an enttäuschten Erwartungshaltungen meinerseits liegt: Ich hatte jedenfalls nach „Black Power Flower“, diesem knackigen, direkten Stück Musik schon darauf gehofft, dass sich eben dieses Energielevel auch (und gerade) in einem Konzert entäußert. Erst recht bei einer solch trefflichen Gelegenheit – immerhin hatte Kollege John Garcia das SFTU im vergangenen Jahr zu einem Hit-Overkill feinster Güte genutzt, dem ich auch im Nachgang noch Respekt zollen muss (auch wenn mir das Rockstartum schon a bisserl auf die Nerven ging). Nun, diese Hoffnungen machte der Meister gleich mit den ersten Minuten zunichte – irgendwie war mir dies vom ersten Song an zu prätentios und abgehoben, zu nervös und unkonzentriert, zu zerfasert und zu zögerlich, was mir da so vorgesetzt wurde. Wo blieb die Wut, wo der Punch und wo der – sure! – Punk? Obendrein wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Schlagzeuger Ryan Gut immer eine Winzigkeit hinter dem eigentlichen Song hinterherspielte – mit dem blöden Nebeneffekt, dass damit dem Dargebotenen auch das allerletzte bißchen Dynamik ausgetrieben wurde. Ich war irritiert, das gebe ich gerne zu. Und mühte mich nach Kräften, mich in dieses Konzert reinzuhören. Dann folgte die nächste Überraschung: Just in dem Moment, an dem ich auf einmal Gefallen daran gefunden hatte, wie die Band mit einer dann doch irgendwie charmanten Staksigkeit Soundlöcher aufriss und wieder stopfte, räumten alle Beteiligten die Bühne. Hä? Schon 75 Minuten rum? Hmmm, selbstredend nicht, wie der Blick auf die Uhr rasch zeigte, aber anscheinend war die Zeit zum Bejubeln-Lassen gekommen – jedenfalls wartete man die „Zugabe, Flughafen“-Rufe brav ab, um dann noch mal zu erscheinen. Ich verzog das Gesicht. Gut, inzwischen habe ich diversen anderen Festival-Berichten entnommen, dass diese Vorgehensweise sich offenkundig zum handelsüblichen Stammablauf mausert, anfangen kann ich mit derlei Gehabe trotzdem wenig bis nichts. Spielt’s einfach, wenn ihr 75 Minuten Zeit habt und jeder, aber auch wirklich jeder von diesem Fakt weiß.
Peter Pan Speedrock
So, nun habe ich die Headliner-Wurst angeschnitten, doch was erzähle ich zu Peter Pan Speedrock? Dass die live immer Spaß machen? Und dass die Band auf ihrer Farewell-Tour noch mal zusätzlich motiviert an die Sache rangegangen ist? Alles wahr, alles wahr. Andererseits hatte ich immer ein freundliches, aber distanziertes Verhältnis zu PPSR: So cool die Grundsituation nebst Intention ist, so wenig nachhaltig dockte das Ergebnis bei mir an – was sich zum Beispiel darin äußert, dass ich beim zünftigen Beschallen der Rock’n’Roll-Party an alles Mögliche denke von Gluecifer bis Hellacopters, von Zen Guerrilla bis Zeke, von Smoke Blow bis Turbonegro, aber eher selten an Peter Pan Speedrock und dies, obwohl sie passen würden wie Arsch auf Eimer. Naja, vielleicht ändert sich dies ja auch, weil das war schon knackig: Schnell, wild, laut, dreckig, intensiv und dies selbst dann, wenn man weiter hinten am Bierwagen steht, weil man jetzt nicht unbedingt in den Pogo-Haufen aufgesogen werden möchte. Der klitzekleine Wermutstropfen, der möglicherweise mein distanziertes Verhältnis erklärt: PPSR haben schon mit einer deutlichen Redundanz zu kämpfen, so auf der Langstrecke. Und dieses Gefühl, in einer gewissen, ähem, Schleife zu stecken, machte sich schon ein wenig breit. Ein ehrenvoller Headliner waren die Niederländer (denen man dann doch mit einer Träne im Knopfloch „Tschüß“ sagt) allemal.
Mother Tongue
Wirklich geflasht haben mich aber Mother Tongue. Echt. Und dies völlig aus der Kalten – eigentlich war mein Verhältnis zu der Band ähnlich distanziert wie zu Peter Pan Speedrock. Klar hat man Platten daheim im Schrank und natürlich hat man die gehört, aber jene innige Liebe, von der andere Menschen zu berichten wussten, hat sich bei mir nie entflammt. Dies könnte sich ändern – denn was Mother Tongue als letzte Band des SFTU 2016 auf die Bühne zauberten, war in jeglicher Hinsicht außergewöhnlich. Nun hatte ich ja schon vernommen, es hier mit einer Band zu tun zu haben, die live nochmal kräftig einen draufsetzen kann. Aber wer kann damit rechnen, dass es so dick kommt? Die hatten einfach alles drauf: Diese großen Stadionrockgesten mit den entsprechenden Ansagen, nach denen eine Festivalbühne irgendwie ja auch schreit. Gesten, die in diesem speziellen Falle niemals ins Peinliche abglitten und überdies auch noch mit einer spielerischen Brillanz und einer irrwitzigen Lust am Musikmachen untermauert wurden, dass mir schon der Unterkiefer runterklappte. Derweil mutierte Freund Schnulf angesichts einer Setlist, die wenig bis keine Wünsche übrigließ („Burn Baby“ wurde als einer der ersten Songs gezockt), zum hibbeligen und aufgekratzten Teenager, was angesichts der Altersstruktur des 2016-er Fähnleins schon bemerkenswert war. Nur mal so zu Bebilderung, was da auf einmal abging. Musikalisch wirkten Davo Gould und seine Mitstreiter eine ganze Ecke straighter, direkter, intensiver, als ich die Sache eigentlich in Erinnerung hatte. Punch, Alter! Yeah, ganz genau. Und daneben machten die einen einfach kirre mit ihrer Spielfreude, die bis ins Selbstzerstörerische reichte – mir zumindest stockte schon kurz der Atem, als Gitarrist Christian Leibfried zum Sprung ansetzte vom Lautsprecher zum Metallgitter, das die Bühnenabsperrung markierte. Puh, so was kann in die Hose gehen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Breit
Was dem einen die Headliner, ist mir die Zeltbühne. Yep, ich gebe es zu – ich bin ein Nerd. Einer von denen, die nach Vorbands lechzen, deren Namen man noch nie vernommen hat in seinem Leben. Erst recht, wenn man es mit einer Veranstaltung zu tun hat, deren Organisatoren ein hohes Maß an Stil- und Geschmackssicherheit aufweisen. Deshalb habe ich mir jedes Konzert im Zelt angeschaut und ich wurde nie enttäuscht – schon eher gleich fünffach überrascht und nachhaltig angefixt. Den Anfang machten am Donnerstag Breit aus Leipzig. Kannte ich nicht, hatte ich nie gehört und das ist mir jetzt ein bisschen peinlich. Denn die waren musikalisch aus meiner Sicht die interessantesten, spannendsten, nachhaltigsten Vertreter des erwähnten Quintetts – diese Kombination aus Doom-getränkter Schwere, einer gewissen psychedelischen Abgespacetheit und dem schier schwerelosen Elfengesang ließ mich hochgradig aufhorchen (was auch daran lag, dass erwähnter Gesang auch live entsprechend rüberkam oder mal im Klartext gesprochen: Die Sängerin kann verdammt noch eins richtig gut singen!). Und nicht nur mich allein – das erstaunlich gut gefüllte Zelt kam ordentlich in Wallung, ließ sich zu stetig an Lautstärke zunehmenden Beifallsbekundungen hinreißen und feierte das Ganze anständig ab. Zu Recht, zu Recht! Denn die anfangs schwer nervöse Band wurde ebenso stetig sicherer, besser und intensiver – mit dem kleinen Wermutstropfen, dass der Sound im Zelt schon durchgängig ein wenig höhenlastig war, was bei dieser Musik, bei der es ordentlich auf Schwere und Gewicht ankommt, schon suboptimal ist. Trotzdem: Ein wunderbarer Auftritt einer bemerkenswerten Band, die es unbedingt im Auge zu behalten gilt (vor allem, da sich der gute Eindruck nach einem Besuch auf der Bandcamp-Seite nachhaltig verfestigt hat).
Pastor
Apropos im Auge behalten: Dies werde ich mit Sicherheit auch mit Pastor tun – und bei jeder sich bietenden Gelegenheit hingehen, wenn die Wiener mal in der Gegend sind. Die sind live dermaßen ein Brett, boah. „Evoke“, das im letzten Jahr erschienene Album (auch hörbar via Bandcamp), vermittelt nur unzureichend, was Pastor auf der Bühne zu leisten imstande sind: Endlich mal eine Band, die bei aller Retrofizierung (natürlich bezieht sich das musikalisch auf den 70-er Jahre Hardrock) den nötigen Punch, die Rauheit, den gewissen Grad an Dreckigkeit nicht vergisst. Eine Band, die perfekt vermittelt zwischen verfuzzter Verfrikkeltheit, knackiger Arschtritt-Freude und charmanter Eingängigkeit. Kein Wunder, dass da ein Festzelt abging wie ein Zäpfchen.
Church Of Mental Enlightment
Nach den grandiosen Breit gingen Church Of Mental Enlightment im Festzelt in den Ring, was ich aus einem sehr bestimmten Grund so betone: Möglicherweise hatte das Leipziger Quartett ein wenig das Pech, hinter einer wirklich bemerkenswerten Formation zu spielen. Was meine Aufmerksamkeitsspanne ein wenig, nun ja, reduzierte – allerdings nicht so weit, dass ich nicht doch irgendwann damit begann, zum beseelten Blues-Rock mit der Rübe zu wackeln. Ja, die hatten den Blues und zwar nicht zu knapp – wobei ich da mal den Blick unbedingt auf die eksatische, geradezu haltlos euphorische, verzückende Seite des Blues lenken möchte. Denn genau diese Dinge wurden geradezu überschwänglich versprüht, was einen wie schon erwähnt auf gar keinen Fall kalt lassen konnte. Mal ganz abgesehen davon, dass dieser charmante Kontrollverlust mit einem Höchstmaß an Begeisterung in Szene gesetzt wurde.
Hathors
Das Schöne am Stoned From The Underground ist irgendwie auch immer, dass es stets dezente musikalische Ausreißer gibt. Ausreißer in Terrains, die sich nun eher unzureichend mit Begriffen wie „Stoner“, „Psychedelic“, „Doom“ oder „Retro-Rock“ umschreiben lassen. Die Hathors waren so ein schickes Paradebeispiel: Was die drei Schweizer da im Festzelt auf die Bühne brachten, weckte schon allein aufgrund einer gewissen Noise-Rock-Affinität meine hochgradige Aufmerksamkeit. Da passte dann auch der erwähnte, dezent höhenlastige Sound auch schon wieder wie der berühmte Arsch auf den Eimer – das unterstützte die Zappligkeit, die latente Hektik und Nervosität, die diese Musik abstrahlte wie ein heißer Ofen. Und obendrauf gibt es noch den Effekt, dass sich damit eine Komponente des Anstrengens eröffnet, die ich an Musik gerne mag – Sound, der einen packt, der einen rüttelt, der einem auch mal auf die Nerven fällt. Musik, die etwas von dir will. Und Hathors wollten dermaßen etwas von uns allen, hohoho. Wobei als zweite Ebene unter der Lautstärke und Intensität auffiel, dass da schon durchaus schicke Songs am Start sind. So mit Hooks und Melodien und so. Cool.
Dampfmaschine
Ansonsten musste ich dringend mein Verhältnis zu Dampfmaschine überdenken. Die hatte ich mal in einem ganz anderen Festivalkontext gesehen und gar keinen Zugang zu der Geschichte gefunden – was möglicherweise an dem vollkommen anderen Umfeld gelegen hat, in dem die Band in jeglicher Hinsicht aus dem Rahmen fiel. Naja, langer Rede kurzer Sinn – im SFTU-Festzelt waren die perfekt. In jeglicher Hinsicht und bis auf das allerallerallerletzte i-Tüpfelchen. Gnadenlos straight, gnadenlos direkt, gnadenlos durchgedreht. Vollgesogen mit einer kompromisslosen Attitude, die irgendwo zwischen Außenseitertum, ADHS-Aufgekratztheit der irrationalen Art und purer, bewußter Wut chargiert. Das Irre daran: Wie es dieses Quartett schaffte, diese (nicht ganz unkomplizierte) Attitude auf die Bühne zu bringen – absolut ehrlich, absolut authentisch, absolut ernstzunehmend – das war richtig geil. Grrrr. Oh Mann, was hatte ich da für einen Spaß an diesem wohldosierten musikalischen Stumpfsinn, an dieser grandios inszenierten Verrücktheit, die Siggy Rock auf der Bühne auslebte – mit freiem Oberkörper, Bauchansatz und Bier. Verdammt! Wäre schön, euch öfter mal wieder zu sehen.
Gomer Pyle
Das Thema „Überraschungen“ zog sich 2016 durch. Von der Band Gomer Pyle beispielsweise hatte ich in meinem Leben nie gehört, da will ich überhaupt nicht drumherum reden. Insofern war ich schon mal kurz erstaunt, die Holländer relativ weit oben im Line-up zu finden (immerhin am Sonnabend um 21 Uhr als vorletzte Band), verließ mich aber grundsätzlich auf die Geschmackssicherheit der Beteiligten. Und um es mal mit Freund Schnulf zu sagen: „Das ist die beste Grunge-Band, die ich seit Jahrzehnten gesehen und gehört habe.“ Yep, das kann man mal so stehen lassen: Gomer Pyle weckten permanent Erinnerungen an eine Zeit, in der man den Underground-Heiligenschein noch nicht auf Stand-by stellen musste, wenn man mal eine Pearl-Jam-Platte auflegte. Wir reden von Dingen wie „Vs“, nur mal zum Verständnis. Und weil sich der ganze Stuff am Ende des Tages immer irgendwie auch auf den Blues, die Garage und den Space zurückführen lässt, spielte da auch anständig Stoner- und Psychedelic-Attitude rein. Unterm Strich ergab das einen überraschend knackigen Auftritt mit einer Band, die sichtlich Spaß an der feierwütigen Crowd hatte.
Spiritual Beggars
Heat
Kamchatka
Allerdings muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich in diesem Jahr echt viele Band nicht gesehen habe – immer dieses blöde Socializing, hehehe. Gut, Spiritual Beggars habe ich bewußt weggelassen (das Warum werde ich im folgenden Desertfest-Berlin-Bericht darlegen), bei Heat habe ich mal kurz reingehört, aber das Bemerkenswerte, das ich bei Pastor vernehmen konnte, nicht gefunden und Kamchatka haben mich einfach in einem Moment der Schwäche erwischt.
Travelin Jack
Wirklich ärgern tue ich mich eigentlich nur darüber, Travelin Jack verpasst zu haben – deren „New World“-Platte ist mithin prima, wie ich im Nachgang nochmal feststellte. Und Timo von DxBxSx wußte auch nur Gutes vom Auftritt zu berichten und verwies vollkommen zu Recht darauf, dass die eben etwas haben, das etliche andere Bands aus dem Genre eben nicht besitzen: Charakter, Eigenständigkeit, Originalität. Grmpf.
Hypnos
Aber weil wir gerade mal beim Thema sind: Der Auftritt von Hypnos hatte für mich, für uns als Fähnlein schon einen hohen Unterhaltungswert – wenn auch nicht unbedingt nach den Intentionen der Musiker. Musikalisch – reden wir mal nicht um den heißen Brei herum – sind die Schweden nicht weiter erheblich, da hilft auch die Querflöte nichts, die gerne mal von Frontmann Philip Lindgren hervorgezaubert wurde (eher im Gegenteil). Für beständige Heiterkeit sorgte allerdings die Hypersexualisierung, mit der erwähnter Frontmann seine Darbietung auf der Bühne anreicherte – vor allem, da von einer gewissen selbstironischen Brechung des Tuns nichts zu spüren war. Neinnein, ich fürchte, das war schon irgendwie ernst gemeint und mithin ein Ziel, das eigentlich überhaupt nicht zu verfehlen war. Nachdem der erste Lachanfall überwunden war (sorry), sorgte bei mir nach einem Rundumblick für eine gewisse Beruhigung, dass ich offenbar nicht der einzige war, der die Sache unfreiwillig komisch fand. Mithin der seltsamste Auftritt des gesamten Festivals – wobei ich das Wörtchen „schlecht“ nicht in den Mund nehmen mag. Spaß hatten wir ja allemal.
Stoned Jesus
Es ist ohnehin (für mich) ein Unding, im Kontext SFTU 2016 das Wörtchen „schlecht“ zu gebrauchen. Sicher, am Freitagmorgen war mir nicht wohl, aber das hatte eher etwas mit eigener Unachtsamkeit im Umgang mit Getränken zu tun. Was soll sonst noch schlecht gewesen sein? Nun, Bands auf jeden Fall nicht: Selbst Stoned Jesus erspielten sich meinen Respekt, obwohl die nicht so mein Fall sind. Aber die Art und Weise, wie Gitarrist und Sänger Igor Sidorenko sowie Schlagzeuger Viktor Kondratow das (krankheitsbedingte) Fehlen vom Bassisten Sid Slusar als Duo auffingen und vor allem zuspielten, machte einen genussvoll mit dem Kopfe nicken. Zudem denke ich immer noch massiv darüber nach, was an dieser Band dran ist. Da ist auf jeden Fall etwas. Irgendwie. Etwas, das irritiert, das aufhorchen lässt, das anders ist. Vielleicht ist doch mehr dran an diesem Begriff „Hipstoner“, mit dem die Jungs auf ihrer Facebook-Seite hantieren.
1000Mods
Und weil wir gerade beim Donnerstag sind – auch 1000Mods waren cool. Richtig cool. Extrem abgehangen, gut angepsycht, aber auch mit der nötigen Breitarschigkeit gerüstet – viel besser kann man sich live kaum bespaßen lassen. Die hier und da vernehmbaren Stimmen, die bei diesem speziellen Auftritt gewisse Soundprobleme bemängelten, kann ich nachvollziehen, wirklich gestört hat mich dies aber nicht.
Causa Sui
Die Sache mit der Nerdigkeit hatte ich bereits erwähnt. Wobei sich dies nicht nur auf das Diggen unbekannter Bands beziehen lässt, sondern auch darauf, dass einen der ein oder andere wohlbekannte Name sehr wohl im Livemodus zu überraschen versteht. Eine Band wie Causa Sui beispielsweise – ich mag dieses ausufernde Gedaddel zwischen Psychedelic, Space-Rock, Kraut und Prog ganz gerne im heimischen Ohrensessel, aber es war mir nicht wirklich klar, wie dies live funktionieren soll (woraus sich unschwer schlussfolgern lässt, dass ich die Dänen bis dahin noch nie gesehen hatte). Doch ei, es funktioniert! Und wie es funktionierte! Ein schicker 50-Minuten-Trip, der sich meinerseits wunderbar vom Bierwagentresen verfolgen ließ, der gewisse Müdigkeitserscheinungen munter verfliegen ließ (wir reden hier immerhin über den Samstagvorabend; allerdings bin ich mir nicht sicher, ob da nicht auch die Sauren und Kettenfetts, die Mexikaner und Hemingways einen Anteil hatten, die über erwähnten Tresen gingen und zwar immer nur in eine Richtung) und mich ob einer gewissen Direktheit und Zielstrebigkeit überraschte. Nun muss ich zugeben, die letzte Causa Sui-Veröffentlichung „Return To Sky“ noch nicht gehört zu haben, aber diese erwähnte Zielstrebigkeit (die sich bis hin zu handfesten Punch steigerte) hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Ich will nicht den Eindruck verbreiten, als wären die Dänen auf einmal Ausbunde an Zugänglichkeit gewesen und hätten flächendeckend auf den jammigen Psychedelic-Ansatz verzichtet, aber man kennt das ja als Connaisseur: Es ist schon ein Unterschied, ob man einfach vor sich hinduddelt oder ob man bei seiner musikalischen Reise ein gewisses Ziel im Auge hat – angesichts meiner musikalischen Sozialisation zwischen Hardcore, Metal und Noise ist es wenig überraschend, dass ich eher zu zweiterem neige. Und mithin hocherfreut war, von Causa Sui entsprechend mitgenommen zu werden.
The Order Of Israfel
Apropos Überraschungen: Manchmal kommen die ja auch von außen. Da musste ich zur Kenntnis nehmen, dass Gorilla Monsoon (btw. Längst alte Konzert-Bekannte) nicht spielen werden, dafür aber The Order Of Israfel anreisen. Ein breites Grinsen verziert das Gesicht. Seeeehr fein. Damit kann ich prima, dieser unfassbar klassische Doom, der alle denkbaren Vorbilder aufgreift (nein, ich werde es mir schenken, Namedropping zu betreiben, weise aber gerne darauf hin, dass wir hier auch schwedische Einflüsse zu bedenken haben). Ohnehin ist dieser (sehr kurzfristige) Tausch ein Beleg dafür, dass diese SFTU-Crew in der Tat ein sehr organischer Bestandteil der Szene ist. Jedenfalls genügte (auch nach Aussagen von Sänger Tom Sutton) ein Anruf, damit die Band im heimischen Göteborg den Bandbus sattelte, um zwölf Stunden lang nach Erfurt zu reiten, äh, zu fahren. Und wenn man der Facebook-Seite trauen darf, kamen nochmal 18 Stunden Rückreise obendrauf. Respect, Boys! Und Dankeschön für eine wahre Lehrstunde in Sachen „epischer Doom-Metal“ – schwer, satt, getragen von einem überbordenden Pathos, zu dem man gerne mal die Fäuste in den Himmel reckte. Zudem hatte dies alles einen irren Old-School-Charme (bis hin zum Bühnenoutfit), das ich aus dem Strahlen gar nicht mehr rauskam. Ach ja – eigentlich wäre dies ja der sechste Auftritt auf der Zeltbühne gewesen, aber selbstredend durfte The Order Of Israfel auf der Hauptbühne ran. Zum einen unbedingt standesgemäß und in Sachen Sound gewiss die bessere Wahl, andererseits ist ein wenig kuschlige Nähe bei der allgemeinen Verschwester- und Verbrüderung via Fäusterecken auch eine feine Sache. Aber irgendwie ist das Jammern auf hohem Niveau: Das war ein sehr feines Konzert und unbedingter Anlass, die neue Platte „Red Robes“ von The Order Of Israfel a bisserl zu zocken (mit Genuss).
Witchsorrow
Joah, weil wir gerade beim Doom sind – wie unterschiedlich die jeweiligen Entwürfe eines scheinbar eindimensionalen Genres ausfallen könnten, durfte man beispielsweise anhand der Gegenüberstellung von The Order Of Israfel und Witchsorrow livehaftig nachvollziehen. Hier die epischen Traditionalisten, die eine gewisse Reinheit abstrahlten, dort die Transformierer, die keinerlei Scheu haben, den Doom auch mal ein wenig durch jenen Schmutz zu ziehen, aus dem Dinge wie Sludge oder Black Metal an Tageslicht kommen. Yep, das war eine Mayhem-Coverversion, die von Emily Witch, Necroskull und Wilbrahammer (grrr, schon allein diese Namen!) gezockt wurde. Wer also immer das Vorurteil mit sich spazieren trägt, beim Doom gehe es stets und ständig laaaaangsaaaaam zu, sollte mal Witchsorrow über sich ergehen lassen – wobei mich der Grad an Uptempo schon auch überrascht hatte (den Doom Over Leipzig-Auftritt vor ein paar Jahren hatte ich nicht gar so speedig in Erinnerung). Generell kamen die rund 50 Minuten, in denen die Briten auf uns einwirkten, dem, was man gemeinhin als „Abriss“ bezeichnet, aus meiner Sicht schon verdammt nahe: Irre laut (und wenn ich sage irre, dann meine ich auch irre), irre drückend, irre intensiv, irre dreckig. Ein gar feines Wechselspiel zwischen erwähnten Uptempo-Gedonner, bei dem die Rübe quasi von ganz allein ins Bangen kam, und einer erdigen Heavyness, deren Schwere mich mit der Zunge schnalzen ließ. Ah, wie fein! Da werde ich doch glatt zum Fan (vor allem, da ich „God Curse Us“ und „No Light, Only Fire“ nur warm empfehlen kann). Vor allem, da ich genau das, an dem sich denn doch viele Geister scheiden, unfassbar unique und charmant finde – ja, ich liebe es geradezu, wie Necroskull mit einer gewissen Brüchigkeit in der Stimme immer ein Stück neben der Spur singt. Als Kritikpunkt geht das aus meiner Sicht eh nicht durch – auf Platte klingt’s zumindest auf „God Curse Us“ ja genauso. Cool. Echt jetzt. Richtig arschcool. Da freut man sich doch herzlichst über das Fiepen in den Ohren.
Toundra
Gut, stellt sich noch die Frage nach den Gewinnern der Chose. Nun, für mich liegen die Namen auf der Hand: Suma, Iron Walrus, Dopethrone, Toundra, Mother Tongue. Letztere hatten wir bereits, fangen wir also mit Toundra an. Sagen wir mal so: Wenn jetzt einer um die Ecke kommen und mich zu Seite nehmen würde, um mir ins Ohr zu flüstern, dass die Musik der Spanier nun auch nicht gerade der allerletzte Schrei unter der Sonne wäre – nun, ich könnte nicht einmal wiedersprechen. Das Quartett spielt etwas, das man gemeinhin unter dem Label „Post-Rock“ konsumiert: Gitarrenbasierte Instrumentalmusik, die von einer ausgeprägten Laut-Leise-Dynamik ebenso lebt wie von einer hochgradigen Emotionalisierung und intensiven Melodieverliebtheit. Dass eine gewisse Komplexität im Songwriting auch eine Rolle spielt – geschenkt. Muss ja irgendwie, wenn man auf das strukturierende Element des Gesangs verzichtet. Was einen aber VOLLKOMMEN weghaut, ist die unfassbare Intensität, die arschgeile Leidenschaft und Spielfreude, die – verdammt noch eins – irrwitzige Authentizität, mit der einen Toundra diesen Stoff vor den Latz knallt. Da senkt sich doch sacht der Unterkiefer Richtung Erdboden … Langer Rede kurzer Sinn: Was die Herren Tocados, Pérez, López und Jiménez auf die SFTU-Bühne zauberten, war schlicht ein musikalisches Großereignis. Eines, in das man sich hineinfallen lassen konnte wie in eine warme Badewanne, um sich von Lautstärke-Explosionen massieren, von schmeichelnden Gitarrenleads einwickeln und von emotionalen Ausbrüchen mitreißen zu lassen. Danke, ey, dickes, dickes, dickes Danke dafür.
Dopethrone
Ein ebensolches geht an dieser Stelle auch raus an Dopethrone: Dieses dezent asoziale, rüpelige, geradezu schmutzstarrende Andonnern gegen jegliche Form von gesellschaftlichen Konventionen – ausdauernde Polizeibeschimpfungen aller Art inklusive. Ah, genauso mag ich meinen Sludge! Schleppend ob des unfassbaren Gewichts, aber mit der Stoizität einer Dampfwalze und der entsprechenden Durchschlagskraft. Mithin habe ich herausgefunden, dass dies schon die perfekte Livemugge für mich ist – irgendwann schaltete das Gehirn auf Trance, dann wackelte man in der steten Brandung der Riffs wie ein Grashalm im Winde und verlor solche unbedeutenden Kleinigkeiten wie Songwriting oder Strukturen komplett aus den Augen. Dickes, fettes Grins!!! Ich will mich jetzt überhaupt nicht mal über musikalische Qualitäten oder eventuelle Redundanzen auslassen (dazu müsste ich mir doch mal „Hochelaga“ mit etwas mehr Verstand zu Gemüte führen, was eigentlich eine gute Idee ist), aber wenn dieser wuchtige Matsch-Mosh-Sludge (ja, dieser Kopfschüttel-Downtempo-Beat schon wieder!) erst mal über einen hinweg gebrandet ist, fühlt man sich grandios.
Iron Walrus
So, wir nähern uns dem Olymp – und von dem grüßen ein paar Jungs mit Gesichtsmaske und Walrosssttosszähnen, die noch einen schicken Frontmann mit Rauschebart in der Hinterhand haben. Hell yeah! Iron Walrus rulen aber mal dermaßen okay! Das kann man ja schon auf der grandiosen „The Plague“-Veröffentlichung nachvollziehen, die aus meiner Sicht in jeden Schlepp-Metal-interessierten Haushalt zwingend gehört. Aber live, hohoho, live ist das ja noch einmal ein ganz anderer Schnack. Elektrisierend. Die Situation: Natürlich hatten wir den Tausch im Timetable nicht mitbekommen und saßen munter am Grill, als ein Riff wie ein Donnerhall über das Gelände hallte. Puh, da kam aber mal so etwas von Hektik auf (überraschenderweise lernte ich bei dieser Gelegenheit auch die Vorteile eines Gasgrills kennen – den schaltet man einfach aus!), denn es war jedem Eingeweihten umgehend klar, dass dieser Donnerhall auf gar keinen Fall von den angekündigten Kamchatka kommen kann. Und Iron Walrus verpassen – das kam ja mal gar nicht in die Tüte. Dabei darf an dieser Stelle eines festgehalten werden: Es sind gerne mal die einfach und straight gedachten Dinge, die eine große Wirksamkeit entfalten. Iron Walrus denken die Dinge einfach: Das Schlagzeug groovt wuchtig im Downtempo-Moshsegment (mit , darüber bratzen die Gitarren ausgesprochen fett hochgradig straighte, aber wunderbar passende Riffs, die Songs haben schnörkellos eigentlich nur eines im Sinn – dem geneigten Zuhörer mit einer diebischen Freude in den Hintern zu treten. Dabei haben die eines begriffen: So etwas funktioniert nur mit einem gewissen Grad an Eingängigkeit. Und wenn Iron Walrus etwas haben, dann Hitpotenzial – zumindest bekomme ich so einen Brecher wie „Blessed“ so schnell nicht mehr aus dem Kopf. Besonders schick und vor allem live höchst auffällig: Hier schwingt bei allem Willen zu Härte und Intensität immer eine selbstironische Komponenten mit – diese Walrossmasken! Diese betonte (und mithin bewußte) Diskrepanz zwischen dem Gröl-Brüll-Röhren von Stefan „Aufi“ Aufermann im musikalischen Kontext und der feinen, schmeichelnden Stimmsorgfalt der zwischenzeitlichen Ansagen! Womit wir bei dem Alleinstellungsmerkmal der Band wären – die rein instrumentale Leistung der vier Herren an Gitarren, Bass und Schlagzeug ist schon dicke aller Ehren wert, aber wenn dann noch der hochgradig unique Gesang einsetzt, dann ist das mehr als das berühmte Sahnehäubchen auf dem eh leckeren Kuchen. Es ist ein unbedingtes, absolutes Alleinstellungsmerkmal. Etwas, das dieser Band einen eigenen Charakter verleiht. Etwas, das man so flott nicht aus der Rübe bekommt. Word!
Suma
Gut. Jetzt müssen wir diese ganze Chose mit der selbstironischen Brechung, mit dem Humor und so mal umgehend vergessen. Es gehört zu den feinen Gegebenheiten der Popkultur, das irgendwie nix einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat, sondern in allem eine gewisse Unschärfe mitschwingt, eine Ambivalenz. Was hier richtig ist, kann an anderer Stelle vollkommen fehl am Platz sein. Deshalb sind Suma absolut und vollkommen ernsthaft; Musik, die niemals auch nur die winzigste Schattierung eines Lächelns im imaginären Gesicht spazieren trägt. Und es ist wiederum genau diese bittere Ernsthaftigkeit, mit der einen diese Band geradezu erschlagen kann. Ja, die haben mich erschlagen – sicher, mir war Suma ein Begriff und ich fand sie (beispielsweise) schon zum allerersten Doom Over Leipzig ein wahrhaftiges Erlebnis. Dennoch: Das war diesmal noch einen Ticken härter, fokussierter, intensiver. Ah, da passte ja schon der Versuchsaufbau – das Schlagzeug von Drummer Erik stand ganz vorne an der Bühnenkante, damit man die umwerfende Performance mit einem Schaudern und hautnah miterleben konnte (argh, und war das eine Darbietung!). Bassist Johan hatte nunmehr auch den Gesang übernommen (was mir zum Beispiel neu war – allerdings hatte ich die Band auch ziemlich aus den Augen verloren), dazu kamen noch Gitarrist Peter und Noise-Maker Rick, der für meinen Geschmack etwas präsenter hätte sein können im allgemeinen Klangbild (einziger, winziger Kritikpunkt). Dann folgte ein gut einstündiger, permanenter Tritt an die Runkel, immer wieder druff. Und druff. Und druff. Und druff. Ein abgrundtiefer, bitterer, verstörender Trip mit einer schier unfassbaren Schwere, mit einer grandiosen Schlepp-Attitude, mit einer Lautstärke, Wucht, Dynamik und Wut, die mich fast ein wenig taumeln ließ. Das Ganze bewegte sich partiell schon im fiesen Grenzbereich des Noiserocks, einschließlich der Brüche und Kanten, die man eben von diesem Musikstil kennt. Über dem Gerüst einer donnernden Riff-Gewalt und den treibenden Drums – eigentlich ein Novum in dem Downtempo-Segment, von dem wir hier reden, aber hier übernahm Erik tatsächlich den vorwärts zerrenden Part und markierte damit den Gegenentwurf zum anfangs erwähnten Ryan Gut – schrie sich Johan geradezu die Seele aus dem Leib. Laut, heftig, aber auch schier verwundet und verzweifelt. Boah, das krieg ich jetzt noch fett Gänsehaut! Am Ende stand man dann da, ein wenig betäubt, mit dem Fiepen in den Ohren und dem Lächeln im Gesicht – ach du Scheiße, das war ganz, ganz, ganz großer Sport. Ja, ich werde Suma nicht mehr aus den Augen verlieren – immerhin berichtete erwähnter Timo davon, dass da eine neue Platte in der Mache sei. Und da schau an, dies hat sich zwischenzeitlich via Facebook als Gewissheit herauskristallisiert: „The Order Of Things“ soll das gute Stück heißen und am 11. Oktober erscheinen.
Das Fazit? Wie immer grandios. Wenn es denn eine Veranstaltung gibt, die ich vorbehaltlos empfehlen kann, dann ist es immer wieder das Stoned From The Underground. Da stimmt alles: Das Booking, das immer wieder mit feinen Überraschungen aufwarten kann – und das eben jene Stilsicherheit ausstrahlt, die begeisterte Musikfans, die sich ein gerütteltes Maß an Reflektions- und Kritikvermögen bewahrt haben, nun einmal in sich tragen. Das Publikum und dies vollumfänglich – zumindest ist mir weder der Manowar- noch der Böhse-Onkelz-Fanclub aufgefallen und auch die Fraktion derer, die mit ausrangierten Möbeln auf dem Zeltplatz aufschlagen, kam mir nicht unter. Das ganze Drumherum – es ist einfach permanent zu spüren, dass die Sache mit der „familiären Atmosphäre“ nicht nur das handelsübliche PR-Gequatsche ist, sondern gelebte Realität. Beim Einlass, an der Getränkebude, beim Stonertaler-Tausch, von der Security, dem Barpersonal, überhaupt den ganzen Leuten, die auf dem Gelände zu Gange sind. Und nein – als Festivalbesucher wirst du nicht als Weihnachtsgans gesehen, die man nach Herzenslust ausnehmen kann. Also ich bin 2017 wieder dabei, auf mich könnt ihr zählen.
Nachtrag: So ist das, wenn man beim Korrekturlesen zu schnell sein will – der gute Herr Aufermann heißt selbstredend Sven! Asche auf mein Haupt …
Fotos: Klaus Nauber