Früher war alles besser Part 2 – Prophets Of Rage mit „The Party’s Over“
Text: Jensor | Ressort: Allgemein, Diary, Musik | 21. Mai 2017Hier kann man es kurz und schmerzlos machen: Diese EP ist so grotesk schlecht, dass einem beinahe die Luft wegbleibt. Der leibhaftige Beweis dafür, dass gut gemeint meistens doch das Gegenteil von gut ist – und dass Prominenz ebenso wenig wie einst errungene Lorbeeren ein Garant für musikalische Qualität und /oder Relevanz sind.
Natürlich kann man, ach Quatsch, natürlich muss man gut finden, was in grauer Vorzeit geschah (und im popkulturellen Kontext sind 23 bis 28 Jahre definitiv Zeitfenster, die den Äonenbegriff rechtfertigen): Über die Durchschlagskraft von Public Enemy im erwähnten Zeitrahmen muss ehrlich gesagt nicht mehr reflektiert werden, Cypress Hill waren zumindest von Platte 1 bis 3 unbedingt relevant und Rage Against The Machine, sure Baby, klar muss man das Debüt im Plattenschrank haben, auch heute noch. Womit die Beteiligten umrissen wären – ja, wir haben es hier mit drei Vierteln von RATM zu tun, exklusive Zack de la Rocha und verstärkt um die Rapper Chuck D und B-Real sowie PE-DJ Lord. Kein Wunder, dass da mit Begriffen wie „Rap Metal Supergroup“ nur so um sich geworfen wird.
Allerdings ist das Ganze zumindest auf dieser EP deutlich weniger als die Summe der einzelnen Teile: Von den fünf Stücken sind drei Live-Aufnahmen, die (um mal diesen alten Hut hervorzuholen) flüssiger als Wasser sind – nämlich absolut überflüssig. Ich bin ohnehin kein sonderlicher Freund von Live-Aufnahmen, die die Magie des Konzert-Augenblicks eh nur unzureichend einfangen können. Und ich bin jetzt auch mangels Background nicht in der Lage, etwas über Coverbands in der Eifel zu sagen (http://crazewire.de/2016/08/prophets-of-rage-the-partys-over ), aber ich verstehe schon grundsätzlich den Ansatz – da fehlt doch ein wenig der Biss, der Punch, die Wucht und die Wut. Ein wenig sehr. Einmal mehr denke ich darüber nach, ob dieses ganze Rap-Metal-Ding nicht vielleicht doch ein gigantischer Irrweg ist: Die Rhythmussektion spielt Diesen-Beat-schon-wieder und dann zwirbelt Tom Morello mit erschreckender Redundanz das darüber, was er halt auch schon irgendwie immer darüber zwirbelt. Gut, bei „Killing In The Name“ ist das noch verständlich, aber die Verarbeitungen von „No Sleep ‘til Cleveland“ und „Shut ‘em down“ sind damit vor allem eins – irrsinnig dröge, weil vollkommen berechenbar. Der Beat-schon-wieder, die Gitarre-schon-wieder. Spannend wie Malen nach Zahlen. Wobei allerdings halt auch auffällt, dass Chuck D und B-Real der Sache nichts Wesentliches beizutragen haben – was unterm Strich die größten Probleme von Prophets Of Rage definiert. Denn dieses Gefühl werde ich auch bei den beiden Studiotracks „Prophets Of Rage“ und „The Party’s Over“ nicht los – ersterer klingt halt wie ein Rage Against The Machine-Cover des Public-Emeny-Stücks halt so klingt. Und über das zweite Stück; mithin der einzige neue Song auf dieser Veröffentlichung; möge man aus meiner Sicht mal lieber vollkommen den Mantel des Schweigens decken. Geht’s irgendwie noch banaler, noch langweiliger, noch ausgelutschter? Boah, da ist es wieder, das Gefühl des Uraltseins, vielen herzlichen Dank dafür. Immerhin weiß ich jetzt auch wieder, warum weder Cypress Hill und Public Enemy noch RATM in den letzten Jahren, ach was Jahrzehnten auch nur auf den äußersten Randbereichen meines Relevanz-Musik-Radars aufgetaucht sind. Da hilft es auch nix, dass die Sache gut gemeint ist (jeder weiß, wie dieser Spruch weitergeht). Vielleicht wäre da irgendwas anderes mit M besser gewesen – ein Manifest meinetwegen oder eine Massenbewegung, wegen mir in Form von Massenkonzerten. Die Sache mit Musikveröffentlichungen war definitiv keine gute Idee – zumindest nicht in dieser Form.